Konkurrenz zu The Line
Akon City: Senegal plant ein echtes Wakanda
- Aktualisiert: 12.04.2024
- 05:28 Uhr
- Sven Hasselberg
Akon City ist von dem Land Wakanda aus den Marvel-Comics rund um Black Panther inspiriert. Die Smart City im afrikanischen Senegal soll ökologisch sein und voll digitalisiert. Aber es regt sich vor allem auch Kritik.
Lust auf mehr "Galileo"?
➡ Schau dir jetzt auf Zappn die neueste Folge an
Akon City: Das Wichtigste in Kürze
Akon-City ist eine geplante Küsten-Stadt im Senegal. Sie soll eine digitalisierte Smart-City sein, grün, nachhaltig und mit der Kryptowährung Akoin.
Das Projekt wurde 2018 bekannt und basiert auf einer Idee von US-Rapper Akon. Dieser ließ sich wohl von dem Hightech-Land Wakanda aus dem Marvel-Comics inspirieren.
Die Stadt sollte Jobs für die lokale Bevölkerung bieten und sowohl ein Tourismusziel sein als auch ein Zentrum für Technologie, Bildung, Erholung und Wirtschaft.
Bei der Grundstein-Legung 2020 hieß es, die Stadt solle 2030 bereits fertiggestellt sein. Bisher ist allerdings so gut wie nichts erbaut worden. Daher werden die Kritiker:innen zahlreicher. Mehr dazu erfährst du unten.
Akon City: Wo soll die Stadt entstehen?
Akon sagte in Interviews immer wieder, er wolle dem Senegal mit Akon City etwas zurückgeben, Perspektiven für die junge Leute schaffen, Jobs für die Bevölkerung. Also wurde ein Stück Land, gut 100 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Dakar, in der Nähe des Dorfes Mbodiene auserkoren. Hier an der Küste, sollte das gut 5,5 Milliarden Euro teure Städte-Bauprojekt entstehen. Als Fläche werden zwischen 500 und 800 Hektar angegeben, also über 700 Fußballfelder. Als Architekten wurde das in Dubai ansässige Büro BAD Consult mit seinem Chef Hussein Bakri berufen.
Im Senegal leben gut 18 Millionen Menschen. Die Wirtschaft gilt als eine der wachstumsstärksten Afrikas. 2022 lag das Bruttoinlandsprodukt bei gut 28 Milliarden US-Dollar. Das Budget für Akon City sollte vor allem durch private Investoren finanziert werden. 2021 wurde auch der Plan bekannt, eine zweite Akon City in Uganda zu entwerfen. Bisher blieb es aber beim Traum von Akon City. Mehr zur Kritik an dem Projekt erfährst du weiter unten.
US-Rapper Akon wurde 1973 in St. Louis, Missouri, geboren. Seine Eltern stammten aus dem Senegal, wo er auch die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte. Dann kehrte die Familie wieder in die Vereinigten Staaten zurück. Akon machte eine große Karriere, gründete ein eigenes Musiklabel, arbeitete mit Michael Jackson, Gwen Stefani, Shaggy und anderen zusammen. Seine Single "Sexy Bitch" mit David Guetta wurde 2009 Nummer eins in Deutschland und Großbritannien, ebenso die Single "Lonely" von 2004.
Akon City: Das Besondere an der Stadt der Zukunft
📲 Kryptowährung: In Akon-City soll mit der Kryptowährung Akoin bezahlt werden. Auch diese wurde von Akon erfunden. Mit der Idee dieser ganz Afrika umspannenden Kryptowährung begann 2018 auch der Traum von Akon City. Der Name ist zusammengesetzt aus Akon und Coin, also Münze. Der Slogan lautet "One Africa – one Koin".
🐈⬛ Fiktives Vorbild: Als "Real Life Wakanda" wurde Akon City in den Himmel gelobt. Getreu dem hoch technisierten Land aus den Marvel-Comics soll die Stadt voll digitalisiert sein, eine "Smart-City". Auch das Königreich Wakanda liegt im Marvel-Comic in Afrika, hat sich und seine Technologie aber lange abgeschottet.
🪴 Grün: Akon City soll nicht nur über Parks und begrünte Hochhäuser als eine Art grüne Lunge verfügen. Die Stadt soll durch nachhaltige Energien, vor allem Solarkraft, gespeist werden. Auch das Wasser- und Stromnetz müssten hierfür natürlich vollkommen neu und hochmodern angelegt werden. Laut den Plänen sollte die Stadt wohl über ein eigenes Solarkraftwerk verfügen.
🏥 Infrastruktur: Die Stadt sollte neben Wohnungen und Büroflächen vor allem ein Magnet für den Tourismus werden. Restaurants, Shoppingmalls und Hotels sollten locken. Es wurde aber auch immer wieder über ein Klinik-Projekt mit 5.000 Betten und verschiedene Bildungs-Einrichtungen berichtet.
The Line: Die Megastadt in Saudi-Arabien
The Line: Die Megaprojekte Saudi-Arabiens - Teil 1
Das Design von Akon City: Wie soll die Stadt aussehen?
Da bisher noch so gut wie nichts gebaut wurde, begrenzt sich die Visualisierung der Stadt auf Modelle, Pläne, Architektur-Renderings und vollmundige Beschreibungen. Schneckenförmige Bungalows, wellenförmige Wolkenkratzer in Weiß, Beige bis Rosafarben sind zu sehen.
Auf der Homepage der Architekten heißt es, die Wellen seien vom nahen Meer an Land gegangen und seien tief in die Wurzel der Gebäude eingetaucht. Anscheinend wolle man so Land und Meer verbinden. Die Gebäude scheinen laut den Planern zur Musik von Akon zu tanzen und stehen für Freude und Erfolg - eine wahrhaft träumerische Umschreibung.
Akon City: Das sagen die Kritiker:innen
Die Nachrichten über den Fortschritt beim Bau von Akon City sind kläglich bis widersprüchlich. Noch im August 2020 schritt Akon gemeinsam mit dem Tourismusminister des Senegals, Alioune Sarr, feierlich zur Grundsteinlegung. Doch danach passierte erst einmal nicht viel.
Zu Beginn 2024 soll nun das Welcome-Centre als Rohbau grüßen, aber selbst dieser soll nicht ganz fertig sein. Ob und wann Akon City also gebaut wird, steht wohl in den Sternen. Der ursprüngliche Termin der Fertigstellung, 2030, dürfte schwer einzuhalten sein. Deshalb glauben viele Kritiker:innen nicht mehr an die Stadt, halten den Traum für eine geplatzte Seifenblase.
Doch auch schon im Vorfeld regte sich die Kritik: Selbst wenn die Stadt gebaut wird, für wen? Wohnungen seien dort wohl nicht billig zu haben. Wird es ein Touristen-Ort? Was haben die Einheimischen davon? All diese Fragen wurden laut, es war von einem "Utopia für Besser-Verdienende" die Rede.
Auch die Einführung der Kryptowährung stand in der Kritik. Um damit zu bezahlen, bräuchten die Leute ein Smartphone. Das haben aber längst nicht alle aus der einfachen Bevölkerung im Senegal. Nachrichten von Gerichts-Prozessen gerieten in Umlauf, unter anderem weil anscheinend frühere Landbesitzer:innen von den verantwortlichen Behörden nicht korrekt entschädigt worden seien, als der Bauplatz abgesteckt wurde.
Immer wieder rühren sich die Kritker:innen und sprechen nur von einem Werbeprojekt für Akon oder die Regierung. Der Rapper selbst meldete sich ebenfalls regelmäßig zu Wort, hielt an der Idee fest, und machte wohl unter anderem Corona für den verspäteten Baubeginn verantwortlich. Was also wann und wie in der Zukunft mit Akon City passiert, bleibt abzuwarten. Nachdem allerdings im März 2024 die Opposition im Senegal mit Bassirou Diomaye Faye die Präsidentenwahlen haushoch gewann, wurden Präsident Macky Sall, der seit 2012 regiert und auch seine Partei abgelöst. Es wird sich daher zeigen, ob das Projekt noch weiterhin im Land selbst gefördert wird und was die neue Regierung davon hält.