Alzheimer und Demenz: Was ist der Unterschied?
- Veröffentlicht: 21.09.2023
- 18:45 Uhr
- Chris Tomas
Wenn das Gehirn nicht mehr so funktioniert wie früher, machen sich vor allem ältere Menschen Gedanken: Bin ich dement? Ist es vielleicht sogar Alzheimer? Hier erfährst du, was der Unterschied ist und wie man sich schützt. Im Clip: Wie Videospiele Alzheimer-Kranken helfen.
Das Wichtigste zum Thema Demenz und Alzheimer
Die Begriffe Demenz und Alzheimer werden oft synonym verwendet. Sie meinen aber nicht dasselbe.
Alzheimer ist eine Krankheit, die zu Demenz führt. Verantwortlich dafür sind Abbauprozesse im Gehirn. Bei etwa zwei Dritteln aller Demenz-Betroffenen ist Alzheimer der Grund.
Daneben gibt es aber weitere Möglichkeiten, warum jemand dement wird: beispielsweise eine Stoffwechselstörung, ein Schlaganfall oder Alkoholismus.
In Deutschland leben zurzeit etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, berichtet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Das entspricht der Einwohnerzahl von Hamburg. Weil die Bevölkerung immer älter wird und vor allem ältere Menschen betroffen sind, steigt die Zahl.
Weltweit wird an Alzheimer-Medikamenten geforscht. Erst Anfang Juli wurde in den USA das Medikament Leqembi zugelassen. Es verlangsamt laut Studien das Nachlassen der Denk- und Merkfähigkeit bei Patient:innen in frühen Stadien. In Deutschland sind aktuell vier Wirkstoffe erhältlich.
Steckbrief Demenz: Das musst du wissen
Definition
👉 Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Fachleute unterscheiden dabei zwischen primärer und sekundärer Demenz.
👉 Primäre Demenz bedeutet, dass Nervenzellen im Gehirn für immer verloren gehen. Hauptgrund ist die Alzheimer-Krankheit. Hinzu kommen seltenere Formen wie die Vaskuläre (gefäßbedingte) Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und die Frontotale Demenz. Über 90 Prozent der Menschen mit Demenz haben eine primäre Demenz. Sie ist nicht heilbar.
👉 Sekundäre Demenz bedeutet, dass eine andere Erkrankung für die Demenzsymptome verantwortlich ist. Das kann zum Beispiel ein Mangel an Vitamin B12, Alkoholismus oder ein Schilddrüsenproblem sein. Aber auch bestimmte Medikamente und Depressionen kommen infrage. Wird die Grunderkrankung behandelt, können auch die Demenzsymptome verschwinden.
Risikofaktoren
👉 Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr, an Demenz zu erkranken. Sind bei den 65- bis 69-Jährigen erst ein bis zwei Prozent betroffen, so ist es bei den 85- bis 89-Jährigen schon jeder Vierte. Die Mehrheit von ihnen sind Frauen - wahrscheinlich weil sie länger leben. Trotzdem können auch schon junge Leute Demenz bekommen. Der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft zufolge leben in Deutschland 100.000 Menschen zwischen 45 und 64 Jahren mit Demenz.
Symptome
👉 Bei Betroffenen wird beispielsweise das Kurzzeitgedächtnis schlechter, das Denken funktioniert nicht mehr wie früher, auch Sprache und Motorik können beeinträchtigt sein. Manchmal verändert sich das Verhalten oder die Persönlichkeit. Der Verlauf hängt auch von der Ursache der Demenz ab.
Diagnose
👉 Weil die Anzeichen vor allem im Frühstadium diffus sein können, vergehen bis zu einer Diagnose manchmal viele Jahre. Bei Verdacht hilft ein Termin in einer sogenannten Gedächtnisambulanz. Hier findest du Adressen in deiner Nähe.
Steckbrief Alzheimer: Das musst du wissen
Definition
👉 Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form von Demenz. Benannt wurde die Erkrankung nach ihrem Entdecker, dem deutschen Psychiater Alois Alzheimer. Warum Menschen daran erkranken, ist trotz jahrzehntelanger Forschung noch nicht klar.
👉 Was man weiß: dass sich bei Betroffenen zwei bestimmte Eiweiße im Gehirn ablagern. Sie heißen Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Sie beeinträchtigen die Kommunikation der Nervenzellen, dadurch können Informationen nicht mehr weitergeleitet und verarbeitet werden. Nach und nach sterben diese Nervenzellen dann für immer ab. Man bezeichnet Alzheimer deshalb als neurodegenerative Erkrankung.
Risikofaktoren
👉 Hauptrisikofaktor für die Alzheimer-Krankheit ist das Alter. Laut Deutscher Alzheimer-Gesellschaft lassen sich nur bei weniger als drei Prozent der Fälle genetische Ursachen feststellen.
Symptome
👉 Typische Warnsignale bei Alzheimer sind Vergesslichkeit, Orientierungsprobleme, Schwierigkeiten mit simplen Routineaufgaben, Wortfindungs-Störungen und auffällige Verhaltensänderungen. Mit der Zeit werden die Symptome stärker, und irgendwann kommen Betroffene im Alltag nicht mehr allein zurecht.
Diagnose
👉 Um herauszufinden, ob es sich um Alzheimer oder eine andere Form von Demenz handelt, müssen eine ganze Reihe von Untersuchungen stattfinden. Dazu gehören bestimmte Tests, Hirnscans per CT und MRT oder eine Nervenwasseruntersuchung. Deshalb haben Forschende in den letzten Jahren Bluttests entwickelt, mit denen es schneller gehen soll. Ein Test kommt in den USA schon zum Einsatz; an einem weiteren arbeitet gerade ein Team an der Ruhr-Universität Bochum. Dieser soll auch die Früherkennung verbessern, die im Moment noch schwierig ist.
Vergesslich oder schon dement? So erkennst du den Unterschied
Ganz normal ist es, dass …
🤔 … dir manchmal Wörter nicht einfallen
🤔 … du schon mal deine PIN oder Passwörter vergisst
🤔 … du dir Namen schlecht merken kannst
🤔 … du mal einen Termin verschwitzt
🤔 … du hin und wieder Dinge verlegst, zum Beispiel den Schlüssel nicht findest
🤔 … du dich in unbekannter Umgebung nicht so gut orientieren kannst oder dich verfährst
🤔 … im Gespräch mal den Faden verlierst
🤔 … du im Alltag mit den Gedanken woanders bist, dir etwa nicht gemerkt hast, wo dein Auto steht
Alarmsignale für eine beginnende Demenz können sein, dass …
⚠️ … du immer öfter unkonzentriert bist, häufig wichtige Termine und Ereignisse vergisst. Bei Demenz ist das Kurzzeitgedächtnis als erstes betroffen.
⚠️ … du Sätze nicht zu Ende bringst oder dir nicht mehr einfällt, wie tägliche Gebrauchsgegenstände heißen, etwa "Teller" oder "Heizung"
⚠️ … du ständig Dinge verlegst und sie an Orten wiederfindest, wo sie nicht hingehören
⚠️ … du Schwierigkeiten hast, normale Alltagsaufgaben auf die Reihe zu bringen, etwa Einkaufen, Anziehen, usw.
⚠️ … du anderen immer und immer wieder die gleichen Geschichten erzählst
⚠️ … du in deinem bekannten Umfeld die Orientierung verlierst und beispielsweise den Weg nach Hause nicht mehr findest
⚠️ … du Menschen, mit denen du verwandt oder befreundet bist, nur noch mit Mühe erkennst und dich lieber zurückziehst
⚠️ … du von Freunden oder Angehörigen auf deine starke Vergesslichkeit oder ein verändertes Verhalten angesprochen wirst
Kann man an Demenz sterben?
Wie lange Menschen mit Demenz leben, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören das Alter, in dem die Demenz diagnostiziert wird, die Demenzform (Alzheimer oder eine andere), Begleiterkrankungen und der individuelle Verlauf.
Demenz selbst ist nicht tödlich. Trotzdem senkt sie die Lebenserwartung. Der Grund dafür ist, dass demente Menschen anfälliger für Krankheiten werden, zum Beispiel für Infektionen. Eine der häufigsten Todesursachen ist die Lungenentzündung.
Demenz vorbeugen: Das kannst du tun, um nicht zu erkranken
🎸 Die 100 Milliarden Nervenzellen im Gehirn können sich lebenslang neu vernetzen. Dazu müssen sie aber gefordert werden. Gib deinem Gehirn daher etwas zu tun: Lerne ein Instrument, eine Sprache oder den Umgang mit einem neuen Computerprogramm.
🥦 Eine deutsche Studie ergab, dass eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreide, Fisch und ungesättigten Fettsäuren wie in Olivenöl vor den Eiweißablagerungen im Gehirn schützt, die typisch für Alzheimer sind.
🚬 Finger weg von der Zigarette: Wer mehr als zwanzig Jahre lang raucht, hat ein doppelt so hohes Demenz-Risiko. Das ist das Ergebnis einer chinesischen Untersuchung.
🏋️ Regelmäßige Bewegung ist ebenfalls wichtig. Das muss auch gar kein Leistungssport sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät, jede Woche etwa zweieinhalb Stunden lang moderat zu trainieren. Für alle, die es anstrengend mögen, reicht sogar die Hälfte der Zeit. Dazu etwas Kraftsport: perfekt.
👪 Telefonieren, Freundschaften pflegen, auf Enkelkinder aufpassen: Das tut dem Gehirn gut. Einsamkeit erhöht das Demenzrisiko um rund 26 Prozent, zeigt eine Langzeitstudie aus China.
🩸 Stimmt der Blutdruck? Schon leicht erhöhte Werte ab 130 mmHg wirken sich ungünstig aus - zumindest, wenn sie dauerhaft erhöht sind. Das konnten Wissenschaftler:innen vom University College London zeigen.
👩⚕️ Wer über 35 Jahre ist, hat alle drei Jahren Anspruch auf einen Gesundheitscheck beim Hausarzt oder der Hausärztin. Sind die Cholesterinwerte im Lot? Ist das Risiko für Diabetes erhöht? Beides kann später Demenz begünstigen.
🦷 Außerdem lohnt es sich, mindestens einmal im Jahr einen Zahnarzttermin zu vereinbaren. Menschen mit Alzheimer haben auffällig oft Parodontitis. Manche Fachleute vermuten, dass die beteiligten Bakterien auch negative Effekte aufs Gehirn haben könnten.
🍵 Ein US-amerikanisches Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass grüner Tee die Bildung von Beta-Amyloid-Plaques reduziert. Verantwortlich für diese Wirkung sind der Inhaltsstoff Resveratrol und Katechine.
👂 Die Ohren funktionieren nicht mehr so gut? Dann bloß nicht zu lange mit einem Hörgerät warten. Schwerhörigkeit gehört zu den größten Risikofaktoren für Demenz, ergab eine aktuelle Analyse.
🏭 Gerade wird außerdem diskutiert, ob eine hohe Belastung mit Feinstaub Alzheimer begünstigt. Eine mexikanische Studie deutet darauf hin.
Häufige Fragen zu Demenz und Alzheimer
Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die dazu führen, dass die geistige Leistungsfähigkeit nachlässt. Je nach Form können Gedächtnis, Orientierung, Sprache, Motorik, aber auch emotionale und soziale Fähigkeiten beeinträchtigt sein. Trotz jahrelanger Forschungsarbeit hat man das Krankheitsbild noch nicht vollständig verstanden.
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form von Demenz. Bei Betroffenen lagern sich zwei bestimmte Eiweiße im Gehirn ab. Sie heißen Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Diese Eiweiße stören die Arbeit der Nervenzellen, die dann nach und nach absterben. Etwa sechzig bis siebzig Prozent aller Menschen mit Demenz haben Alzheimer.
Um herauszufinden, ob jemand an Demenz erkrankt ist, müssen eine ganze Reihe von Untersuchungen stattfinden. Dazu gehören bestimmte Tests, Hirnscans per CT und MRT oder eine Nervenwasseruntersuchung. In naher Zukunft soll zumindest Alzheimer leichter und schneller diagnostiziert werden können: mit einem simplen Bluttest. In den USA ist bereits der erste erhältlich.
Die meisten Demenzformen sind nicht heilbar. Der beste Schutz ist ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung (am besten Mittelmeerkost), regelmäßiger Bewegung und sozialen Kontakten. Dazu sollten Blutdruck, Cholesterin- und Zuckerwerte im Lot sein. Vitaminmangel und Rauchen sind Risikofaktoren.