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Explosives Ammonium-Nitrat: Wieso ist dieser Stoff so gefährlich?

  • Veröffentlicht: 05.08.2020
  • 19:00 Uhr
  • Galileo
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© Mikhail Alaeddin//dpa

Im Hafen von Beirut lagerten 2.750 Tonnen Ammonium-Nitrat. Ermittler vermuten sie als Auslöser für die gewaltige Explosion am 04. August. Schon in der Vergangenheit gab es Katastrophen mit der Chemikalie. Wir erklären dir, was Ammonium-Nitrat genau ist.

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Das Wichtigste zum Thema Explosion in Beirut

  • Die schwere Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut forderte den bisherigen Angaben zufolge mehr als hundert Tote und Tausende Verletzte.

  • Zunächst loderte ein mächtiges Feuer mit einer riesigen Rauchwolke im Hafengebiet. Wenig später erschütterte eine gewaltige Explosion die Stadt. Dem Deutschen Geoforschungszentrum GFZ zufolge waren die Erschütterungen mit einem Erdbeben der Stärke 3,5 vergleichbar.

  • Noch ist nicht geklärt, was die Explosion ausgelöst hat. Libanesische Behörden vermuten aktuell eine große Menge Ammonium-Nitrat. Ministerpräsident Hassan Diab sprach von 2.750 Tonnen, die seit mehr als 6 Jahren ohne Vorsichtsmaßnahmen in einem Lagerhaus am Hafen untergebracht waren.

  • Das Ammonium-Nitrat stammt wohl von einem Schiff, das 2013 auf dem Weg von Georgien nach Afrika wegen "grober Verletzung der Betriebsregeln" festgehalten wurde. Die Ladung hatte man dabei konfisziert.

  • Was ist Ammonium-Nitrat für ein Stoff - und was macht ihn so gefährlich? Das und wie du den Libanon unterstützen kannst, erfährst du auf dieser Seite.

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Ammonium-Nitrat (NH4NO3) ...

🔬 … ist ein fester, farbloser und kristalliner Stoff.

… ist ein Salz, das sich günstig aus Ammoniak und Salpetersäure herstellen lässt.

💬 … wird auch als Ammonsalpeter, Ammoniksalpeter oder brennbarer Salpeter bezeichnet.

💦 … lässt sich leicht in Wasser auflösen.

🌱 … wird üblicherweise zur Herstellung von Düngemittel und Sprengstoff verwendet.

♨ … sollte nicht in der Nähe von Brennstoffen und anderen Wärmequellen gelagert werden.

Was macht Ammonium-Nitrat so gefährlich?

Wird Ammonium-Nitrat nicht vermischt, ist es ungefährlich. Aber: Bei falscher Lagerung, etwa wenn zu große Mengen dicht beieinander stehen, verhält sich Ammonium-Nitrat wie ein Komposthaufen und erhitzt sich. Brände können entstehen. Das kann schon bei Raumtemperatur passieren.

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Ammonium-Nitrat: Wo steckt es überall drinnen?

Bei einer Initialzündung oder starkem Erhitzen über 300 Grad Celsius oxidiert Ammonium-Nitrat und wird von einem Feststoff zu den gasförmigen Produkten Stickstoff, Sauerstoff und Wasserdampf. So erhält es seine enorme Sprengkraft.

Bis zum Zweiten Weltkrieg basierten viele Sprengstoffe auf Ammoniumnitrat. Die deutsche Marine rüstete ihre Seeminen und Sprengköpfe von Torpedos mit dem Schießwolle 39 aus - und darin ist unter anderem Ammoniumnitrat enthalten.

Auch in den Sprengmitteln ANC, Donarit und Kinepak sowie in Raketen, die in der Raumfahrt oder für militärische Zwecke verwendet werden, wird die Substanz eingesetzt.

Möglicherweise fand Ammonium-Nitrat schon einmal in deinem Garten Verwendung. Das Salz ist nämlich unter anderem Bestandteil des "Blaukorn"-Düngers. In Verbindung mit Feuchtigkeit löst es sich schnell auf. Der Stickstoff kann einfach in den Boden gelangen.

In Deutschland fällt die Verwendung von Ammonium-Nitrat unter das Sprengstoffgesetz - es darf nur unter Sicherheitsauflagen verwendet werden. Zum Beispiel bei anorganischem Dünger: Nur zusammen mit anderen, brand-hemmenden Substanzen, etwa mit Kalk, darf es zum Einsatz kommen.

Ammoniumnitrat: Schon in der Vergangenheit gab es Katastrophen

Explosives Ammonium-Nitrat: Wieso ist dieser Stoff so gefährlich?

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2001, Frankreich: Bei der Explosion einer Halle einer Düngemittelfabrik in Toulouse starben 31 Menschen.
© dpa - Fotoreport

2001, Frankreich: Bei der Explosion einer Halle einer Düngemittelfabrik in Toulouse starben 31 Menschen.

2013, Texas: Auch West Fertilizer, eine Düngemittelfabrik in Texas, wurde von einer Explosion mit Ammonium-Nitrat zerstört. Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung. 15 Menschen starben.
© picture alliance / AP Photo

2013, Texas: Auch West Fertilizer, eine Düngemittelfabrik in Texas, wurde von einer Explosion mit Ammonium-Nitrat zerstört. Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung. 15 Menschen starben.

2015, China: In einem Gefahrgut-Lager der Hafenstadt Tianjin löste Ammonium-Nitrat eine Serie von Explosionen aus. 173 Menschen starben.
© picture alliance / AP Photo

2015, China: In einem Gefahrgut-Lager der Hafenstadt Tianjin löste Ammonium-Nitrat eine Serie von Explosionen aus. 173 Menschen starben.

2004, Nordkorea: Bei Ryongchŏn explodiert ein mit Ammonium-Nitrat beladener Zug. Mindestens 161 Menschen werden getötet, etwa 1.300 verletzt und ungefähr 40 Prozent der Innenstadt zerstört.
© picture alliance / AP Photo

2004, Nordkorea: Bei Ryongchŏn explodiert ein mit Ammonium-Nitrat beladener Zug. Mindestens 161 Menschen werden getötet, etwa 1.300 verletzt und ungefähr 40 Prozent der Innenstadt zerstört.

1921, Ludwigshafen am Rhein: In der größten Stadt der Pfalz kam es zu einer Explosion im Chemieunternehmen BASF, nachdem ein festgewordenes Ammonium-Nitrat-Gemisch mit Dynamit gelockert werden sollte. 400 Tonnen Düngemittel detonierten. Mehr als 500 Menschen starben.
© dpa - Bildarchiv

1921, Ludwigshafen am Rhein: In der größten Stadt der Pfalz kam es zu einer Explosion im Chemieunternehmen BASF, nachdem ein festgewordenes Ammonium-Nitrat-Gemisch mit Dynamit gelockert werden sollte. 400 Tonnen Düngemittel detonierten. Mehr als 500 Menschen starben.

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3 Wege, wie du dem Libanon jetzt helfen kannst

  1. Das Libanesische Rote Kreuz hilft unter anderem bei der Bereitstellung von Rettungsdiensten im Land. Auf Twitter hat die Organisation bereits ambulante Erste-Hilfe-Stationen in Beirut angekündigt, um so auch Menschen mit unkritischeren Verletzungen helfen zu können. Infos, wie du an die Organisation spenden kannst, findest du hier. 
  2. Impact Lebanon ist eine Non-Profit-Organisation, die über die Crowdfunding-Seite JustGiving Geld sammelt, um Hilfe für die von der Explosion betroffenen Menschen zur Verfügung zu stellen. Die ersten 100.000 Pfund gehen an das Libanesische Rote Kreuz.
  3. Aktivisten haben auf Carrd.co eine Crowd-Sourcing-Liste mit weiteren lokalen NGOs und Ressourcen erstellt. Einen Überblick findest du hier. 
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