Arktische Seidenstraße: die gefährliche Handelsroute durchs ewige Eis
- Veröffentlicht: 14.07.2021
- 20:45 Uhr
- Galileo
Die arktische Seidenstraße ist eine Folge des Klimawandels. In einigen Jahren werden Routen wie die Nordostpassage im Sommer eisfrei sein. Einige Staaten versuchen schon jetzt, ihren Einfluss dort auszubauen, um sich wichtige Handelswege zu sichern. Allen voran: China.
Das Wichtigste zum Thema Arktische Seidenstraße
Die Arktis gewinnt für die Weltwirtschaft an Bedeutung: Schiffsrouten durch die Region ganz im Norden verkürzen die Fahrzeiten enorm. Zugleich vermuten Forscher dort zahlreiche Bodenschätze.
Forscher erwarten, dass die Arktis ungefähr in 39 Jahren im Sommer eisfrei sein könnte - und damit auch von normalen Schiffen (ohne Eisbrecher) befahrbar wäre.
Zahlreiche Länder haben in den vergangenen Jahren ihr Interesse deutlich gemacht, darunter Staaten, deren Landfläche bis in die Arktis reicht: Russland, USA, Kanada, Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark (über Grönland).
Aber auch China - dessen nördlichster Punkt 1400 Kilometer vom Polarkreis entfernt liegt - bezeichnet sich als Arktis-Anrainer.
China möchte eine arktische Seidenstraße aufbauen: Mit chinesischem Geld werden in Russland mehrere Häfen gebaut. In Finnland investiert die chinesische Regierung in den Bau einer Eisenbahnlinie.
Die bisher gängigsten Seerouten
Vor allem zwischen Europa und Asien werden große Mengen von Waren transportiert. Im Moment können die Schiffe den längeren Weg nehmen - um das Horn von Afrika rum. Über den Suez-Kanal brauchen Frachtschiffe von Hamburg nach Shanghai 22 Tage. Über die Arktis wären es nur 15 Tage.
Wo fahren all die Schiffe hin?
Animiert: die gängigen Seerouten
Die neue Seidenstraße - und die internationale Kritik
Die Seidenstraße gilt als eine der ältesten und bekanntesten Handelsrouten der Welt: Marco Polo nutzte sie im 13. Jahrhundert für den Handel zwischen China und dem Mittelmeerraum.
Seit Jahren baut China die "Neue Seidenstraße" auf. Damit will die Regierung in Peking ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss in Asien, in Afrika und in Europa ausbauen.
Im Mittelpunkt stehen zwei Routen: Der nördliche Landweg, mit der Eisenbahn aus dem Norden Chinas über den Iran, die Türkei und Russland bis nach Zentraleuropa.
Und die südliche Seeroute: Über Indien und Ostafrika ebenfalls nach Zentraleuropa. China investiert für die neue Seidenstraße in den Bau von Bahnstrecken, Häfen und Flughäfen.
Kritiker allerdings warnen: China vergibt Kredite an die Länder, in denen beispielsweise neue Häfen gebaut werden. Beauftragt mit dem Bau werden in der Regel chinesische Unternehmen.
So profitieren vor allem chinesische Unternehmen - und zahlreiche Länder bringen sich in eine finanzielle Abhängigkeit zu China.
So soll die neue Seidenstraße verlaufen
Warum ist Einfluss in der Arktis so begehrt
💎 In der Arktis erwarten Forscher, geologische Schätze zu entdecken: Uran, Nickel, Gold, Platin und Seltene Erden.
👷♀️ Unter dem Meer im Polarkreis könnte sich zudem 30 Prozent der weltweiten Erdgasvorkommen und 13 Prozent der weltweiten Erdölvorkommen verbergen.
📈 Vor allem China, das auf neue Erdöl- und Erdgasquellen angewiesen ist sowie neue Rohstoffquellen benötigt, ist eine Zugang zur Arktis von hoher wirtschaftlicher Bedeutung.
🛳 Wenn die Arktis zumindest zeitweise eisfrei ist, könnten Containerschiffe auf dieser Route Zeit und Geld sparen: Von Hamburg nach Tokio über den Suez-Kanal sind es 21.000 Kilometer, über die Nordostpassage nur 13.000 Kilometer.
So verläuft die arktische Seidenstraße
Was passiert mit den arktischen Ureinwohnern?
Rund vier Millionen Menschen leben in der Arktis. Darunter Ureinwohner wie die Inuit oder die Eskimos.
Sie stehen vor großen Veränderungen: Der Klimawandel sorgt für eine Wandlung der Natur in ihrer Umwelt.
Eine Herausforderung ist zudem, die Einwohner der Arktis finanziell am Abbau der Bodenschätze zu beteiligen - Akteure wie China wollen schließlich möglichst günstig an die Rohstoffe kommen.
Welche Auswirkungen die arktische Seidenstraße auf die Natur hat
❄️ Das Eis hat den Zugang des Menschen zum Polarkreis auf ganz natürliche Art eingeschränkt und damit auch die Umwelt dort geschützt.
🐳 Eine Zunahme der Schifffahrt in der Region stört das Leben von Meeressäugern und Vögeln.
🌊 Experten warnen zudem davor, dass eine Schiffshavarie samt Austritt von Schiffsdiesel katastrophale Folgen für die dortige Natur hat - auch weil Rettungskräfte die Region erst erreichen müssten.
💨 Zwar bedeutet eine Verkürzung der Fahrstrecke für Containerschiffe auch weniger CO2-Ausstoß. Allerdings könnte eine Zunahme des CO2-Ausstoßes in der Arktis die ohnehin schon folgenschwere Eisschmelze noch weiter beschleunigen.