Autonomes Fahren: Wie sicher sind selbstfahrende Autos wirklich?
- Veröffentlicht: 27.01.2023
- 15:45 Uhr
- Peter Schneider
Selbstfahrende Autos machen häufig Schlagzeilen mit Unfällen. Was bringt uns autonomes Fahren also und wie sicher ist es? Denn eins steht fest: Weltweit fahren immer mehr Autos ohne Fahrer auf den Straßen - auch bei uns. Wir haben die wichtigsten Fragen zum Autofahren der Zukunft für dich beantwortet.
Das Wichtigste zum Thema Autonomes Fahren
In China ist ein Tesla unkontrolliert durch eine Stadt gerast und hat dabei zwei Menschen tödlich verletzt. Offenbar konnte der Fahrer nicht bremsen. Problem: Die Ursache lässt sich bisher nicht bestätigen. Tesla selbst behauptet, der Fahrer habe gar nicht versucht zu bremsen.
Ein selbststeuerndes Auto außer Kontrolle erscheint wie Horror-SciFi. Doch Fakt ist: Weltweit werden Milliarden Euros ausgegeben, um autonome Fahrzeuge zu bauen.
Zentrum der autonomen Fahrzeuge ist das Silicon Valley, das Mekka der Digitalisierung. In dem Tal südlich von San Francisco fahren bereits über 1000 völlig selbst steuernde Autos (Fachbegriff "Autonomes Vehikel", AV).
Schätzungen gehen davon aus, dass 2040 weltweit mehr als 33 Millionen selbstfahrende Autos pro Jahr verkauft werden. Zur Einordnung: Aktuell sind in Deutschland etwa 48 Millionen Autos zugelassen.
Hersteller wie Mercedes haben schon teilautonom fahrende Autos im Programm, Apple will schon 2025 ein völlig autonomes Fahrzeug auf den Markt bringen. Aber: Wie sicher sind solche Autos?
Weniger Autos = weniger Unfälle
Und wie sicher ist autonomes Fahren?
💥 Die Hersteller von selbstfahrenden Autos, aber auch Wissenschaftler:innen geben sich überzeugt, dass ihre Autos dazu beitragen, dass weniger Menschen im Verkehr verletzt werden. Grund: Der Mensch verursacht 90 Prozent der Verkehrsunfälle.
🧮 Laut Tesla waren seine Autos, die Ende 2021 im Autopilot-Modus fuhren, im Schnitt nur alle 6,9 Millionen Kilometer an einem Unfall beteiligt, ohne diese Modus aber bereits alle 2,5 Millionen..
⚡ Laut der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA ereignet sich in den Vereinigten Staaten durchschnittlich etwa alle 780.000 Kilometer ein Unfall.
🥂 Außerdem: Betrunkene Fahrer verursachten 2021 in Deutschland mehr als 30.000 Unfälle. Logisch: Wer betrunken ist, aber nicht selbst fährt, kann auch keinen Unfall bauen.
👶 Ob Fahranfänger:in oder betagte Senior:innen: In einem autonomen Fahrzeug spielen mangelnde Erfahrung und nachlassender Überblick keine Rolle mehr.
🚨 Und wer trägt die Verantwortung? Im teilautonomen Modus müssen Fahrer:innen eingreifen, wenn das System sie dazu auffordert. Somit stehen sie bei einem Unfall auch in der Verantwortung. Bei vollautonomer Fahrt haften Insass:innen nicht mehr, da sie gar nicht mehr eingreifen können. Bei einem verschuldeten Unfall zahlt dann die Versicherung, bei technischen Fehlern der Hersteller.
Fahrzeug teilen und Geld sparen
Wie finden autonome Autos ihren Weg finden
Die meisten Testautos nutzen zahlreichen Sensoren, um ihre Umgebung abzutasten, und werten die gewonnen Daten dann per Computer aus. Hier kommt selbstlernende Software ins Spiel. Sie braucht viele Daten, um Menschen, Autos und andere Hindernisse auseinanderzuhalten. Je häufiger sie also eine:n Fußgänger:in in verschiedenen Situationen erlebt hat, desto besser wird sie diese in einer zukünftigen unbekannten Situation erkennen und umfahren können.
Als technische Augen benutzen sie Kameras, Ultraschall, Radar und Lidar (eine Art Radar mit Laserstrahlen). Moderne Auto-Lidars rastern ihre Umgebung mehr als 200 Meter weit ab. Werden die Strahlen von einer:m Fußgänger:in reflektiert, weiß das Auto, wo er sich befindet und weicht aus.
Problem: Die Preise für Lidars sind zwar in den vergangenen Jahren von mehr als 10.000 auf wenige Tausend Euro gefallen, sie sind aber immer noch vergleichsweise teuer. Tesla verwendet daher insgesamt optische Kameras und Ultraschallsensoren, um die Umwelt seiner Test-Fahrzeuge etwa 250 Meter weit abzutasten.
Prototypen und Designstudien europäischer Hersteller
Autonomes Fahren: Wie sicher sind selbstfahrende Autos wirklich?
Wann fahren wir denn nun autonom?
🔊 Im August kündigte Tesla-Chef Elon Musk das erste selbstfahrende Modell für Ende 2022 an. Aber: Er hatte bereits 2018 behauptet, dass ein Tesla völlig autonom quer durch die USA fahren würde. Die Fahrt fand nie statt. Genauso wenig gingen seine für 2020 angekündigten Robotertaxis an den Start.
💾 Es sind kurioserweise nicht die herkömmlichen Autohersteller, die vorne mitmischen, sondern digitale Riesenkonzerne wie Google und Apple. Ihr Vorteil: Sie wissen, wie sich Unmengen an Daten verarbeiten lassen - das A und O beim autonomen Autofahren.
🍏 Auch Smartphone-Hersteller Apple betreibt eine Flotte von über 30 selbstfahrenden Testautos, die schon mehr als 20.000 Kilometer hinter sich haben.
📱 Das Kraftfahrtbundesamt hat Mercedes Ende 2022 einigen seiner Modelle das Fahren in Level 4 (siehe unten) erlaubt – als erste Autos weltweit. Aber: nur im Parkhaus P6 am Flughafen Stuttgart. Per Smartphone lässt sich das Auto dort zum Einparken schicken und wieder zurückrufen.
🤖 Doch auch die Alten mischen mit: Cruise, ein Tochterunternehmen des US-Autoherstellers General-Motors lässt ebenfalls schon autonome Fahrzeuge durch das Silicon Valley rollen - bisher haben seine mehr als 130 Autos schon mehr als 10.000 Kilometer ohne Fahrer:in zurückgelegt. Ziel: Ein Robotaxi-Service ohne Sicherheitsfahrer in San Francisco.
🚕 Und was läuft in Asien? In China fahren schon mehr als 1000 autonome Taxis, teilweise sogar schon ohne Sicherheitsfahrer.
Ganz vorne: autonomes Google-Auto Waymo
Next Level: Die fünf Stufen des autonomen Fahrens
Autonomes Fahren: Hintergründe und Beispiele zur Entwicklung selbstfahrender Autos
Diese Assistenzsysteme erleichtern schon jetzt das Autofahren
🚘 Abstandsregel-Tempomat: "Wer das hier lesen kann, ist zu nah dran". Ein lustiger Autoaufkleber, den du nicht während der Fahrt lesen können solltest. ACC (Adaptive Cruise Control) bremst und beschleunigt automatisch für einen sicheren Abstand.
🚊 Spurhalte-Assistent: Dieses System erkennt Fahrbahnmarkierungen vor und neben dem Auto und warnt dich zum Beispiel durch Vibration des Lenkrades, wenn es knapp wird. Manche Assistenten lenken sogar mit.
🅿️ Park-Assistent: Ob Lücken zu klein sind, musst du dich nicht mehr fragen. Du musst nicht mal mehr zum Lenkrad greifen. Mit dem Gas- und Bremspedal kannst du das automatische Einparken dennoch kontrollieren.
🛣️ Spurwechsel-Assistent: Das System warnt dich während des Blinkens vor Fahrzeugen auf der Nebenspur, die sich im toten Winkel befinden oder sich dir nicht erkennbar schnell nähern.
🚴♂️ Ausstiegswarnung: Erfasst in Echtzeit Verkehrsteilnehmer:innen, die sich von hinten nähern. Du wirst rechtzeitig davor gewarnt, die Tür zu öffnen. Eine Erfindung, die vor allem Radfahrer:innen das Leben retten kann.
🚸 Automatische Notbremsung: Dieses System misst, ob du jemand gefährlich nah kommst und bremst gegebenenfalls automatisch bis zum Stillstand ab.
😴 Müdigkeitswarner: Dieses System analysiert dein Lenkverhalten und bemerkt zum Beispiel, wie abrupt deine Lenkbewegungen sind. So berechnet der Müdigkeitswarner, wenn du Pause eingelegt solltest.
⚖️ Die Hersteller müssen sogar ab 2024 bestimmte Assistenten in Neuwagen einbauen. Hier erfährst du, welche Assistenz-Systeme dann Pflicht sind. Außerdem sollen in Tesla-Fahrzeugen bald Mikrotransaktionen möglich sein.