Studie zu Corona-Impfstoff von Biontech: Dieses Ergebnis macht Mut!
- Veröffentlicht: 16.02.2021
- 16:45 Uhr
- Galileo
Eine neue Studie aus Israel bestätigt, dass der Impfstoff von Biontech sehr gut vor einer Corona-Erkrankung und auch vor einem schweren Verlauf schützt. Wie der mRNA-Impfstoff funktioniert, welche Nebenwirkungen möglich sind und ob Geimpfte andere anstecken können.
Das Wichtigste zum Thema Corona-Impfstoffe
In Deutschland sind aktuell 3 Corona-Impfstoffe zugelassen: der mRNA-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer, der mRNA-Impfstoff des US-Pharmakonzerns Moderna und der Vektor-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca.
Wie gut die 3 Impfstoffe wirken, zeigten bisher nur die Ergebnisse der jeweiligen Phase-3-Studien der Unternehmen: Die Hälfte der Teilnehmer bekam dabei den Impfstoff und die andere Hälfte ein Placebo.
Nach diesen Studien schützt der Impfstoff von Biontech zu 95 Prozent (43.000 Probanden), der von Moderna zu 94,5 Prozent (30.000 Probanden) und der von AstraZeneca zu 70 Prozent (23.000 Probanden) vor einer gefährlichen Corona-Erkrankung.
Nun wurde die hohe Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs in einer israelischen Studie mit 600.000 Geimpften bestätigt. Mehr dazu unten.
Wer bezahlt die Impfstoffe, wieso dauert eine Zulassung so lang - und wer wird zuerst geimpft? Wir klären wichtige Fragen am Ende der Seite.
"Wirksam in jeder Altersgruppe" - die neue Studie zum Biontech-Impfstoff aus Israel
Die israelische Krankenkasse "Clalit" führte eine groß angelegte Studie mit 600.000 Corona-Geimpften durch. Mit sehr gutem Ergebnis: Nach der Impfung hatten die Personen zu 94 Prozent weniger symptomatische Infektionen als in einer ungeimpften Vergleichsgruppe.
Menschen, die sich trotz Impfung infizierten, hatten zu 92 Prozent weniger schwere Verläufe. "Die Wirksamkeit des Vakzins wird in jeder Altersgruppe gewahrt", so die Sprecher der Studie. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist in Israel bereits geimpft.
Fakten zum mRNA-Impfstoff von Biontech
👍 Die Wirksamkeit des Impfstoffs BNT162b2 von Biontech und Pfizer liegt laut eigenen Angaben bei 95 Prozent - gemessen 7 Tage nach der 2. Dosis. Getestet wurde der Impfstoff in der Phase-3-Studie an über 43.000 Probanden. Die Hälfte bekam den Impfstoff, die andere ein Placebo.
🤓 Wie gut die Impfung funktioniert, lässt sich abschätzen, indem man die Zahl der Covid-19-Erkrankungen beziehungsweise der schweren Verläufe unter den Geimpften mit der Zahl der Fälle in der Placebo-Gruppe vergleicht.
🤒 Der Impfstoff wurde von den Probanden gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren leichte bis mäßige Impf-Reaktionen, die nach spätestens 2 Tagen verschwanden: Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Bei Älteren waren die Nebenwirkungen allgemein schwächer und seltener.
🤦 Schwere Nebenwirkungen, die bei mehr als 2 Prozent der Probanden nach der ersten oder zweiten Impfung auftraten, waren Erschöpfung mit 3,8 Prozent und Kopfschmerzen mit 2,0 Prozent nach der zweiten Impf-Dosis. Welche Nebenwirkungen bei den Impfstoffen von Moderna und AstraZeneca möglich sind, erfährst du hier.
💪 2 Impf-Dosen im Abstand von 3 Wochen sind nötig. Jede Dosis enthält 30 Mikrogramm Impfstoff. Vor dem Spritzen muss er mit einer Natriumchlorid-Lösung verdünnt werden. Gespritzt wird in den Oberarm-Muskel.
❄ Zunächst hieß es, der Impfstoff müsse bei minus 70 Grad gelagert werden - dann wurde bekannt, dass er wohl nur bei minus 20 Grad gekühlt werden muss. In speziell entwickelten Versand-Boxen soll das Präparat bis zu 15 Tage transportierbar sein. Wird es im Kühlschrank gelagert, muss es innerhalb von 5 Tagen aufgebraucht werden, nach Anbruch innerhalb von 6 Stunden. Eine Flasche reicht für 5 bis maximal 6 Dosen.
💵 Anfangs hatte die EU-Kommission für 2021 300 Millionen Dosen bestellt. Davon bekommt Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium über 85 Millionen Impfdosen. Nun wurde ein Vertrag über weitere bis zu 300 Millionen Dosen abgeschlossen. Davon sollen 75 Millionen bereits im 2. Quartal 2021 zur Verfügung stehen. Eine Dosis kostet rund 12 Euro.
🌠 Seit Mitte Januar 2020 arbeiteten Biontech und Pfizer an ihrem Impfstoff BNT162b2 im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit).
Wichtige Fragen, die noch offen sind
📆 Unklar ist bisher, wie lange die Impfung schützt. Es fehlen Langzeit-Studien. Experten vermuten, dass nach 1 bis 3 Jahren eine Auffrischungs-Impfung nötig ist.
💨 Auch noch ungewiss ist, inwiefern Geimpfte das Virus weitergeben - also andere Menschen anstecken können. Vieles deutet darauf hin, dass sich Geimpfte immer noch mit Corona-Viren infizieren können, aber nicht oder nur leicht erkranken und auch weniger ansteckend sind. Die Virusmenge in ihrem Körper scheint geringer zu sein.
🤨 Ein neues Problem sind die Virus-Mutationen. Wie gut der Impfstoff vor ihnen schützt, muss erst geprüft werden. Erste Labor-Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs von Biontech gegen die britische Variante B.1.1.7 und die südafrikanische Variante B.1.351 kaum beeinträchtigt wird.
So wirkt der mRNA-Impfstoff von Biontech
Der Impfstoff basiert auf mRNA. Das "m" steht für messenger und "RNA" für ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Zuvor wurde noch kein Impfstoff dieser Art für den Menschen zugelassen.
Die mRNA im Impfstoff enthält die Bauanleitung für die sogenannten Spike-Proteine, also Oberflächen-Proteine des Corona-Virus, mit denen es an die Körperzellen andockt und in sie eindringt. Sobald sich die mRNA aus dem Impfstoff im Körper befindet, stellen deine Zellen selbst Spike-Proteine her.
Dein Immunsystem produziert nun schützende Antikörper sowie andere Immun-Zellen. Der Clou: Wenn du dich nun mit Corona-Viren infizierst, binden sich die Antikörper sofort an sie und verhindern so, dass sie in Körperzellen eindringen und sich vermehren. Zudem locken die Antikörper Fress-Zellen an, die die Viren eliminieren.
Wichtig: Die mRNA wird nicht in dein Erbgut eingebaut und verändert es auch nicht. Ob die mRNA wieder aus dem Körper verschwindet und weitere spannende Fragen zu mRNA-Arzneien, beantworten wir hier.
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Wichtige Fragen zum Corona-Impfstoff
Eigentlich Jahre, in der Pandemie gibt es aber in Europa ein beschleunigtes Zulassungsverfahren bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Pharmafirmen können ihren Impfstoff-Kandidaten noch während der Phase der klinischen Studien bei der EMA melden. Dazu werden Daten fortlaufend eingereicht und von der EMA bewertet (Rolling-Review-Verfahren) - im direkten Austausch. Das heißt aber nicht, dass weniger Daten eingereicht werden müssen.
Um früh mit dem begehrten Impfstoff versorgt zu sein, schließt die EU schon vor einer Zulassung Lieferverträge mit Pharmakonzernen. Einige Firmen - darunter auch Biontech - gingen auch schon vor der Zulassung in die Produktion. Aber: Die Mengen können den Bedarf am Anfang bei weitem nicht abdecken.
Nach Kritik am schleppenden Impfstart sagte Gesundheitsminister Jens Spahn: "Wir haben mehr als genug Impfstoff für alle bestellt - und zwar von mehreren Herstellern." Er hofft, dass Biontech wie geplant im Februar an einem neuen Standort im hessischen Marburg die Produktion startet. "Das führt zu früheren Lieferungen bestellter Dosen." Es handele sich um einen Rekord beim Aufbau einer solchen Produktionsstätte. Der Staat will größere Produktionskapazitäten auch bei anderen Herstellern unterstützen.
Pflegebedürftige und Ältere sollen zuerst geimpft werden. Ziel bis Mitte Februar ist es, dass alle Bewohner von Alten- und Pflegeheimen geimpft sind. Der Hintergrund: Das Sterblichkeitsrisiko für Covid-19-Kranke steigt mit dem Alter stark an. "Wenn das geschafft ist [...], dann verliert diese Pandemie schon einen großen Teil ihres Schreckens", so Spahn.
Die Deutsche Post sieht sich für die Verteilung eines Corona-Impfstoffs gerüstet. Man könne auch Impfstoffe transportieren, die extrem gekühlt werden müssten. Um die weltweite Versorgung mit Corona-Impfstoffen sicherzustellen, könnten laut einer DHL-Studie rund 200.000 Paletten-Transporte, 15 Millionen Lieferungen in Kühlboxen sowie 15.000 Flüge unter besonderen Temperaturanforderungen erforderlich sein.
Anfang November hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass der Bund die Impfstoffe beschafft und finanziert. Die Länder kümmern sich um das notwendige Zubehör und richten eigenverantwortlich Impf-Zentren ein. Insgesamt wird derzeit von bis zu 60 Standorten ausgegangen.
Bis ganz Deutschland bis zu einer "Herden-Immunität" durchgeimpft ist, vergeht nach Einschätzung von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach mindestens ein Jahr. Erst danach könne man darüber reden, auf Maske und Abstand zu verzichten. Spahn zeigte sich allerdings optimistisch, dass es nicht bis Ende 2021 dauern werde, bis alle Bevölkerungsgruppen durchgeimpft sind. So benötige man für viele der voraussichtlichen Impfstoffe keine extreme Kühlung. Sie könnten in normalen Arztpraxen gegeben werden. "Und dann geht es schnell: Vergessen wir nicht, dass jährlich in wenigen Wochen bis zu 20 Millionen Menschen gegen Grippe geimpft werden", sagte er.