Buddhismus: Lehre, Regeln und Lebensweise der Anhänger:innen
- Veröffentlicht: 19.10.2021
- 08:45 Uhr
- Claudia Frickel
Karma, Reinkarnation, die 4 Edlen Wahrheiten und der 8-fache Pfad: Im Buddhismus spielen verschiedene Lehren und Weisheiten eine wichtige Rolle. Hier erfährst du, was die buddhistische Lehre besagt und wer den Ehrennamen Buddha trägt.
Steckbrief: Was ist Buddhismus?
Der Buddhismus ist eine Erfahrungs-Religion, so wie Hinduismus und Taoismus. Das Ziel ist die Entwicklung des eigenen Geistes.
Christentum, Islam und Judentum sind dagegen Offenbarungs-Religionen: Ein allmächtiger Gott offenbart dort seinen Willen.
Im Zentrum des Buddhismus steht die Lehre des Buddhas: Jeder Mensch kann durch Erleuchtung zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, mithilfe von Meditation.
Buddha ist kein Gott, es gibt gar keine Götter im Buddhismus. "Buddha" heißt "Der Erleuchtete" und ist ein Titel für Menschen, die zur wahren Erkenntnis gelangt sind.
Wichtig in der Lehre des Buddhas ist das Karma-Prinzip: Jede Handlung hat irgendwann eine Wirkung zur Folge. Wichtig ist die Intention, die hinter ihr steckt. Menschen säen also selbst die Samen für Glück oder Leid.
Der historische Buddha war Siddharta Gautama, der 563 bis 483 vor unserer Zeitrechnung lebte. Er erkannte die Ursache allen Leidens - und konnte es überwinden.
Es gibt viele buddhistische Zweige. Das geistige Oberhaupt der tibetischen Buddhisten ist der Dalai Lama.
Geschichte und Ursprung des Buddhismus: Wie entstand er und welche Rolle spielte Buddha?
Siddharta Gautama gründete den Buddhismus im 6. Jahrhundert von unserer Zeitrechnung. Sein Weg zur Erkenntnis und Erleuchtung bildet das Fundament des Buddhismus.
Gautama war ein Fürstensohn und wuchs behütet in einem vornehmen Palast auf. Diesen verließ er angeblich nur 4-mal.
Mit 29 Jahren kam er erstmals mit den Grundformen menschlichen Leidens in Berührung: Alter, Krankheit und Tod. Das stürzte ihn in eine existenzielle Krise.
Er ließ Hof, Frau und Kinder zurück und suchte als wandernder Mönch nach der Wahrheit. Er hörte die Lehren weiser Gurus, lebte in strenger Askese und absoluter Einsamkeit. Aber alles half nichts.
Im Alter von 35 Jahren hatte Siddharta Gautama nach Jahren der Meditation schließlich das Erwachen unter einem Feigenbaum (Bodhibaum).
Von da an beginnt er unter dem Ehrennamen Buddha seine Weisheiten zu lehren. Auf seiner Lebensgeschichte bauen die 4 Edlen Wahrheiten auf.
Dharma: Was besagt die buddhistische Lehre?
📖 Buddhas Lehre wird Dharma genannt und beschreibt, wie Buddhisten leben und sich verhalten sollen. Die Sammlung der Heiligen Schriften des Buddhas wird auch als Pali-Kanon oder Tripitaka bezeichnet. Der Begriff kommt aber in vielen asiatischen Religionen vor und kann Handlungen, Sitten oder Regeln meinen.
🤔 Das Ziel des Buddhismus ist die Überwindung des leidhaften Daseins. Leid entsteht demnach, weil Menschen unwissend sind und die wahre Natur der Dinge nicht verstehen.
😥 Der Buddhismus sagt: Alles Leben verursacht Leiden. Wir teilen die Welt in unsere Innenwelt und die Außenwelt auf. Wir glauben, dass alle äußeren Dinge echt und beständig sind, obwohl sie sich dauernd verändern.
☮ Wenn wir unseren Geist entwickeln, werden wir erleuchtet und überwinden das Leiden - das bringt Frieden. Diese Erleuchtung heißt Bodhi. Auf Sanskrit bedeutet der Begriff "Erwachen".
💗 Mitgefühl ist ein zentraler Pfeiler des Buddhismus. Es gilt als wichtig, es anderen entgegenzubringen, ebenso wie Liebe und Hilfsbereitschaft.
🧘 Meditation spielt eine wichtige Rolle im Buddhismus: Es geht um den Versuch, sich von allen Gedanken zu befreien, auch von solchen, die Leid bringen, so wie Gier, Wut oder Hass.
🌍 Das Ziel ist es, alle Wesen und Dinge wertfrei zu betrachten und sich selbst nur noch als Teil des Universums zu empfinden – also ohne Trennung in Innen- und Außenwelt.
Die 4 Edlen Wahrheiten von Buddha: Was sie bedeuten
Die 4 Edlen Wahrheiten sind die Grundlage der buddhistischen Lehre. Sie stammen aus Buddhas 1. Rede.
1. Edle Wahrheit: Das Leben ist das Leiden
- Das Leben selbst ist Leiden (Dukkha) - von Geburt, Arbeit und Trennung bis hin zu Alter, Krankheit und Tod.
2. Edle Wahrheit: Die Ursachen des Leidens
- Das Leid entsteht durch den "Durst", also das Verlangen oder die Gier nach Reichtum, Macht, Vergnügungen, aber auch durch Furcht und das Festhalten an Glaubensvorstellungen oder Meinungen.
- Ein weiterer Auslöser für Leid ist Unwissenheit, etwa über die Trennung von Innen- und Außenwelt.
3. Edle Wahrheit: Die Aufhebung des Leidens
- Das Leid erlischt, wenn wir das Wünschen und Begehren aufgeben - und die Vorstellung eines unabhängig von der Außenwelt existierenden Ichs.
4. Edle Wahrheit: Der Weg zur Überwindung des Leidens
- Das Leid kann nur auf dem Weg der vernünftigen Mitte überwunden werden, also weder mit Genuss-Sucht noch mit Selbstzüchtigung.
- Der 8-fache Pfad zum Nirwana dient als Anleitung.
Dharma-Rad: Symbol der buddhistischen Lehre
Der Edle 8-fache Pfad als zentrales Element der buddhistischen Lehre
Der Edle 8-fache Pfad gehört zur 4. der 4 Edlen Wahrheiten. Die buddhistischen Regeln zeigen, wie Menschen das Leid überwinden können:
- Rechte Erkenntnis: die Einsicht in die 4 Edlen Wahrheiten und die Bedeutung von Karma.
- Rechte Gesinnung: der Entschluss zur Entsagung. Dazu gehört es, großzügig zu sein und anderen nicht schaden zu wollen, nicht habgierig zu sein und nicht zu hassen.
- Rechte Rede: der Verzicht auf Lügen, Beleidigungen, Verleugnungen und Geschwätz
- Rechtes Handeln: nicht töten, nicht stehlen und keine sinnlichen Ausschweifungen
- Rechter Lebenswandel: keinen Beruf ausüben, der anderen Lebewesen schadet. Buddhisten sollten nicht mit Waffen, Lebewesen, Giften, Fleisch und Rauschmitteln handeln und keine Tiere züchten.
- Rechte Anstrengung: der Entschluss, Hass, Wut, Ablehnung oder Begierde zu zügeln. Es geht darum, sie wahrzunehmen und dann zu kontrollieren.
- Achtsamkeit: sich über alle Funktionen des Körpers bewusst werden, so wie atmen, stehen oder essen. Dazu gehört auch das Bewusstmachen der Gefühle oder Gedanken.
- Sammlung: die Fähigkeit, den eigenen unruhigen und abschweifenden Geist zu kontrollieren – mithilfe von Meditation.
Buddhistische Weisheiten: Zitate und Sprüche des Buddhas
Buddhismus: Lehre, Regeln und Lebensweise der Anhänger:innen
Was ist Karma - und wie kannst du es verbessern?
💭 Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung: Jede unserer Taten, Gedanken und Reden hat Folgen - und zwar in diesem Leben und auch im nächsten.
🧐 Beim Karma kommt es immer auf die Intention an, mit der du etwas tust. Je nachdem entsteht gutes, schlechtes oder neutrales Karma.
🦸 Hilfst du beispielsweise jemandem uneigennützig, bringt das gutes Karma. Unterstützt du die Person nur, weil du dir davon etwas erhoffst, sammelst du schlechte Karma-Punkte.
🤥 Behandelst du jemanden schlecht oder verbreitest Lügen, sorgt das ebenfalls für schlechtes Karma.
🐇 Überwiegt dein schlechtes Karma, wirst du im nächsten Leben in Armut oder sogar als Tier oder Dämon wiedergeboren.
Wiedergeburt und Leben nach dem Tod: Was bedeutet Reinkarnation im Buddhismus?
🐻 Reinkarnation ist im Buddhismus die Wiedergeburt in einem neuen Körper – als Mensch, Tier oder anderes Wesen.
🚼 Buddhisten glauben an ein Geist-Kontinuum, das viele Leben durchläuft - also immer wiedergeboren wird.
🔄 Karma spielt dabei eine wichtige Rolle: Es wirkt auch im nächsten Leben - und unser aktuelles Dasein ist durch das vorherige Karma beeinflusst.
Was ist das Samsara?
- Nach buddhistischer Vorstellung befinden sich alle Lebewesen in einem fortlaufenden Kreislauf aus Geburt, Werden und Tod. Das ist das Samsara.
- Die Ursache dafür ist das Karma.
- Die Befreiung vom ewigen Kreis der Wiedergeburt ist nur durch Erleuchtung möglich: Dann entsteht kein neues Karma mehr.
- Im Nirwana gibt es keine Wiedergeburt mehr, aber auch keinen Tod.
Verbreitung des Buddhismus: Wie viele Anhänger:innen gibt es und wo leben sie?
Weltweit gibt es ungefähr 300 Millionen Buddhisten, die größtenteils in den asiatischen Ländern Thailand, China, Japan, Vietnam und Myanmar leben. Aber auch in Australien, Europa und den USA gibt es zahlreiche Buddhisten, allein in Deutschland wird ihre Zahl auf über 300.000 geschätzt. In Deutschland gibt es zudem viele buddhistische Klöster und Tempel, in denen die buddhistischen Traditionen gelehrt werden.
Buddhistische Feiertage und Feste
Buddhismus: Lehre, Regeln und Lebensweise der Anhänger:innen
Ernährung: Was dürfen Buddhisten nicht essen und trinken?
🍽 Im Buddhismus gibt es keine einheitlichen Vorschriften darüber, welche Lebensmittel gegessen werden dürfen und welche nicht.
🥗 Allerdings ist das Töten von Tieren verboten, da es zu einem schlechten Karma führen soll. Aus diesem Grund ist die Ernährung vieler Buddhisten vegetarisch oder vegan.
🍹 Auch Alkohol ist nicht verboten, aber die meisten Buddhisten verzichten freiwillig und ganz bewusst auf den Konsum.
🧄 Zwiebelgewächse werden von den Buddhisten ebenso gemieden wie Gelatine.
Was ist Zen-Buddhismus?
Zen-Buddhismus ist eine in China entstandene buddhistische Strömung, dort Chan genannt.
Der Begriff entwickelte sich aus dem Sanskrit-Wort Dhyana, das heißt Zustand meditativer Versenkung. Im Zentrum des Zen-Buddhismus steht darum auch die Meditation.
"Zazen" ist die Praxis des Erwachens im Zen-Buddhismus: Wer sie praktiziert, sitzt in einer Haltung tiefster Konzentration und ohne ein Ziel. Dieser Zustand soll zu Erleuchtung führen und das Samsara durchbrechen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Buddhismus
Karma heißt, dass jede Handlung irgendwann eine Wirkung zur Folge hat - in diesem oder im nächsten Leben. Wichtig ist die Intention, mit der du etwas tust oder denkst.
Reinkarnation bedeutet Wiedergeburt. Buddhisten glauben an das Samsara, den Kreislauf des Lebens. Je nach deinem Karma wirst du im nächsten Leben als Mensch, Tier oder Dämon wiedergeboren. Das Ziel ist es, irgendwann erleuchtet zu sein und aus dem Kreislauf auszutreten, ins Nirwana.
Die 4 Edlen Wahrheiten besagen, dass das Leben selbst das Leiden ist. Die Ursache für das Leid sind das Verlangen nach bestimmten Dingen sowie Hass, Gier und Unwissenheit. Menschen können das Leiden nur überwinden, wenn sie das Begehren aufgeben. Der Weg dahin führt über den Edlen 8-fachen Pfad - und letztlich zum Nirwana.
Der Buddhismus wurde von Siddharta Gautama gegründet. Der Fürstensohn geriet in jungen Jahren in eine existenzielle Krise und verließ daraufhin seine Familie, um als wandernder Mönch nach der Wahrheit zu suchen. Nach Jahren der Meditation hatte er das Erwachen unter einem Feigenbaum und begann daraufhin, seine Weisheiten zu lehren. Die 4 Edlen Wahrheiten bauen auf seiner Lebensgeschichte auf.
Die Zahl der Buddhisten weltweit wird auf ungefähr 300 Millionen geschätzt. Sie leben größtenteils in Asien, aber auch in Australien, den USA und Europa.