Corona: Blutverdünner erhöhen die Überlebens-Chancen
- Veröffentlicht: 31.08.2020
- 13:17 Uhr
- Galileo
Covid-19-Patienten entwickeln häufig Blutgerinnsel, die etwa zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie führen können. Die gute Nachricht: Blutverdünner senken das Sterbe-Risiko bei Corona offenbar deutlich.
Das Wichtigste zum Thema Blutverdünner bei Corona
Thrombosen sind eine häufige Komplikation bei Covid-19, weil die Krankheit die Blutgerinnung zu stören scheint. Blutverdünner wie Heparin können Patienten helfen.
Alle stationär behandelten Patienten sollten vorbeugend Heparin erhalten, so die Behandlungsempfehlung in der Leitlinie zur intensivmedizinischen Therapie von Covid-19-Patienten.
Woran Corona-Patienten genau sterben, wissen die Ärzte meist nicht. Erst Autopsien der Toten geben mehr Klarheit. Die zeigten schon im Frühjahr, dass viele Covid-19-Patienten eine Thrombose in den Beinvenen oder bereits eine Lungenembolie hatten. Die Mediziner gehen davon aus, dass erst Corona für die Thrombose gesorgt hat.
Offenbar senkt auch die vorsorgliche Gabe in niedrigerer Dosis von Blutverdünnern das Sterbe-Risiko von Corona-Patienten um rund 50 Prozent, so das Ergebnis einer neuen Studie.
Die offizielle Leitlinie: Empfehlungen zur intensivmedizinischen Therapie von Patienten mit COVID-19
Thrombose: Gefährliches Blutgerinnsel
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (auch Thrombus genannt). Dies kann in allen Blutgefäßen im Körper passieren - am häufigsten entstehen Gerinnsel allerdings in der Beinvene.
Löst sich das Gerinnsel, kann es über die Vene zum Herzen und von dort in die Lunge gelangen und ein Gefäß verstopfen. Die Folge: eine lebensgefährliche Lungenembolie. Das Blut kann sich bis zum Herzen zurückstauen und es so sehr belasten, dass der Patient stirbt.
Zudem wird das Lungengewebe hinter dem Gerinnsel nicht mehr versorgt und stirbt ab. Das kann zu lebensgefährlichem Sauerstoffmangel führen.
Nicht nur die Lunge, auch andere Organe und das Gehirn können durch Blutgerinnsel verstopfen.
Blutverdünner, auch Gerinnungshemmer oder Antikoagulantien, machen das Blut flüssiger und sollen die Bildung von solchen Gerinnseln verhindern.
Von einer Thrombose zur Lungenembolie
Blutverdünner halbieren Todesrate
Wie gut Blutverdünner wirklich helfen, untersuchten jetzt Dr. Girish Nadkarni von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai und seine Kollegen. Dazu analysierten sie die Daten von 4.389 Corona-Patienten (Durchschnittsalter 65), die zwischen März und April in New York im Krankenhaus waren. Es gab 3 Gruppen:
- Covid-19-Patienten, die Blutverdünner in höherer Dosis bekamen
- Covid-19-Patienten, die sie schon zur Vorsorge in niedriger Dosis erhielten
- Covid-19-Patienten, die gar keine Blutverdünner erhielten
Ergebnis: Von den Corona-Patienten, die keine Blutverdünner bekamen, starben rund 26 Prozent - von jenen, die die Medikamente erhielten, waren es 29 Prozent. Auf den ersten Blick spricht dies gegen die Blutverdünner.
Doch nachdem die Forscher die Vorerkrankungen und andere Gesundheitsfaktoren der Patienten berücksichtigt hatten, die das Sterberisiko ebenfalls beeinflussen können, änderten sich die Werte zugunsten der Blutverdünner: Jetzt war das Sterberisiko der Corona-Patienten, die hohe Dosen Blutverdünner bekamen, um 47 Prozent geringer. Bei jenen, die vorsorglich eine niedrigere Dosis erhalten hatten, sogar um 50 Prozent.
Außerdem wirkten sich die Blutverdünner auch positiv auf die Atmung aus. Patienten, die Blutverdünner bekamen, mussten um etwa 30 Prozent seltener künstlich beatmet werden.