Ct-Wert: Was bedeutet die Zahl beim PCR-Test?
- Veröffentlicht: 16.02.2023
- 13:45 Uhr
- Galileo
Bedeutet ein hoher Ct-Wert, dass man nicht ansteckend ist? So jedenfalls die Theorie. Ganz so einfach ist es aber nicht. Wir erklären dir, wie verlässlich die Zahl auf deinem Coronatest-Befund wirklich ist und was genau der Ct-Wert besagt. Im Clip: Das passiert bei Corona im Körper.
Ct-Wert: Das Wichtigste in Kürze
Positiv oder negativ - ein PCR-Test sagt dir recht sicher, ob das Coronavirus in deinem Körper ist oder nicht. Dabei wird auch der sogenannte Ct-Wert bestimmt.
Ct steht für cycle threshold und gibt an, wie häufig deine Probe den Vermehrungszylus im PCR-Verfahren durchlaufen musste, damit das Virus nachweisbar ist.
Heißt im Klartext: Je mehr Zyklen es im PCR-Verfahren braucht, desto weniger Virus war in deiner Probe. Ein hoher Ct-Wert ist also ein Hinweis auf eine geringe Viruslast.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Je niedriger dein Ct-Wert, desto höher ist deine Viruslast und desto ansteckender bist du vermutlich.
Das RKI gibt derzeit einen Ct-Wert von 30 als Richtwert für eine niedrige Viruskonzentration an. Das ist allerdings kein Garant, dass die Person nicht ansteckend ist oder es nicht noch wird.
Denn: 100 Prozent zuverlässig ist das Kriterium Ct-Wert nicht. Warum, erklären wir dir hier.
Was bedeutet der Ct-Wert beim PCR Test?
Ist eine Person mit einem Ct-Wert kleiner als 30 ansteckend und mit einem Wert über 30 nicht? So einfach ist es nicht!
Denn der Ct-Wert ist kein allgemeingültiger Grenzwert. Zu viele Faktoren spielen bei einem PCR-Test eine Rolle: zum Beispiel die Qualität der Probenentnahme, die Laborbedingungen und wann der PCR-Test im Verlauf einer Infektion gemacht wird. All das kann auch den Ct-Wert beeinflussen.
Hinzu kommt: Verschiedene Labore arbeiten mit unterschiedlichen Testsystemen. Im Ergebnis erhalten sie unterschiedliche Ct-Werte.
Deswegen hat das RKI den Grenzwert von 30 nur als Orientierungshilfe aufgestellt. In der Regel berücksichtigen Gesundheitsämter und Ärzt:innen noch andere Faktoren wie die Symptome und den Krankheitsverlauf, bevor sie eine Person in Quarantäne schicken oder sie aus der Isolation entlassen. Häufig wird auch ein zweiter PCR-Test durchgeführt.
Diese Faktoren beeinflussen den Ct-Wert bei einem Corona-PCR-Test
Ct-Wert: Was bedeutet die Zahl beim PCR-Test?
Ct-Wert im Befund: Was er über deine Ansteckungsgefahr aussagt
🧬 Wie du oben erfahren hast, sind auch PCR-Tests leider nicht perfekt.
🔬 Der Ct-Wert ist nicht für alle Labore und Testhersteller standardisiert. Verschiedene Maschinen und Verfahren in den Laboren produzieren unterschiedliche Ergebnisse. Die Unterschiede sind zum Teil erheblich.
⚖ Der Ct-Wert von zwei Tests ist nur dann vergleichbar, wenn man dasselbe Testsystem nutzt.
🧪 Aber: Eine Kalibrierung von Ct-Werten über verschiedene Labore hinweg ist möglich. Die Berliner Charité hat dazu Referenzproben entwickelt, mit denen jedes Labor eigene Referenzwerte bestimmen kann.
📄 Diese Referenzwerte sollte das Labor in den Befundkommentaren jedes PCR-Tests angeben.
❗ Diese Möglichkeit der Standardisierung wird vom Robert Koch-Institut empfohlen, aber bislang nicht von allen Laboren umgesetzt.
😷 Daher werden immer auch der Gesundheitszustand einer Person, der Krankheitsverlauf und das Stadium der Infektion mit betrachtet und nochmals getestet, wenn über eine Quarantäne entschieden wird. Der Ct-Wert ist also immer nur ein Kriterium von mehreren.
Die Viruslast im Verlauf einer Corona-Infektion
Ein hoher Ct-Wert deutet auf eine niedrige Viruslast hin. Allerdings ist das nur eine Momentaufnahme. Das Problem: Die Viruslast ändert sich im Laufe einer Infektion. Sie ist am höchsten circa zwei Tage vor bis zwei Tage nach Symptom-Beginn. Davor und danach ist die Viruslast niedriger. Heißt: Ein positiver PCR-Test mit hohem Ct-Wert könnte von Patient:innen stammen, deren Infektion gerade ausklingt - oder gerade erst beginnt.
Verlässt man sich also ausschließlich auf den Ct-Wert, könnte eine Person, die zum Testzeitpunkt als nicht infektiös eingestuft wurde, binnen weniger Stunden oder Tage hoch ansteckend werden. Dazu kommt, dass viele PCR-Testergebnisse erst nach 24 bis 48 Stunden verfügbar sind. In der Zeit kann sich der Infektionsstatus komplett geändert haben.
Höhe der Viruslast und Ct-Wert: So ist der Zusammenhang
Ct-Wert könnte Superspreader aufspüren
👩🔬 Trotzdem fordern einige Expert:innen, den Ct-Wert als Kriterium für das Freitesten aus der Quarantäne zuzulassen.
✅ In Nordrhein-Westfalen ist dies - zumindest in der Theorie - bereits passiert. Dort dürfen Infizierte mit einem positiven PCR-Test, aber einem Ct-Wert von über 30, die Isolierung bereits beenden.
❔ Recherchen von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung zeigen aber, dass der Ct-Wert den meisten Gesundheitsämtern nicht übermittelt wird - damit ist gleichzeitig häufig unklar, wie ansteckend die Infizierten wirklich sind.
🚶♂️ Dabei könnten Gesundheitsämter mit einer genaueren Analyse sogenannte Superspreader leichter ausfindig machen. Denn diese sind deshalb so ansteckend, weil sie besonders viele Viren in sich tragen. Der Ct-Wert ist dementsprechend auffallend niedrig.
Ct-Wert im NDR Podcast Corona Virus Update
In Folge 94 des NDR Podcasts Corona Virus Update vom 22. Juni 2021 erklärt Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, warum Ct-Werte bislang kaum vergleichbar waren und wie dies gelöst werden kann.
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So funktioniert ein PCR-Test
Ct-Wert: Was bedeutet die Zahl beim PCR-Test?
Häufige Fragen zum Thema Ct-Wert
Das RKI gibt einen Ct-Wert von über 30 als Richtwert dafür an, dass eine infizierte Person höchstwahrscheinlich nicht ansteckend ist. Aber: Abweichungen sind möglich. Wie du hier erfahren hast, wird der Ct-Wert von vielen Faktoren beeinflusst. Am sichersten zu beurteilen ist der Ct-Wert, wenn das Labor seine eigenen Referenzwerte im Befund angegeben hat.
Auch hier gilt: Es gibt dafür keinen allgemeingültigen Grenzwert. Dafür arbeiten die Labore zu unterschiedlich. Zudem kommt es darauf an, in welcher Phase der Infektion sich die Person befindet. Allenfalls kann ein Wert über 30 als Richtwert betrachtet werden.
Es gibt hierfür keinen festen Grenzwert. Denn sobald Virus in einer Probe nachweisbar ist, wird ein PCR-Test positiv sein. Das kann auch bei einer kleinen Viruskonzentration und damit einem sehr hohen Ct-Wert passieren.
Bei einem PCR-Test durchläuft die Probe mehrere Vermehrungszyklen. Wie viele, wird im Ct-Wert angegeben. Auch wenn es also mehr als 30 Zyklen braucht, bis Virusbestandteile nachweisbar sind: Sobald Virus erkannt wird, wird der PCR-Test positiv.
Willst Du noch mehr über den Ct-Wert erfahren?
Informationen des RKI zur Varianz von Ct-Werten
RKI Entscheidungskriterien für Ärzte für das Ende einer Isolation