Delfine und Wale? Gibt's auch in der Nord- und Ostsee
- Veröffentlicht: 29.07.2023
- 14:45 Uhr
- Galileo
Flipper in der Kieler Bucht? Seit einigen Jahren werden immer wieder Delfine an der deutschen Ostsee-Küste gesichtet. Was machen die Tiere in einem Meer, wo sie eigentlich gar nicht hingehören? Im Clip: Bildgeschichte Schweinswal.
Das Wichtigste zum Thema Wale und Delfine in der Nord- und Ostsee
Auch in unseren deutschen Meeren gibt es Wale und Delfine. In der Nordsee und Ostsee ist der Schweinswal beheimatet, der übrigens zum Tier des Jahres 2022 war.
Einheimisch ist in der Ostsee nur der Schweinswal. In der Nordsee kommen auch regelmäßig Große Tümmler, Minkwale, Weißschnauzen-Delfine und Weißseiten-Delfine vor.
In der Ostsee hingegen gibt es eigentlich gar keine Delfine. Wieso ließen sich dort in den vergangenen Jahren dann trotzdem immer wieder einzelne Exemplare blicken? Der Delfin zählst als schnellstes Säugetier. Hier erfährst du mehr über die schnellsten Tiere der Welt.
Sie besuchten etwa die Kieler Bucht, Flensburg und Travemünde, planschten dort mit Badegästen und begleiteten Boote und Kayaks.
Warum Delfine immer wieder in die Ostsee schwimmen, verriet uns Experte Fabian Ritter von der Whale and Dolphin Conservation (WDC).
Ostsee-Delfine: Selfie, Delfie und Freddy wurden zu Berühmtheiten
Delfine sorgen in der Ostsee immer wieder für Aufmerksamkeit, und manche wurden zeitweise sogar zu richtigen Medien-Stars. Die bisher bekanntesten Ostsee-Delfine sind Selfie und Delfie - ein Duo, das 2016 in die Kieler Förde schwamm. Die zwei Delfine blieben mehrere Monate an der deutschen Ostsee-Küste, sprangen filmreif aus dem Wasser, spielten mit Bootswellen und mischten sich zeitweise sogar unter die Bade-Gäste. Kurz darauf folgte ein weiterer neugieriger Gast namens Freddy. Er mischte mehrere Wochen die Kieler und die Eckernförder Bucht auf. Die Jahre danach gab es sporadisch weitere Sichtungen. Im Frühjahr 2022 wurden zwei Delfine vor Wismar gesichtet. Auch im Frühjahr 2023 wurde ein Delfin namens "Delle" vor der deutschen Ostseeküste gesehen. Kurze Zeit später wurden im Sommer 2023 ein Schweinswal und ein Delfin vor Warnemünde gesichtet.
Delfin-Duo: Selfie und Delfie in der Ostsee
Delfine vor Kiel - Selfie und Delfie waren eine kleine Sensation, denn eigentlich sind Delfine in der Ostsee nicht üblich.
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Warum besuchen Delfine immer wieder die Ostsee, Fabian Ritter?
🐬 Fabian Ritter ist Leiter für Meeresschutz bei WDC. Er sagt:
💬 Die Ostsee ist mit ca. 6.000 Jahren eines der jüngsten Meere unseres Planeten. Nur Schweinswale haben sich in dieser Zeit an die hier herrschenden, besonderen Bedingungen angepasst. Für Große Tümmler oder Gewöhnliche Delfine ist sie kein angestammtes Gewässer und eignet sich auf Dauer auch nicht für sie, da der Salzgehalt nach Osten hin immer geringer wird, was zu Hautkrankheiten führen kann.
💬 Solche Einzelgänger-Delfine, bei Selfie und Delfie handelte es sich um Große Tümmler (Tursiops truncatus), sind in der Ostsee die Ausnahme. Man kann davon ausgehen, dass sie "explorativ" hierher geschwommen sind, um sich - lapidar gesagt - "einmal umzusehen".
💬 Sie stammten wahrscheinlich von Populationen, die zum Beispiel in der nördlichen Nordsee vor Schottland ansässig sind, oder aus dem Atlantik. Große Tümmler unternehmen nicht selten weite Streifzüge und dringen dabei auch in für sie fremde Gewässer vor.
💬 Tümmler, die in der Ostsee auftauchten, wurden in Einzelfällen so weit nachverfolgt, dass klar war, dass sie nach Ihrer "Stippvisite" auch wieder aus der Ostsee herausschwammen.
💬 Andere Delfinarten, wie zum Beispiel Gewöhnliche Delfine (Delphinus delphis), wie sie in den Jahren 2020 und 2021 in der Ostsee auftauchten, gehören definitiv nicht in die Ostsee und sind entsprechend als Irrgänger zu bezeichnen.
💬 Ihr Aufenthalt ist vermutlich aus der Not oder tatsächlicher Verirrung geboren. Meist ergeht es ihnen nicht besonders gut, zum Beispiel wegen des geringen Salzgehaltes des Ostseewassers, oder weil sie keine geeignete Nahrung finden.
Schweinswal, Seehund und Co.: Diese Meeressäuger leben in deutschen Gewässern
Delfine und Wale? Gibt's auch in der Nord- und Ostsee
Schweinswale: Europäischer Bestand ist bedroht
🐬😟 Nahrungsmangel durch Überfischung, Verschmutzung durch Überdüngung und Plastik, Unterwasser-Lärm und die Gefahr des Beifangs in Fischernetzen machen den Meeressäugern laut Fabian Ritter das Leben schwer.
❗ Während die westliche Schweinswal-Population in der Ostsee noch aus bis zu 25.000 Tieren besteht, umfasst die östliche Population laut dem Experten nur noch rund 500 Tiere und ist akut vom Aussterben bedroht.
🔊 Sichtungen von Schweinswalen sind in Deutschland meldepflichtig. Das gilt sowohl für Totfunde wie auch normale Sichtungen im Wasser. Lebendsichtungen kannst du der Stiftung Deutsches Meeresmuseum in Stralsund melden. Totfunde oder gestrandete lebendige Tiere kannst du auch der örtlichen Polizei melden. Sichtungen von Delfinen musst du hingegen nicht melden.
Schweinswalen helfen: Drei Tipps von WDC
1️⃣ Fisch-Konsum reduzieren und bewusst konsumieren. So verenden weniger Schweinswale qualvoll als Beifang in Fischernetzen.
2️⃣ Plastik vermeiden, wo immer es geht: Wale und Delfine verheddern sich in dem Kunststoff und verschlucken ihn sogar - mit oft tödlichen Folgen.
3️⃣ Mitmenschen informieren: Nur so verbreitet sich wichtiges Wissen. Fabian Ritter freut sich auch über einen Austausch zum Schutz der Meeressäuger - lies hier mehr zum Schutz der Wale.
🐬 Lies hier noch "Meer" zum Thema Schweinswale.
Häufige Fragen zu Wale, Delfine und Robben in Deutschland
In der Nordsee gibt es sowohl Wale als auch Delfine. In der Ostsee kommt eine Walart vor (Schweinswal) und gelegentlich besuchen Delfine zeitweise das Gewässer.
Der Schweinswal ist in der Nord- und Ostsee beheimatet. In der Nordsee kommen außerdem Minkwale, Große Tümmler, Weißschnauzen-Delfine und Weißseiten-Delfine vor.
Robben halten sich gern auf Sandbänken auf. An der Ostsee trifft man sie zum Beispiel an den Stränden von Usedom, Rügen oder am Greifswalder Bodden. An der Nordsee tummeln sie sich etwa auf der Kachelotplate zwischen den Inseln Memmert, Juist und Borkum, am Ostende von Norderney oder im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.