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Delta-Variante dominiert in Deutschland: Darum ist sie so gefährlich

  • Veröffentlicht: 08.07.2021
  • 13:30 Uhr
  • Galileo

Die Delta-Variante breitet sich weltweit aus. Bei uns ist sie bereits mit 59 Prozent die dominierende Variante. Das Problem: Delta ist ansteckender, wohl gefährlicher, die Symptome andere und die Impfungen wirken weniger gut. Alles Wichtige dazu hier.

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Aktuelle Corona-Lage in Deutschland

  • Seite Mitte Mai sinken die Corona-Fälle in Deutschland. In den letzten 2 Wochen lag die Inzidenz bei rund 5. Doch Expert:innen warnen vor einer raschen Ausbreitung der Delta-Variante und rufen zu Vorsicht auf. Solange viele Menschen noch nicht vollständig geimpft sind, müssen die Ansteckungs-Risiken auf ein Minimum reduziert werden.

  • Sorge bereiten vor allem weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen und die bevorstehende Urlaubs-Saison mit den damit verbundenen Reisen ins Ausland. In Großbritannien nimmt die Zahl der Neu-Infektionen wegen Delta aktuell schon drastisch zu, obwohl der Großteil der Bevölkerung geimpft ist. Details dazu unten.

  • Die Delta-Variante breitet sich in Deutschland zunehmend aus. Ende Mai war sie noch für unter 3 Prozent der Corona-Fälle verantwortlich, Ende Juni für 37 Prozent und heute bereits für 59 Prozent. Damit ist Delta hierzulande die dominierende Variante. Die Alpha-Variante hat nur noch einen Anteil von 33 Prozent. Die genaue Verteilung der Varianten in Deutschland in den letzten Wochen siehst du im Bild unten.

  • Laut Robert Koch-Institut könnte eine hohe Impf-Quote eine ausgeprägte 4. Welle im kommenden Herbst/Winter verhindern. Mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senior:innen ab 60 Jahren müssten dazu vollständig geimpft sein. Am 6. Juli waren 39,9 Prozent der Menschen in Deutschland vollständig geimpft. 57,1 Prozent hatten ihre Erst-Impfung erhalten.

  • Gesundheitsminister Spahn will die Infektions-Zahlen trotz der Delta-Variante durch zügiges Impfen (vor allem auch Zweit-Impfungen) niedrig halten. Ferner setzt er auf weiteres Testen, die AHA-Regeln und das Beibehalten der Masken-Pflicht in Innenräumen. Andere Aufhebungen von Corona-Beschränkungen macht er von einer hohen Impf-Quote abhängig.

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Anteil der verschiedenen Corona-Virus-Varianten in Deutschland

Die Grafik stammt aus dem Bericht des Robert Koch-Instituts zu Virus-Varianten von SARS-CoV-2 in Deutschland vom 7. Juli.
Die Grafik stammt aus dem Bericht des Robert Koch-Instituts zu Virus-Varianten von SARS-CoV-2 in Deutschland vom 7. Juli.© Robert Koch-Institut

Darum ist die Delta-Variante so gefährlich

Problem Nummer 1: Die Delta-Variante ist nach Einschätzung der britischen Gesundheitsbehörden um 40 bis 60 Prozent ansteckender als die Alpha-Variante B.1.1.7. Eine Person, die mit der Delta-Variante infiziert ist, steckt also mehr Menschen an.

Die Mutationen sorgen offenbar dafür, dass das Delta-Virus mithilfe seiner Spike-Proteine noch besser menschliche Körperzellen befallen kann. Labor-Versuche zeigen auch, dass sich die Delta-Corona-Viren wohl stärker im Körper vermehren. Hinzu kommt, dass Infizierte in kürzester Zeit eine sehr hohe Virus-Last im Rachen haben. So können sie andere anstecken, bevor sie überhaupt merken, dass sie selbst Corona haben.

Problem Nummer 2: Erste Daten aus Großbritannien weisen darauf hin, dass Corona-Patient:innen mit der Delta-Variante öfter ins Krankenhaus müssen. "Infektionen mit der Variante B.1.617.2 könnten zu schwereren Krankheitsverläufen führen", schreibt das RKI.

Problem Nummer 3: Die Corona-Impfstoffe schützen vor allem nach nur einmaliger Impfung offenbar deutlich schlechter vor der Delta-Mutante. Vollständig Geimpfte scheinen vor schweren Corona-Verläufen nach bisherigen Ergebnissen noch recht gut geschützt zu sein. Der Schutz vor einer Infektion ist womöglich aber auch bei ihnen um einiges geringer. Genaues dazu unten.

Problem Nummer 4: Die Delta-Variante sorgt offenbar für etwas andere Symptome, wie die Auswertung der Daten einer britischen Corona-Symptom-App zeigte. Diese ähneln eher einer Erkältung mit Kopfschmerzen, laufender Nase, rauer Kehle und Fieber. Der bisher Corona-typische Geruchs- und Geschmacks-Verlust tritt dagegen wohl seltener auf. Eine Infektion wird somit womöglich nicht oder erst später als COVID-19 erkannt.

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Bisher typische Corona-Symptome

Corona-Symptome
Corona-Symptome© Galileo/Robert Koch-Institut
KW 20

Corona-Impfung: Was die Impfstoffe unterscheidet und wie sie wirken

Die Impfstoffe von BioNTech, AstraZeneca und Co. schützen effektiv vor COVID-19. Doch was genau passiert nach der Impfung im Körper? Und was ist der Unterschied zwischen den mRNA-Impfstoffen und Vektor-Impfstoffen?

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Wie gut schützt die Impfung vor der Delta-Variante?

Eine Impf-Dosis

Der Schutz nach der ersten Impfung (mRNA- oder Vektor-Impfstoff) scheint im Hinblick auf die Delta-Variante deutlich niedriger zu sein, so das Ergebnis erster Untersuchungen der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE). Die Schutz-Wirkung vor einer symptomatischen Corona-Infektion lag bei der Delta-Variante bei rund 34 Prozent. Bei der Alpha-Variante sind es 51 Prozent.

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Zwei Impf-Dosen schützen relativ gut vor schweren Verläufen

"Erste vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass derzeitige Impfungen etwas besser vor einer Infektion mit B.1.1.7 als einer mit B.1.617.2 schützen, aber auch bei Infektionen mit B.1.617.2 nach vollständiger Impfung ein hoher Schutz gegen schwere Verläufe besteht", so das RKI.

Laut der PHE-Studie schützen 2 Dosen BioNTech zu rund 88 Prozent vor der Delta-Variante - und sogar zu 96 Prozent vor einem schweren Verlauf. Bei der Alpha-Variante liegt der normale Impf-Schutz etwas unter 94 Prozent. 2 Dosen AstraZeneca schützen laut PHE noch zu rund 67 Prozent vor Corona anstatt zu 75 Prozent. Einen Krankenhaus-Aufenthalt verhindern die 2 AstraZeneca-Impfungen jedoch offenbar zu 92 Prozent.

Eine schottische Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen: 2 Dosen BioNTech schützen demnach zu 79 Prozent gegen die Delta-Variante - 2 Dosen AstraZenca zu 60 Prozent.

Erste vorläufige Daten aus Israel, wo bereits 56 Prozent der Bevölkerung mit BioNTech vollständig geimpft sind, deuten auf eine etwas schlechtere Wirkung des Impfstoffs im Hinblick auf Delta hin. Demnach verhindert eine vollständige Impfung mit BioNTech nur zu 64 Prozent eine Infektion und eine Erkrankung mit Symptomen. Vor Krankenhaus-Aufenthalten und schweren Verläufen schützt sie aber noch zu 93 Prozent.

Noch im Februar hatte das israelische Gesundheitsministerium mitgeteilt, dass BioNTech zu 95,8 Prozent eine Corona-Erkrankung verhindere, das Auftreten von Symptomen wie Fieber und Atembeschwerden zu 98 Prozent und Krankenhaus-Aufenthalte, schwere Verläufe und Tod sogar zu 99 Prozent.

Die zugelassenen Impfstoffe in Deutschland

Hinweis: Eine Auffrischungsimpfung nach etwa 6 Monaten wird aktuell allen Menschen ab 18 Jahren mit einem mRNA-Impfstoff von der STIKO empfohlen.
Hinweis: Eine Auffrischungsimpfung nach etwa 6 Monaten wird aktuell allen Menschen ab 18 Jahren mit einem mRNA-Impfstoff von der STIKO empfohlen. © Robert Koch-Institut/Galileo

Großbritannien: 95 Prozent Delta-Variante, steigende Fall-Zahlen

↗ Über Wochen lag die Inzidenz in Großbritannien bei rund 20. Doch jetzt steigt sie immer weiter an und liegt aktuell bereits bei über 255. Allein am 7. Juli wurden 32.548 Neu-Infektionen vermeldet. Ferner nimmt auch die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen und Todesfälle infolge von Corona drastisch zu.

👉 Grund dafür ist die hochansteckende Delta-Variante, die sich in Großbritannien rasch ausgebreitet hat und heute für 95 Prozent der Neu-Infektionen verantwortlich ist.

❕ Aufgrund der Lage hatte die britische Regierung die zum 21. Juni geplante Aufhebung der letzten Corona-Beschränkungen (Öffnung von Discos, normaler Restaurant-Betrieb etc.) vorsorglich um 4 Wochen verschoben. In dieser Zeit sollten möglichst viele Menschen geimpft werden. Vor allem in Hotspot-Gebieten wurden die Impf-Kampagne hochgefahren.

😷 Trotz der stetig ansteigenden Inzidenz plant die britische Regierung am 19. Juli alle Corona-Maßnahmen mitsamt Masken-Pflicht in Geschäften/öffentlichen Verkehrsmitteln und Abstandsregeln aufzuheben. Ein Anstieg der Neu-Infektionen auf bis zu 100.000 pro Tag wird erwartet. Die Regierung setzt weiterhin auf Impfungen und hofft, dass dadurch schwere Krankheits-Verläufe verhindert werden.

📝 122 Wissenschaftler:innen und Mediziner:innen haben jetzt in einem offenen Brief im Fachjournal "The Lancet" die geplante Aufhebung der Maßnahmen als "gefährliches und skrupelloses Experiment" kritisiert. Millionen Menschen würden sich infizieren und Hunderttausende könnten deswegen Langzeiterkrankungen und bleibende Behinderungen erleiden. "Bei dieser Strategie besteht die Gefahr, dass eine Generation mit chronischen Gesundheitsproblemen und Behinderungen zurückbleibt, deren persönliche und wirtschaftliche Auswirkungen noch über Jahrzehnte spürbar sein könnten", heißt es im Brief.

💉 Rund 65 Prozent der erwachsenen Briten sind schon vollständig geimpft. Etwa 86 Prozent haben zumindest schon ihre erste Impfung erhalten. Die meisten Menschen in Großbritannien wurden mit BioNTech oder AstraZeneca geimpft.

Verbreitung der Delta-Variante: von Indien in die ganze Welt

🌏 Seit Mai 2021 zählt die hochansteckende Delta-Variante B.1.617.2 zu den besorgniserregenden Varianten (Variants of Concern = VOC). Erstmals gefunden wurde sie im Dezember 2020 im indischen Bundesstaat Maharashtra.

✈ Zuerst breitete sich Delta in Indien und Großbritannien aus und wurde dort die dominierende Variante. Es folgte eine rasche Zunahme der Delta-Infektionen unter anderem in Portugal (vor allem in Lissabon und an der Algarve), Russland (vor allem in Moskau), Deutschland und den USA.

📈 Heute ist sie in etlichen Ländern auf dem Vormarsch und wird dort bald für den Großteil der Infektionen verantwortlich sein. Selbst in Israel, wo über die Hälfte der Bevölkerung mit BioNTech vollständig geimpft ist, steigt die Zahl der Corona-Neu-Infektionen deutlich an. Dort dominiert Delta bereits mit 90 Prozent.

😱 Neu entdeckt wurde in Indien die Delta Plus-Variante. Eine Art Mischung aus Delta- und Beta-Variante. Auch in Portugal, Großbritannien, Polen, in der Schweiz, China, Russland und in den USA soll die neue Variante schon nachgewiesen worden sein. Laut dem Gesundheitsministerium in Neu Delhi ist Delta Plus wohl besonders ansteckend und bindet stärker an Lungen-Zellen. Bisher gibt es kaum belegbare Daten zu Delta Plus.

Neue Namen für die Corona-Virus-Varianten

Am meisten Sorge bereitet aktuell die Delta-Variante.
Am meisten Sorge bereitet aktuell die Delta-Variante.© Galileo
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