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Mittelalterliche Legende

Der Heilige Gral: Gab es den Kelch aus dem Jesus trank wirklich?

  • Veröffentlicht: 19.08.2024
  • 05:00 Uhr
  • Claudia Frickel
Der Heilige Gral auf einem Kirchenfenster in der französischen Bretagne.
Der Heilige Gral auf einem Kirchenfenster in der französischen Bretagne.© IMAGO/IPON

Quell ewiger Jugend, das Kind von Jesus Christus, die Artus-Sage und das letzte Abendmahl: Um den Heiligen Gral ranken sich viele Mythen. Bis heute suchen manche Wissenschaftler:innen und Schatzsucher:innen nach dem Gral. Aber gibt es den legendären Kelch wirklich?

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Der Heilige Gral: Das Wichtigste in Kürze

  • Die Legende um den Heiligen Gral ist einer der bekanntesten Mythen der Menschheit. Zum ersten Mal erwähnt wurde sie im 12. Jahrhundert in der Sage um König Artus und seinen Rittern. 

  • Später wandelte sich der Gral zu einem Symbol des Christentums. Es sollte sich um den Kelch handeln, aus dem Jesus beim letzten Abendmahl getrunken hat, und in dem sein Blut am Kreuz aufgefangen wurde. 

  • Wer aus dem Kelch trinkt, soll der Legende nach ewig jung bleiben oder für immer satt und glücklich sein.

  • Einer anderen Theorie zufolge ist der Gral keine Sache, sondern steht symbolisch für ein Kind - das von Jesus und Maria Magdalena.

Was ist der Heilige Gral eigentlich?

🏆 Der Heilige Gral könnte ein Becher, eine Schale oder ein Stein sein: In verschiedenen Erzählungen tauchen dazu unterschiedliche Ideen auf. Genau weiß es niemand, denn gesehen hat den mysteriösen Gegenstand bisher kein Mensch - jedenfalls gibt es keine Beweise.

🧒 Der sagenumwobene Gral soll denjenigen, die ihn nutzen, nur Gutes bringen: Wer daraus trinkt, wird je nach Überlieferung immer jung sein, unsterblich oder findet das Glück. In den meisten Mythen sucht ein Held nach dem geheimnisvollen Gefäß, aber er findet es selten.

👑 Der erste Grals-Sucher war der mythische englische König Artus. Der Herrscher soll Ritter wie Lancelot und Parzival um sich geschart haben. Gemeinsam bestehen sie Abenteuer, stehen aber immer im Dienst einer guten Sache. Der Gral und die Suche nach ihm spielen eine wichtige Rolle. Die Artus-Geschichten entstanden zuerst im 12. Jahrhundert.

🩸 Im katholischen und orthodoxen Christentum gilt der Gral als Reliquie, genau wie beispielsweise das Grabtuch von Turin: Es soll sich dabei um den Kelch handeln, den Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern in der Hand hielt. In dem gleichen Becher soll Josef von Arimathäa wenige Tage später das Blut von Jesus unter dem Kreuz aufgefangen haben.

🧑 Eine der ungewöhnlichsten Theorien zum Heiligen Gral ist gleichzeitig die wohl erfolgreichste: Es geht demnach gar nicht um einen Gegenstand, sondern in Wahrheit ist der Gral ein Symbol - für einen Menschen. Laut dem Buch "Der Heilige Gral und seine Erben" aus den 80er-Jahren steht er für das Kind von Maria Magdalena und Jesus, das nach seinem Tod geboren wurde. Die Idee griff Dan Brown 2003 in seinem Thriller "Sakrileg" ("Da Vinci Code") auf, der auch verfilmt wurde.

Im Video: Das Zeitalter der Ritter

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Wie entstand der Mythos um den Heiligen Gral?

🗨 In vielen der Geschichten um den Heiligen Gral vermischen sich mittelalterliche Literatur, keltische Erzählungen und christliche Elemente.

📕 Zuerst erwähnt hat den Begriff "Gral" der Versroman "Parzival" oder "Le Conte du Graal". Er stammt vom französischen Dichter Chrétien de Troyes, der im 12. Jahrhundert lebte. Parzival stößt in der Erzählung zu den Artus-Rittern. Er wird Zeuge, wie der Gral bei einem geheimnisvollen Ritual hereingetragen wird. Was das ist und wie er aussieht, bleibt jedoch offen: Der Autor starb, bevor er den Roman beendete.

✝ Kurz danach nahmen sich zwei weitere Dichter den Gral vor: Der französische Autor Robert de Boron fügte der Geschichte von de Troyes christliche Elemente hinzu. Er baute eine Figur aus der Bibel ein, Josef von Arimathäa. Laut Boron soll er dieses nach England gebracht haben.

📃 Der Kelch und Josef von Arimathäa werden im 2. bis 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in apokryphen Schriften erwähnt. Das sind religiöse Schriften, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Vom Gral ist aber nicht die Rede.

💎 Der deutsche Dichter Wolfram von Eschenbach widmete sich um das Jahr 1200 ebenfalls dem Gral. Er hatte de Troyes "Parzival" übersetzt und dabei Handlungsstränge ergänzt. Bei ihm ist der Gral ein Stein, auf dem einmal jährlich eine Taube eine Hostie ablegt. Wer den Stein sieht, bleibt für immer jung - und kann eine Woche lang nicht sterben.

Wo könnte sich der Gral heute befinden?

🏰 Der Heilige Gral wurde schon an über 200 Orten vermutet oder angeblich von Hobby-Schatzsucher:innen entdeckt. Den Legenden zufolge befindet er sich in einer abgeschiedenen Burg. Davon gibt es jedoch viele.

♨️ Ein Kandidat ist die englische Stadt Glastonbury: Dort sollen nicht nur König Artus und seine Frau Guinevere begraben sein. Angeblich hat Josef von Arimathäa dort eine Kirche speziell für den Gral gebaut und einen Dornbusch gepflanzt, den es noch heute gibt. Jesus höchstpersönlich soll sogar in der Gegend gewesen sein. Angeblich besuchte er Glastonbury als Kind, zusammen mit Josef von Arimathäa. Weitere Indizien für die Anhänger:innen der Theorie: In Glastonbury gibt es eine Quelle, die noch nie versiegt sein soll, und deren Wasser rötlich schimmert, also wie Blut

🔍 In Großbritannien finden sich viele weitere mögliche Ruinen, die als Verstecke für den Gral gehandelt werden. Darunter sind die Klosterinsel St. Michaels Mount in Cornwall sowie Winchester Castle, in dem der Tisch von König Artus Tafelrunde stehen soll.

🥛 Schwer zugängliche Klöster in den spanischen und französischen Pyrenäen kommen ebenfalls als Aufbewahrungsorte infrage. Als Grals-Versteck gehandelt wurde zudem die Kathedrale im spanischen Valencia, in der sich ein sehr alter Becher befindet. In Deutschland vermuteten manche den Gral auch schon, beispielsweise auf der Burg Wertheim in Baden-Württemberg oder im Chiemsee. Dort hatte ein Tauchende 2001 einen goldenen Kessel entdeckt. Der entpuppte sich jedoch als höchstens 100 Jahre alt.

🌎 Gesucht wurde das Gefäß sogar in Kanada. Die Insel Oak Bay in Nova Scotia im Osten des Landes soll alle möglichen Schätze beherbergen, darunter den Heiligen Gral. Die Tempelritter sollen ihn dort begraben haben. Auf Oak Bay könnten sich zusätzlich die Manuskripte von William Shakespeare befinden, glauben manche,

Der Hügel Glastonbury Tor mit seinem Turm gilt als mythischer Ort. In der Gegend soll sich eine Kirche befunden haben, in der der Heilige Gral aufbewahrt wurde. Außerdem liegt dort angeblich König Artus begraben.
Der Hügel Glastonbury Tor mit seinem Turm gilt als mythischer Ort. In der Gegend soll sich eine Kirche befunden haben, in der der Heilige Gral aufbewahrt wurde. Außerdem liegt dort angeblich König Artus begraben.© picture alliance / empics
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Der Heilige Gral in Büchern und Filmen

  • Zahlreiche Filme, Bücher und andere kulturelle Werke drehen sich um den Heiligen Gral. Im Blockbuster "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" von 1989 muss der Held den Becher finden - und dabei schneller als die Nazis sein, die den mystischen Gegenstand ebenfalls in ihre Finger bekommen wollen.
  • Der Monty-Python-Film "Die Ritter der Kokosnuss" von 1975 heißt im Original "Monty Python and the Holy Grail". Die Story um König Artus und den Gral wird darin auf witzige Weise auf die Schippe genommen.
  • Dan Brown war nicht der einzige zeitgenössische Autor, der das Thema in seinem "Sakrileg"-Roman aufarbeitete. Der 1980er-Jahre-Fantasyroman-Klassiker "Die Nebel von Avalon" von Marion Zimmer Bradley dreht sich ebenfalls darum.
  • Richard Wagner widmete dem Mythos eine ganze Oper, den "Parsifal".
  • Dazu kommen viele Filme und Serien, zum Beispiel "König der Fischer" von 1991 mit Robin Williams, der spanische Film "Ritter des Heiligen Grals" von 2011 sowie die Zeichentrick-Serie "Ivanhoe" von 1996.
In diesem Film sucht Indiana Jones nach dem Heiligen Gral
"Indiana Jones und der letzte Kreuzzug"

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Die wichtigsten Fragen zum Heiligen Gral

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