Fremde Bräuche
Dia de Muertos: Warum feiert man den Tag der Toten?
- Aktualisiert: 02.11.2023
- 09:50 Uhr
- Alena Brandt
Bunte Schädel und Skelette überall: Der Día de Muertos ist ein Festtag in Mexiko, hat aber mit Halloween nichts zu tun. Neugierig, wie Feiern und Gedenken an Verstorbene zusammenpasst? Alles über den Tag der Toten und die Bräuche in Lateinamerika.
Das Wichtigste in Kürze
Der Tag der Toten heißt in Lateinamerika "Dia de Muerto" oder auch "Dia de los Muertos". Mexiko ist bekannt für bunte Straßenumzüge und besondere Traditionen rund um den Festtag.
Als Skelett verkleidet, mit Totenköpfen aus Zucker und geschmückten Altären feiern Mexikaner:innen die Lebenden und die Toten.
Die Feiern zum Totentag in Mexiko sind Weltkulturerbe: Die Bräuche rund um den Dia de Muerto gelten als schützenswert und sollen laut UNESCO erhalten bleiben.
Ist das nicht so wie Halloween? Der Dia de Muerto dauert vom 31. Oktober bis zum 2. November. Halloween ist nur am 31. Oktober. Halloween soll böse Geistern vertreiben. Der Dia de Muerto feiert das Gedenken an die Verstorbenen - und dabei geht es fröhlich zu.
Dia de Muertos: Wie feiern die Mexikaner:innen die Toten?
Der Tag der Toten ist ein mehrtägiges Fest in Mexiko mit zahlreiche Traditionen und Bräuchen, die von der UNESCO sogar als immaterielles Weltkulturerbe ausgezeichnet sind. Am 31. Oktober beginnt das Fest, es ist der Vorabend von Allerheiligen. Es dauert bis zum 2. November. Das Fest ist bunt und lebensbejahend. Wegen der Kostüme und Paraden ist es immer beliebter bei Tourist:innen. Was für Außenstehende makaber und wie Karneval anmuten kann, hat lange Tradition. In Mexiko sind die Tage der Toten ein wichtiges Familienfest. Der Glaube besagt, dass die Seelen der Toten am Feiertag kurz zu den Familien zurückkehren und ihre Liebsten besuchen. Teils unterscheiden sich die Rituale je nach Region. Typisch ist aber Folgendes:
Das Totenbrot
🍞 Der Tod schmeckt süß - zumindest, wenn man das Pan de Muerto probiert. Über das traditionelle Totenbrot streuen Mexikaner:innen Zucker. Das Gebäck gehört zum Fest wie bei uns der Gänsebraten zu Weihnachten. Das Totenbrot steht etwa auf dem Altar oder die Menschen nehmen es mit zum Friedhof. Es ist laut Brauch eine Gabe für die toten Seelen, die kurzzeitig zu Besuch kommen. Aber ganz ehrlich - auch die Lebenden erfreuen sich am Geschmack.
Calaveras: Verzierte Totenschädel
💀 Totenschädel, du siehst echt Zucker aus! Zum Tag der Toten darf man kreativ werden. Das Verzieren von Totenschädeln aus Pappmaschee gehört zum Fest dazu. So entstehen die farbenfrohen Calaveras, wie die Totenschädel auf Spanisch heißen. Zucker, Marzipan und Schokolade verziert die Schädel.
Altar mit Fotos
🕯️ Daheim und auf öffentlichen Plätzen bauen die Menschen Altäre auf. Darauf stellen sie Fotos der Verstobenen und schmücken die Altäre mit etwa Blumen und Kerzen. Außerdem liegen dort Ofrendas, also Opfergaben. Kurios: Auch für tote Haustiere gibt es teils einen Altar.
Besuch der Gräber
🪦Die Friedhöfe verwandeln sich zu geselligen Feierstätten. Familien besuchen die Gräber verstorbener Angehöriger. Sie bleiben oft für längere Zeit, nehmen Klappstühle mit, essen und trinken gemeinsam am Grab, quatschen und zünden Kerzen an. Es herrscht meistens keine Trauerstimmung, sondern ein fröhliches Gedenken. So schallt nicht selten auch ein Lachen vom Friedhof.
Festtagsumzüge und Paraden
🧛Umzüge mit Paraden, Tanz und teils mit geschmückten Wagen verwandeln die Straßen in ein buntes Spektakel. Die Menschen verkleiden sich beim Straßenumzug mit schrillen Kostümen rund ums Thema Tod. Das Fest erinnert an Karneval.
Leuchtend gelbe Blumen
☀️Cempasuchil heißt die Blume der Toten. Die leuchtend-gelben Blüten sollen die Seele der Verstorbenen auf die Erde locken am Totentag. Ein Brauch, der von den Azteken stammt.
Wer ist La Catrina?
La Catrina ist die Ikone des mexikanischen Totentages. Sie ist als elegant gekleidetes Skelett dargestellt. Der Künstler José Guadalupe Posada hat die fiktive Skelett-Dame erfunden. Ihr Name bedeutet so viel wie "Die Reiche". La Catrina war früher eher eine Karikatur, die zeigen sollte: Geld schützt nicht vorm Tod. Heute ist sie eher Symbol für die schönen Seiten des Todes. Viele Menschen in Mexiko verkleiden sich als La Catrina am Dia de Muerto.
Dia de Muertos: Die Skelett-Dame inspiriert auf Instagram
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Dia de Muertos: So sieht der Tag der Toten in Mexiko aus
Bunte Traditionen zum Dia de Muertos in Mexiko
Wie entstand der Dia de Muertos - und warum kommen die Toten zurück?
Der Großteil der mexikanischen Bevölkerung ist katholisch. Beim Totenfest vermischen sich christliche Bräuche mit der ursprünglichen Azteken-Kultur und religiösen Riten. Im Mittelpunkt des Festes steht der Volksglaube, dass das Leben nach dem Tod nicht beendet ist. Der Tod ist wie ein Neubeginn für das Leben im Jenseits.
Die Azteken besiedelten zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert Mittelamerika und bildeten im heutigen Mexiko eine Hochkultur. Schon dieses alte Volk feierte den Tag der Toten als Brücke zwischen Diesseits und Jenseits. Im Katholizismus gibt es das Fest Allerseelen, das aber kein gesetzlicher Feiertag ist. Am 2. November gedenken dort Katholik:innen den Seelen der Verstorbenen. Für sie stellt Jesus Christus eine Verbindung zwischen Lebenden und Toten her.
In Mexiko sollen am Dia de los Muertos sie Seelen der Verstorbenen kurzzeitig zu einem Besuch im Diesseits zurückkehren. Dabei glauben die wenigsten, dass sich wirklich Geister zeigen. Es geht mehr um die Bedeutung im übertragenen Sinne. Der Besuch der Verstorbenen ist nicht mit Trauer verbunden, sondern ein Grund zur Freude. Es ist eine Möglichkeit, die Verbundenheit mit den Verstorbenen zu feiern.
Ist der Dia de Muertos mit Halloween verwandt?
Der Dia de Muertos ist kein Halloween-Abklatsch sondern ein eigenständiger Brauch. Die Bedeutungen unterscheidet sich: In Mexiko gilt der Totentag als fröhliches Fest, der an Verstorbene erinnert. Halloween stammt aus Irland. Auch bei dem keltischen Fest glaubten die Menschen, dass die Seele der Toten zurückkehrt. Allerdings sollten dort auch böse Geistern vertrieben werden. Das heutige Halloween mit Kürbissen, Partys und Süßigkeiten gleicht eher einem Grusel-Fasching.
Die UNESCO hat den Dia de Muerto in Mexiko zum Kulturerbe erklärt. Auch, damit sich alte Bräuche bewahren und diese nicht von kommerziellen Interessen überschrieben werden.