Das Geheimnis der ältesten Tiere: Warum manche über 100 Jahre alt werden
- Veröffentlicht: 23.04.2023
- 16:45 Uhr
- Galileo
Manche Tiere werden 100 oder sogar über 200 Jahre alt. Warum können diese Tiere so alt werden? Und lässt sich deren Geheimnis auch auf Menschen übertragen? Im Clip: Auf den Spuren des Grönlandhais
Die ältesten Tiere der Welt: Das Wichtigste
In Deutschland liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa 80 Jahren. Aber - um die Stimmung zu heben: Alle vier Jahre steigt die Lebenserwartung um ein Jahr.
Damit sterben wir recht jung: Grönlandwale werden stolze 200 Jahre alt, die älteste Aldabra-Schildkröte zählte 256 Jahre und Grönlandhaie werden sogar bis zu 500 Jahre alt.
Forschende wollen den Prozess des Alterns besser verstehen. Dazu untersuchen sie Tierarten, die erstaunlich lang leben.
Und sie kommen dem Geheimnis immer näher. So konnten Wissenschaftler:innen das Leben von Fadenwürmern von 19 auf 126 Tage verlängern.
Wäre da nicht der Grottenolm. E stellt Forschende vor einem Rätsel. Das Tier wird mehr als 100 Jahre alt, aber niemand hat bislang rausfinden könne, warum.
Das sind die ältesten Tiere
Das Geheimnis der ältesten Tiere: Warum manche über 100 Jahre alt werden
Das älteste Nagetiere: Der Nacktmull
🐭 Die meisten Nagetiere werden nur zwei oder drei Jahre alt. Beim Nacktmull liegt die Lebenserwartung bei bis zu 30 Jahren in Gefangenschaft und immerhin bis zu acht Jahren in freier Wildbahn.
🐭 Die Langlebigkeit verdankt der Nacktmull nicht zuletzt seinen Körperzellen. Die produzierte Hyaluron-Säure macht die Nagetiere gegenüber altersbedingten Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer resistent.
🐭 Auch die Fähigkeit, ihren Stoffwechsel anzupassen und ihre hohe Stressresistenz sorgen für ein langes Leben.
🐭 Besonders die Resistenz gegen Alzheimer und Krebs machen den Nacktmull äußerst interessant für die Forschung.
Warum werden manche Tiere so alt?
Eine definitive Antwort auf die Frage gibt es nicht. Es gibt aber schon seit fast 100 Jahren die "Rate-of-Living-Theory". Vereinfacht gesagt, bedeutet sie: Je schneller das Herz schlägt, desto kürzer das Leben.
Sie geht auf den amerikanischen Biologen Raymond Pearl zurück, der 1928 davon ausging, dass jedes Lebewesen ein bestimmtes Budget an Herzschlägen zur Verfügung hat. Außerdem stützt er sich auf die Beobachtung, dass besonders große Tiere besonders lang leben.
Auf den ersten Blick scheint die Beobachtung zu stimmen: Ein Blauwal (Herzschläge/Minute: vier bis acht) wird zwischen 80 und 90 Jahren alt. Eine Etruskerspitzmaus (Herzschläge/Minute: 1.200) darf nur mit zwei Jahren Leben rechnen.
Die ältesten Tiere: Liegt es am Stoffwechsel?
🐠 Alte Tiere sind aber nicht immer besonders groß, wie zum Beispiel der Granatbarsch aus der Bildergalerie. Deswegen fanden Wissenschaftler ein modernes Update der alten Rate-of-Living-Theory.
🗽 Sie hängt mit den "freien Radikalen" zusammen, die in unseren Zellen ständig produziert werden.
💣 Freie Radikale sind hochreaktive Sauerstoffmoleküle, die als Zwischenprodukt des Stoffwechsels anfallen. Ähnlich wie Dynamit können sie aus anderen Molekülen Elektronen "heraussprengen".
🔧 Selbst die DNA ist vor solchen Angriffen nicht sicher. Auf Dauer können die Schäden nicht mehr repariert werden, man altert - und stirbt irgendwann. So die Theorie.
🔪 Forschende können diese Theorie bereits anwenden, um das Leben von Fadenwürmern von 19 auf 126 Tage zu verlängern.
🛡️ Sie stimulieren Gene des Fadenwurms, die für den molekularen Schutz gegen Freie Radikale zuständig sind. Das Ergebnis: Ein verlängertes Leben.
⚡ Diese Erklärung begründet das Altern also auch mit dem Stoffwechsel. Vor allem mit dem Energieumsatz, vereinfacht gesagt: Wie viel Energie eine Zelle braucht, um zu leben.
🐢 Der Energieumsatz von Schildkröten ist besonders gering. Sie werden auch erstaunlich alt.
Der Grottenolm wird über 100 Jahre alt
Der Grottenolm bringt maximal 20 Gramm auf die Waage, sein Energieumsatz ist weder niedrig, noch ist sein Schutz gegen freie Radikale über die Maßen ausgeprägt. Grottenolme werden trotzdem über 100 Jahre alt, was Forschende vor ein ungelöstes Rätsel stellen.
Seit fast 60 Jahren beobachten französische Wissenschaftler:innen eine Kolonie von Grottenolmen, die - wie der Name schon vermuten lässt - in dunklen Höhlen leben. Noch konnten Forscher:innen keinen kompletten Lebenszyklus beobachten. Allerdings zeigen manche Grottenolme selbst mit 60 Jahren noch keine Zeichen des Alters.
Im Quiz: Welches Tier wird am ältesten?
Häufige Fragen zum Thema älteste Tiere der Welt
Der Grönlandhai hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 272 Jahren. In der Praxis sind bis zu 500 Jahre durchaus möglich. Der Grönlandwal wird im Schnitt nur etwa 211 Jahre alt.
Das älteste Lebewesen ist der antarktischer Riesenschwamm Anoxycalyx joubini (Auch: Scolymastra joubini). Er kann über 10.000 Jahre alt werden.
Nesseltiere und Quallen wie die "Turritopsis dohrnii" regenerieren sich fortlaufend und gelten damit quasi als unsterblich.
Für den Nacktmull ist das Risiko zu sterben immer gleichbleibend und dazu grundsätzlich noch sehr gering. Die Gefahr nach Kämpfen zu sterben ist für die Tiere deutlich höher als durch Altersschwäche.