Bergbau
Bis zu 4 Kilometer unter der Erde: Das sind die tiefsten Minen der Welt
- Veröffentlicht: 16.04.2024
- 05:00 Uhr
- Peter Michael Schneider
Bei schweißtreibender Hitze und Kilometer unter der Erdoberfläche suchen Bergleute nach Gold und Diamanten. Warum das so gefährlich ist, wo die tiefsten Bergwerke der Welt liegen und warum es irgendwann keinen Sinn mehr macht, weiter zu buddeln.
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Das Wichtigste in Kürze
Die tiefsten Minen der Welt reichen Kilometer in die Erde. Die Temperaturen dort steigen auf über 60 Grad.
Solche Minen müssen daher stark gekühlt werden, damit die Bergleute keinen Hitzeschlag bekommen. Menschen halten in der Regel nur etwa 50 Grad aus.
Weil Bergbau in der Tiefe so gefährlich und teuer ist, reicht weniger als ein Dutzend Minen mehr als drei Kilometer in die Tiefe, nur eine erreicht fast vier Kilometer.
Die tiefsten Bergwerke reichen tiefer in die Erde als die tiefste bekannte natürliche Höhle. Die Werlowkina-Höhle in Georgien im Kaukasus-Gebirge ist "nur" 2.212 Meter tief.
Inhalt
- Grafik: Die tiefsten Minen der Welt
- Südafrika: So tief gräbt sonst keiner
- Die Mponeng-Mine: Tiefstes Bergwerk der Welt
- Im Video: Faszinierende Salzmine in Russland
- Die Top 10 der tiefsten Minen der Welt
- Der tiefste Tagebau der Welt
- Funfacts über Minen und Bergbau
- Im Video: So erzeugen alte Minen Strom
- Wie weit lassen sich Minen in die Tiefe treiben?
- Warum es in der Tiefe so gefährlich ist
- Lebensgefährlicher Job in der Tiefe
- Häufige Fragen zu den tiefsten Minen der Welt
Grafik: Die tiefsten Minen der Welt
Südafrika: So tief gräbt sonst keiner
Die meisten der Tiefen-Rekord-Bergwerke liegen im Boden von Südafrika. Das Land besitzt große Lagerstätten von Gold, Diamanten und Uran.
Die Mponeng-Mine: Tiefstes Bergwerk der Welt
Die tiefste Mine der Welt ist derzeit die Mponeng-Mine in Südafrika. Mit etwa 4.000 Meter Teufe (Fachwort der Bergleute für Tiefe) reicht ihr tiefster Punkt so weit hinab, dass die Bergleute etwa eineinhalb Stunden einfahren, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Das Bergwerk ist so heiß, dass es jeden Tag mit 6.000 Tonnen Eis gekühlt wird.
In jeder Tonne Erz befindet sich durchschnittlich etwa sieben bis neun Gramm Gold. Das hört sich nach wenig, gilt aber unter Bergleuten als top. Außerdem fördern fast 5.300 Bergleute jeden Tag 2.300 Tonnen Gestein. 2022 etwa holten die Bergleute so etwa sechs Tonnen Gold aus der Erde.
Bei einem Goldpreis von knapp 60 Euro pro Gramm kommt da also etwas zusammen. Weitere fast 60 Tonnen Gold schlummern noch in den Goldadern der Mine.
Im Video: Faszinierende Salzmine in Russland
Salzmine in Russland
Die Top 10 der tiefsten Minen der Welt
1. Mponeng Gold Mine - etwa 4.000 Meter: Die tiefste Mine der Welt! In der Goldmine wird seit 1987 gegraben.
2. TauTona Mine - etwa 3.900 Meter: Zwischen 1962 und 2018 war die TauTona Mine eine der produktivsten Goldminen Südafrikas. 5.000 Arbeiter bauten in den 800 Kilometer langen Stollen pro Jahr fast sieben Tonnen Gold ab.
3. Savuka Gold Mine - etwa 3.700 Meter: Allein 2011 holten die Bergleute fast eineinhalb Tonnen Gold aus der südafrikanischen Mine.
4. East Rand Mine - 3.585 Meter: Nach mehr als 110 Jahren schloss die südafrikanische Goldmine bereits 2008 ihre Stollen.
5. Driefontein Mine - 3.420 Meter: Mehr als 10.000 Menschen arbeiten in der südafrikanischen Uranmine.
6. Kusasalethu Mine - 3.388 Meter: Aus der südafrikanischen Mine fördern Bergleute sei 1978 Gold.
7. Empire Mine - 3.355 Meter: Die berühmteste Goldmine Kaliforniens war von 1869 bis 1956 in Betrieb.
8. Kloof Mine - 3.347 Meter: In der in Südafrika liegenden Mine bauen die Bergleute wird Uran und Gold ab.
9. Kolar Gold Fields - 3.217 Meter: Weil sich der Abbau wegen fallender Goldpreise nicht mehr lohnte, wurde die indische Goldmine 2001 geschlossen.
10. Blyvooruitzicht Mine - 3.213 Meter: Schon fast 100 Jahre buddeln Bergleute in der Blyvooruitzicht-Mine in Südafrika nach Gold und später nach Uran - einst die größte Goldmine der Welt.
So aufwendig ist es, in eine Kilometer-tiefe Mine einzufahren
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Der tiefste Tagebau der Welt
Befinden sich die Erze nahe der Oberfläche, werden sie offen abgebaut. Derzeit gelten um die 1.000 Meter Tiefe für offene Tagebau als das Maximum, um noch rentabel zu wirtschaften. Die über 1.200 Meter tiefe und vier Kilometer breite Bingham Canyon Mine in den USA gilt als tiefster Tagebau der Welt und eine der größten Kupfer-Lagerstätten auf dem Globus.
Funfacts über Minen und Bergbau
… dass die Mponeng-Mine zwar am tiefsten herabreicht, aber nur ab ihrem Einstieg? Die kanadische Kidd Creek Mine ist mit 2735 Metern unter Normalnull hingegen die tiefste Mine unter dem Niveau der Weltmeere. Das ist der tiefste Punkt, den du ohne U-Boot auf der Erde erreichen kannst.
… dass in der größten Mine der Welt, dem Tagebau Escondida in Chile, pro Tag etwa 150.000 Tonnen Kupfererze abgebaut werden und daraus pro Jahr etwa 800.000 Tonnen reines Kupfer gewonnen werden?
… das weltweit 3,3 Milliarden Tonnen Metalle im Jahr produziert werden?
... dass Bergleute bei der Goldproduktion nicht Gramm oder Kilo, sondern die Unze (=31,1 Gramm) als Einheit verwenden?
… das Bergleute einen aufgegebenen Stollen "Alter Mann" nennen?
Im Video: So erzeugen alte Minen Strom
Alte Minen als Akkus
Wie weit lassen sich Minen in die Tiefe treiben?
Je tiefer Bergleute graben, umso schwieriger wird es, technische Probleme wie steigende Temperaturen, Druck, eindringendes Grundwasser zu beherrschen, und umso teurer wird es. Die größte erreichbare Tiefe einer Mine ist daher vor allem eine wirtschaftliche Frage. Denn bevor sich eine maximale Tiefe technisch erreichen lässt, ist eine Mine längst unrentabel geworden.
In den tiefsten Bergwerken der Welt graben die Bergleute daher vor allem nach Gold, weil auch in kleinen Mengen gute Preise erzielt. Fachleute gehen daher davon aus, dass die Bergleute in der Mponeng-Mine noch bis auf 4.200 Meter weiter graben - und dann Schluss machen. Minen gewöhnlicher Metallerze erreichen dagegen selten mehr 2.000 Meter Tiefe.
Warum es in der Tiefe so gefährlich ist
♨️ Das Hauptproblem: Je näher du dem Erdkern kommst, desto heißer wird es. Alle 100 Meter steigt die Temperatur um durchschnittlich drei Grad Celsius (Stichwort "geothermischer Gradient"). Schon in 2.000 Meter Tiefe ist es häufig schon über 50 Grad heiß.
🏋️ In der Erdmitte ist der Druck unvorstellbare 3,5 Millionen Mal höher als an der Oberfläche. Doch so weit musst du gar - schon wenige Hundert Meter reichen aus, um alles Bekannte zu zerquetschen. Alle zehn Meter steigt der Druck um drei Bar (1 Bar = Atmosphärendruck). In vier Kilometern Tiefe herrschen also etwa 1.200 Bar.
💔 In der Tiefe verhalten sich Gesteine zunehmend wie zähe Knete. Mit steigendem Drücken und Temperaturen fangen sie an, langsam zu fließen und drücken die Wände der Schächte ein.
💥 Gefährlich sind zudem Gase aus dem Gestein, vor allem Methan ("Schlagwetter"), die sich entzünden können.
Lebensgefährlicher Job in der Tiefe
Die häufigsten Ursachen von Bergwerksunfällen sind neben fehlende Sicherheitsvorkehrungen vor allem Schlagwetterexplosion, Steinschläge und Wassereinbrüche, wie hier 2011 in der chinesischen Niupeng-Mine. Allein in China sterben jährlich mehrere Hundert Menschen untertage.