Drogen in der Medizin: Wie LSD, Magic Mushrooms und Co. helfen sollen
- Veröffentlicht: 23.02.2022
- 16:00 Uhr
- Galileo
LSD gegen Depressionen, Angststörungen oder Schmerzen? Die schon zu Hippie-Zeiten umstrittenen Psychedelika feiern in der Forschung gerade ein Comeback. Wie Drogen in der Medizin Menschen helfen könnten, erfährst du hier.
Das Wichtigste zum Thema Psychedelika
Psychedelika sind Substanzen, die eine Bewusstseins-Veränderung bewirken. Die Sinne werden geschärft, es kann zu Halluzinationen kommen.
Der Begriff Psychedelika setzt sich zusammen aus Psyche (Seele) und “delos” (offenbar, offenkundig).
Bekannte Psychedelika sind LSD, MDMA (Ecstasy), Psilocybin (Magic Mushrooms) und Ayahusca.
Derzeit gibt es einen Investitions-Hype um Biotech-Firmen, die den Einsatz von Psychedelika in der Medizin erforschen.
Achtung: In Deutschland und den meisten anderen Ländern sind Herstellung, Besitz und der Konsum von Psychedelika verboten. Sie unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz - und selbst für wissenschaftliche Zwecke ist der Besitz nur mit Sondererlaubnis legal.
Was während eines LSD-Trips im Gehirn passiert
💊 LSD ähnelt in der Wirkung unserem körpereigenen Botenstoff Serotonin, der Signale über Nervenzellen überträgt - zum Beispiel im Gehirn.
🧠 Das Halluzinogen dockt sich an die Serotonin-Rezeptoren an - dadurch kommunizieren Hirnregionen miteinander, die normalerweise nicht viel miteinander zu tun haben.
🔬 Warum und wie genau das passiert, wissen Forschende bis heute noch nicht sicher. Verantwortlich scheint vor allem der Serotonin-2A-Rezeptor zu sein.
😵 Während des LSD-Trips werden Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen intensiver.
👃 Auch Sinneseindrücke werden stärker. Es gibt beispielsweise Berichte davon, dass Personen während eines Trips Musik riechen konnten.
👀 Auch Halluzinationen können vorkommen, weil bei der Verarbeitung von Reizen mehrere Hirn-Regionen aktiv sind.
Der Einsatz von Psychedelika in der Medizin
In den USA sieht die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA in der Forschung mit Psychedelika einen bahnbrechenden neuen Therapie-Ansatz. 2010 konnten in den Vereinigten Staaten erste Studien durch Sondergenehmigungen starten.
#1 Halluzinogene bei Depressionen und Ängsten
Um die Tauglichkeit von Halluzinogenen wie LSD zu untersuchen, wird meist der nah verwandte Wirkstoff Psilocybin verwendet. Er wird aus psychoaktiven Pilzen gewonnen - sogenannte Magic Mushrooms. Der Vorteil: Hier dauert ein Trip nur etwa 6 Stunden, ein LSD-Trip kann hingegen 12 bis 24 Stunden andauern.
Bei Krebspatient:innen sollen gute Erfolge mit Psilocybin erreicht worden sein, um ihnen die Angst vor dem Tod zu nehmen. Dazu führte Roland Griffiths 2016 eine Studie an der Johns Hopkins Universität mit 51 Teilnehmenden mit lebensbedrohlicher Diagnose durch. Depressionen und Angstzustände wurden abgemildert, die Patient:innen fühlten sich angeblich besser und optimistischer.
2021 konnte die bisher größte Studie mit 233 Patient:innen mit mittelschweren bis schweren Depressionen die potentiell positive Wirksamkeit von Psilocybin weiter bestätigen.
#2 MDMA bei Posttraumatischen Belastungsstörungen
MDMA ist der Wirkstoff der Partydroge Ecstasy und soll begleitend zu einer Psycho-Therapie bei posttraumatischen Belastungsstörungen helfen können. Im Gegensatz zu beispielsweise Alkohol dämpft MDMA nicht das Bewusstsein, sondern regt dieses weiter an. Die Betroffenen sollen sich in den Sitzungen an das Erlebte ohne Panik erinnern und es verarbeiten können.
Aktuelle Studien aus den USA, Kanada und Israel zeigen, dass die Methode durchaus Erfolg haben kann. Zwei Drittel der Proband:innen hatten nach der Behandlung so wenig Symptome, dass ihre posttraumatischen Belastungsstörungen als "geheilt" galten.
Hinweis: Die Teilnehmer:innen wurden stets medizinisch begleitet. Auf keinen Fall sollte man eine Selbstmedikation starten! Psychedelika fallen unter das Betäubungsmittelgesetz, sind illegal und können dir ernsthaft schaden.
Wenn Künstler:innen Drogen nehmen
Drogen in der Medizin: Wie LSD, Magic Mushrooms und Co. helfen sollen
Kann die Behandlung mit LSD, MDMA und Co. süchtig machen?
Während einer Therapie mit Psychedelika besteht aufgrund der geringen Mengen und der Reinheit der Substanzen keine Suchtgefahr. Sehr gut möglich sind aber Nebenwirkungen.
Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen sind bei Patient:innen teilweise aufgetreten. Auch vorübergehende Angstzustände können möglich sein.
Geschichte und Mythen rund um Psychedelika
👨🏻⚕️ 1943 entdeckte der Chemiker Albert Hofmann LSD durch Zufall bei Forschungen für den Pharmakonzern Sandoz.
🌸 In der Hippie- und Flower-Power-Zeit kamen Psychedelika in Verruf und wurden Anfang der 70er verboten. Es kam zu Schwerverbrechen und Selbstmorden in Verbindung mit LSD.
💊 Schon 150 bis 200 Mikrogramm der Droge können heftige Illusionen erzeugen. Bei häufigem LSD-Konsum lässt die Wirkung nach.
🤯 Höhere Dosierungen können sogenannte Horror-Trips zur Folge haben.
📃 LSD wird oft auf Löschpapier mit verschiedenen Motiven aufgebracht und so in Umlauf gebracht.
Was ist Microdosing?
Microdosing ist ein Trend, der sogar im amerikanischen Silicon Valley viele Anhänger:innen gefunden hat. Dabei soll die Kreativität und Leistungsfähigkeit mit geringen Dosen von Psychedelika gesteigert werden.
Die geringen Mengen sollen keinen Trip auslösen. Es wird nur ein Zehntel der gewöhnlichen LSD-Menge genutzt, 2 bis 3-mal die Woche.
Angeblich soll Microdosing leistungsfähiger machen, es gibt aber bisher kaum Belege dafür. Expert:innen warnen deshalb eingehend vor Selbst-Experimenten, denn das Risiko von Nebenwirkungen kann nicht ausgeschlossen werden.
Die Einnahme von LSD kann potentiell Psychosen oder auch anhaltende Wahrnehmungs-Störungen auslösen.
Und: Psychedelika sind illegal! Wer sie besitzt oder konsumiert, macht sich strafbar.
Noch mehr zum Thema Psychedelika
💻 Du hast Fragen zu Drogen, kennst jemanden, der sie nimmt oder hast selbst damit ein Problem? Kompetente Ansprechpartner und Hilfe findest auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
📲 Die BZgA bietet auch eine unverbindliche und anonyme Chat-Beratung, bei der ein direkter Austausch mit Expert:innen möglich ist.