Eichhörnchen - Darum können sie so gut springen
- Veröffentlicht: 23.11.2021
- 07:45 Uhr
- Sven Hasselberg
Eine neue Studie enthüllt das Sprung-Geheimnis der Eichhörnchen. Wir erklären dir, wie es funktioniert, und wie es bei der Robotik helfen kann.
Das Wichtigste zum Thema Eichhörnchen
Eichhörnchen können bis zu 5 Meter weit springen. Mit Hilfe von Highspeed-Kameras stellt eine neue Studie jetzt fest, warum sie nie abstürzen: Vor jedem Sprung prüfen sie die Stabilität des Sprungastes und die Entfernung.
Forschende bauten wilden Eichhörnchen einen Parkour, variierten die Abstände der Äste und die Sprungplattformen. Vom Birkenholz über reines Plastik bis zu mit Kupfer verstärktem Plastikrohr war alles dabei, um unterschiedliche Biegsamkeit zu testen.
Hatten sich die Hörnchen bei ihren Berechnungen geirrt, korrigierten sie Fehler im Flug. Willst du wissen, warum sie auch Alternativ-Routen ausprobieren und wie die Studie beim Roboterbau helfen kann? Lies weiter.
Außerdem: Warum ihre Vergesslichkeit ein Mythos ist, wie sie die meisten Verstecke von bis zu 10.000 Nüssen wiederfinden, warum sie gerne Vogelgezwitscher lauschen, und ob du sie im Winter füttern sollst.
Der Steckbrief des Eichhörnchens
Eichhörnchen - Darum können sie so gut springen
Eichhörnchen - Große Sprünge für die Robotik
Direkt auf dem Campus hatten die Forschenden der Berkeley-Universität in Kalifornien wilden Eichhörnchen einen Parkour aufgebaut, und sie mit Futter gelockt. Highspeed-Videokameras zeichneten alles auf.
Diese Versuche können auch der Robotik nützen. Zu dem Team zählten auch Biomechaniker. Diese können sich abschauen, wie eine Wirbelsäule oder Greifhände konstruiert werden sollen.
Keines der Eichhörnchen stürzte ab. Der Grund: Sekundenschnell checken die Nagetiere nicht nur ihren Absprungast aus, sondern auch die Entfernung zum Ziel.Die Forschenden änderten die Abstände und tauschten den "Sprungast" aus. Hierzu wählten sie verschiedene Materialien wie Birkenholz oder Plastik. Die Eichhörnchen passten ihre Sprungkraft der Situation an.
Dabei beeinflusst die Biegsamkeit des Astes das Tier weit mehr als die Entfernung. Irrten sich die Tiere, korrigierten sie den Sprung unterwegs. Als Ruder diente hierzu unter anderem der Schwanz. Erschien ihnen ein Abstand zu lang, sprangen sie zwischendurch auch an eine Wand, um von dort wie eine Billardkugel über Bande ans Ziel zu kommen.
Der perfekte Sprung
10.000 Nüsse und ein Blitzmerker
Dank ihres guten Gedächtnisses können Eichhörnchen viele Informationen speichern. Sie zeichnen sich in ihrem Alltag eine innere Landkarte, die ihnen Wege in Erinnerung ruft. Deshalb springen sie oft die gleiche Route durch einen Park.
Die Verhaltensforscherin Lucia Jacobs schickte ein Hörnchen mit Nüssen los. Hatte es diese vergaben, entfernte sie die Nüsse wieder. Dann wurde ein zweites Hörnchen mit Nüssen losgeschickt. Später wurden alle Nüsse wieder eingegraben.
Die Hörnchen erinnerten sie sich, wo sie ihren privaten Vorrat gebunkert haben. Es ist ein Mythos, dass sie alle ständig vergessen. Ein Tier versteckt nämlich übers Jahr verteilt bis zu 10.000 Nüsse. Das es davon so einige vergisst, kommt natürlich vor. Dadurch tragen sie auch zur Verbreitung der Samen bei.
Fühlen sich Eichhörnchen beobachtet, geben sie vor, sie wüssten nicht, wo die Nüsse sind. Sie rennen hektisch hin und her, sehen sich um. Dieses Verhalten erweckt den Eindruck, sie suchen ziellos. Dabei folgen sie in der Nähe der Nüsse ihrer Nase. Die Studie zeigte auch, dass die Tiere die Nüsse nach Sorten ordneten. Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Pekanüsse, alle bekamen ein eigenes Depot.
6 Fakten über das Eichhörnchen
🐦 Alarmanlage: Eichhörnchen lauschen den Vögeln, um festzustellen, ob diese in Aufregung sind, weil sich Fressfeinde nähern. Sind die Vögel beruhigt, sind es die Eichhörnchen auch. Vogelzwitschern entspannt sie weitaus mehr als neutrale alltägliche Hintergrundgeräusche.
⛄ Pinselohren: Sie sind eigentlich nur eine Erweiterung des Winterfells. Die langen Haare schützen die empfindlichen Sinnesorgane in der kalten Jahreszeit. Im Sommer fallen sie mit dem Haarwechsel aus. Dann sind die Ohren normal behaart.
🌞 Schattenschwanz: Der wissenschaftliche Name lautet Sciurus. Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Schattenschwanz. Die Bezeichnung stammt daher, dass Beobachtende früher glaubten, Eichhörnchen würden sich im Sommer mit dem großen Schwanz Schatten spenden. In Wahrheit dient er eher als Steuerruder, Bettdecke beim Zusammenrollen und auch der Kommunikation unter Artgenossen.
💀 Tollwut: Aufgrund ihrer Körpergröße überleben Eichhörnchen den Biss eines tollwütigen Tieres nicht. Sie tragen den Virus nicht weiter. Da sie auch keine klassischen Fleischfresser sind, nehmen sie das Virus auch nicht über die Nahrung auf. Außerdem gilt Deutschland seit 2008 von der klassischen Tollwut befreit. Ausnahme sind nur Fledermäuse, die eine andere Variante des Virus tragen können.
🎨 Farben: Ob Rot, Braun, Grau, Schwarz – alles ist drin. Nur der Bauch ist immer weiß. Die Fellfarbe hat nichts mit Alter oder Geschlecht zu tun. Es handelt sich auch nicht um verschiedene Arten. Zwar gibt es Grauhörnchen, die vor allem in Großbritannien verbreitet sind, aber die sind robuster und gut zu erkennen. Die Fellvariation der Eichhörnchen ist genetisch bedingt und hat eher mit ihrem Lebensraum zu tun. In Laubwäldern des Flachlands sind sie meist heller als in den Nadelwäldern der höheren Lagen. Das bietet eine bessere Tarnung.
📞 Notruf: Gerade Jungtiere, die aus den Nestern fallen, benötigen Hilfe. Deshalb gibt es einen bundesweiten Eichhörnchen-Notruf. Hilfesuchende Junge laufen Menschen sogar nach. Eichhörnchen Notruf e.V. ruft ausdrücklich dazu auf, die Tiere zu retten und sie mitzunehmen. Auch immer nach Geschwisterjungen Ausschau halten! Unter dem folgenden Link findest du weitere Informationen und die bundesweite Hotline.
Willst Du noch mehr über Eichhörnchen erfahren?
Hier findest du den Eichhörnchen-Notruf und die bundesweite Nummer.
Sollst du Eichhörnchen im Winter füttern?
Der WWF beantwortet diese Frage mit einem „Jein". Das kommt daher, dass Eichhörnchen keinen Winterschlaf halten wie etwa Murmeltiere, sondern eine Winterruhe. Sie sind also auch im Winter immer wieder unterwegs, um ihre Vorräte zu plündern.
Es ist nicht wirklich nötig, sie zu füttern, es unterstützt sie aber und schadet auch nicht. Sie gewöhnen sich nicht an die Futterstellen oder werden faul und suchen dann nicht mehr. Wichtig: Nie auf dem Boden füttern. Immer mehrere Futterstellen anbieten. Wasser zum Trinken ist noch wichtiger als Futter, und ein naturbelassener Garten, in dem sie selbst Futter finden, ebenso. Der folgende Link vom NABU zeigt dir, wie so eine geeignete Eichhörnchen-Futterstelle aussehen kann.
Tipps zur idealen Eichhörnchen-Futterstelle
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Eichhörnchen: Häufig gestellte Fragen
Haben Eichhörnchen ihre Nuss gefunden, suchen sie sich einen ruhigen Ort. Dort halten sie die Beute mit beiden Pfoten. Sie nagen dann so lange bis ein kleines Loch in der Schale ist. Das nutzen sie, um die Nuss mit den Schneidezähnen aufzustemmen. Das besondere Gebiss macht es ihnen möglich, Walnüsse auch in 2 Hälften zu spalten.
Das Nest der Eichhörnchen heißt Kobel. Es liegt meist in Astgabeln in über 6 Metern Höhe. Die Öffnung ist unten. So können die Kletterer bei Gefahr schnell hinein flüchten. Ein Eichhörnchen nutzt auch mehrere Kobel gleichzeitig. Das Innere misst ungefähr 15 Zentimeter Durchmesser.
Den Sommer über sind sie unglaublich aktiv und ihr Radius breitet sich über mehrere Hektar aus. Zu den Paarungszeiten jagen sie sich wild durch die Bäume, Mütter ziehen später ihre Jungen auf. Eichhörnchen sind tagaktiv, halten jedoch immer einen Mittagsschlaf. Im Herbst legen sie die vielen Vorräte an. Im Winter halten sie Winterruhe.
Eichhörnchen werfen im Schnitt zweimal pro Jahr. Die erste Paarungszeit beginnt bereits zum Jahreswechsel. Nach etwa 40 Tagen kommen pro Wurf 2 bis 6 Junge zur Welt. Sie bleiben 8 Wochen im Nest, folgen der Mutter aber noch ein paar Monate.