Bist du eifersüchtig? Was wirklich dahinter steckt
- Veröffentlicht: 03.04.2021
- 13:00 Uhr
- Bianca Leppert
Eifersucht kann ein quälendes Gefühl sein. Woher kommt es und wie viel ist noch gesund? Im Clip: So entsteht Neid.
Das Wichtigste zum Thema Eifersucht
Der Partner flirtet auf einer Party mit einer anderen? Die Partnerin telefoniert ständig mit einem Kollegen? Oder kommt verdächtig spät nach Hause? Dann schleicht sich manchmal ein unheimliches Gefühl ein: Eifersucht.
Die gute Nachricht: Das hat fast jeder von uns schon einmal erlebt. Sie entsteht, wenn wir eine Liebesbeziehung bedroht sehen.
Nicht zu verwechseln mit Eifersucht sind die eng verwandten Gefühle Neid und Missgunst, die sich zum Beispiel auf Bekannte oder Kolleginnen und Kollegen beziehen.
Wenn Eifersucht extrem wird, kann das gefährlich werden. Sie ist oft ein Motiv für Gewalt oder gar Mord in einer Beziehung.
Eifersucht ist auch auf Social-Media-Kanälen ein Thema. Zum Beispiel, wenn die Partnerin oder der Partner kontrollieren, was geliked, gechattet und wem gefolgt wird.
In gewissem Maß ist Eifersucht aber auch natürlich und in einer Beziehung gesund. Sie bestätigt uns die Zuneigung und kann die Verbindung stärken.
Wieso sind wir eifersüchtig?
Dazu gibt es verschiedene Theorien. Zum einen den evolutionsbiologischen Ansatz. Ein bekannter Vertreter dieser Erklärung ist der Professor David M. Buss.
Laut ihm dient Eifersucht beim Mann dazu potenzielle Nebenbuhler von der Frau abzuschirmen. Sonst müsse er womöglich später die Kinder eines anderen großziehen. Frauen ist es laut dieser Theorie eher wichtig die emotionale Bindung zum Mann sicherzustellen, damit er die Versorgerrolle behält.
Modernere Modelle gehen eher davon aus, dass Menschen eifersüchtig sind, weil sie nicht aus einer Beziehung ausgeschlossen werden wollen. Hier steht die soziale Kränkung im Fokus.
Welche Gefühle mischen sich zur Eifersucht?
😨 Verlustängste
😡 Wut
🤷🏻♀️ Selbstzweifel
😭 Trauer
😱 Angst
😔 Scham
😵 Panik
Ist Eifersucht wirklich eine Sucht?
Nein. Auch wenn das Wort im Namen steckt, kann man nicht süchtig nach Eifer sein. Früher bedeutete es im Althochdeutschen eher so etwas wie krankhafte Verbitterung. "Eibar" heißt übersetzt soviel wie Verbitterung und "suht" so viel wie Krankheit.
Die einzige Parallele zu einer Sucht ist der Kontrollverlust. Die Person weiß, dass das eigene Verhalten - beispielsweise ständig zu misstrauen, zu spionieren und zu kontrollieren - nicht gesund ist, macht es aber trotzdem.
Was passiert bei Eifersucht im Gehirn?
Insgesamt ist das noch wenig erforscht. Die Wissenschaftlerin Karen Bales von der University of California und ihr Team haben Rote Springaffen beobachtet, um zu untersuchen, was bei Eifersucht im Gehirn vor sich geht. Die Affen-Art lebt wie wir Menschen monogam.
Für das Experiment trennten die Forschenden die Affen-Partnerin von ihrem Partner. Der musste dann beobachten, wie sich ihr ein fremdes Männchen näherte. Äußerlich war den Affen nichts anzumerken. Dafür beobachtete das Forscher-Team eine erhöhte Aktivität in dem Hirnbereich, der bei Menschen für sozialen Schmerz steht und im lateralen Septum, das bei der Paarbindung eine Rolle spielen soll.
Tipps gegen Eifersucht
📝 Regeln aufstellen: Überlegt euch die Grenzen für eure eigene Beziehung. "Normal" gibt es nicht. Die Regeln definiert ihr individuell.
🖐️ Eigenständigkeit: Sich nur auf die Partnerin oder den Partner zu konzentrieren, schadet der Liebe. Unternimm auch etwas alleine oder mit Freunden. So machst du dein Glück nicht von deiner Beziehung abhängig.
🥰 Selbstwert klar machen: Eifersucht ist oft mit einem Minderwertigkeitsgefühl verbunden. Liebt sie oder er mich trotz meiner Fehler? Ist da nicht jemand Besseres in Sicht? Mache dir klar, dass du wertvoll bist und sich deine Partnerin oder dein Partner für dich entschieden hat.
💬 Kommunikation: Du fühlst dich unwohl mit einer Situation? Erkläre sie dem Gegenüber. Das vermeidet oft Missverständnisse und Heimlichtuereien.
👩❤️👨 Wir-Gefühl stärken: Wann habt ihr zuletzt gemeinsam gekocht oder einen Ausflug gemacht? Mit Gemeinsamkeiten und Nähe stärkst du das Wir-Gefühl.
Die 5 Sprachen der Liebe: Worauf legt du besonders viel Wert?
Interview mit Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger:
❓ Tendieren manche Menschen mehr zur Eifersucht als andere? Woran könnte das liegen?
💬 Wer selbstbewusst ist, viele gute Freundschaften hat und in einer verlässlichen Beziehung lebt, ist weniger eifersüchtig. Eifersucht hängt aber auch von Faktoren in der Kindheit ab: Wer unsichere Bindungserfahrungen gemacht hat, leidet mehr unter dem grünen Dämon. Er hat erlebt, dass gute Beziehungen plötzlich scheitern können (durch Trennung der Eltern oder die Geburt von Geschwistern) und glaubt nicht an die Zuverlässigkeit von Bindungen.
❓ Wie unterscheidet man normale von krankhafter Eifersucht?
💬 Die normale Eifersucht ist ein Warnsignal, auf das ich halbwegs besonnen reagiere, indem ich mit dem Partner rede und häufig auch versuche, die Beziehung zu verbessern. Ich lasse mich dann schnell überzeugen ("Es ist nichts"). Das eigentlich Ziel, die Partnerschaft zu verbessern, wird erreicht. Die krankhafte Eifersucht führt jedoch dazu, dass man den Partner kontrolliert, ihm Vorwürfe macht und ist tendenziell destruktiv.
❓ Wer ist der beste Ansprechpartner bei krankhafter Eifersucht?
💬 Am besten wendet man sich an einen Psychotherapeut.
❓ Was kann man gegen krankhafter Eifersucht tun?
💬 Der Experte muss aufzeigen, dass die eigentliche Urangst des Scheiterns von Beziehungen in der Kindheit liegt, aber auch an einem sehr schlechten Selbstwertgefühl, weil man sich für austauschbar hält. Insofern muss der Betreffende die Unsicherheit der Kindheit aufarbeiten, sein Selbstwertgehl mithilfe eines Experten stärken und unabhängiger werden.
👨 Zur Person: Dr. Wolfgang Krüger ist Autor von "Eifersucht: der selbstbewusste Umgang mit einem ungeliebten Gefühl"