Entkoffeinierter Kaffee: So gesund ist Decaf wirklich
- Veröffentlicht: 03.07.2023
- 19:19 Uhr
- Lars-Ole Grap
Kaffee ist das beliebteste Heißgetränk der Deutschen. In den 168 Litern, die hierzulande pro Kopf jährlich getrunken werden, steckt jede Menge Koffein. Ist aus gesundheitlicher Sicht entkoffeinierte Kaffee besser? Hier erfährst du es!
Das Wichtigste zum Thema Entkoffeinierter Kaffee
168 Liter pro Jahr: Kaffee ist das beliebteste Heißgetränk der Deutschen. Damit wird jede Menge Koffein aufgenommen. Eine 150 Milliliter-Tasse mit normalem Filterkaffee hat etwa 80 mg Koffein.
Das wirkt sich auf deinen Körper aus. Koffein kann deine Herzfrequenz steigern, die Blutgefäße verengen und dein Blutdruck steigen lassen. Oft fühlst du dich nach dem Konsum wacher, konzentrierter und aufmerksamer.
Wenn du eine Unverträglichkeit gegenüber Koffein hast, kann es allerdings auch negative Auswirkungen haben: Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern oder Magenprobleme.
Bei regelmäßigem Koffein-Konsum steigt deine Toleranz für Koffein und es stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein. Dadurch spürst du weniger von den Effekten, die Koffein normalerweise im Körper auslöst.
Kaffeetrinker:innen finden im Handel inzwischen ein reichhaltiges Angebot an entkoffeiniertem Kaffee, auch in Fairtrade-Qualität.
Koffeinfreier Kaffee darf maximal 0,1 Prozent Koffein enthalten. Wie gesund koffeinfreier Kaffee ist, erfährst du unten!
Entkoffeinierter Kaffee: Auswirkungen auf die Gesundheit
Entkoffeinierter Kaffee wirkt sich grundsätzlich ähnlich auf die Gesundheit aus wie normaler Kaffee, mit Ausnahme der stimulierenden Wirkungen des Koffeins.
Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass der Konsum von entkoffeiniertem Kaffee das Risiko für bestimmte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Parkinson und Lebererkrankungen verringern kann. Dennoch bedarf es hier noch weiterer Forschung, um die genauen Zusammenhänge besser zu verstehen. Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sind nach derzeitigem Stand wohl auf den Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie Polyphenole zurückzuführen, die auch in koffeinfreiem Kaffee vorhanden sind.
Wichtig ist zu beachten, mit welchem Verfahren dem Kaffee das Koffein entzogen wurde. Bei chemischen Verfahren besteht grundsätzlich das Risiko von Rückständen der Lösungsmittel. Allerdings liegen diese in Kontrollen meistens unter den gesetzlichen Grenzwerten.
Koffeingehalt im Kaffee: Diese Faktoren beeinflussen ihn
☕ Temperatur der Röstung: Je nach dem wie heiß die Kaffeebohnen geröstet wurden, kann der Koffeingehalt variieren.
☕ Mahlgrad: Je feiner Kaffeebohnen gemahlen werden, desto leichter kann das Wasser das Koffein herauslösen.
☕ Aufbrühen: Je länger du deinen Kaffee ziehen lässt, desto mehr Koffein ist in dem Kaffee.
☕ Temperatur beim Aufbrühen: Je heißer das Wasser, desto leichter wird das Koffein herausgelöst. Ideal sind 90 bis 100 Grad Celsius.
☕ Kaffeepulver: Je mehr Kaffeepulver du pro Liter verwendest, desto höher der Koffeingehalt.
Wir klären außerdem, warum Salz im Kaffee für einen besseren Geschmack sorgen soll und was an dem Mythos, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht, dran ist.
Entkoffeinierter Kaffee: Herstellung mit dem Einsatz von Chemie
Damit der Kaffee koffeinfrei wird, muss das natürliche Koffein entzogen werden. Dafür können verschiedene Methoden zur Anwendung kommen - chemische und nicht-chemische.
Koffeinentzug mit Lösungsmitteln (chemisch): Direktes Verfahren
Bei diesem Verfahren werden die Bohnen erst 30 Minuten mit Wasserdampf behandelt. Anschließend kommen sie für zehn Stunden in ein Lösungsmittel. Meistens wird Ethylacetat oder alternativ Dichlormethan verwendet.
Wichtig hierbei ist, dass sämtliche Rückstande nach der Behandlung entfernt werden, da insbesondere Dichlormethan im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Wenn Ethylacetat verwendet wird, dann darf der Kaffee als "natürlich entkoffeiniert" bezeichnet werden. Das liegt daran, dass das Lösungsmittel aus natürlichen Quellen wie zum Beispiel Obst gewonnen werden kann.
Koffeinentzug mit Lösungsmitteln (chemisch): Indirektes Verfahren
Bei diesem Verfahren werden wasserlösliche Stoffe mit heißem Wasser herausgelöst. Diese Lösung wird anschließend mit Ethylacetat vermischt, um das Koffein zu extrahieren. Die entkoffeinierte Lösung wird anschließend mit neuen Bohnen vermischt und erneut aufgekocht. Dadurch wird den neu zugesetzten Bohnen nur das Koffein entzogen. Chemisch wird dieser Vorgang als Löslichkeitsgleichgewicht oder auch Lösungsgleichgewicht bezeichnet.
Koffeinfreier Kaffee: Herstellung ohne Chemie
💧 Schweizer-Wasser-Prozess Verfahren (SWP): Bei dem Verfahren werden die grünen Kaffeebohnen mit Wasser getränkt. Das soll das Koffein und weitere wasserlösliche Stoffe herauslösen.
💧 Anschließend wird das Wasser durch einen Aktivkohlefilter geleitet. Die Koffeinmoleküle bleiben fast komplett im Filter zurück. Das gefilterte Wasser wird anschließend mit frischen grünen Bohnen vermischt. Aus den Bohnen löst sich das Koffein - nicht aber feste Bestandteile oder Aromen. Das Verfahren wird so lange angewendet, bis die Bohnen maximal 0,1 Prozent Koffein beinhalten.
💧 Vorteile: Es werden keine weiteren Zusätze benötigt.
💧 Nachteile: Die ersten Bohnen in dem Verfahren müssen entsorgt werden. Außerdem ist das Verfahren sehr teuer und nicht umweltfreundlich. Es werden große Mengen Wasser benötigt.
☁ CO₂-Verfahren: Bei diesem Verfahren werden die Bohnen zunächst mit Wasserdampf behandelt und anschließend unter einem Druck von 73 bis 300 bar mit Kohlenstoffdioxid gespült. Dadurch wird das Koffein herausgelöst. Das Kohlendioxid lässt man anschließend verdampfen und kann es wieder aufbereiten. Übrig bleibt das reine Koffein.
☁ Kohlenstoffdioxid wird bei einem Druck von etwa 74 bar und einer Temperatur von rund 31 Grad Celsius "superkritisch". Das bedeutet nicht, dass es dann extrem gefährlich ist. Mit "superkritischem Kohlenstoffdioxid" wird ein besonderer Aggregatszustand beschrieben. Es verfügt über die Dichte einer Flüssigkeit und gleichzeitig über die Konsistenz von Gas.
☁ Vorteile: Das verwendete CO₂ kann wiederverwendet werden. Außerdem gilt das Verfahren als schonend und es kann auf den Einsatz von Lösungsmitteln verzichtet werden.
☁ Nachteile: Das Verfahren ist relativ aufwendig und teuer.
Häufige Fragen zum Thema entkoffeinierter Kaffee
Viele der positiven Eigenschaften von Kaffee auf die Gesundheit werden auch koffeinfreiem Kaffee zugeschrieben. Kaffee ohne Koffein ist nach aktueller Studienlage nicht ungesünder als normaler Kaffee.
Koffeinfreier Kaffee kann dir beim Einschlafen helfen. Ebenso wie normaler Kaffee, finden sich eine große Menge an Antioxidantien in entkoffeiniertem Kaffee, sowie einige Vitamine.
Ausschlaggebend ist, ob der Kaffee mit Lösungsmitteln wie Benzol oder Dichlormethan behandelt wurde, um das Koffein zu entziehen. Diese Mittel stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Wenn du deinen Kaffee selbst zubereitest, solltest du beim Kauf darauf achten, dass der Kaffee nicht mit chemischen Verfahren hergestellt wurde. Das Bio-Siegel kann dir dabei ein Anhaltspunkt sein. Oft wird hier mit Hilfe von flüssigem Kohlendioxid und Wasserdampf das Koffein entzogen.