Fahren oder Schweben: Der up-Bus kann beides
- Veröffentlicht: 04.09.2020
- 15:00 Uhr
- Sven Hasselberg
Diese Erfindung könnte den öffentlichen Nahverkehr revolutionieren. Der up-Bus aus Aachen ist Bus und Seilbahn in einem. Willst du mehr erfahren? Bitte einsteigen!
Das Wichtigste zum Thema up-Bus
35 Prozent der Deutschen wünschen sich laut ADAC, dass der Öffentliche Nahverkehr bei der Verkehrsplanung in Zukunft am stärksten gefördert wird. Selbst das Fahrrad kam mit 19 Prozent erst auf Platz 2. Ideen für den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs werden weltweit gesucht.
An der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) entwickeln Forscher derzeit eine Mischung aus Bus und Seilbahn, den up-Bus. Am Prototyp wird bereits gearbeitet. Ab 2023 soll er dann bei der Bundesgartenschau in Mannheim das erste Mal einsetzbar sein.
Der up-Bus könnte den öffentlichen Nahverkehr in vielen Städten ergänzen. Er wäre nicht so teuer wie neu U-Bahntunnel, könnte aber durch das Schweben mehr Raum im Straßenverkehr schaffen. Denn er benötigt nicht so viel Platz wie herkömmliche Busse oder Trambahnen.
Der up-Bus fährt autonom, also ohne Fahrer. Mehr über das Konzept erfährst du weiter unten. Außerdem zeigen wir dir Städte, über die bereits Seilbahnen mit spektakulärer Aussicht gondeln.
up-Bus: Das sind die Entwickler
Eine Mischung aus Gondel und Bus - der up-Bus
Erst fährt er autonom ohne Fahrer auf Rädern durch die Stadt, dann klinkt er sich in seiner Station als Gondel an eine Seilbahn-Konstruktion. Umsteigen müssen die Fahrgäste nicht mehr. So stellen sich die Entwickler an der Hochschule Aachen (RWTH) ihren up-Bus vor. Betrieben wird er elektrisch. Das Projekt startete im Juni 2019. Bis Ende 2020 soll es einen ersten Prototyp geben.
Besonders schwieriger Teil: das Koppeln der Fahrgastkabine an den Seilbahnbetrieb. Dafür greifen die Entwickler auf eine Technik aus der Weltraumforschung zurück. Auch sie entstammt einem Projekt der RWTH von 2010, genannt iBOSS. Ursprünglich dient sie dazu, Satelliten-Module an- oder auseinander zu koppeln.
Der up-Bus soll sich nicht nur hervorragend für Städte eignen, in denen es einen Fluss zu überqueren gilt, sondern die Fahrgäste auch über Staus hinweg transportieren. Schwebend würde er mehr Raum im Straßenverkehr schaffen und gleichzeitig wäre das System wohl billiger, als U-Bahn-Tunnel zu bohren.
Die Entwicklung läuft auf Hochtouren. 2023 könnten erste Modelle fahren und schweben. Für einen Einsatz im großen Stil müssten sich jedoch erst Städte finden, die das autonome Fahren in einem so großen Rahmen erlauben.
Hier sprechen die Entwickler von ihrer Revolution
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Autonomes Fahren: Die Deutschen zögern noch
Einer Prognose des ADAC zufolge wird sich das völlig autonome Fahren im PKW in Deutschland erst ab 2040 durchsetzen. Teil-autonome Autos haben schon früher eine Chance. Assistenzsysteme sollen dem Fahrer vermehrt Aufgaben abnehmen. Schon heute nutzen wir Einparkhilfen und Notbrems-Systeme.
Autonomes Fahren ist - unter anderem - in den USA erlaubt. Kameras rund um den Wagen sollen selbst durch Regen, Staub, Dreck oder Nebel, Daten sammeln, Ampeln und Verkehrsschilder abgleichen. Den Rest übernimmt der intelligente Wagen.
Die Autoindustrie entwickelt fleißig autonome Modelle weiter - auch gepusht von neuen Playern wie Tesla oder Waymo. Doch viele deutsche Autofahrer sind skeptisch - auch wegen der Berichte aus den USA über tödliche Unfälle mit autonomen Fahrzeugen. Laut ADAC zweifeln 45 Prozent der Fahrer an der Verlässlichkeit der Systeme oder haben Angst vor Hackern.
Weiteres Problem: die gesetzlichen Rahmenbedingungen. In Deutschland ist das Fahren ohne Hände am Lenkrad nicht erlaubt. Der Traum vom Nickerchen am Steuer oder einer Arbeitssitzung mit Laptop und Skype-Konferenz zerplatzt also noch daran, dass ein Fahrer im Autopilot-Modus alle 15 Sekunden Druck auf das Lenkrad ausüben muss.