Insekten
Gespinstmotten: Was tun, wenn Bäume und Sträucher befallen sind?
- Veröffentlicht: 07.06.2024
- 05:00 Uhr
- Claudia Frickel
Gespinstmotten-Raupen fressen ganze Bäume und Büsche kahl - und überziehen sie mit weißen Schleiern. Das sieht zwar nicht schön aus, ist aber meist nicht schädlich. Wir erklären, wie du einem Befall vorbeugen kannst.
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Gespinstmotten: Das Wichtigste in Kürze
Gespinstmotten überziehen Stämme, Äste und Zweige von Bäumen und Sträuchern mit einem silbrigen Schleier. Darunter fressen sie ungestört die Blätter - und teilweise sogar ganze Gehölze kahl.
Schuld sind nicht die erwachsenen Schmetterlinge, sondern ihre Raupen. Während ihrer Entwicklung spinnen sich diese ein, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln zu schützen.
Teilweise sind im späten Frühjahr ganze Bäume eingesponnen - und manchmal sogar Parkbänke. Der Spuk ist meist bis Mitte Juni vorbei und die Raupen verschwinden von selbst: Sie verpuppen und verwandeln sich in Schmetterlinge.
Die Nachkommen der unterschiedlichen Arten machen sich jeweils nur über bestimmte Arten her. Höhere Temperaturen durch den Klimawandel sorgen dafür, dass die Raupen häufiger in großen Gruppen auftreten.
Gehölze sterben durch den Befall nicht ab, sondern erholen sich überwiegend schnell wieder - anders als Buchsbäume, die der Buchsbaum-Zünsler zerstören kann. Nur bei Obstbäumen kannst du oft weniger Äpfel oder Pflaumen ernten.
Inhalt
- Gespinstmotten: Was sind das für Tiere?
- Aussehen von Gespinstmotten: So erkennst du Falter und Raupen
- Wie entwickeln sich die Raupen der Motten?
- Wie gefährlich ist ein Gespinstmotten-Befall und wie erkennst du ihn?
- Welche Bäume und Sträucher befallen Gespinstmotten?
- Wie bekämpfst du Gespinstmotten?
- Gespinstmotten vorbeugen: Das kannst du tun
- Die wichtigsten Fragen zu Gespinstmotten
Gespinstmotten: Was sind das für Tiere?
🧮 Gespinstmotten heißen auch Knospenmotten. Bei den Nachtfaltern handelt es sich um eine Familie der Schmetterlinge mit weltweit 900 Arten. Die meisten davon finden sich in den Tropen. Knapp 75 Arten flattern in Mitteleuropa umher - aber nur einige davon fressen Blätter.
🌔 Die Insekten sind nachtaktiv: Größtenteils flattern sie in Dämmerung oder Dunkelheit umher.
☀ Gespinstmotten mögen eine trockene und warme Witterung. Vor allem wenn es heiß ist, vermehren sie sich rasant.
🌡 Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und milden Wintern begünstigt darum die Entwicklung der Tiere. Aber auch niedrige Temperaturen überstehen sie problemlos.
🐛 Die harmlosen Insekten und ihre Raupen sind für Menschen ungefährlich - anders als der giftige Eichenprozessionsspinner.
Aussehen von Gespinstmotten: So erkennst du Falter und Raupen
🦋 Gespinstmotten sind mittelgroße, ungefähr ein Zentimeter lange Falter. Sie besitzen weißlich-graue Vorderflügel mit dunklen Punkten. Die hinteren Flügel sind grau. Sind sie geschlossen, sieht das aus wie ein steiles Dach.
📏 Ihre Flügel-Spannweite liegt zwischen 8 und 30 Millimetern. Das entspricht ungefähr der Breite von ein bis drei Tasten auf der Tastatur.
🔍 Die Raupen der Motten sind zuerst cremefarben oder hellgrau, später gelb-grau gefärbt. Sie messen bis 20 Millimeter. Ihre Körper teilen sich in zehn Segmente. An deren Seiten sitzt jeweils ein dunkler Punkt. Der Kopf ist ebenfalls schwarz.
💬 Erfahre hier wie du Schmetterlings-Raupen bestimmst und die Tiere voneinander unterscheidest.
Wie entwickeln sich die Raupen der Motten?
📆 Gespinstmotten legen ihre Eier je nach Art zwischen Juni und August ab. Sie suchen dazu Zweige und junge Triebe. Die Falter decken die Eier mit einem Sekret ab, das sich verhärtet und somit einen Schutz bietet.
🕸 Die Raupen schlüpfen nach wenigen Wochen. Allmählich spinnen sie den feinen, silbrigen Schleier über Büsche oder Bäume. Das erinnert teilweise an ein Spinnennetz, ist aber dichter. Auf der Suche nach Nahrung werden manchmal sogar Parkbänke eingesponnen.
🐦 Durch den Schleier sind die Insekten vor Vögeln, anderen Feinden und vor der Witterung geschützt. Hunderte Raupen können darunter leben und Blätter mampfen.
🦋 Ab Mitte Juni verpuppen sich die Raupen und entwickeln sich innerhalb von zwei Wochen zu Faltern. Dann beginnt der Zyklus von Neuem: Sie paaren sich und die Weibchen legen Eier ab. Diese können unbeschadet den Winter überstehen.
Wie gefährlich ist ein Gespinstmotten-Befall und wie erkennst du ihn?
Dass sich Gespinstmotten-Raupen in Bäumen und Sträuchern breitgemacht haben, erkennst du häufig erst spät. Unverkennbar ist der Befall, wenn sich der silbrig-weiße Schleier bildet und Blätter abgefressen sind.
Normalerweise erholen sich betroffene Pflanzen schnell. Gewöhnlich treiben die Bäume und Sträucher um den sogenannten Johannistrieb am 24. Juni erneut aus.
Nur bei Obstbäumen kann die Ernte deutlich geringer ausfallen, wenn diese von Gespinstmotten befallen waren. Apfelbäume etwa treiben dann nicht aus, manchmal sogar auch im nächsten Jahr nicht.
Welche Bäume und Sträucher befallen Gespinstmotten?
- Gespinstmotten spezialisieren sich auf bestimmte Bäume oder Sträucher - und befallen ausschließlich diese.
- Betroffen sind vor allem Traubenkirschen: Alle paar Jahre geraten sie ins Visier von unzähligen Traubenkirschen-Gespinstmotten.
- Andere Gespinstmotten-Raupen machen sich über Gehölze wie Weißdorn, Pfaffenhütchen, Pappeln, Schlehen oder Weiden her.
- Bei Obstbäumen sind häufig Apfelbäume befallen. Die Apfel-Gespinstmotte gilt als Schädling im Obstbau und wird darum bekämpft. Häufig allerdings ist der Befall dort schwächer als bei anderen Gehölzen und betrifft nur einzelne Äste, so der Pflanzenschutzdienst des Regierungspräsidiums Gießen.
- Gespinstmotten-Raupen können zudem weitere Obstbäume anfressen, etwa Pflaumenbäume.
Hier siehst du Raupen der Gespinstmotte in Aktion
Externer Inhalt
Wie bekämpfst du Gespinstmotten?
💡 Gespinstmotten musst du meistens nicht bekämpfen, denn sie schaden Gehölzen nicht und verschwinden von selbst wieder.
🐝 Nur bei Obstbäumen ist das Eingreifen empfehlenswert - aber nicht mit Gift. Laut Naturschutzbund NABU ist das sinnlos, weil die Mittel von den dichten Gespinsten einfach abperlen. Stattdessen sterben natürliche Feinde der Raupen sowie nützliche Insekten wie Bienen, Marienkäfer und Ohrenkneifer.
🖐 Wenn du Obstbäume in deinem Garten hast, solltest du auf erste Anzeichen achten - und dann die Insekten mit der Hand absammeln. Das kannst du ebenfalls bei anderen befallenen Bäumen und Sträuchern machen. Ziehe dazu Handschuhe an.
✂ Alternativ schneidest du betroffene Äste und Zweige ab oder bespritzt sie mit dem Gartenschlauch. Aber Achtung: Wenn die Raupen Gefahr wittern, seilen sie sich ab - und krabbeln gleich wieder am Stamm nach oben. Lege darum ein weißes Laken oder eine Folie unter und sammele die Insekten ein.
🚮 Entsorge Raupen oder Äste in einer verschlossenen Tüte im Hausmüll. Gib sie nicht auf den Kompost, denn dann breiten sie sich weiter aus.
🧴 Entdeckst du einzelne Raupen, aber noch keine Gespinste, kannst du bienenfreundliche Präparate auf Basis von Bacillus thuringiensis einsetzen.
Im Video: Der Schmetterlingswald
Gespinstmotten vorbeugen: Das kannst du tun
⚔ Wenn du verhindern willst, dass sich nächstes Jahr wieder Gespinstmotten in deinem Garten breitmachen, solltest du die natürlichen Feinde der Insekten fördern.
🐦 Vögel wie Meisen oder Amseln vertilgen die Raupen. Ein einziges Paar verfüttert hunderte unterschiedliche Insekten an seinen Nachwuchs. Sie lockst du mit Nistmöglichkeiten, Vogelhaus, Hecken und fruchttragenden Sträuchern an.
🪲 Auch Schlupfwespen, Erzwespen oder Raubwanzen fressen Gespinstmotten-Raupen. Sie alle fühlen sich in einem naturnahen und insektenfreundlichen Garten besonders wohl.