Meer und Tierwelt
Gestrandete Wale: Warum sich Grindwale verirren
- Veröffentlicht: 26.07.2023
- 15:42 Uhr
- Heike Predikant
Immer wieder stranden Grindwale. Was es mit den Massenstrandungen der Tiere auf sich hat - und weshalb die Färöer-Inseln für sie der gefährlichste Platz der Welt sind.
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Das Wichtigste in Kürze zu gestrandeten Grindwalen
Grindwale (auch Pilotwale genannt) gehören zur Familie der Delfine. Die Männchen werden bis zu acht Meter lang und bis zu drei Tonnen schwer, die Weibchen sind etwas kleiner und leichter.
Der massive Körper ist dunkel gefärbt. Lediglich an der Kehle befindet sich ein weißer Fleck, der sich zu einem Strich verengt und an der gesamten Unterseite entlangzieht. Die Zeichnung ähnelt einem Anker, dessen Spitze zum Kinn der Tiere zeigt.
Die Verschmutzung der Meere stellt für die schwimmenden Riesen eine der größten Bedrohungen dar - oft landet Plastik in ihrem Bauch. Hinzukommt, dass Grindwale nach wie vor gejagt werden (siehe unten).
Der aktuelle Bestand im Nordatlantik wird auf über 100.000 Tiere geschätzt.
Ende April 2024 strandeten wieder Grindwale vor Westaustralien.
Der Grindwal im Steckbrief
- Größe: Bis zu 7,6 Meter
- Gewicht: Bis zu 3,5 Tonnen
- Alter: Bis 60 Jahre
- Farbe: Schwarz oder dunkelgrau mit einem grauen oder weißen diagonalen Streifen hinter jedem Auge
- Nahrung: Kalmare, Fische
- Lebensraum: Kalte und gemäßigte Gewässer der südlichen Erdhalbkugel, Nordatlantik
- Feinde: Schwertwal (Orcinus orca), große Haie
Immer wieder stranden Grindwale in Westaustralien
Regelmäßig passieren Wal-Strandungen vor den Küsten Australiens, aber auch Neuseelands. Durchschnittlich sind es in Neuseeland laut der Walschutz-Organisation "Project Jonah" aber nur etwa 70 bis 80 Tiere, die stranden.
Bei der letzten Massenstrandung Ende April landeten vor den Küsten Australiens 160 Grindwale. Davon verendeten mindestens 25 Tiere.
In Neuseeland kam es 2022 gleich zu zwei Massenstrandungen. Innerhalb weniger Tage landeten dort knapp 480 Grindwale an den Stränden der Chatham-Inseln. Dies zählt zu den größten Massenstrandungen der neuseeländischen Geschichte.
Die Lebensweise der Grindwale
👨👩👧👦 Grindwale leben in Gruppen aus rund 20 Tieren. Zu Wander- und Jagdzeiten können die sogenannten Schulen auf mehrere hundert Mitglieder anwachsen.
🐙 Die Meeressäuger benötigen 50 Kilo Nahrung pro Tag. Um Tintenfische & Co. zu erbeuten, tauchen sie in Tiefen zwischen 500 und 1.000 Metern hinab.
6️⃣ Üblicherweise ziehen sie mit einer gemächlichen Geschwindigkeit von etwa sechs km/h durchs Wasser. Bei Gefahr können sie bis zu siebenmal schneller sein.
💕 Die Weibchen sind mit sechs bis zehn Jahren geschlechtsreif, bei den Männchen dauert es etwa doppelt so lang. Das Muttertier kümmert sich im Schnitt vier Jahre um den Nachwuchs und ist erst dann wieder paarungsbereit.
💬 Kommuniziert wird mit Pfiffen in unterschiedlichen Tonhöhen. Laute geben die Wale beispielsweise von sich, um die Jungen zu erziehen, einen Partner anzulocken oder Haie zu vertreiben.
Langflossen-Grindwale zeigen ein ausgeprägt soziales Verhalten und formen Gemeinschaften von 20 bis zu über 100 Individuen. Diese Gruppenverbände bilden sie auch mit anderen Meeresbewohnern wie Zwergwalen (Balaenoptera acutorostrata), Weißseitendelfinen (Lagenorhynchus acutus) oder Großen Tümmlern (Tursiops truncatus).
Obwohl sie aktive Schwimmer sind, zeigen sie im Vergleich zu ihren Artverwandten, den Kurzflossen-Grindwalen, weniger Neigung zum Springen. Stattdessen erkunden sie ihre Umgebung durch "spyhopping" und schlagen gelegentlich mit ihrer Fluke auf die Wasseroberfläche ("lobtailing"). Tagsüber ruhen sie gerne an der Wasseroberfläche, um sich von ihren nächtlichen Tauchgängen, bei denen sie Tiefen von über 600 Metern erreichen, zu erholen.
Diese geselligen Meeresbewohner leben in familiären Gruppen, die von einer Matriarchin angeführt werden. Die Struktur ihrer Schulen ähnelt den Orca-Gruppen (Orcinus orca), jedoch sind die Bindungen bei den Grindwalen nicht ganz so stabil. Sie zeigen Trauer um ihre Verstorbenen und tragen manchmal ein totes Neugeborenes für mehrere Stunden oder sogar Tage durch das Wasser.
Ihr Verhalten gegenüber Booten variiert je nach Region. Sie nähern sich langsam fahrenden Booten, nehmen jedoch nur selten in deren Bugwellen Platz.
Grindadráp auf den Färöer-Inseln: Die blutige Jagd auf Grindwale
Das Grindadráp bezeichnet den Grindwalfang auf den zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln. Seine Ursprünge reichen in die Wikingerzeit zurück. Das Walfleisch galt als wichtige Nahrungsquelle für die Bewohner:innen der abgeschiedenen unwirtlichen Inseln, auf denen Getreide und Gemüse nur spärlich wachsen.
Der Walfang wird dort bis heute betrieben. Taucht eine Grindwal-Gruppe auf, meldet die entsprechende Person die Sichtung und die Behörden entscheiden, ob See und Wetter den Fang zulassen. Im Fall einer Erlaubnis treiben bemannte Grind-Boote die Tiere zusammen und drängen sie in eine Bucht, wo das Töten der Wale erlaubt ist. Um Halsschlagader und Rückenmark zu durchtrennen, kommt eine spezielle Lanze (mønustingari) zum Einsatz. Vor 1985 durften auch Speere und Harpunen benutzt werden.
Das Wasser in der Bucht färbt sich bei einem Grindadráp rot. Insgesamt erlegen die Färöer im Schnitt 800 Grindwale pro Jahr. Internationale Tierschutz-Organisationen kritisieren die blutige Jagd als grausam und angesichts der Versorgungslage der Einheimischen als unnötig.
Dieser Aktivist kämpft gegen das Grindadráp
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Häufige Fragen zu Grindwalen
Der aktuelle Bestand im Nordatlantik wird auf über 100.000 Tiere geschätzt.
Grindwale leben in Gruppen aus rund 20 Tieren. Zu Wander- und Jagdzeiten können die sogenannten Schulen auf mehrere Hundert Mitglieder anwachsen.
Die Kolosse benötigen 50 Kilo Nahrung pro Tag. Um Tintenfische und Co. zu erbeuten, tauchen sie in Tiefen zwischen 500 und 1.000 Metern hinab.
Die Lebenserwartung des Grindwals liegt zwischen 30 und 50 Jahren, der älteste bekannte Grindwal (ein Weibchen) wurde 57.
Das Grindadráp bezeichnet den Grindwalfang auf den zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln. Seine Ursprünge liegen in der Wikingerzeit. Walfleisch gilt als wichtige Nahrungsquelle für die Bewohner der abgeschiedenen Inseln. Dort wachsen Getreide und Gemüse nur spärlich.