Haarausfall: Wie viele verliert man am Tag und wann wird es kritisch?
- Veröffentlicht: 04.09.2023
- 08:45 Uhr
- Claudia Frickel
In der Bürste bleiben jede Menge Haare hängen oder du findest ein Büschel auf dem Kopfkissen. Ist das normal? Wie viele Haare verliert man eigentlich am Tag, woran liegt das. Und wann solltest du zu Arzt oder Ärztin gehen?
Warum verliert man Haare? Was du dazu wissen musst
Knapp fünf Millionen Haare wachsen bei jedem Menschen auf dem Körper. Davon befinden sich zwischen 100.000 und 150.000 auf dem Kopf.
Wie viele es genau sind, hängt von den Genen, deiner Gesundheit und deiner Haarfarbe ab: Blonde haben mit 150.000 meist mehr Haare, die aber feiner sind. Bei Dunkelhaarigen sind Kopfhaare dicker, bei ihnen wachsen circa 100.000 davon. Rothaarige besitzen auf dem Kopf rund 90.000 Haare.
Jedes deiner Haare wächst zwei bis sechs Jahre lang. In der Wachstumsphase bildet der Körper an der Haarwurzel ständig Zellen, die miteinander verkleben und verhornen. Das Haar schiebt sich so aus der Haut heraus. Pro Monat wächst es knapp einen Zentimeter - wenn du nicht zu deiner Friseurin oder Friseur gehst oder Haare selbst schneidest.
Am Ende dieser Phase löst sich das Haar von der Blutversorgung. In der folgenden Ruhezeit wird das Haar über mehrere Monate langsam aus der Haut gedrückt. Am Ende fällt es aus - das ist ganz normal. Parallel hat sich an der Wurzel schon ein neues Haar gebildet.
Es kann allerdings sein, dass zu viele Haare ausfallen oder sie nicht mehr nachwachsen - eine Zeit lang oder komplett. Für Haarausfall kann es verschieden Ursachen geben, die wir dir in den folgenden Absätzen erklären.
Wie viele Haare verliert man am Tag?
🔃 Auf unseren Köpfen ist ein ständiger Kreislauf im Gang: Viele Haare wachsen, andere gehen in die Ruhephase über und fallen aus, neue ersetzen sie. Haarausfall ist ganz natürlich, du nimmst ihn oft gar nicht wahr.
🧑 70 bis 100 Haare verlieren wir alle jeden Tag. Das ist bei einem gesunden Erwachsenen normal. Auch wenn du mal ein paar mehr auf dem Kopfkissen oder im Waschbecken findest, musst du dir in der Regel keine Sorgen machen.
🤷 Wie viele Haare ausfallen, hängt ebenso davon ab, wie viele du auf dem Kopf trägst.
💧 Beim Haarewaschen gehen übrigens mehr Haare verloren: Dann können es durchaus mal 300 sein, die ausfallen.
Krankhafter Haarverlust: Was ist das und wie finde ich heraus, wie viele Haare ausfallen?
- Wie viele Haare sich vom Kopf lösen, kann variieren, mal sind es mehr, mal weniger. Im Herbst oder nach der Einnahme bestimmter Medikamente können beispielsweise mehr ausfallen.
- Ärzt:innen reden dann von krankhaftem Haarausfall, wenn jemand über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare pro Tag verliert.
- Es gibt Fachbegriffe für unterschiedliche Arten von Haarverlust: Effluvium meint Haarausfall, der über das normale Maß hinausgeht. Alozepie ist dagegen fehlender Haarwuchs auf dem Kopf, der meist sichtbar ist - etwa mit kahlen Stellen.
- Aber wie findest du heraus, wie viele Haare du verlierst? Dafür gibt es einen simplen Trick: Sammle deine ausgefallenen Haare jeden Tag in einem Briefumschlag, etwa von der Bürste und aus dem Waschbecken. Mache das vier bis fünf Tage lang und nimm jeweils einen neuen Umschlag. So kannst du die Menge ungefähr vergleichen.
- Sind es täglich gleich viele Haare oder nehmen sie sogar zu, spricht das eher für Haarausfall. Berücksichtige dabei aber, ob du Haare gewaschen hast. Das Ergebnis ist allerdings nur ein Indiz, eine genaue Diagnose können nur Ärzt:innen vornehmen.
Welche Formen von Haarausfall gibt es?
Mediziner:innen unterscheiden zwischen drei Hauptformen von Haarausfall.
Androgenetische Alopezie
Die erblich bedingte Form des Haarausfalls ist die weitaus häufigste. 95 Prozent aller Fälle sind laut AOK darauf zurückzuführen. Es handelt sich nicht um eine Krankheit: Die androgenetische Alopezie ist eine normale Folge des Älterwerdens - so wie graue Haare. Sie trifft vor allem Männer: Weltweit sind knapp 80 Prozent davon betroffen. In der Regel bilden sich zuerst Geheimratsecken, dann nimmt das Haar am Scheitel ab. So kann sich eine Glatze bilden.
Bei der Hälfte aller Frauen kommt es ebenfalls zu androgenetischer Alopezie. Sie tritt häufig nach der Menopause auf, also den Wechseljahren. Dann lichtet sich das Jahr am Mittelscheitel und wird dünner. Kahle Stellen entstehen aber nicht.
Alopecia areata
Diffuser Haarausfall
Verlierst du Haare über den ganzen Schopf verteilt und werden sie gleichmäßig dünner, sprechen Expert:innen von diffusem Haarausfall. Die Kopfhaut schimmert stärker durch, aber es gibt keine kahlen Stellen. Von dieser Form sind mehr Frauen betroffen. Für diffusen Haarausfall kann es viele Ursachen geben.
Das können die Ursachen für diffusen Haarausfall sein
😴 Stress und Schlafmangel. Dieser tritt wie viele andere Ursachen des diffusen Schlafmangels oft erst zwei bis vier Monate nach dem Auslöser auf, in dem Fall der stressigen Zeit.
🍽 Crash-Diäten und Essstörungen wie Bulimie und Anorexie können zu Haarausfall führen - genau wie mangelnde Nährstoffaufnahme beispielsweise im Darm. Zudem kann Eisenmangel dafür sorgen, dass du Haare verlierst.
💊 Medikamente, etwa Beta-Blocker, Blutgerinnungsmittel oder Medizin zur Behandlung von ADHS.
🤒 Krankheiten der Schilddrüse, Lupus, Diabetes mellitus, Morbus Crohn, Schuppenflechte, Syphilis oder Pilzerkrankungen. Ebenso können Blutarmut (Anämie) oder Infektionen dafür sorgen, dass Haare ausfallen.
🫄 Hormonschwankungen, etwa nach dem Absetzen der Pille oder nach einer Schwangerschaft.
🏥 Chemo- und Strahlentherapie bei Krebs, etwa Brustkrebs.
👧 Zu viel Zug am Haar, zum Beispiel durch einen ständig straffen Zopf. Wenn du dein Haar nicht gut pflegst, führt das übrigens nicht zu klassischem Haarausfall. Föhnst du zu heiß, färbst du viel oder nimmst du Lockenstäbe zu lang, kann das Haar aber verstärkt abbrechen und spröde werden.
Das kannst du gegen Haarausfall tun
Wenn du ungewöhnlichen Haarausfall bei dir feststellst, solltest du zu Hautärztin oder Hautarzt gehen. Nur Mediziner:innen können den Grund feststellen und die passende Therapie wählen. Sie untersuchen dafür Kopfhaut und manchmal Blut sowie Haarwurzeln. Du darfst Medikamente nicht eigenmächtig absetzen.
Der diffuse Haarausfall bessert sich in der Regel, wenn die Ursache klar ist - und wenn sie beseitigt wird. Es kann aber mehrere Monate dauern, bis dein Schopf wieder voller wird. Das liegt daran, dass du die Haare in der Ruhe- und Ausfallphase verloren hast. Es müssen sich erst neue bilden.
Anders sieht es nach dem Ende einer Chemo- oder Strahlentherapie aus: Die Haare wachsen wieder, sobald die Behandlung abgeschlossen ist. Das Haar kann dann lockig werden, wenn es vorher glatt war - und umgekehrt.
Beim kreisrunden Haarausfall wachsen die Haare oft innerhalb eines Jahres von selbst nach. Die Hintergründe für diese spontane Selbstheilung sind oft unklar.
Den erblich bedingten Haarausfall kannst du nicht aufhalten, aber manchmal bremsen. In der Apotheke bekommst du Lösungen mit dem Wirkstoff Minoxidil. Dieser wirkt erst nach einigen Monaten. Zudem können Ärzt:innen rezeptpflichtige Mittel verschreiben. Allerdings können diese Nebenwirkungen haben und beispielsweise Potenzstörungen oder Depressionen auslösen.
Mit diesen Hausmitteln und Tipps kannst du deine Haare stärken - und Haarausfall verhindern
Wenn du deine Haare kräftigen willst, kannst du die folgenden Tipps befolgen. Sie werden zwar früher oder später trotzdem ausfallen, aber du kannst bestimmten Ursachen vorbeugen.
Ernähre dich gesund und ausgewogen, nimm alle wichtigen Vitamine und Spurenelemente zu dir. Nahrungsergänzungsmittel mit Zink, Biotin, B12 und Vitamin D können sinnvoll sein.
Achte insbesondere darauf, dass du genügend Eisen zu dir nimmst. Das steckt, anders als viele glauben, längst nicht nur in Fleisch oder Spinat. Grünkohl, Nüsse und Haferflocken sowie Linsen enthalten zum Beispiel viel Eisen.
Reduziere Stress und schlafe genug. Mache Übung zur Entspannung, so wie Meditation. Verzichte auf Zigaretten: Rauchen kann Haarausfall verstärken.
Um die Kopfhaut zu stärken und für eine bessere Durchblutung zu sorgen, kannst du Shampoos mit Mitteln wie Koffein oder Keratin testen. Wenn die Kopfhaut juckt, sollte das Haarwaschmittel aber milde sein.
Diese Hausmittel sollen gegen Haarausfall helfen
Vor allem verschiedene Pflanzen sollen Haarausfall bremsen. Du kannst sie ausprobieren, allerdings ist der Erfolg nicht garantiert. Wenn du eine Wirkung erzielen willst, musst du die Mittel regelmäßig nutzen. Verlierst du allerdings viele Haare, solltest du unbedingt medizinische Hilfe suchen.
Du kannst Knoblauch oder Zwiebeln mit Honig vermengen und auf die Haare geben. Ein anderes Rezept: Mische Wasser, Essig und Brennnesselwurzeln und massiere sie in die Haare. Alternativ gibst du Kokosöl auf deinen Kopf. Wenn du den Kopf mit Kamillentee wäschst, kann das ebenfalls helfen. Rosmarin und Basilikum werden gleichermaßen positive Effekte auf die Haare zugesprochen. Stelle daraus einen Sud her.
Häufige Fragen zu Haarausfall
Es ist normal, jeden Tag bis zu 100 Haare zu verlieren. Wenn es über einen längeren Zeitraum mehr sind, solltest du zu Hautarzt oder Hautärztin gehen.
Beim Kämmen können bis zu 100 Haare ausgehen - und das jeden Tag. Beim Haarewaschen sind es sogar bis 300.
Ob du wirklich Haarausfall hast, kann nur ein Hautarzt oder eine Hautärztin feststellen. Du kannst aber über mehrere Tage lang die Haare im Waschbecken und an der Bürste in einzelnen Briefumschlägen sammeln. Sind es immer gleich viele oder mit der Zeit sogar mehr, hast du wahrscheinlich Haarausfall. Bedenke aber, dass du beim Haarewaschen mehr davon verlierst.
Es kann viele Gründe haben, warum du Haare verlierst. Zum Beispiel kann es sich um einen altersbedingten und erblichen Verlust handeln. Zudem ist es möglich, dass du krank bist oder Stress hast. Suche medizinische Hilfe, um die Ursache zu finden.