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Hallo, ist da jemand? Hertz 52, der vielleicht einsamste Wal der Welt

  • Veröffentlicht: 21.02.2023
  • 13:45 Uhr
  • Carina Neumann-Mahlkau

Seit über drei Jahrzehnten singt der Wal Hertz 52 in den höchsten Tönen - und niemand versteht ihn. Seine Frequenz ist einfach zu hoch für die anderen. Im Clip: Blauwal-EKG - so schlägt das größte Herz unseres Planeten.

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Das Wichtigste zum Thema Hertz 52

  • Stell dir vor, du erzählst etwas und kriegst nie eine Antwort. So geht's dem Wal "Hertz 52" vermutlich schon sein ganzes Leben. Seinen Namen verdankt er der Frequenz seines Gesangs. Die liegt bei 52 Hertz.

  • Normalerweise kommunizieren die Meeressäuger aber auf Frequenzen zwischen 10 und 39 Hertz - also weit unter der des besonderen Tieres, das auch der einsamste Wal der Welt genannt wird.

  • Hertz 52 fasziniert Forschende auf der ganzen Welt. Er bleibt ein Rätsel: Noch nie hat ihn jemand gesehen, doch Unterwasser-Mikrophone empfangen seit 1989 seinen Gesang.

  • Was ist das für ein Wal? Warum singt er so hoch, und fühlt er sich wirklich alleine? Wir machen uns auf die Suche nach Hertz 52.

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Die Geschichte vom 52-Hertz-Wal

Hallo, ist da jemand? Hertz 52, der vielleicht einsamste Wal der Welt

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Die U.S. Navy schuf während des Kalten Krieges ein riesiges Unterwasser-Spionage-Netzwerk, das Sound Surveillance System (SOSUS). In den Ozeanen installierte sie geheime Unterwasser-Mikros ("Hydrophone"), um feindliche U-Boot-Angriffe der Sowjets auszuspionieren. 1989 empfingen die Hydrophone erstmals ein sonderbares Signal vor der Westküste der USA.
© Galileo/Lion Fleischmann

Die U.S. Navy schuf während des Kalten Krieges ein riesiges Unterwasser-Spionage-Netzwerk, das Sound Surveillance System (SOSUS). In den Ozeanen installierte sie geheime Unterwasser-Mikros ("Hydrophone"), um feindliche U-Boot-Angriffe der Sowjets auszuspionieren. 1989 empfingen die Hydrophone erstmals ein sonderbares Signal vor der Westküste der USA.

Unbekannte Wal-Rufe stellten die U.S. Navy vor ein Rätsel: Sie erinnerten an die Gesänge von Blau- oder Finnwalen, ihre Frequenz war aber viel höher. Nach dem Kalten Krieg stellte das Militär die Aufzeichnungen der Wissenschaft zur Verfügung, aber auch die Forschenden konnten die mysteriösen Gesänge nicht zuordnen. Dank SOSUS lauschten sie nun aber selbst den Walen. Einige Hydrophone dienen bis heute der Meeressäuger-Forschun
© Galileo/Lion Fleischmann

Unbekannte Wal-Rufe stellten die U.S. Navy vor ein Rätsel: Sie erinnerten an die Gesänge von Blau- oder Finnwalen, ihre Frequenz war aber viel höher. Nach dem Kalten Krieg stellte das Militär die Aufzeichnungen der Wissenschaft zur Verfügung, aber auch die Forschenden konnten die mysteriösen Gesänge nicht zuordnen. Dank SOSUS lauschten sie nun aber selbst den Walen. Einige Hydrophone dienen bis heute der Meeressäuger-Forschun

Wer ist Hertz 52? Da seine Frequenz weltweit so außergewöhnlich ist, halten Forschende eine neue Art für unwahrscheinlich. Vielmehr wird ein Blau- oder Finnwal mit "Sprachfehler" oder einer körperlichen Beeinträchtigung hinter seinem schiefen Gesang vermutet. Es gibt auch die Theorie, dass Hertz 52 ein Hybrid aus Blau- und Finnwal ist und deshalb auf einer anderen Frequenz singt als "reinrassige" Artgenossen.
© Galileo/Lion Fleischmann

Wer ist Hertz 52? Da seine Frequenz weltweit so außergewöhnlich ist, halten Forschende eine neue Art für unwahrscheinlich. Vielmehr wird ein Blau- oder Finnwal mit "Sprachfehler" oder einer körperlichen Beeinträchtigung hinter seinem schiefen Gesang vermutet. Es gibt auch die Theorie, dass Hertz 52 ein Hybrid aus Blau- und Finnwal ist und deshalb auf einer anderen Frequenz singt als "reinrassige" Artgenossen.

Seit 1992 wurde die Stimme des Wals etwas tiefer. Forschende vermuten, dass er gewachsen ist. Mittlerweile singt er auf einer Frequenz von etwa 46 Hertz. Großwale werden 90 Jahre und älter. Dass Hertz 52 wuchs und seine schiefen Gesänge seit 33 Jahren immer wieder auftauchen, weist auf eine gute Gesundheit hin. Laute Lieder singen vor allem männliche Wale. Deshalb ist Hertz 52 vermutlich ein Männchen.
© Galileo/Lion Fleischmann

Seit 1992 wurde die Stimme des Wals etwas tiefer. Forschende vermuten, dass er gewachsen ist. Mittlerweile singt er auf einer Frequenz von etwa 46 Hertz. Großwale werden 90 Jahre und älter. Dass Hertz 52 wuchs und seine schiefen Gesänge seit 33 Jahren immer wieder auftauchen, weist auf eine gute Gesundheit hin. Laute Lieder singen vor allem männliche Wale. Deshalb ist Hertz 52 vermutlich ein Männchen.

Die Wanderungen von Hertz 52 sind unabhängig von denen anderer Wale und erstrecken sich von Kalifornien bis nach Alaska. Hertz 52 reist allein, seine Lieder bleiben vermutlich ungehört und ohne Antwort. Aber ist er deshalb wirklich einsam?
© Galileo/Lion Fleischmann

Die Wanderungen von Hertz 52 sind unabhängig von denen anderer Wale und erstrecken sich von Kalifornien bis nach Alaska. Hertz 52 reist allein, seine Lieder bleiben vermutlich ungehört und ohne Antwort. Aber ist er deshalb wirklich einsam?

Warum hat Hertz 52 noch nie jemand gesehen?

Wale nutzen eine Art natürlichen Lautsprecher für ihre Botschaften: Zwischen 600 und 1.200 Metern Wassertiefe liegt der sogenannte "SOFAR-Kanal" (Sound Of Fixing And Ranging). In dieser Zone herrscht ein besonderes Zusammenspiel aus Druck, Salzgehalt und Temperatur. Es sorgt dafür, dass sich Schall wie durch einen Wellenleiter meilenweit verbreitet.

So können unter anderem Blau- oder Finnwale Gesänge von Artgenossen hören, die mehr als 1.500 Kilometer entfernt sind. Das ist so, als könntest du in Berlin verstehen, das dein Freund in Rom dir erzählt - und das ohne Handy.

Dank der hohen Schall-Leitfähigkeit des Wassers können Forschende Hertz 52 zwar hören, aber es ist sehr schwer, ihn zu orten. In mehr als 30 Jahren Forschung ist es noch keinem gelungen.

Wie schwer es ist, Schall-Ereignisse in den Meeren zu lokalisieren, zeigt auch das rätselhafte Geräusch "Bloop": Es ertönte 1991 im südlichen Pazifik und wurde noch auf rund 5.000 Kilometer entfernten Hydrophonen aufgezeichnet. Fast ein Jahrzehnt brauchte die Wissenschaft, um das vermeintliche "See-Ungeheuer" als antarktisches Eisbeben zu identifizieren.

Lust auf ein paar schräge Töne? Hier kannst du dir rätselhafte Ozean-Geräusche und ihre Geschichte anhören.

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So klingt der 52-Hertz-Wal

Hier kannst du dem Gesang von Hertz 52 lauschen. Die Tonspur wurde um ein Vielfaches beschleunigt. Zum Vergleich: Höre hier, wie andere Wale singen.  

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Ist Hertz 52 wirklich einsam?

🐋 Darüber streitet die Wissenschaft. Manche Forschende sehen darin eine Vermenschlichung. Gerade männliche Tiere streifen oft lange Zeit freiwillig alleine durch die Ozeane, ohne sich einer Gruppe anzuschließen.

🐳 2010 vernahm John Hildebrand, Professor an der Scripps Institution of Oceanography, vor der Küste Kaliforniens laut eigener Aussage mehrere 52-Hertz-Spuren. Seiner Meinung nach könnte es sich auch um eine Gruppe von Hybriden handeln. Bisher ist das jedoch nur eine Theorie.

🗯️ Hertz 52 ist nicht einsam, sondern nur etwas seltsam - dieser Meinung ist der Forscher Christopher Willes Clark von der Cornell University in Ithaca, New York. Er vermutet, dass der Wal einen eigensinnigen Dialekt spricht - und andere Wale ihn sehr wohl hören können, ihn aber einfach ein bisschen "odd" (komisch) finden.

Kuriose Fakten zu Wal-Gesängen

🎼 Seit den 1960-er Jahren singen die Wale in den Weltmeeren kollektiv immer tiefer. Vor der Küste Kaliforniens etwa sank die Tonhöhe seitdem um 31 Prozent.

❤️ Die Theorie: Seit dem Ende des kommerziellen Walfangs gibt es wieder mehr Wale in den Meeren. Die Wal-Herren müssen nicht mehr so "schreien", um ihre Herzensdame in weiter Distanz zu finden - sie können auch einen tieferen "Blues" anstimmen.

🎤 Oder aber: Tiefer "Blues" liegt einfach im Trend. Mit ollen Liedern erobert man keine Wal-Dame - jedes Jahr zur Paarungszeit komponieren die Herren neue, noch tiefere "Hits" für ihre Liebes-Balladen. Die erfolgreichsten Songs werden dann von anderen Liebhabern "gecovered".

💬 "Wat haste jesagt?" Auch Wale kommunizieren in verschiedenen "Dialekten". Die Gesänge der gleichen Art klingen überall auf der Welt ein bisschen anders.

📕 Moby Dick, der berühmte weiße Pottwal, ist kein reines Märchen. Zurzeit des Walfangs gab es mehrere Attacken von Pottwalen auf Fang-Schiffe. Der berühmteste Fall war der Walbulle "Mocha Dick", der 1820 die "Essex" zum Sinken brachte. Das inspirierte den Autor Herman Melville zu seinem Roman.

🐋 Später trugen Forschende die historischen Daten über weltweite Pottwal-Attacken im 19. Jahrhundert zusammen und stellten fest, dass sie dem gleichen Muster folgten. Vermutlich schmiedeten die Wale "Schlachtpläne" für die besten Angriffsstrategien - und gaben diese auf ihren weltweiten Wanderrouten an Artgenossen weiter.

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Dokumentation "The lonliest whale"

2021 kam eine Doku über Hertz 52 raus, mitfinanziert von Leonardo Di Caprio. Bisher ist sie leider nur im amerikanischen Raum verfügbar. Bis du sie auch bei uns sehen kannst, gibt dir der Trailer einen kleinen Vorgeschmack:  

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Häufige Fragen zu Hertz 52

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