Warum Hilfsbereitschaft so wichtig ist und bleibt - auch nach Corona
- Veröffentlicht: 05.01.2021
- 20:00 Uhr
- Galileo
Die Pandemie hat vieles offenbart: Angst, Wut, doch vor allem auch jede Menge Hilfsbereitschaft. Wir verraten dir, ob der Charakterzug in unseren Genen liegt oder das Ergebnis unserer Erziehung ist - und wann er sogar gefährlich werden kann. Im Clip: Wem helfen wir und wem nicht?
Das Wichtigste zum Thema Hilfsbereitschaft
Bereits Kleinkinder helfen sich gegenseitig auf dem Spielplatz oder holen Hilfe, wenn ein anderes Kind vom Dreirad gefallen ist. Das lässt darauf schließen, dass Hilfsbereitschaft angeboren ist.
Sogar Tiere zeigen empathisches Verhalten. Puma-Weibchen, eigentlich Einzelgänger, schließen manchmal Freundschaft und ziehen gemeinsam den Nachwuchs groß.
Der Historiker Rutger Bregman erklärt in seinem Bestseller "Im Grunde gut", dass es Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit sind, die unseren Evolutionserfolg gesichert haben - und nicht wie lange angenommen das Prinzip: Der Stärkste gewinnt.
Ab einem Alter von etwa 3 Jahren wird die Hilfsbereitschaft berechnender. Dann suchen wir auch unseren eigenen Vorteil, wenn wir andere unterstützen. Das zeigen Experimente des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung.
Hilfsbereitschaft ist auch selbstbelohnend. Wir bekommen ein gutes Gefühl, wenn wir anderen helfen.
Spannend, aber veränderungswürdig: Wir helfen vermehrt Menschen, die uns optisch ähnlich sehen und mit denen wir uns identifizieren.
Der Stärkste gewinnt? Von wegen: es ist der Netteste
👥 Von Anbeginn der Menschheit war schnell klar, dass Kooperation und Gemeinsamkeit das Leben nicht nur angenehmer machen, sondern es auch verlängern.
💏 Denn in der Gruppe finden wir Liebe, Schutz, Sicherheit und Geborgenheit. Doch das funktioniert nur, wenn alle zusammenarbeiten, sich unterstützen und freundlich zueinander sind.
✌ Wer hilfsbereit ist, sammelt Pluspunkte in der Gruppe und damit Freunde. Er hat ein festeres soziales Netz und kann sich sicherer sein, dass auch ihm in einer Notsituation geholfen wird.
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🤗 Hilfsbereitschaft, das zeigen verschiedene Studien, verbessert nicht nur die Stimmung, sondern auch die Gesundheit. Menschen, die sich um andere kümmern, leiden seltener unter depressiven Verstimmungen und Schmerzen. Hier erzählen wir dir tolle Geschichten über echte Corona-Helden.
👉 Wie du deine Hilfsbereitschaft in 3 Schritten trainieren kannst, verrät dir die renommierte US-Mayo Clinic.
😒 Aber: Experimente zeigen, dass wir vor allem Gleichgesinnten helfen, also Menschen, die uns vom Status, der Optik oder Lebenssituation ähneln. Mütter helfen also eher anderen Müttern beim Hochtragen des Kinderwagens, wenn es zum Beispiel keinen Fahrstuhl gibt. Schwerer haben es Personen, mit denen wir nicht viel gemeinsam haben.
Was Corona uns in Sachen Hilfsbereitschaft gelehrt hat
Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie fragil das Leben des Einzelnen, aber auch der Zusammenhalt der Gesellschaft ist. Kaum jemand ist vom SARS-CoV-2-Virus nicht direkt betroffen, sei es gesundheitlich oder beruflich.
Die Meinungen über die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus gehen nach wie vor stark auseinander und beschäftigen sogar Gerichte.
Manche Menschen leugnen die Existenz des Corona-Virus sogar oder glauben an irre Verschwörungstheorien. Wie du du Fake-Mythen erkennst und dich gegen Verschwörungstheoretiker wappnest, liest du hier.
Gleichzeitig sehen Zukunfts- und Trendforscher wie Matthias Horx durch Corona eine neue Art der Hilfsbereitschaft und das Bewusstsein, dass wir eine Welt sind - und keine isolierten Staaten. Diese Veränderung könnte ein positiver Gegenentwurf sein zu:
😥 Wachsender Vereinsamung
💰 Egoistischem Gewinnstreben
🌱 Umweltverschmutzung
Die gute Nachricht:
🤝 2020 ist übrigens die Zahl derer gestiegen, die Hilfsbereitschaft als sehr wichtig erachtet. 37,86 Millionen Menschen in Deutschland legen großen Wert darauf, in Not geratenen Personen zu helfen.
Zu viel des Guten: Wann Hilfsbereitschaft schadet
Selbstloses Verhalten hat aber auch Grenzen, etwa wenn Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird.
Dann, so warnen Psychologen, kann das Selbstwertgefühl leiden. Wer ständig die Arbeit der Kollegen übernimmt, damit diese rechtzeitig Feierabend machen können, fühlt sich irgendwann ausgenutzt und weniger wertvoll.
Deswegen ist es bei aller Hilfsbereitschaft wichtig, auch einmal "Nein" zu sagen - und regelmäßig zu überprüfen, ob die eigene Freundlichkeit sich noch gut anfühlt oder schon belastet.
Zudem sollten wir nicht ungefragt helfen oder anderen alles abnehmen. Das gilt nicht nur im Umgang mit gehandicapten Menschen, sondern auch mit Kindern.
Denn unser Selbstbewusstsein wächst auch dadurch, dass wir Dinge ohne Hilfe schaffen.
Gefährlich: Der Bystander-Effekt - wenn Helfer nicht helfen
🤕 Ein Autounfall auf einer belebten Kreuzung. Zum Glück eilen viele Menschen zu Hilfe.
😮 Doch je mehr es sind, desto größer wird die Gefahr des Bystander-Effekts, auch Zuschauer-Effekt genannt.
🆘 Denn sobald mehrere Personen eine Notlage beobachten, geht der Einzelne davon aus, dass ein Anderer hilft.
👆 Wer sich des Phänomens aus der Sozialpsychologie bewusst ist und selbst aktiv wird, kann das Risiko senken.
🚑 Experten raten zudem, in diesen Momenten Menschen direkt anzusprechen und zu animieren: "Sie in der roten Jacke, rufen Sie bitte den Rettungswagen!"