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Hölle unter der Erde: Die tiefsten Bohrlöcher der Welt

  • Veröffentlicht: 08.09.2023
  • 11:39 Uhr
  • Peter Schneider

Die tiefsten Löcher der Welt reichen über zwölf Kilometer weit in den Untergrund. Dort herrschen dann Temperaturen von mehr als 200 Grad Celsius. Auf die Bohrmannschaften lauern allerdings ganz andere Gefahren in der Tiefe.

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Das Wichtigste zum Thema Tiefste Bohrlöcher

  • Mehr als zwölf Kilometer reicht das tiefste Loch der Welt in die Tiefe, das ist tiefer als der Mariangraben, die tiefste Stelle im Ozean. Doch ist das wirklich viel?

  • Nein: Selbst solche Rekordbohrungen piksen die bis zu 70 Kilometer mächtige kontinentale Erdkruste nur an. Bis zum flüssigen Erdkern sind es noch Tausende Kilometer.

  • Aber warum bohrt man nicht tiefer? Schließlich wäre es spannend, zu sehen, wie das tiefe Erdinnere aussieht (gibt es womöglich doch eine Hölle da unten)?

  • Tiefbohrungen gab es zuerst im alten China. Dort gelang es den Menschen, schon vor 2000 Jahren, mehrere Hundert Meter tiefe Löcher zu bohren - allerdings dauerte das Monate und Jahre.

  • Horizontale Konkurrenz: Hinsichtlich der Länge laufen aber die horizontalen Straßen und Eisenbahntunneln den Tiefbohrungen weit hinterher. Ingeniuer:innen bohren die teilweise mehr als 60 Kilometer weit durchs Gebirge.

Tiefer, als der Mount Everest hoch ist. Diese Bohrlöcher führen weit ins Erdinnere.
Tiefer, als der Mount Everest hoch ist. Diese Bohrlöcher führen weit ins Erdinnere.© Galileo
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Die tiefsten und längsten Bohrlöcher der Welt

🏆 Aktueller Tiefenrekord: Auf der Halbinsel Kola bohrte Ende der 1980er Jahre eine sowjetische Crew 12.262 Meter tief, um den Untergrund für den Bergbau zu erkunden und den US-Amerikaner den Rang abzulaufen - was ihnen damit gelang.

🥈 Bis dahin war mit 9583 Meter Teufe die Bohrung "Bertha Rogers" im US-Bundestaat Oklahoma das tiefste Loch der Welt - bis es 1979 vom Kola-Bohrloch übertroffen wurde.

↪️ Nicht ganz so tief, aber mit 12.345 Metern dafür länger ist das Loch von Sakhalin-I, lange Zeit Weltrekord. Sie war die erste eine Reihe von Gasbohrungen auf Sachalin, einer Insel nördlich von Japan. Der Unterschied: Viele Bohrungen gehen nicht senkrecht in die Tiefe, sondern biegen allmählich seitlich ab.

🦒 Aktuelle Längen-Rekordhalter sind nach Angaben des Betreibers die benachbarten Bohrlöcher im Chayvo-Gasfeld. Sie waren 2017 etwa 15 Kilometer lang.

👨🏻‍🔬 Auch in Deutschland gibt es eine Rekordbohrung. Im oberpfälzischen Windischeschenbach bohrten Geologen 9101 Meter tief. Die KTB-Bohrung ist bis heute tiefste Bohrloch der Welt, das Forscher noch wissenschaftlich nutzen.

🧀 Auf der Suche nach Gas wurde Norddeutschlands mit Tausenden Bohrungen wie einen Schweizer Käse durchlöchert. Die tiefsten Bohrungen reichen aber nicht mehr als 8000 Meter in den Untergrund.

♨️ Wenn kochend heißes Wasser nicht gerade wie in Island und anderen vulkanischen Regionen bis dicht unter die Oberfläche sprudelt, muss man häufig bis zu 4000 Meter tief bohren, um aus Tiefenwasser geothermale Energie zu gewinnen.

Tiefenbohrung von Kola: Die Fake-News von der Hölle

Das Bohrloch von Kola ist nicht nur als tiefstes Loch der Welt bekannt, sondern spukt auch in den Köpfen vieler Menschen als Tor zur Unterwelt. Denn noch während die Ingenieure Ende der 1980er Jahre bohrten, kursierten in christlichen Kreisen der Gegend Gerüchte, der Bohrmeißel habe einen Hohlraum angefräst und unheimliche Schreie ertönten aus der Tiefe - die Hölle?

Die Bohrmannschaft von Kola 1984 an der Borhmaschine "Uralmash 15000". Sie brauchte 19 Jahre um die tiefste Stelle zu erreichen - dann ging das das Geld aus
Die Bohrmannschaft von Kola 1984 an der Borhmaschine "Uralmash 15000". Sie brauchte 19 Jahre um die tiefste Stelle zu erreichen - dann ging das das Geld aus© picture alliance / Semyon Maisterman / TASS / Semyon Maisterman

Tatsächlich ist es in 12.000 Meter unter Kola glutheiß, fast 200 Grad Celsius. Aber der vermeintliche Satan hat damit nichts zu tun (hier erfährst du, warum das Erdinnere so heiß ist).

Die Lösung hinter dem unheimlichen Spuk war banal: Ein norwegischer Lehrer hatte sich einen Spaß erlaubt und das Gemunkel zusammengefasst als Zeitungsartikel an einen religiösen US-Sender gesandt - so ging seine Spukgeschichte um die Welt. Obwohl der geschockte Lehrer sofort dementierte - die Legende hält sich bis heute. Das versiegelte Bohrloch und die Anlagen darüber verrotten indessen verlassen im eisigen Norden Russlands.

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Tiefe Löcher bohren: Ist das gefährlich?

💩 Eine Bohrung an der falschen Stelle kann tödliche Zerstörung bedeuten, wie der indonesische Schlammvulkan Sidoarjo zeigte (das blubbernde Inferno kannst du dir im Video anschauen).

📳 In tektonisch aktiven Regionen wie dem Rheingraben können Bohrungen künstliche Erdbeben auslösen, wenn anschließend unter hohem Druck Wasser ins Gestein gepresst wird. Dieses Fracking genannte Verfahren soll das Gestein durchlässiger machen und so die Ausbeute an Gas oder geothermales Wasser erhöhen.

☠️ Durchqueren Bohrlöcher Erdschichten, aus denen Trinkwasser gefördert wird, kann es passieren, dass salziges Wasser oder Öl aus der Tiefe eindringt und verschmutzt.

💥 Eine Magmakammer anzubohren ist hingegen weniger gefährlich. Auch flüssige Lava ist so zähflüssig, dass sie noch im Bohrloch stecken bleibt. Eine Gefahr dabei: Die Bohrflüssigkeit kann explosionsartig aus dem Bohrloch verdampfen.

Blowout: der Klassiker unter den Bohrunfällen

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Trifft der Bohrkopf auf eine gasführende Schicht, die unter Druck steht, können Gase explosionsartig aus dem Bohrloch schießen - eine potenziell tödliche Gefahr für die Bohrmannschaft. Beim verheerenden Blowout auf der Bohrinsel Deepwater Horizon 2010 im mexikanischen Golf starben elf Menschen, austretendes Öl verschmutzte große Teile der angrenzenden Küsten.

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Bohrloch oder Erdbeben: Der Schlammvulkan Sidoarjo

Im Mai 2006 bohrte ein Unternehmen auf der indonesischen Vulkaninsel Java in knapp 3000 Metern Tiefe erfolglos nach Erdöl. Unmittelbar danach öffnete sich nur wenige hundert Meter entfernt ein Loch und speit seitdem kochenden Schlamm aus, meterhoch und in Spitzenzeiten mehr als 120.000 Kubikmeter am Tag.

Das Unternehmen bestreitet zwar, Ursache für die auf mittlerweile mehr als sieben Quadratkilometer angewachsenen Schlammwüste zu sein, und verweist auf ein Erdbeben in der tektonisch aktiven Region - doch alles deutet darauf hin. Glück im Unglück: Die Anwohner:innen konnten rechtzeitig vor den faulig riechenden Schlammmassen fliehen, mussten aber ihre Häuser und Reisfelder aufgeben.

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So funktioniert eine Tiefbohrung

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© picture alliance / dpa / Boris Roessler

Ein kreisender Bohrmeißel fräst sich an einem Gestänge ins Erdreich ("Rotary-Bohrverfahren"). Angetrieben wird der Bohrkopf dabei zumeist über die Bohrspülung. Diese Flüssigkeit hat eine so hohe Dichte wie das umgebende Gestein und sorgt dafür, dass das Loch nicht einstürzt. Gleichzeitig spült sie das ausgebohrte Gestein an die Oberfläche.

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Tiefenbohrung: Wie tief kann man bohren?

🥵 Wie weit ein Bohrer kommt, hängt vor allem von der Temperatur ab, die das Bohrgerät aushält. Denn alle Hundert Meter Tiefe steigt die Temperatur durchschnittlich um drei Grad Celsius.

🥱 Außerdem: Wenn in der Tiefe ein Teil verschleißt, lässt sich nicht direkt herankommen, denn Bohrlöcher sind häufig nur zwischen 20 und 60 Zentimeter schmal. Bohrkopf und Bohrgestänge müssen stundenlang herausgezogen und anschließend wieder herabgelassen werden.

🏛️ Bohrlöcher müssen zudem mit Metallwänden verrohrt werden, damit kein loses Gestein hineinbröselt. Trotzdem bleiben Bohrer oft stecken. Dann muss das Loch aufgegeben und neu gebohrt werden.

😖 Die Ingenieure von Kola hatten mit allen dieses Problem zu kämpfen. Sie machten die Bohrung so teuer, dass sie aufgeben mussten - obwohl sie eigentlich 15 Kilometer Tiefe erreichen wollten.

💸 Der feste Teil von Erdkruste und -Mantel reicht unter den Kontinenten 200 Kilometer tief. Doch schon vorher erreichen die Temperaturen bis zu 600 Grad Celsius. Es ist also möglich, noch tiefer zu bohren - allerdings nur sehr langsam und zu einem hohen Preis.

Häufig gestellt Fragen zu Bohrlöchern

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