Krebs
HPV-Impfung: Was bringt die Vorsorge gegen Gebärmutterhals-Krebs?
- Aktualisiert: 04.03.2024
- 13:09 Uhr
- Chris Tomas
Mit HPV-Erregern stecken sich viele Menschen im Lauf des Lebens an, meistens beim Sex. Das Problem: Die Viren können Krebs auslösen, zum Beispiel Gebärmutterhals-Krebs. Wie du dich davor schützt, erfährst du hier.
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HPV-Impfung: Das Wichtigste zum Thema
Eine Impfung gegen Krebs – bloß schöne Zukunftsmusik? Nicht ganz: Vor bestimmten Krebsarten kannst du dich heute schon schützen lassen.
Dazu gehören Gebärmutterhals-Krebs auslösen, aber auch Tumore am After, Penis oder in der Mundhöhle.
Diese Krebsarten werden oft durch Viren verursacht, zum Beispiel den humanen Papillomviren (HPV). Die Mehrheit der Menschen – Schätzungen liegen zwischen 50 und 90 Prozent – steckt sich im Laufe ihres Lebens mit ihnen an.
Weil HPV hauptsächlich beim Sex übertragen werden, lässt man sich im Idealfall schon davor immunisieren, spätestens bis zum 18. Geburtstag. In manchen Fällen kann die Impfung aber auch für Erwachsene noch sinnvoll sein.
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Was sind Humane Papillom-Viren und wie werden sie übertragen?
Es gibt über 200 verschiedene Arten von humanen Papillomviren. Sie gehören zu den DNA-Viren wie beispielsweise auch Herpes, das bedeutet, dass sie Desoxyribonucleinsäure enthalten. Rund 20 Prozent der humanen Papillomviren gelten als problematisch. Wenn diese Erreger in Kontakt mit Haut oder Schleimhäuten kommen, können sie Wucherungen auslösen – zum Beispiel gutartige Warzen, jedoch auch Krebs-Vorstufen und bösartige Tumoren, etwa am Gebärmutterhals. Dafür, dass er diesen Zusammenhang erkannte, bekam der deutsche Virologe Prof. Harald zur Hausen 2008 den Nobelpreis für Medizin.
Humane Papillomviren werden bei engem Körperkontakt übertragen, vor allem beim Sex. Sie schwimmen nicht im Sperma, Blut oder Speichel, sondern sitzen auf der Haut oder Schleimhaut und bahnen sich dann ihren Weg über winzige Verletzungen zu anderen Hautzellen. Ansteckungen sind beim vaginalen, analen und oralen Verkehr möglich. Deshalb schützen auch Kondome nur zum Teil, denn sie bedecken zu wenig Hautfläche. HPV sind die häufigsten sexuell übertragenen Viren. Es kommt auch vor, dass Babys mit HPV geboren werden, wenn die Mutter infiziert ist.
Doch keine Panik: Nicht jede HPV-Infektion bedeutet gleich Krebs. Mit einem Großteil der Virenstämme kommt unser Immunsystem gut zurecht, meistens merkst du nicht einmal, dass du dich ansteckt hast, und nach ein bis zwei Jahren lassen sich die Erreger nicht mehr im Körper nachweisen. Gutartige Wucherungen wie etwa Feigwarzen sind zwar unangenehm, aber behandelbar. Allerdings: Es geht nicht immer so glimpflich aus. Manchmal schlummern die Viren im Körper und werden Jahre später zur Gefahr. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Denn Gebärmutterhals-Krebs gehört zu den häufigeren Krebsarten – und die Viren sind an 99,7 Prozent der Fälle beteiligt, also praktisch an allen.
Das heißt aber nicht, dass Männer bei dem Thema weghören sollten. Denn wer geimpft ist, gibt das Virus nicht weiter und schützt so auch seine Sexualkontakte. Außerdem lösen die Viren auch Penis- und Analkrebs aus, dazu Tumoren im Mund- und Rachenbereichs wie Kehlkopfkrebs, Rachenkrebs oder Mandelkrebs.
Wie schützt die HPV-Impfung?
Aktuell sind zwei Impfstoffe auf dem Markt: Gardasil und Cervarix. Gardasil wurde 2006 zugelassen, Cervarix kam ein Jahr später. Bei den Impfstoffen handelt es sich um Totimpfstoffe. Das heißt, dass nur leere Virushüllen in der Kanüle stecken. Kommt unser Immunsystem mit ihnen in Kontakt, bildet es Antikörper.
Sowohl Gardasil als auch Cervarix wirken gegen die besonders gefährlichen Virentypen HPV 16 und HPV 18, die für 70 Prozent aller Gebärmutterhals-Tumoren verantwortlich sind. Die neueste Version von Gardasil (Gardasil 9) schützt darüber hinaus vor sieben weiteren HPV-Typen und außerdem vor Genitalwarzen. Cervarix beugt momentan den zwei Haupterregern vor. Man kann die Impfstoffe nicht mixen.
Nach einer Impfung bist du definitiv sechs, wahrscheinlich sogar mehr als zehn Jahre immun. Ob der Schutz lebenslang besteht oder irgendwann aufgefrischt werden sollte, müssen Fachleute noch weiter beobachten. Derzeit ist es für solche Aussagen zu früh – immerhin sind die Impfstoffe selbst noch keine zwanzig Jahre alt.
Sowohl Gardasil als auch Cervarix werden in den Oberarm gespritzt und sind sehr gut verträglich, Nebenwirkungen (etwa Fieber oder Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle) werden selten gemeldet.
Wer sollte sich wann gegen HPV impfen lassen?
Weil die humanen Papillomviren schon gleich beim ersten Sex übertragen werden können und das Risiko mit jedem intimen Kontakt steigt, solltest du dich rechtzeitig davor immunisieren lassen. Die Impfung schützt nämlich nur vor Virustypen, denen du noch nicht ausgesetzt warst. Anfangs empfahl sie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur Mädchen – ihr Risiko für Krebs ist höher. Seit 2018 wird aber auch Jungen zu der Immunisierung geraten.
Und laut neusten Empfehlungen der WHO genügt dafür schon ein einziger Piks. In Deutschland sieht die Ständige Impfkommission bei 9- und 14-Jährigen momentan (Stand: Januar 2024) zwei Dosen im Abstand von fünf Monaten vor; bei älteren Jugendlichen drei Spritzen. Die WHO rät ab 21 Jahren zu zwei Spritzen.
Laut der Krankenkasse DAK geht die Impfbereitschaft allerdings messbar zurück. Ein Grund dafür könnte die Diskussion um die Corona-Impfstoffe sein. Im Moment sind in Deutschland über die Hälfte der 14-jährigen gesetzlich krankenversicherten Mädchen und ein Viertel der Jungen in Deutschland vollständig gegen HPV geimpft. Das zeigen Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung. Weitere 12,9 Prozent der Mädchen und 11,7 Prozent der Jungen haben zumindest einen Piks erhalten.
Ist eine HPV-Impfung auch für Erwachsene sinnvoll?
Ob auch Erwachsene noch von einer Impfung von profitieren, ist umstritten. Denn es lässt sich kaum einschätzen, wer wann welchen HPV-Typen ausgesetzt war und welchen noch nicht. Das macht eine Impf-Empfehlung so schwierig. Wer Pech hat, bei dem zeigt der Piks keine Wirkung.
Es gibt aber Hinweise, dass die Impfung bestimmten Personengruppen trotzdem etwas bringt: zum Beispiel Frauen, bei denen sich Zellen am Gebärmutterhals schon auffällig verändert haben und bei denen deshalb eine OP, eine sogenannte Konisation, ansteht. Sie haben durch die Impfung möglicherweise ein geringeres Rückfallrisiko. Studien müssen das allerdings noch bestätigen.
Wenn du unsicher bist, ob du dich impfen lassen solltest oder nicht, lässt du dich zu diesem Thema am besten ärztlich beraten. Die Krankenkassen übernehmen die Impfkosten bis zum 18. Geburtstag, manche sogar darüber hinaus (bis zum 26. Geburtstag) oder sie erstatten einen Teil. Fragen kann sich lohnen. Für drei Spritzen muss man momentan in Deutschland mit etwa 500 Euro rechnen.
Tipp zum Schluss: Auch geimpfte Frauen, die älter als zwanzig Jahre sind, sollten die jährliche Krebsvorsorge in der gynäkologischen Praxis nicht verpassen. Denn es gibt immer noch seltenere HPV-Typen, vor denen die Impfung nicht schützt. Frauen ab 35 Jahren können außerdem zusammen mit dem Pap-Abstrich alle drei Jahre einen HPV-Test in Anspruch nehmen.