Ernährung
Jegetarier und Jeganer: Sie essen nur, was sie selbst erlegen
- Veröffentlicht: 26.03.2024
- 05:37 Uhr
- Alena Brandt
Auf den Teller kommt nur das Fleisch von selbst erlegten Tieren: Jegetarier:innen und Jeganer:innen lehnen Massentierhaltung ab - sie gehen zur Jagd für den Eigenbedarf und sehen das als nachhaltige Art des Fleischkonsums. Ob dieser Trend vegane Menschen auch überzeugt? Erfahre mehr.
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Das Wichtigste in Kürze
Ein Jeganer ist ein Jäger, der nur Fleisch von selbst erlegten Tieren isst - und dieses vegan zubereitet.
Der Ernährungsstil ist im Trend. Er wendet sich gegen Massentierhaltung und Fleisch aus dem Supermarkt.
Der Weg dorthin ist weit: Wer in Deutschland jagen möchte, braucht einen gültigen Jagdschein - dafür fallen rund 180 Stunden Theorie und Praxis an.
Das steckt hinter dem Trend zu Jegetarier:innen und Jeganer:innen
Sich vegetarisch oder vegan ernähren - aber zur Jagd gehen, Tiere töten und das Wildfleisch dann auch essen. Ein Widerspruch? Nicht für Jegetarier:innen - die eine Mischung aus Jäger:innen und Vegetarier:innen sind. Die noch strengere Form sind Jeganer:innen, die das Fleisch mit veganen Zutaten zubereiten. Immer mehr Leute folgen diesem außergewöhnlichen Ernährungsstil und tauschen sich dazu in den sozialen Netzwerken aus.
Der Hintergrund des Trends: Jegetarier:innen und Jeganer:innen lehnen Massentierhaltung ab und begründen das mit dem damit verbundenen Tierleid. Wildfleisch sehen sie als ethische und verantwortungsvolle Form des Fleischkonsums. Sie essen nur, was sie selbst gejagt haben. Mit der Jagd decken sie ihren Eigenbedarf an Fleisch. Die Ernährung ist also keinesfalls vegetarisch oder vegan. Nach der Pirsch landet auch Fleisch auf dem Teller. Ehrensache, dass Jegetarier:innen das erlegte Wild auch selbst ausnehmen und das Fleisch zubereiten.
Was bedeutet die Jagd für Jeganer:innen?
Aus welchen Gründen Menschen sich auf bestimmte Weise ernähren und warum sie sich die Jagd als Hobby aussuchen - das ist individuell. Viele jagende Vegetarier:innen und Veganer:innen betonen aber, dass ihnen folgende Grundsätze wichtig seien:
🥩 Das Töten von Tieren ist nicht der Hauptansporn zum Jagen. Jegetarier:innen schießen für den Eigenbedarf.
🌄 Naturverbundenheit und das Gefühl zur ursprünglichen Lebensweise zurückzukehren ist wichtig.
🦌 Jeganer:innen wünschen sich einen Bezug zu dem zu haben, was sie essen. So wie früher, als Menschen noch viel häufiger auch selbst Nutztiere gehalten haben
🌲 Zur Jagd gehört auch die Hege und Pflege des Waldes. Jäger:innen haben die Aufgabe den Lebensraum und den Bestand von Wildtieren zu schützen.
🐖 Viehzucht belastet die Umwelt und das Klima und ist weltweit für rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Fleisch aus dem Supermarkt lehnen Jeganer:innen auch deshalb ab.
💀Wildtiere selbst erlegen bedeutet für Jegetarier:innen: Sie wissen, dass das Reh, Wildschwein, Hase und Co. artgerecht gelebt haben. Sie wissen, woher das Fleisch auf ihrem Teller stammt. Sie entscheiden mit, wie und wann das Tier stirbt. Der Grundsatz dabei: Das Tier soll möglichst wenig leiden vorm Tod.
Heuchelei! So reagieren Veganer:innen und Vegetarier:innen
In Foren von Veganer:innen und Vegetarier:innen geht es zu dem Thema oft heiß her! Der Vorwurf: Die begriffliche Ähnlichkeit "vegan" und "jegan" führe zu falschen Vorstellungen. Es sei heuchlerisch, sich als Jäger:in als vegan oder vegetarisch darzustellen. Jeganer:innen und Jegetarier:innen leben keinesfalls vegan oder vegetarisch - und vertreten auch nicht die Werte dahinter. Sie essen Fleisch und tierische Produkte und nehmen dafür in Kauf, dass Tiere getötet werden.
"Jeganismus"?! Ein eingetauschtes "J" macht noch lange keine:n Veganer:in...
Animals United e. V. - Tierrechtsorganisation und Tierschutzverein, <strong><strong></strong></strong>
Wie kannst du Jeganer:in oder Jegetarier:in werden?
- Ein gültiger Jagdschein ist die Grundvoraussetzung für die Jagd. Um den zu lösen, brauchst du auch eine Jagdhaftpflichtversicherung und den Nachweis über eine bestandene Jägerprüfung. Diese heißt auch "grünes Abitur". Sie ist staatlich anerkannt und besteht aus einer Schießprüfung, einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung. Angehende Jäger:innen lernen Themen wie Wildbiologie, Waffenkunde, Jagdrecht, Brauchtum, Waffenkunde, Wildbrethygiene und Jagdpraxis.
- Landesjagdverbände und Jagdschulen sind Anlaufstellen für die jagdliche Ausbildung. Sie bieten etwa Abend-, Wochenend- und Intensivkurse an. Für den Jugendjagdschein musst du mindestens 16 Jahre alt sein, den Kurs kannst du bereits mit 15 Jahre starten. Für den uneingeschränkten Jagdschein gilt ein Mindestalter von 18 Jahren.
- Für die Zulassung zur Jagdprüfung wird die geistige und körperliche Eignung geprüft und du brauchst du ein tadelloses polizeiliches Führungszeugnis.
- Rund 180 Stunden Theorie und Praxis fallen an bis zur Jagdprüfung.
- Kosten: Zwischen 1.500 und 3.000 Euro geben laut Umfrage des Deutschen Jagdverbands angehende Jäger:innen für Vorbereitung und Jagdprüfug aus.
- Um zur Jagd zu gehen, brauchen Jäger:innen eine Jagdmöglichkeit. Sie können etwa ein Revier pachten (aber erst nach mehrjähriger Praxiserfahrung), sich einer Jagdgemeinschaft anschließen oder einen Begehungsschein lösen.
Die erste Ausrüstung für die Jagd
🧤 Wetterfeste und warme Kleidung, Handschuhe, Gummistiefel und Schuhe mit geräuscharmer Sohle sind empfehlenswert.
🔪 Langwaffe, Knochensäge, Messer und ein Waffenschrank gehören dazu.
👀 Ein Fernglas, das auch in der Dämmerung für gute Sicht sorgt.
🐕Ein Jagdhund als treue Begleitung und für den jagdlichen Einsatz ist natürlich kein Muss - aber viele Jäger:innen gehen mit Hund auf Pirsch.
👉 Infos für angehende Jäger:innen findest du auch in einer Broschüre des Deutschen Jagdverbands (DJV)