Neuseelands Nationalsymbol
Kiwi: Darum ist der schräge Vogel so besonders
- Aktualisiert: 20.11.2023
- 08:53 Uhr
- Claudia Frickel
Kiwis sind ungewöhnliche Tiere. Sie sind ihren Partnern treu, können nicht fliegen, können aber hervorragend riechen. Sogar die gleichnamigen Früchte sind nach ihnen benannt.
Das Wichtigste in Kürze
Kiwis sind Laufvögel und leben ausschließlich in Neuseeland. Sie sind das Nationalsymbol des Inselstaates.
Kiwis haben einige Besonderheiten: Die Weibchen legen sehr große Eier, Pärchen bleiben ein Leben lang zusammen und ihre Federn sehen eher aus wie Fell.
Es gibt fünf Arten von Kiwis. Gefährdet sind alle - vor allem, weil sie sich gegen von Menschen eingeschleppte Feinde nicht wehren können.
Genau wie das Tier heißt auch die Frucht Kiwi. Außerdem nennen sich die Bewohner:innen Neuseelands Kiwis. Aber der Name des Vogels war zuerst da.
Alles zu Kiwis auf einen Blick
Der Kiwi-Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Apteryx
Ordnung: Apterygiformes
Lebensraum: Neuseeland
Größe: 35 bis 65 Zentimeter lang, bis 35 Zentimeter hoch
Farbe: braun
Lebenserwartung: bis 20 Jahre
Nahrung: Würmer, Insektenlarven, Tausendfüßer, Früchte
Feinde: Hunde, Marder, Füchse, Wiesel, Katzen
Verhalten: nachtaktiv
Aktueller Bestand: gefährdet
Kiwi: Was ist das eigentlich für ein Vogel?
Der Kiwi gilt als eine der ältesten noch existierenden Vogel-Arten. Er entwickelte sich schon vor 30 Millionen Jahren. Die Vögel werden auch Schnepfenstrauße genannt.
Es gibt fünf Arten: Zwergkiwi oder Kleinen Fleckenkiwi, Haastkiwi oder Großen Fleckenkiwi, Nördlichen Streifenkiwi, Rowi oder Okarito-Streifenkiwi sowie Tokoeka oder Südlichen Streifenkiwi.
Kiwis sind Laufvögel, so wie Strauße, Emus und Nandus. Aber diese Tiere sind riesig: Strauße etwa messen bis 2,75 Meter. Kiwis sind mit einer Höhe bis 35 Zentimeter ungefähr so groß wie ein Huhn.
Die nächsten Verwandten der Kiwis sind die bereits ausgestorbenen Elefantenvögel, die auf Madagaskar lebten - also sehr weit weg.
Wie die flugunfähigen Kiwis auf die neuseeländischen Inseln gelangten, ist bis heute ungeklärt. Womöglich konnten sich ihre Vorfahren noch in die Luft erheben.
Das sind die fünf Kiwi-Arten in Bildern
Diese fünf Arten von Kiwis gibt es
Die Besonderheiten von Kiwis: Treue Tiere mit speziellen Eigenschaften
- 💑 Kiwis sind treue und monogame Tiere: Männchen und Weibchen bleiben ein Leben lang zusammen - teilweise über 20 Jahre lang. Während der Paarungszeit rufen sie sich jede Nacht gegenseitig und treffen sich alle drei Tage in der Nisthöhle.
- 👃 Im Gegensatz zu anderen Vögeln können Kiwis sehr gut riechen. Auch das Gehör ist gut ausgebildet.
- 🐦 Der Kiwi ist der einzige Vogel mit Nasenlöchern an der Spitze des Schnabels. Bei anderen Vögeln sitzen die Öffnungen weiter oben.
- 🌡 Einige Eigenschaften von Kiwis erinnern eher an Säugetiere als an Vögel. So haben sie eine Körpertemperatur von 38° Celsius. Bei den meisten Artgenossen sind es dagegen 42 ° Celsius.
- 🐱 Zudem sehen die Federn eher aus wie Fell. An der Basis des Schnabels befinden sich Borsten, die fast wie Schnurrhaare aussehen, etwa von Katzen.
- 🦴 Und noch eine Besonderheit: Die Knochen von Vögeln sind normalerweise hohl. Das erleichtert das Fliegen. In Knochen von Kiwis aber befindet sich Knochenmark, wie bei Säugetieren.
Das Aussehen von Kiwis
Kiwis tragen ein braunes Gefieder, nur der Große Fleckenkiwi ist grau-braun.
Der Körper der Vögel wirkt rundlich, einen Schwanz haben sie nicht. Je nach Art messen sie in der Länge 35 bis 65 Zentimeter und wiegen zwischen einem und fünf Kilogramm. Weibchen sind etwas größer und schwerer als Männchen.
Die Flügel von Kiwis haben gerade mal eine Länge von vier bis fünf Zentimetern. Der Brustbeinkamm fehlt ihnen: An diesem beginnt bei anderen Vögeln die Muskulatur zum Fliegen.
Kurios: Am Ende der Stummelflügel sitzen kleine Krallen, die unter den Federn versteckt sind. Welche Funktion sie haben, ist unbekannt.
Der Schnabel von Kiwis am kleinen Kopf ist nach unten gebogen und lang. Er kann mehr als 20 Zentimeter messen.
Kiwis besitzen kleine Augen: Im Vergleich zur Körpergröße sind es die winzigsten unter allen Vögel. Die Tiere sehen damit sehr schlecht, manche Exemplare sind fast oder ganz blind.
So klingt der Ruf eines Kiwis
Externer Inhalt
Der Kiwi-Name: Warum heißen Vögel und Früchte gleich?
- 💬 Das Wort "Kiwi" stammt aus der Maori-Sprache, also von der indigenen Bevölkerung Neuseelands. Sie tauften den Vogel nach seinem Ruf, der angeblich wie "kiiii-wiiii" klingen soll.
- 🔊 Kiwis nutzen ihren Ruf ausgiebig: Sie sind nachts oft zu hören, und sie können sehr laut werden. Das hört sich meist eher an wie schrilles Pfeifen als nach "kiiii-wiiii" - und ist noch in fünf Kilometern Entfernung wahrnehmbar.
- 🥝 Der Vogel ist nicht nach der Frucht benannt, sondern umgekehrt: Die Kiwi heißt erst seit 1959 so. Eine Firma hatte sie für den Export so bezeichnet.
- 🧑🌾 Eigentlich war der Name des Obstes Chinesische Stachelbeere. Neuseeland war das erste Land, in dem Kiwis außerhalb von Asien in größerem Umfang angebaut wurden.
- 🌏 Weil der Kiwi-Vogel so typisch für Neuseeland ist, gilt er als Nationalsymbol. Die Bewohner:innen nennen sich selbst Kiwis.
Lebensraum und Lebensweise von Kiwis
Kiwis leben verteilt auf den zwei Hauptinseln von Neuseeland - der Nord- und der Südinsel. Zudem finden sie sich auf der großen Stewart Island und kleineren Inseln vor den Küsten des Landes.
Die Tiere sind in Wäldern daheim. Bevor Menschen die Inseln bevölkerten, waren diese komplett von Bäumen bedeckt. Davon ist nicht mehr viel übrig, aber Kiwis sind anpassungsfähig. Sie kommen auch mit den später gepflanzten Nadelwäldern und Sträuchern klar.
Kiwis benötigen in ihrem Lebensraum eine feuchte Umgebung und lockere Böden. Sie leben in Revieren, die sie mit Kot markieren. Das machen andere Vögel nicht.
In ihren Territorien legen die Vögel mehrere Unterschlupf-Möglichkeiten an, etwa in Höhlen. Dort verstecken sie sich tagsüber - und kommen erst heraus, wenn es dunkel ist.
Kiwis können ziemlich schnell rennen. Sie schaffen ein Tempo von 20 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: Menschen erreichen gerade mal zehn bis 13 km/h.
Verbreitung: Hier lebt der Kiwi
Kiwis: Das fressen die Laufvögel
- 👃 Kiwis stochern mit ihrem langen Schnabel in der Erde herum, um Nahrung aufzuspüren. Beute können sie damit unterirdisch riechen.
- 🍽 Durch diese Art der Essensaufnahme hinterlassen sie charakteristische Löcher im Boden. Diese können bis zu 15 Zentimeter tief sein.
- 🪱 Die Vögel sind Allesfresser. Auf ihrem Speiseplan stehen Tiere wie Würmer, Larven, Maden, weitere Insekten und Tausendfüßer. Manchmal nehmen sie auch Flusskrebse, Aale oder Amphibien zu sich.
- 🍏 Zudem vertilgen Kiwis pflanzliche Nahrung, beispielsweise Früchte und Samen.
Fortpflanzung von Kiwis: Alles zu Paarung und Nachwuchs
🪹 Kiwis bauen keine Nester, um ihren Nachwuchs auszubrüten. Sie nutzen dazu einen Unterschlupf oder Höhlen.
🥚 Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße legen Kiwis die größten Eier. Eins wiegt so viel wie ein Viertel ihres Körpergewichts. Zum Vergleich: Ein Mensch mit 60 Kilogramm würde dann ein 15-Kilogramm-Baby in sich tragen.
🍴 Angehende Mütter müssen dreimal mehr fressen als normal, um ein so großes Ei zu produzieren. Kurz vor der Ablage ist dieses aber so groß, dass der mütterliche Magen abgedrückt wird und sie fasten muss.
📆 Das Ausbrüten übernehmen die Männchen, dann können sich die Mütter erholen. Das dauert vergleichsweise lang, knapp zwei bis drei Monate.
🦵 Die Küken durchbrechen die Eierschale, indem sie dagegen treten. Sie besitzen schon Federn und sind sehr selbstständig.
💀 Über 90 Prozent der Kiwi-Küken sterben in den ersten sechs Monaten, weil sie von Feinden gefressen werden. Kiwis können ansonsten bis 20 Jahre alt werden.
Wie gefährdet sind Kiwis?
- Alle fünf Kiwi-Arten sind laut IUCN bedroht: Vier von ihnen gelten als gefährdet, nur der Kleine Fleckenkiwi ist "beinahe bedroht".
- Insgesamt leben Schätzungen des IUCN zufolge nur noch zwischen 35.000 und 45.000 Vögel in freier Natur. Darunter sind gerade mal 450 Okarito-Kiwis.
- Ursprünglich hatten Kiwis nur drei Fledermaus-Arten zu fürchten. Doch Siedler brachten neue Feinde wie Hunde, Katzen, Marder und Wiesel ins Land.
- Gegen die vierbeinigen Jäger haben die Vögel keine Verteidigungsstrategie. Ein einziger entlaufener Schäferhund tötete in den 1990er-Jahren in einem Wald 500 Kiwis.
- Außerdem leiden die Tiere unter dem Verlust und der Zerstörung ihres Lebensraums, etwa von Wäldern.
- Seit 1921 stehen Kiwis in Neuseeland unter Schutz. Es gibt eine 24-Stunden-Hotline der Umweltbehörde, um verletzte Kiwis zu melden. Im "Save Kiwi Month" im Oktober finden Projekte in Schulen statt und es wird Geld gesammelt, um das Überleben der Vögel zu sichern.