So beeinflusst der Klimawandel deine Gesundheit
- Veröffentlicht: 11.08.2022
- 08:45 Uhr
- Galileo
Der Klimawandel hat konkrete Auswirkungen auf dein Leben und deine Gesundheit. Es wird heißer, Pollen fliegen länger und Tropen-Krankheiten treten häufiger auf - teils auch übertragen von einheimischen Mücken. Was das mit der Erderwärmung zu tun hat, erklären wir hier. Im Clip: So kann sich die Menschheit gegen den Klimawandel wappnen.
Das Wichtigste zum Thema Klimawandel und Gesundheit
Tropische Krankheiten treten auch in Deutschland immer häufiger auf. Das West-Nil-Virus verbreitet sich durch einheimische Stechmücken vor allem in Ost-Deutschland.
Aber wie hängen der Klimawandel und Krankheiten eigentlich genau zusammen? Das untersuchen Wissenschaftler:innen jährlich im "The Lancet Countdown". Mehr zu ihren Ergebnissen gleich.
Unser Klima beeinflusst auch die Pollen-Saison. Teils beginnt der Pollenflug nun schon im Winter - und dauert deutlich länger als zuvor. Du bist Allergiker:in? Weiter unten findest du ein Interview mit dem Dermatologen und Allergologen Professor Torsten Zuberbier, Leiter des Allergie-Centrums an der Berliner Charité.
Tropen-Krankheiten in Europa: Das West-Nil-Virus breitet sich aus
Immer mehr tropische Einwanderer finden ihren Weg nach Deutschland. Die wärmeren Temperaturen brachten nicht nur die giftigste Spinne Europas zu uns, sondern auch neue Zecken- und Mücken-Arten wie die Asiatische Tigermücke.
Für die Übertragung exotischer Krankheiten reichen aber offenbar auch einheimische Stechmücken aus. Das West-Nil-Virus breitet sich in den vergangenen Jahren in Deutschland aus. 2019 wurde das Virus erstmals hierzulande nachgewiesen. Damals waren es fünf Fälle - 2020 waren es schon 22. 2021 wurden vier Fälle gemeldet. Das RKI macht das kühle Sommerwetter für den Rückgang verantwortlich.
Die Krankheit ist vor allem in tropischen Gebieten verbreitet, wandert mit Zugvögeln aber immer weiter in den Mittelmeer-Raum. Stechmücken übertragen den Krankheits-Erreger vom Vogel auf den Menschen. Der Klimawandel begünstigt die Verbreitung: Warmes Wetter sorgt dafür, dass sich die Viren schneller in der Mücke vermehren können.
Ost-Deutschland scheint sich als Hot-Spot für das West-Nil-Virus zu etablieren. Warum das so ist, ist noch nicht geklärt.
Die häufigsten Fragen zum West-Nil-Virus
Bei etwa 20 Prozent der Infizierten kommt es zu einem grippeähnlichen Ausbruch mit Fieber, Schüttelfrost oder Kopf- und Rückenschmerzen. Auch Abgeschlagenheit und geschwollene Lymphknoten gehören zum Krankheitsbild. Die Symptome können drei bis sechs Tage andauern.
Schwere Verläufe des West-Nil-Virus sind sehr selten und treten bei etwa einem von 100 Infizierten auf. In Einzelfällen kann die Krankheit bei Personen mit geschwächtem Immunsystem zum Tod führen.
Das West-Nil-Virus wird über Stechmücken oder Vögel auf den Menschen übertragen. Damit ist die Krankheit von Mensch zu Mensch nicht ansteckend.
Mücken: So wirst du sie los - und das hilft gegen Stiche
🦟 Sie lieben Blutgruppe 0 und stechen öfter Frauen? Wir räumen mit den gängigsten Mythen auf und verraten dir, was wirklich gegen Mücken hilft.
Diese tropischen Krankheitsfälle gab es in Deutschland und Europa schon
🤒 Gruselig: Im Sommer 2021 übertrug die eingewanderte Hyalomma-Riesenzecke erstmals das tropische Fleckfieber in Deutschland.
💊 Fleckfieber erzeugt grippeähnliche Symptome und einen rotfleckigen Haut-Ausschlag. Zum Glück kann es mit Antibiotika behandelt werden.
🦟 Das durch die Tigermücke übertragene Dengue-Virus war bis 2010 nur bei Reisenden aus den Tropen bekannt. Mittlerweile wurden wiederholt Übertragungen in Südfrankreich und Spanien beobachtet.
🔍 Am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts-Forschung (ZALF) untersuchen Forschungs-Teams die Verbreitung von eingeschleppten Mücken. Dabei sind die Wissenschaftler:innen auch auf die Hilfe von außen angewiesen, denn jede:r kann an das ZALF entsprechende Mücken einsenden. Dort wird die Art bestimmt und in einem Mücken-Atlas eingetragen.
Wissenschaftler:innen warnen im "The Lancet Countdown" vor den Folgen des Klimawandels
🌍 Wie wirkt sich der Klimawandel auf unsere Gesundheit aus? Das erforschen Wissenschaftler:innen im jährlichen Bericht "The Lancet Countdown". Die Ergebnisse von 2021 sind alarmierend.
🔥 Neben Mangelernährung durch Ernte-Ausfälle und der Gefahr durch Natur-Katastrophen wie Waldbränden oder Extrem-Wetterlagen warnen die Forschenden konkret vor folgenden Gefahren:
🥵 Gefährliche Hitzewellen: Immer höhere Temperatur-Rekorde bringen auch unser Herz-Kreislauf-System ordentlich ins Schwitzen. Mit Folgen für unsere Gesundheit - mehr dazu weiter unten.
🌆 Auch Atemwegserkrankungen durch Luftverschmutzung werden sich laut dem Bericht häufen.
🦟 Der Bericht warnt außerdem vor tropischen Krankheiten in Europa. Einige Überträger, wie die Asiatische Tigermücke, fühlen sich bereits in unseren Breitengraden wohl.
So wirkt sich starke Hitze auf deine Gesundheit aus
🌡️ Seit Beginn der Wetteraufzeichnung hat sich Deutschland bereits um 1,6 Grad Celsius erwärmt. Weltweit sind es 1,1 Grad.
😓 Was vorerst wenig klingt, hat eine große Auswirkung. Hitze bedeutet Stress. Unser Körper ist ständig damit beschäftigt, die hohen Temperaturen zu regulieren. Wir sind weniger leistungsfähig und unser Energie-Level sinkt.
❤️ Vor allem unser Herz-Kreislauf-System läuft dann auf Hochtouren. Staut sich zu viel Wärme im Körper, kann unser Kreislauf versagen.
🥵 Mögliche Folgen von großer Wärme-Belastung: Hitzeschlag oder Sonnenstich, Herzinfarkt oder akutes Nierenversagen.
🏗️ Besonders gefährdet sind Kinder, Ältere oder Geschwächte - und Menschen, die in der Hitze schwere körperliche Arbeit leisten müssen, zum Beispiel auf Baustellen.
Gibt es mehr Allergien durch den Klimawandel? Das sagt Dermatologe Professor Torsten Zuberbier
💬 Durch den Klimawandel sehen wir bereits, dass die Zeit der Blüte für Pflanzen sich verlängert und verstärkt. Heißt: mehr Pollen und mehr Allergien.
💬 Wir sehen auch, dass Neurodermitis in den industrialisierten Ländern weiter zunimmt. Außerdem werden Hautkrankheiten wie Neurodermitis, aber auch Akne und Rosazea, negativ durch bestimmte Stoffe im Feinstaub beeinflusst.
💬 Die Allergie-Pflanze Ambrosia breitet sich in Europa aus. Zudem lagert sich Feinstaub auf den Pollen ab. Die irritieren so zusätzlich die Schleimhäute.
💬 Überbleibsel aus geplatzten Pollen heften sich wiederum an Feinstaub-Partikel. Die können tief in die Lunge eingeatmet werden und Asthma-Beschwerden auslösen.
💬 Neben den globalen Anstrengungen zum Klimaschutz kann jede:r Einzelne etwas tun. Gegen Pollen-Allergien kannst du schon im eigenen Garten beginnen: Du kannst zum Beispiel nicht allergene Bäume wie Kirschbäume statt Birken pflanzen.
💬 Zum Schutz können Allergiker:innen auch Pollen-Netze an den Fenstern anbringen und mit Luftfilter-Geräten die Innenraumluft reinigen. Auch spezielle Allergie-Apps können helfen.