NewSpace
Kommerzielle Raumfahrt: Darum wollen viele private Firmen ins All
- Veröffentlicht: 28.05.2024
- 05:00 Uhr
- Peter Michael Schneider
Unternehmer wie Elon Musk erobern den Weltraum. Aber wem nützt das? Profitieren eines Tages alle Menschen davon oder nur wenige Superreiche? Was wirklich hinter NewSpace steckt und was die Vor- und Nachteile der kommerziellen Raumfahrt sind.
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Das Wichtigste in Kürze
NewSpace ist die neue, kommerzielle Raumfahrt mit dem Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk als Galionsfigur.
Dabei bauen junge Raumfahrt-Unternehmen auf eigene Faust und mit Investorengeld Raumfahrzeuge und revolutionieren das Geschäft mit dem Weltall.
Beim Geschäft mit dem Weltraum winken große Gewinne. Doch nur wenige haben Erfolg wie Elon Musk: Viele gehen Konkurs. Weiteres Problem: Es gibt keine weltweit gültigen Weltraumgesetze.
Inhalt
- Was ist eigentlich NewSpace?
- Die neuen Raketen: Taxidienste in die Umlaufbahn
- Geschäftsmodell im Weltraum: Beobachten, was auf der Erde passiert
- Satelliten-Revolution Internet aus dem Weltraum
- Nützt NewSpace allen oder nur wenigen?
- Space Mining: Kommt bald der Bergbau im All?
- Häufige gestellte Fragen zu NewSpace
Was ist eigentlich NewSpace?
🤑 NewSpace: Das sind junge Tech-Unternehmen, die mit Milliarden US-Dollar Investorengeldern seit etwa 20 Jahren die Raumfahrt aufmischen.
🏭 Zeitenwende im All: Früher konnten nur wenige Luft- und Raumfahrtkonzerne wie Boeing oder das heutige Airbus Raketen, Raumschiffe und Satelliten bauen. Heute entwickeln auch kleinere Firmen Raumfahrzeuge. Sie sind erfindungsfreudiger, schneller und flexibler als die schwerfälligen Riesenunternehmen.
🍺 Die meisten NewSpace-Untermehmen stammen aus den USA, dort gibt es viele Investoren. Aber auch in Deutschland gibt es NewSpace. Isar Aeorspace baut eine Rakete und sogar ein deutscher Weltraumbahnhof soll gebaut werden.
🖨️ Die Grundlage: Heute gibt es massenweise günstige Computer und Elektronik. Satelliten lassen sich teilweise in Serienproduktion zusammenschrauben. Komplizierte Teile liefert oft der 3D-Drucker.
🚕 Im Gegensatz zu früher gibt es heute Geschäftsmodelle für die private Raumfahrt: Satelliten-Internet, Erdbeobachtung und der lukrative Taxidienst zur Internationalen Raumstation. Allerdings: Nicht selten gehen NewSpace-Unternehmen auch pleite.
Fazit: NewSpace-Unternehmen geben das Geld von privaten Geldgebern aus. Scheitern sie, muss der Steuerzahler nicht die Rechnung zahlen.
Die neuen Raketen: Taxidienste in die Umlaufbahn
- Die Erde wirkt wie eine Schwerkraft-Falle. Selbst die leistungsfähigsten Raketen können nur einen Bruchteil ihres Gesamtgewichts als Nutzlast befördern. Obwohl die Falcon 9-Rakete von SpaceX fast 540 Tonnen wiegt, transportiert sie nur 8,3 Tonnen in den geostationären Orbit. Das ist, also könnte ein LKW nur 150 Kilogramm laden.
- Das macht Raumtransport teuer. Ein Start der Einweg-Rakete Ariane 5 kostete etwa 150 Millionen Euro - fast 20.000 Euro pro Kilo Nutzlast!
- Eines der Hauptziele von NewSpace: preiswertere Raketen. Die privaten Raketenunternehmen versuchen dafür, billigere Bauteile zu verwenden und neue Starttechniken zu entwickeln.
- Am bekanntesten ist die zum Teil wiederverwendbare Falcon 9, deren unterer Teil nach dem Start wieder auf der Erde landet. Ihr Einsatz kostet umgerechnet "nur" 63 Millionen Euro. Noch viel günstiger könnte der der Raumtransport mit dem Starship werden.
- Bisher starten aber kaum mehr Raketen als in der "Vor-NewSpace-Zeit". Hoben im Jahr 2000 weltweit etwa 85 ab, waren es vergangenes Jahr etwa 219.
Fazit: Eine Rakete stößt zwar Unmengen an Abgasen aus. Doch dauert das immer nur kurze Zeit und ihre Zahl ist immer noch sehr übersichtlich. Verglichen mit Straßen- und Schiffsverkehr sind die Mengen ihrer Abgase kaum der Rede wert.
Im Video: Die stärkste SpaceX-Rakete
Geschäftsmodell im Weltraum: Beobachten, was auf der Erde passiert
Aus dem Weltraum lässt manchmal besser beurteilen, was auf der Erdoberfläche passiert, als auf der Erde selbst. Beispielsweise wertet die US-Firma SpaceKnow mithilfe von künstlicher Intelligenz auf Satellitenbildern die Menge des Lichts aus, die in afrikanischen Ländern nachts strahlt. Daraus errechnen Computer dann einen Wert für die wirtschaftliche Entwicklung der betreffenden Region. Das funktioniert besser, als das viele Regierungen können - oder wollen.
Mit anderen Methoden lassen sich die Ölreserven ganzer Länder, die Bautätigkeit und das Verschwinden von Wald und Wiesen ermitteln. Dieses wertvolle Spezialwissen können NewSpace-Unternehmen gut verkaufen, beispielsweise an Investoren, Versicherungen und Nachrichtenagenturen.
Fazit: Individuelle nachvollziehbare Daten werden bisher nicht erfasst. Aus den Satellitendaten geht also nicht hervor, ob und wann ausgerechnet du mit dem Auto von A nach B fährst. Allerdings kann sich jeder - also auch Schurkenstaaten ziemlich einfach Satellitenbilder kaufen.
Satelliten-Revolution Internet aus dem Weltraum
🛰️ Die wahre Revolution von NewSpace sind riesige Satelliten-Netze: 2010 umrundeten knapp 1.000 aktive Satelliten die Erde. Heute sind es mehr als 5000. Schon bald könnten es mehr als 100.000 sein.
🔥 Ein Teil beobachtet die Erde. Sie entdecken Waldbrände und illegale Fangschiffe, vermessen schrumpfende Gletscher und Wälder. Sie zählen aber auch Autos auf Supermarkt-Parkplätzen und Schiffe in Häfen, um zu ermitteln, ob die Wirtschaft schrumpf oder wächst.
🌐 Zudem lässt Elon Musk und zehntausende Satelliten ins All schießen, um mit seinem Starlink-Netz auf jedem entlegenen Erdflecken Internet auf die Erde zu funken. Amazon-Gründer Jeff Bezos zieht bereits nach.
🔭 Tschüss Nachthimmel: Schon jetzt beschweren sich Astronomen und Astronominnen, dass Reflexionen der Starlink-Satelliten ihre Beobachtungen stören.
🚯 Zudem müssen sie etwa alle sieben Jahre ersetzt werden. Astronom Ronald Drimmel hat ausgerechnet, dass eines Tages jährlich bis zu 4.000 Satelliten verglühen und 5.000 Tonnen Aluminium in der oberen Atmosphäre abladen. Starten alle geplanten Satelliten-Netze, könnten es bis zu 25.000 Tonnen werden.
Fazit: Die Lichtpunkte der vielen Satelliten am Abendhimmel trüben nicht nur die Ergebnisse der Astronomen, sondern auch deinen Blick in den Nachthimmel. Zudem sorgen sie für einen Haufen Luftverschmutzung, falls sie weiterhin vor allem aus Metallen bestehen.
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Nachdem die Starlink-Satelliten in den Orbit entlassen sind, fliegen sie wie einer Perlenschnur aufgereiht über den Abendhimmel, bis sie sich verteilen. SpaceX hat versprochen, die Satelliten so zu bauen, dass sie weniger reflektieren.
Weltraumtourismus: Langeweile-Killer für Superreiche
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Mit auffällig vielen Hochglanz-PR-Bildern zeigt sich der Weltraumtourismus. Kein Wunder: Jeff Bezos und Richard Branson haben schon Milliarden Dollar in ihre Touristen-Raumschiffe versenkt, die aber immer noch nicht regelmäßig starten. Tickets für etwa 400.000 Euro, um wenige Minuten in der Schwerelosigkeit zu schweben, wollen und können sich nur wenige Superreiche leisten. Unwahrscheinlich, dass die Milliardäre ihr Geld je wieder sehen. Der einzige erfolgreiche Weltraumtouri-Unternehmer: Elon Musk. Seine Trips kosten zwar etliche Millionen. Dafür umrunden seine Gäste die Erde aber tagelang.
Fazit: Weltraumtourismus nützt dir vermutlich nicht viel. Schaden wird er dir aber auch nicht, denn die Fahrzeuge starten und landen in Wüsten weit weg von dir, und das auch noch extrem selten.
Nützt NewSpace allen oder nur wenigen?
- Wie bei anderen Neuerungen - beispielsweise Internet, KI und Gentechnik - sind die Folgen der Umwälzungen über unseren Köpfen noch nicht bekannt.
- Daher gibt es auch keine weltweiten Gesetze für private Raumfahrt-Unternehmen. Es gelten bisher die Gesetze der Staaten, aus denen ein Raumfahrzeug stammt. Die sind aber höchst unterschiedlich.
- Wild Wild Space: NewSpace wird daher häufig mit dem Bau der Eisenbahn durch den Westen der USA im 19. Jahrhundert vergleichen.
- Beispiele: Wenn Elon Musk eines Tages auf den Mars fliegt: Welche Gesetze gelten dann dort? Oder: Welche Arbeitszeiten hat ein Astronaut in einer internationalen Mondsiedlung?
- Die Raumfahrt hat das Zeug, um das Leben der Menschen besser zu machen. Über Internet-Satelliten bekommen Menschen an entlegenen Orten Zugang zum Wissen der Menschheit. Erdbeobachtungs-Satelliten können drohende Umweltkatastrophen verhindern.
- Aber die Nachteile von Licht- und Luftverschmutzung, Lärm, Unfällen und die Herrschaft weniger Superreicher im Weltraum sind offensichtlich.
Space Mining: Kommt bald der Bergbau im All?
Im Zusammenhang mit NewSpace ist auch häufig von Space Mining die Rede. Doch mit Weltraumbergbau dürfte sich in den kommenden 100 Jahren kaum Geld verdienen lassen. Metalle wie Eisen und Nickel, aber auch das wertvolle Platin lässt sich auf der Erde viel einfacher und vor allem günstiger gewinnen als auf einem ultrakalten und mehr 100 Millionen Kilometer entfernten Asteroiden im Weltraum.