Leben im Exil: Was bedeutet das?
- Veröffentlicht: 01.09.2021
- 20:45 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
Der vietnamesische Menschenrechtler Nguyen Van Dai wurde in seiner Heimat verfolgt und befindet sich nun im deutschen Exil. Aber was heißt das eigentlich genau? In unserem Clip sprechen wir mit ihm über seine Erfahrung.
Das Wichtigste zum Thema Exil
Verfolgt, verbannt, verhaftet: Oft müssen Menschen ihr Heimatland verlassen, weil sie dort in Gefahr schweben. Manche gelten aufgrund ihres politischen Widerstands als Staatsfeind.
So auch Nguyen Van Dai aus unserem Clip. Er ist ein vietnamesischer Menschenrechtsanwalt, Demokratie-Aktivist und Journalist. Vietnam verbannte ihn ins Exil, weil er in dem korrupten Regime für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfte.
Weiterer prominenter "Exilant": der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden, der seit 2013 in Russland lebt.
Wusstest du, dass auch das Jahrhundert-Genie Albert Einstein im Exil war? Unten stellen wir dir berühmte Persönlichkeiten vor, die im Exil lebten.
Welche Rechte gelten im "Exil" - und wo liegt der Unterschied zu Migration? All das klären wir auf dieser Seite.
Was bedeutet der Begriff "Exil"?
💬 Das Wort "Exil" stammt vom lateinischen Begriff "exilium" und bedeutet "Verbannung". Gemeint ist, dass jemand seine Heimat verlässt und sich "in der Fremde" aufhält.
👨⚖️ Exil ist auch ein politisches Asyl-Recht: Es garantiert Zuflucht und verhindert eine Abschiebung.
Exil, Flucht und Migration einfach erklärt
🌍 Migration stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Wandern". Migrant:innen verlegen ihren Lebensmittelpunkt freiwillig in anderes Land, um dort zum Beispiel zu arbeiten und sich ein Leben aufzubauen.
💣 Unter Geflüchteten versteht man Menschen, die vor Krieg, Terror, Unterdrückung oder politischer Verfolgung in ein anderes Land fliehen.
🌐 Exilant:innen sind Menschen, die im Exil leben. Im Gegensatz zu Migrant:innen oder Geflüchteten wird ihnen die Zuflucht in ein anderes Land aktiv angeboten.
🙌 Oftmals solidarisieren sich Staaten mit den Opfern von (politischer) Ungerechtigkeit. Deutschland etwa gewährte dem russischen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny nach dem auf ihn verübten Giftanschlag Exil. Er wurde in der Berliner Charité behandelt, kehrte danach jedoch zurück in seine Heimat - wo er nun im Gefängnis sitzt.
Welche Rechte gelten im Exil?
📝 Menschen im Exil können - wie auch Geflüchtete - Asyl in Deutschland beantragen.
🚪 Asyl bedeutet, dass betroffene Menschen Zuflucht, Schutz und Hilfe in einem anderen Land erfahren.
✋ Es verhindert auch, dass Menschen ohne Weiteres abgeschoben werden können.
🖊️ Exilant:innen können sich frei bewegen, haben aber wie alle Asyl-Bewerber:innen in Deutschland einen langen bürokratischen Weg vor sich: Viel Papierkram, Wohnung finden, Sozialhilfe beantragen, sich im Jobcenter bewerben und einen Deutsch-Kurs machen.
🗳️ Staaten können sich in bestimmten Situationen - zum Beispiel unter politischem Druck - auch dazu entschließen, Exilant:innen auszuliefern.
👨🏽⚖️ Wenn die Heimatstaaten eine Auslieferung fordern, liegt es aber im Ermessen des Exil-Landes, ob es diese gewährt oder nicht.
📜 Edward Snowden müsste in den USA mehrere Jahrzehnte ins Gefängnis. Das internationale Völkerrecht verbietet es in solchen Fällen aber, in anderen Staaten jemanden zu verhaften.
Von Heimweh und Entwurzelung: "Exil-Literatur" ist ein eigenes Genre
Viele Künstler:innen und Literat:innen wie Berthold Brecht und Co. standen während der Nazi-Zeit auf der "schwarzen Liste". Ihre Werke wurden bei der Bücherverbrennung vernichtet, sie durften nicht mehr publizieren und wurden politisch verfolgt.
Viele gingen daraufhin ins Exil. Sie schrieben weiter und gründeten mit ihrer verschriftlichten Sehnsucht ein ganzes Genre: Die Exil-Literatur. Bekannte Werke sind "Exil" von Lion Feuchtwanger oder Stefan Zweigs "Schachnovelle".
Die Werke handeln meistens von Heimweh, Isolation, einem Gefühl der inneren Zerrissenheit und der Entwurzelung.
Damit spiegelt die Literatur wider, was viele Menschen im Exil empfinden, fernab von ihrer Heimat.