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Corona

Long Covid: Was über Ursachen, Symptome und Dauer bekannt ist

  • Aktualisiert: 15.11.2023
  • 12:00 Uhr
  • Julia Wolfer

Die Corona-Pandemie ist vorbei, doch viele leiden unter den Langzeitfolgen von Corona. Hier findest du aktuelle Informationen zum Long-Covid-Syndrom und welche Behandlungen es mittlerweile gibt.

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Das Wichtigste in Kürze zu Long Covid

  • Alle Corona-Langzeitfolgen, die noch vier Wochen nach der akuten Krankheitsphase fortbestehen oder neu auftreten, werden unter dem Begriff Long-Covid-Syndrom zusammengefasst.

  • Das Krankheitsbild von Long Covid ist nicht einheitlich: Es werden unterschiedliche Symptome berichtet, etwa Müdigkeit oder eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Die Symptome können einzeln oder auch in Kombination auftreten.

  • In Studien aus dem Jahr 2022 wird die Häufigkeit von Long Covid auf etwa sechs bis 15 Prozent geschätzt.

  • Die Lebensqualität der Betroffenen ist dadurch häufig stark beeinträchtigen. Wie lange Long Covid dauert, lässt sich nicht ist nicht pauschal zu beantworten - das hängt unter anderem von der Art der Symptome ab.

  • Die genauen Ursachen dieser Langzeitfolgen sind bis heute nicht ausreichend geklärt. Inzwischen gibt es aber verschiedene Erklärungs-Ansätze. Mehr dazu weiter unten.

Long-Covid-Syndrom: Was ist das?

Bei einem milden Verlauf dauert eine Corona-Infektion im Schnitt zwei bis drei Wochen, bei schwereren Verläufen auch mal doppelt so lange.

Wenn die Beschwerden auch vier Wochen nach der akuten Corona-Erkrankung noch anhalten oder (wieder-)auftreten, sprechen Wissenschaftler:innen vom Long-Covid-Syndrom. Auch der Begriff Post-Covid-Syndrom fällt öfter im Zusammenhang mit Corona-Langzeit-Folgen. Diese Bezeichnung wird für Beschwerden verwendet, die drei Monate oder länger bestehen bleiben.

Die Langzeitfolgen treten nicht nur bei schweren Verläufen auf. Auch bei milden oder symptomarmen Infektionsverläufen wurde Long Covid beobachtet, wenn auch seltener.

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Mögliche Ursachen von Long Covid

Die genauen Ursachen von Long Covid sind noch nicht abschließend geklärt. In der Wissenschaft werden jedoch mehrere, möglicherweise überlappende Ursachen für Long Covid diskutiert.

  • Persistierende Infektion: Ein Teil der Coronaviren könnte nach der akuten Infektion im Körper zurückbleiben, sich in Zellen "verstecken" und von Zeit zu Zeit wieder aktiv werden. Ein ähnliches Phänomen ist auch von Herpes-Viren oder dem Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersche Drüsenfieber) bekannt.
  • Reaktivierung anderer Erreger: Durch die Coronavirus-Infektion können einer Studie zufolge andere "versteckte" Erreger, wie zum Beispiel das Epstein-Barr-Virus (EBV), reaktiviert werden. Demnach könnten manche Beschwerden gar nicht direkt von SARS-CoV-2, sondern von EBV verursacht werden, sofern die Betroffenen zuvor daran erkrankt waren.
  • Chronische Entzündungen: Auch kleinere Virus-Partikel könnten im Körper zurückbleiben und eine ständige Entzündungsreaktion hervorrufen. Zu diesem Schluss kommt unter anderem eine Studie an Patient:innen mit chronischen Darmerkrankungen.
  • Autoimmunprozesse: Einer anderen Studie zufolge wurde bei Patient:innen mit Long-Covid-Syndrom spezielle Antikörper gefunden, die sich - ähnlich wie bei Auto-Immunerkrankungen - gegen eigene Organe richten und zu einer chronischen Entzündungsreaktion führen können.
  • Störung des Darm-Mikrobioms: Bei Long-Covid-Patient:innen ist offenbar das Mikrobiom nachhaltig verändert. Das kann problematisch sein, da das Mikrobiom eine entscheidende Rolle für Stoffwechsel und Immunsystem spielt. Einer Studie zufolge ist vor allem die Anzahl guter Darmbakterien reduziert, die die Nährstoffe für die Darmzellen produzieren.
  • Thromboinflammation: Forscher:innen haben Hinweise darauf gefunden, dass bei Long Covid der Mechanismen von Blutgerinnung und Entzündung außer Kontrolle geraten sind. Dadurch ist die Auflösung von kleinen Blutgerinnseln (Mikrothromben) gestört, was zu einer Verstopfung von Gefäßen führen kann. Auch die Thrombose-Gefahr ist bei Long-Covid-Patient:innen demnach erhöht.
  • Veränderte Blutzellen: Covid-19 verändert offenbar die biomechanischen Eigenschaften wie Größe und Steife der roten und weißen Blutkörperchen - teils sogar über Monate. Das könnte nach Ansicht von Forscher:innen erklären, warum Corona die Blut-Zirkulation beeinflusst, gefährliche Gefäß-Verschlüsse entstehen können und der Sauerstoff-Transport im Blut eingeschränkt ist.
  • Air trapping: Viele Long-Covid-Patient:innen sind einem Bericht zufolge offenbar nicht in der Lage, ihre Lungen bei der Ausatmung vollständig zu entlüften. Dadurch ist der Sauerstoffaustausch vermindert, was dazu führen kann, dass sich die Betroffenen schlapp fühlen.

Air trapping im CT: Long Covid ist sichtbar

Da viele Betroffene über psychische und physische Erschöpfung klagen, rückten Hirn-Schädigungen als Auslöser immer wieder in den Vordergrund der Forschung. Ein Team aus US-Radiolog:innen bekräftigte aber den Verdacht, dass die Problem-Zone zumindest bei manchen Patient:innen in der Lunge und nicht im Gehirn liegt.

Bleibt beim Ausatmen ein Teil der Luft in der Lunge, spricht man von Air trapping. Dieses Phänomen haben CT-Aufnahmen jetzt auch bei Menschen mit Long Covid Beschwerden sichtbar gemacht. Laut dem Forschungsteam weist das auf eine chronische Lungenerkrankung hin, ähnlich wie es nach einer Infektion mit dem RS-Virus.

Durch Air Trapping wird der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid innerhalb der Lunge gestört. Betrifft die Veränderung aber nur Teile des Organs, sind die Auswirkungen minimal und in einer Blut-Analyse beispielsweise nicht sichtbar. Sie können aber dazu führen, dass Patient:innen sich schlapp fühlen - so wie es bei vielen Menschen mit Long-Covid-Symptomen der Fall ist.

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Long-Covid-Symptome: Diese sind bekannt

Die häufigsten Symptome, die Patientinnen und Patienten nach einer Corona-Infektion angeben, sind laut Prof. Dr. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Uniklinikum Jena (UKJ):

  • chronische Müdigkeit, auch "Fatigue" (frz.) genannt
  • Schlafstörungen
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen ("brain fog")
  • eingeschränkte Leistungsfähigkeit
  • Atemnot bei körperlicher Belastung
  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
  • Depressionen
  • Kopfschmerzen
  • Geschmacks- und Geruchsverlust

Befunde eines Sechs-Minuten-Gehtests - also wie weit ein Mensch in sechs Minuten altersabhängig gehen kann - würden zeigen, dass ein Viertel der Long-Covid-Patient:innen in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind. Das würde man beispielsweise schon beim Treppensteigen merken.

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Wie lange dauert Long Covid?

Wie lange das Long-Covid-Syndrom dauert, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Dauer hängt Untersuchungen zufolge unter anderem von der Art der Symptome ab: Neuropsychiatrische Symptome wie Fatigue, Depression oder "Brain Fog" bleiben demnach länger bestehen (sechs bis zwölf Monate), als körperlichen Beschwerden.

Auch die Schwere der Corona-Erkrankung sowie die Anzahl der Symptome spielen offenbar eine Rolle: Bei mildem Verlauf dauerte Long Covid durchschnittlich vier Monate; bei Patient:innen, die im Krankenhaus behandelt wurden, dauert Long Covid hingegen neun Monate an.

Bei insgesamt 15,1 Prozent der Long-Covid-Patient:innen bestanden die Beschwerden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts noch ein Jahr nach der Infektion. Es gibt jedoch Hinweise, dass sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen die Symptome über die Zeit langsam abklingen.

Neue Studie aus Großbritannien bekräftigt Wirksamkeit der Impfung

Mehrere Beobachtungsstudien liefern Hinweise darauf, dass eine vollständige Corona-Impfung das Risiko für Long Covid senken kann. Allein, dass die Impfung schwere Krankheitsverläufe verhindern kann, hat indirekt Einfluss auf das Risiko für Long Covid.

Die britische Gesundheits-Behörde, UK Health Agency, hatte sich 15 Studien im Zusammenhang mit Long Covid genauer angeschaut. Die Analyse ergab: Impfungen können das Risiko von Langzeitfolgen erheblich senken. Und selbst nach einer Erkrankung können die Impfstoffe bereits bestehende Long Covid-Symptome abschwächen.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie:

  • Bei einfach- und zweifach geimpften Personen traten nach einer Corona-Infektion seltener Long Covid-Symptome auf. Laut der Auswertung gilt dies bis zu sechs Monate nach der Impfung.
  • Das Risiko für doppelt geimpfte Menschen, an mittel- oder langfristigen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Geruchsverlust oder Kurzatmigkeit zu leiden, ist laut den Studien-Ergebnissen wesentlich geringer als für Ungeimpfte.
  • Auch im Nachhinein kann der Impfstoff helfen: Ungeimpfte Long-Covid-Patient:innen konnten durch eine nachträgliche Impfung Verbesserungen ihres Gesundheits-Zustands erkennen.
  • Die Analyse umfasst jedoch auch einzelne Fälle, in denen sich die Symptome nach einer Impfung verschlechtert haben.
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Hast du Long Covid? Das kannst du tun

Solltest du auch von Corona-Langzeit-Folgen betroffen sein, reicht in der Regel ein regulärer Termin bei der Hausärztin oder dem Hausarzt, um sie zu behandeln. Denn: Allgemeinmediziner:innen sind oft die besten Vermittler:innen. Bei bestimmten Beschwerden können sie Patient:innen an eine Facharztpraxis oder in eine Reha überweisen.

Lediglich bei akuten Beschwerden wie beispielsweise Bewegungs- oder Sprachstörungen solltest du direkt in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen.

Darüber hinaus finden Betroffene und Angehörige auf dem Infoportal longcovid-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und des Bundesministeriums für Gesundheit (BGM) Informationsmaterial zu Long Covid. Auch Krankenkassen bieten ihren Mitgliedern Beratungs-Angebote rund um Long Covid an

Hier findest du Hilfe bei Post-Covid-Symptomen

Informationen zu Reha-Angeboten für Long-Covid-Patient:innen findest du beim Infoportal von BZgA und BGM.

Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags finden Betroffene bei der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUT).

Auf der Seite der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) findest du eine Übersicht aller Corona-Selbsthilfegruppen in Deutschland.

Wer ist vom Long-Covid-Syndrom betroffen?

Bislang gibt es keine verlässlichen Daten zur genauen Zahl von Patient:innen mit Langzeit-Folgen durch Corona. Das liegt unter anderem daran, dass in den bisherigen Studien nicht immer eine einheitliche Definition des Syndroms verwendet wurde. In verschiedenen Studien aus dem Jahr 2022 wird die Häufigkeit von Long Covid auf sechs bis 15 Prozent der Infektionsfälle geschätzt.

Bestimmte Risikofaktoren können Long Covid nach Informationen des Robert-Koch-Instituts begünstigen:

  • Virusvariante: Das Risiko für Long Covid ist bei Infektionen mit der Omikron-Variante offenbar niedriger als bei früheren Virustypen.
  • Krankheitsverlauf: Studien legen nahe, dass das Risiko für Long Covid mit dem Schweregrad der akuten Corona-Infektion zunimmt. Je schwerer der Verlauf und je mehr Symptome aufgetreten sind, desto höher ist demnach das Risiko für Langzeitfolgen.
  • Vorerkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie Autoimmunkrankheiten, Diabetes oder Asthma können das Risiko für Corona-Langzeitfolgen erhöhen. Auch Übergewicht wird als Risikofaktor für Long Covid beschrieben.
  • Alter: Zwar sind auch Kinder von Long Covid betroffen, allerdings weitaus seltener als Erwachsene. Verschiedenen Studien zufolge steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Es gibt jedoch Hinweise, dass das Risiko ab 70 Jahren wieder abnimmt. Bei Erwachsenen tritt Long Covid am häufigsten im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter auf.
  • Geschlecht: In vielen Studien wurde beschrieben, dass Mädchen und Frauen häufiger von Long Covid betroffen sind als Jungen und Männer. Das wird auf Unterschiede im geschlechtsspezifischen Immunsystem zurückgeführt.
  • Impfstatus: Ein vollständiger Corona-Impfschutz kann die Häufigkeit und die Ausprägung von Long-Covid-Symptomen offenbar für mindestens sechs Monate verringern. Bei manchen ungeimpften Long-Covid-Patient:innen konnten durch eine nachträgliche Impfung eine Verbesserung des Gesundheitszustands festgestellt werden.
  • Reinfektion mit Corona: Analysen von Versicherungsdaten aus den USA deuten an, dass wiederholte Corona-Infektionen das Risiko für Long Covid erhöhen könnten. Eine Befragung in Großbritannien kam jedoch zu einem gegenteiligen Ergebnis.

Wie können Menschen mit Langzeit-Folgen behandelt werden?

An Long Covid wird noch immer intensiv geforscht. Viele Fragen sind allerdings bis heute offen, darunter auch, welche Behandlung für den Einzelnen geeignet ist.

Eine allgemeine Behandlung, um die Ursachen von Long Covid zu bekämpfen, gibt es derzeit nicht. Die Therapien richtet sich nach den individuellen Symptomen der Betroffenen mit dem Ziel, die Beschwerden zu lindern.

Studien lieferten auch Hinweise darauf, dass die Symptome von Long Covid über die Zeit von alleine zurückgehen.

So läuft eine Long-Covid-Behandlung ab

🔍  Erstkontakt: Identifizierung des Problems.

📞 Weiterleitung an eine Spezialistin oder einen Spezialisten.

📑  Entwicklung eines individuellen Behandlungsplans.

Das solltest du dir merken

😮 Angst ist ein schlechter Ratgeber. Schlagzeilen wie "Long Covid ist wie ein Waldbrand, der den Körper zerstört" machen Angst - treffen aber nur auf ganz wenige Fälle zu.

⚖ Das heißt aber nicht, dass du Langzeit-Folgen ignorieren solltest. Höre auf deinen Körper.

👩‍⚕️ Der beste Weg: Geh bewusst mit deinen Symptomen um, wende dich an deine Hausärztin oder deinen Hausarzt und lasse dich beraten.

💬 Selbsthilfe hilft: Es gibt Selbsthilfe-Gruppen, in denen sich Long-Covid-Betroffene austauschen können. Die bundesweite Long Covid Initiative informiert und unterstützt Betroffene.

Bleibe optimistisch: Versuche, die Situation anzunehmen und sie positiv zu gestalten. Es gibt schon viele medizinische Ansätze, die helfen, den Normalzustand wieder zu erreichen.

👍 Good News: Studien fanden Hinweise, dass die Symptome von Long Covid über die Zeit von alleine langsam zurückgehen.

💉 In Studien gibt es Hinweise, dass eine vollständige Corona-Impfung das Risiko von Long Covid senken.

Häufige Fragen zum Long-Covid-Syndrom

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