Infektion
Masern: Darum erkranken immer mehr Menschen an dem Virus
- Aktualisiert: 27.01.2024
- 11:00 Uhr
- Galileo
In Deutschland gilt unter anderem für Kita- und Schulkinder eine Impfpflicht gegen Masern. Trotzdem steigt die Zahl der Fälle wieder an. Was Masern sind und warum die Impfung so wichtig ist, erfährst du hier.
Das Wichtigste in Kürze zum Thema Masern
Die Infektions- und Todeszahlen im Zusammenhang mit Masern steigen seit einigen Jahren wieder deutlich an.
Alleine von Anfang 2023 bis Ende Februar 2023 wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus 17 Ländern in der EU über 900 Masern-Fälle gemeldet. Das sind mehr, als es im gesamten Jahr 2022 waren.
Um gefährdete Menschen, die nicht selbst gegen Masern geimpft werden können, zu schützen, herrscht seit März 2020 eine Masern-Impfpflicht. Sie gilt unter anderem in Kitas, Schulen und Flüchtlings-Unterkünften.
Die Impfpflicht gilt nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Beschäftigten. Ausnahmen gibt es für Menschen, die vor 1971 geboren sind. Die Empfehlung zur Impfung gegen Masern gibt es nämlich erst seit den 70er-Jahren.
Masern: Hochansteckende Virus-Infektion
👃 Masern gehören zu den ansteckendsten Virus-Erkrankungen. Sie sind über eine Tröpfcheninfektion wie Niesen oder Husten übertragbar.
👶 Besonders anfällig sind Kinder unter fünf Jahren. Aber auch Jugendliche und Erwachsene können sich anstecken und schwer erkranken, wenn sie nicht geimpft sind.
🌡 Symptome: grippeähnliche Beschwerden, Fieber und weißliche Flecken an der Mundschleimhaut. Darauf folgen der rote Masern-Ausschlag und ein zweiter Fieber-Schub.
🤒 Eine spezifische Therapie gegen Masern gibt es nicht.
Masern in Deutschland
Seit der Einführung der Meldepflicht für Masern im Jahr 2001 ist die Anzahl der Masernfälle in Deutschland aufgrund steigender Impfquoten deutlich zurückgegangen. Seit 2020 liegt die Maserninzidenz in Deutschland unter dem von der WHO geforderten Wert von einem Fall pro einer Million Einwohnern.
Auch gilt seit März 2020 in Deutschland eine Masernimpfpflicht. Eltern müssen vor der Einschulung ihrer Kinder oder dem Besuch einer Kindertagesstätte nachweisen, dass ihre Kinder gegen Masern geimpft sind oder bereits eine Masernerkrankung durchgemacht haben. Diese Maßnahmen spiegeln sich auch insgesamt in den Fallzahlen wider.
Im Jahr 2022 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) vom 1. Januar bis zum 31. Dezember nur 15 Masernfälle übermittelt, im Jahr 2021 waren es zehn.
Masern-Fälle nehmen weltweit zu
Weltweit verzeichnete die WHO allerdings einen Anstieg der Todesfälle durch Masern. Es wird geschätzt, dass es im Jahr 2022 etwa 136.000 Todesfälle aufgrund von Masern gab. Das ist ein Anstieg von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Anzahl der Erkrankungen stieg um 18 Prozent auf etwa neun Millionen an. 2022 gab es nach Berichten der WHO in 37 Länder größere Ausbrüche, während es 2021 nur 22 Länder waren.
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Hintergründe zur Masern-Impfpflicht
Damit die infektiösen Masern keine Chance zur Verbreitung haben, müssen 95 Prozent der Bevölkerung vollständig - also zweimal - gegen Masern geimpft sein. Aktuell haben weltweit etwa 83 Prozent der Menschen eine erste Impfdosis erhalten haben und 74 Prozent die zweite.
Die Unterbrechung von Impfprogrammen aufgrund der Corona-Pandemie hat in vielen Ländern zu diesem Defizit beigetragen. Besorgniserregend ist, dass auch nach der Pandemie in einigen Regionen noch keine umfassenden Impfungen wieder aufgenommen wurden. Besonders betroffen sind Länder in Afrika sowie Indien, Indonesien und Brasilien.
Ende 2021 lag die Impfquote bei Kindern im Alter von zwei Jahren laut Bundesgesundheitsministerium allerdings bei gerade einmal rund 75 Prozent. In dem Alter sollten Kinder die zweite Masern-Impfung bereits bekommen haben. Insgesamt verpassten 2021 weltweit fast 40 Millionen Kinder entweder ihre erste Impf-Dosis (25 Millionen) oder die zweite (etwa 14,7 Millionen)
Die Ausrottung der Masern kann jedoch nur international gemeinsam gelingen. Weltweit sind die Masern noch immer eine gefährliche Krankheit mit häufiger Todesfolge. Die WHO geht davon aus, dass im Jahr 2022 etwa 136.000 Menschen weltweit an Masern gestorben sind.
Gerichtsurteil: Masern-Impfpflicht in Kitas und Schulen bleibt
Bis Ende Juli 2022 hatten Eltern von bereits betreuten Kindern Zeit, einen Nachweis zur Masern-Impfung ihres Kindes vorzulegen. Schulkindern droht aufgrund der Schulpflicht andernfalls zwar kein Rausschmiss. Allerdings warten auf Eltern Strafzahlungen von bis zu 2.500 Euro.
Einige Eltern sträuben sich seit Beginn der Diskussion gegen die zwanghafte Impfung ihrer Kinder. Sie erachten die Pflicht zum einen als unangemessenen Eingriff in das Grundrecht ihrer Kinder auf körperliche Unversehrtheit, zum anderen als Verstoß gegen ihr Erziehungsrecht.
Entsprechende Klagen hat das Bundesverfassungsgericht kürzlich zurückgewiesen. Zwar sieht auch das Gericht Eingriffe in die Grundrechte. Diese seien aber zumutbar und verfassungsgemäß, um besonders bedrohte Menschen zu beschützen.
Das bedeutet: Die Impfpflicht gegen Masern in Kitas, Schulen und Co. bleibt in Kraft.
Impfen: Was passiert da eigentlich?
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Im Interview mit Professor Johannes Hübner zu Masern und der Masern-Impfpflicht
💬 Gegen Masern gibt es keine Therapie. Es ist eine sehr schwer verlaufende Krankheit, die durch den Begriff Kinderkrankheit ein bisschen verharmlost wird. Die Rate für neurologische Komplikationen liegt bei 1:1000. Das ist für eine Infektionskrankheit ein sehr hoher Wert.
💬 Viele Masern-Kinder bekommen nach der Masern-Infektion eine bakterielle Zweit-Infektion, die auch sehr schwer und tödlich laufen kann.
💬 Was ich von der Impfpflicht halte? Ich finde, dass die Impfung gegen Masern absolut sinnvoll ist. Was wir bisher gemacht haben - Aufklärung, Appellieren an den gesunden Menschenverstand - hat nicht sehr weit geführt. Das sieht man an den nicht ausreichenden Impf-Raten und am Rückgang der Impf-Bereitschaft.
🔎 Zur Person: Prof. Dr. med. Johannes Hübner ist stellvertretender Klinikdirektor, leitender Oberarzt und Abteilungsleiter Infektiologie im Dr. von Haunersche Kinderspital der LMU München.