Menstruations-Mythen im Fakten-Check: Was stimmt wirklich?
- Veröffentlicht: 22.02.2023
- 07:45 Uhr
- Chris Tomas
Jeder zweite Mensch bekommt einmal im Monat seine Periode. Trotzdem sprechen die meisten ungern darüber, und so halten sich falsche Vorstellungen oft hartnäckig. Für Frauen kann das sogar gefährlich werden. Im Clip: Wie die Pionierinnen des Frauenrechts mehr Gleichberechtigung erkämpft haben.
Das Wichtigste über die Menstruation
Jeden Monat reifen in den Eierstöcken neue Eizellen heran. Damit sie sich einnisten können, verdickt sich die Gebärmutterschleimhaut. Findet keine Befruchtung statt, wird die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut wieder abgestoßen: Es kommt zur Menstruation.
Die meisten Mädchen kriegen ihre erste Periode heute zwischen zwölf und 13 Jahren. Das ist deutlich früher als noch um 1850: Damals lag das Durchschnittsalter bei etwa 17 Jahren. Über die genauen Gründe dafür diskutieren Fachleute noch.
Im Mittel verlieren Frauen bei der Menstruation rund 60 Milliliter Blut, also etwa anderthalb Schnapsgläser. Die Menge kann aber auch deutlich darüber oder darunter liegen.
Die Periode ist Frauensache? Nicht ganz: Auch trans Männer und nonbinäre Menschen können menstruieren. Und umgekehrt gibt es Frauen, die ihre Tage nicht oder nicht mehr bekommen.
Neben Tampons und Binden gibt es heute eine große Auswahl an Hygieneprodukten - von Menstruationsunterwäsche bis zum Periodenschwämmchen. Vor allem wiederverwendbare Produkte werden immer beliebter.
Menstruation: Was bedeutet die Farbe des Blutes?
🩸 Mittleres Rot: Verschiedene Rot-Schattierungen sind optimal und bedeuten, dass die Periode ohne Komplikationen abläuft.
🩸 Rosa bis Hellrot: Normalerweise kein Grund zur Sorge; allerdings kann die helle Färbung auch auf einen niedrigen Östrogenspiegel hindeuten, etwa aufgrund von Stress oder ungesundem Lebensstil.
🩸 Dunkelrot bis Braun sieht das Blut oft zu Beginn der Periode oder bei langsamer Menstruation aus. Auch ein erhöhter Östrogenspiegel ist manchmal für die dunklere Färbung verantwortlich.
🩸 Orange oder Grau: Hier ist Vorsicht geboten. Dahinter kann eine Infektion oder Geschlechtskrankheit stecken. Lieber ärztlich abklären lassen!
🩸 Grundsätzlich ist es gut, den eigenen Zyklus zu kennen und auffällige Veränderungen mit dem Gynäkologen oder Gynäkologin zu besprechen.
8 Menstruations-Mythen im Check
🤔 Kann man während der Periode schwanger werden?
Ausgeschlossen ist das nicht: Spermien können bis zu einer Woche im Eileiter verbleiben. Findet in dieser Zeit bereits der nächste Eisprung statt, ist eine Befruchtung theoretisch möglich. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings gering.
🤔 Haben Frauen während der Periode mehr Lust auf Sex?
Die größte Lust verspüren Frauen um ihren Eisprung herum: wenn sie auch am fruchtbarsten sind. Zwei Forscher von der University of California in Santa Barbara wiesen nach, dass das Hormon Estradiol dafür verantwortlich ist. Sex während der Periode scheint hingegen eher eine Frage persönlicher Vorlieben zu sein.
🤔 Dauert ein normaler Zyklus immer 28 Tage?
Laut einer Studie mit Frauen aus Schweden, Großbritannien und den USA haben gerade einmal 13 Prozent aller Frauen einen Zyklus, der genau 28 Tage dauert. Zwar liegt die Zyklusdauer bei knapp zwei Dritteln zwischen 25 bis 30 Tagen. 9 Prozent haben auch einen kürzeren Zyklus (15 bis 24 Tage), 26 Prozent einen längeren (31 bis 50 Tage).
🤔 Ist es normal, eine starke Periode zu haben?
Jede zehnte Frau hat eine sehr starke Regelblutung, medizinisch Hypermenorrhoe genannt. Betroffene verlieren mindestens 80 Milliliter Blut. Das entspricht zwei Schnapsgläsern. Die Gründe sind unterschiedlich; in manchen Fällen helfen Medikamente. Der starke Blutverlust kann außerdem zu Eisenmangel führen.
🤔 Kann man sich mit einem Tampon entjungfern?
Anders als viele glauben, ist das Jungfernhäutchen weich und elastisch. Es verschließt die Vagina auch nicht, sondern bildet eine Art Ring. Ein Tampon kann also problemlos eingeführt werden. Bei manchen Frauen reißt das Häutchen noch nicht einmal beim ersten Sex ein.
🤔 Haben Frauen schlechte Laune, wenn sie ihre Tage haben?
Hormonschwankungen führen bei zwei Dritteln aller Frauen zu Beschwerden in den Tagen, bevor die Periode einsetzt. Typisch sind zum Beispiel Reizbarkeit und Erschöpfung, aber auch Schmerzen, Wassereinlagerungen oder depressive Episoden. Man spricht auch vom Prämenstruellen Syndrom, kurz PMS. Dabei handelt es sich jedoch um etwas anderes als "schlechte Laune": Manche Frauen haben so starke Beschwerden, dass ihre Lebensqualität beeinträchtigt ist. Auch während der Endometriose haben Frauen Regelschmerzen, die schlechte Laune auslösen können.
🤔 Ist man schwanger, wenn die Periode ausbleibt?
Eine ausbleibende Periode kann ein Zeichen für eine Schwangerschaft sein. Es gibt aber auch viele andere Gründe, warum jemand seine Tage nicht oder nicht mehr bekommt. Dazu gehören Stress, Ausnahmesituationen, Extremsport, Untergewicht oder bestimmte Krankheiten und Medikamente (etwa eine Chemotherapie). Nicht zuletzt können auch die Wechseljahre zum Ausbleiben der Menstruation führen.
🤔 Gleicht sich bei Frauen, die zusammenleben, der Zyklus an?
Bekommen lesbische Paare, Bürokolleginnen oder Mitbewohnerinnen irgendwann gleichzeitig ihre Tage? Das berichten viele, wissenschaftlich belegen lässt es sich nicht. Zwar gibt es Studien insbesondere von der US-Psychologin Martha McClintock, die diese Vermutung nahelegen. Neuere Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass es sich dabei um Zufall handelt.
Menstruations-Mythen in anderen Ländern
In manchen Kulturen gelten menstruierende Frauen als unrein. In Nepal geht mehr als die Hälfte der Frauen während ihrer Periode nicht Einkaufen oder zur Arbeit. In Indien verpassen Millionen Mädchen den Schulunterricht, wenn sie ihre Tage haben, weil Toiletten fehlen. Hinzu kommt, dass Hygieneprodukte vor allem in ärmeren Ländern Luxusgüter sind.
Stigmatisierung und fehlendes Wissen schließen Frauen aber nicht nur vom gesellschaftlichen Leben aus, sie können lebensgefährlich werden. Wie in Nepal: Obwohl mittlerweile verboten, werden viele Frauen während ihrer Periode in sogenannte Menstruationshütten geschickt. Dort kommt es immer wieder zu Todesfällen, weil die Frauen Rauchvergiftungen erleiden oder von Tieren gebissen werden.
Aber auch skurrile Vorstellungen können sich manchmal hartnäckig halten. So ist beispielsweise in den USA der Glaube verbreitet, dass der Geruch von Menstruationsblut Bären und Haie anlockt. Beweise dafür gibt es nicht.
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SOS-Tricks bei Regelschmerzen
♨ Wärmflasche: Der Klassiker! Wärme fördert die Durchblutung, dadurch entspannen sich die verkrampften Bauchmuskeln. Genauso effektiv: ein heißes Bad oder ein Körnerkissen.
🌿 Heilpflanzen: Tees mit Schafgarbe, Frauenmantel, Gänsefingerkraut oder Mönchspfeffer wirken Beschwerden entgegen. In Kräuterläden gibt es oft fertig zubereitete Mischungen.
💊 Schmerzmittel: Bei Unterleibskrämpfen helfen Ibuprofen und Naproxen am besten. Es gibt auch Hinweise, dass Magnesium positive Effekte hat.
🥕 Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung beugt Beschwerden vor. Laut einer Studie des BMC Women's Health können Snacks und Naschereien das Risiko für Schmerzen verdreifachen.
🧘 Bewegung: Auch wenn es Überwindung kostet, leichte Bewegung wie etwa ein Spaziergang oder Yoga bessern Beschwerden. Schon 15 Minuten genügen.
👋 Sanfter Druck: Eine Studie der Charité Berlin ergab, dass Akupressur Regelschmerzen lindert. Auch eine Bauchmassage kann wohltuend sein. Wichtig: Bauch immer im Uhrzeigersinn massieren.
👃 Aromatherapie: Unterstützend wirken zudem ätherische Öle, etwa Lavendel-, Thymian oder Lorbeeröl. Ein paar Tropfen mit zwei Esslöffel Mandel- oder Jojoba-Öl mischen und sanft einmassieren.
Häufige Fragen zum Thema Menstruation
Im Durchschnitt setzt die Regelblutung im Alter von 12 bis 13 Jahren ein. Ihre letzte Periode wiederum hat jede zweite Frau im Alter von 52 Jahren. Man könnte also sagen, dass Frauen etwa 40 Jahre lang menstruieren. Übrigens: Auch trans Männer und nonbinäre Menschen können ihre Tage bekommen.
Immer wieder kursieren Geschichten über Frauen, die eine Schwangerschaft nicht bemerken, weil sie weiterhin menstruieren. So etwas ist jedoch nicht möglich: Schwangerschaft und Menstruation schließen sich gegenseitig aus. Es kann aber gerade zu Beginn der Schwangerschaft zu Blutungen kommen, die der Periode ähneln. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe - ein Check beim Arzt oder der Ärztin hilft weiter.
Die Chronobiologin Charlotte Förster von der Uni Würzburg wertete Daten von 22 Frauen in ihrem Bekanntenkreis aus, die über Jahre hinweg ihren Zyklus protokolliert hatten. Diese Daten verglich sie mit den Mondphasen. Ergebnis: Offenbar gibt es einen schwachen Zusammenhang. Dabei kommt es auf die Zykluslänge an: Dauert er länger als 27 Tage, kann er zeitweise synchron zum Vollmond oder Neumond verlaufen.
Bei den meisten Frauen dauert die Regelblutung etwa fünf Tage. Drei bis sieben Tage gelten als normal; wer seine Periode länger als sieben Tage hat, sollte die Ursache ärztlich klären lassen.
Rund um die Menstruation kursieren die skurrilsten Legenden. Manche klingen lustig, etwa dass Frauen bestimmten Haushaltstätigkeiten nicht nachgehen sollten. Andere Vorstellungen können Frauen jedoch auch gefährlich werden, etwa dass Regelblut giftig sei oder eine menstruierende Frau unrein. Solche Geschichten gehören ins Reich der Mythen.
Geschlechtsverkehr während der Menstruation? Kein Problem! Sex kann bei Regelbeschwerden sogar guttun. Trotzdem sollte dabei an Verhütung gedacht werden: Auch während der Periode können Krankheiten übertragen werden, und selbst eine Schwangerschaft ist unter Umständen möglich.