Mondgestein: Deshalb ist es so wertvoll für die Menschheit
- Veröffentlicht: 25.04.2023
- 18:45 Uhr
- Peter Schneider
Mondgestein auf die Erde zu transportieren, kostet Milliarden, ist aber für die Wissenschaft von unschätzbarem Wert. Denn damit lassen sich die großen Fragen des Sonnensystems klären. Hier erfährst du, was hinter dem bröseligen Schatz vom Mond steckt.
Das Wichtigste zum Thema Mondgesteine
Geolog:innen sind entzückt: Die Rückkehr zum Mond der NASA wird dafür sorgen, dass es schon in zwei Jahren Nachschub an Mondgestein gibt. Die Artemis-Astronauten könnte dabei Dutzende Kilogramm davon zur Erde bringen.
Besonders interessant: Das Gestein werden sie voraussichtlich am Mond-Südpol einsammeln. Von dort gibt es noch keine Proben.
Bisher gab es nur Proben von Apollo-Astronauten, sowjetischen und chinesischen Mond-Sonden sowie Mond-Meteoriten. Zuletzt hatte die Mondsonde Chang’e 5 fast zwei Kilogramm Mondgestein nach China geholt.
Material vom Mond ist mit das Kostbarste, was die Wissenschaft kennt. Mit ihm lässt sich mit nicht nur die Geschichte des Monds, sondern auch der Erde und des Sonnensystems aufklären.
Wegen seiner Seltenheit gibt es immer wieder Versuche, es zu stehlen. Diebe versprechen sich Millionengewinne auf dem Sammlermarkt. Insgesamt schlummern im Weltraum unermessliche Schätze. Hier erfährst du alles Wichtige zu Space Mining und was es mit dem Bergbau im All auf sich hat.
Der Hauptteil der bröckeligen Mondproben lagert in NASA-Tresoren, auf Armeestützpunkten und als Besucher-Attraktionen in Museen.
Warum ist Mondgestein so wichtig für die Wissenschaft?
"Gesteinsproben auf dem Mond enthalten den Schlüssel zur Entstehungsgeschichte von Erde und Mond", sagt Matthias Maurer, der nächste deutsche Astronaut und zugleich Manager des Mond-Testzentrums in Köln.
Da unser Trabant sehr wahrscheinlich aus einem Zusammenstoß der Urerde mit einem Mars-großen Himmelskörper entstanden ist, ist seine chemische Zusammensetzung der heutigen Erde sehr ähnlich.
Der Mond ist heute aber immer noch so, wie die Erde einmal war. Denn während auf der Erde alle Gesteine im Laufe der Zeit umgewandelt werden, sind Mondgesteine und ihre Minerale quasi in ihrem Urzustand eingefroren. Wie in einem Buch können Forschende im Mondgestein nachschauen, wie die Erde vor mehr als drei Milliarden Jahren aussah.
Das größte Stück Mond auf der Erde
Mondgestein auf der Erde
🌙 Die Sonde Change's-5 hat 1731 g Mondgestein zur Erde gebracht - der bisher größte Erfolg er chinesischen Raumfahrt.
Unbezahlbarer Schatz vom Mond
🤑 2018 wurde bei Sotheby’s eine nur 0,2 Gramm leichte Mondprobe von Luna 16 für umgerechnet knapp 700.000 Euro versteigert. Das ergäbe einen Kilopreis von fast fünf Milliarden Euro!
👮 Tatort NASA: 2002 klauten Praktikant:innen einen über 200 kg schweren Safe mit Apollo-Proben. Als die Studenten die Mondproben jedoch verkaufen wollten, gingen sie den als Käufer getarnten FBI-Agenten in die Falle. Glück für die Diebe: Sie bekamen nur drei Jahre auf Bewährung.
👩🔬 Der Großteil der Mondproben ist noch unberührt. Weil die Analysegeräte ständig besser werden, hat die NASA bis heute fast 300 der insgesamt 382 Kilo Apollo-Proben für die Zukunft zurückgelegt. Jedes Jahr werden ein paar Kilo zerteilt und an Forschende verteilt.
💂♂️ Fort Knox der NASA: Die meisten Mondgesteine werden in einem gepanzertem Tresorraum der NASA in Houston aufbewahrt. Zur Sicherheit lagert ein weiterer Teil auf einem Stützpunkt der US-Luftwaffe.
🎁🌕 Nach der letzten Landung auf dem Mond gossen die Amerikaner Mond-Krümel in Acrylgläser und verschenkten sie an 135 Nationen.
Mondgestein oder Meteorit kaufen: Geht das überhaupt?
Seitdem rund 382 Kilogramm Mondgestein auf die Erde gebracht wurden, reißen sich Sammler:innen um ein echtes Stück vom Mond. Auf legalem Weg kannst du kein Mondgestein der Apollo-Missionen kaufen - das ist strikt der Forschung vorbehalten.
Was kostet Mondgestein?
Gegenwärtig wird Mondgestein als unbezahlbar angesehen. Im Jahr 1993 wurden drei kleine Fragmente mit 0,2 Gramm verkauft - zum Preis von 442.500 Dollar. Im Jahr 2002 wurden winzige Stücke vom Mond und Mars aus einem Safe im Lunar Sample Building gestohlen. Sie wurden aber wiedergefunden und 2003 von der NASA für das Gerichtsverfahren auf einen Wert von einer Million Dollar für 285 Gramm geschätzt.
Eine mögliche Alternative ist es, Mondgestein in Form von Meteoriten zu kaufen. Diese werden unter privaten Sammlerinnen und Sammlern oft verkauft und getauscht - aber ebenfalls zu hohen Preisen ab mindestens 200.000 Euro.
Mondgestein: Deshalb ist es so wertvoll für die Menschheit
Wer holte das erste Mondgestein?
Das meiste verfügbare Mondgestein stammt von den sechs Mondlandungen der US-Amerikaner und unbemannten Luna-Missionen der Sowjetunion. Die Apollo-Astronauten sammelten 382 kg. Die sowjetischen Sonden brachten nur 326 Gramm zurück - etwa die Masse einer Flasche Bier.
Im Vergleich zu den sowjetischen Sonden haben die Chinesen nicht gekleckert: Die Chang’e-5-Sonde brachte 1.731 Gramm Mondstaub- und Gesteinsproben zur Erde.
Die USA schickten nicht nur den ersten Menschen zum Mond. Sie gewannen auch das Rennen um die erste Mondprobe. Die Sowjetunion schaffte es erst 1970 mit Luna 16. Tragisch: Beim ersten Versuch versagte die Rakete, beim zweiten zerschellte die Sonde auf dem Mond - nur einen Tag nach der Landung von Apollo 11.
Mondmeteoriten sind vergleichsweise selten. Bisher sind etwa 400 Funde registriert - das ist viel weniger Material, als die Apollo-Missionen mitgebracht haben.
Allerdings ist frisches Mondgestein ohnehin begehrter, weil es unverfälscht ist. Mondmeteoriten hingegen glühen bis zur Weißglut auf, wenn sie durch die Erdatmosphäre fallen. Keine gute Voraussetzung für eine Untersuchung.
In den Mondproben haben Forschende Minerale gefunden, die sie von der Erde noch gar nicht kannten: Tranquillityit zum Beispiel ist nach dem Meer der Ruhe benannt, der Region, in der die Apollo-11-Astronautinnen und Astronauten landeten.
Apollo-Astronaut Harrison Schmidt findet orangefarbene Steine
Nach all dem Grau auf dem Mond freut sich Schmidt im Dezember 1972 über seine farbige Entdeckung. Die orange-farbene Masse bestand hauptsächlich aus (natürlichen) Vulkanglas-Splittern.
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Mondgestein: Fragen und Antworten
Forschende haben bei der Analyse der Mondgesteinsproben festgestellt, dass Mondgestein mit dem Basaltgestein der Erde (Lava) zu vergleichen ist. Der Mond hat seine staubige Oberfläche (Regolithboden) aufgrund von Meteoriten, die immer wieder auf den Mond eingeschlagen sind. Dadurch wurde das Mondgestein immer wieder vermischt oder geschmolzen.
Riechen konnten den Mondstaub bislang nur Astronauten - zumindest an den Resten, die am Raumanzug klebten. Ihnen zufolge rieche dieser nach Schießpulver. Wieso ist ein Rätsel. Der intensive Duft könnte durch den Kontakt des Staubs mit der Feuchtigkeit in den Kabinen der Raumfähren entstehen, spekulieren einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Die Astronauten, die live über den Mond gelaufen sind, haben den Mondstaub nur durch mehrere Filter gesehen, ähnlich wie mit einer Sonnenbrille. Mondstaub, der von den Astronauten zurück auf die Erde gebracht wird, ist dunkel und aschig gefärbt. Aber auf der Erde haben wir nur das durch die Atmosphäre gefilterte Licht der Sonne - und das gibt es sonst nirgends im Weltall. Welche Farbe die Mondoberfläche also "vor Ort" auf dem Mond hätte, werden wir wohl niemals herausfinden.