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Gesundheits-Technologie

Das Neuralink-Projekt: Kann ein Chip im Gehirn Lähmungen besiegen?

  • Aktualisiert: 30.01.2024
  • 11:47 Uhr
  • Galileo

Das US-Unternehmen Neuralink um Visionär Elon Musk forscht, um mit Hilfe von Gehirn-Chips Hirn-Erkrankungen oder Lähmungen zu behandeln. Nun wurde erstmals ein Chip bei einem Menschen implantiert. Was dahinter steckt und welche Pläne es noch gibt.

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Das Wichtigste zum Thema Neuralink

  • Neuralink ist ein US-Neuro-Technologie-Unternehmen, das im Jahr 2016 von Elon Musk gegründet wurde. Erste vielversprechende Erfolge feierte Neuralink bereits im Sommer 2020 bei der Entwicklung einer Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer.

  • Neuralink hat sich das Ziel gesetzt mit einem Chip-Implantat Gehirn-Erkrankungen, Lähmungen oder Sehstörungen zu behandeln.

  • Das Brain-Computer-Interface (BCI) von Neuralink wurde bereits an Schweinen und Affen erfolgreich getestet. Am 28. Januar wurde in den USA erstmals ein Chip bei einem Menschen eingesetzt. Regelmäßig veröffentlicht Neuralink in einem Blog auch weitere Infos zu bisherigen Fortschritten.

Neuralink: Erster Gehirn-Chip beim Mensch implantiert

Elon Musks Start-up-Unternehmen Neuralink hat Ende Januar erstmalig erfolgreich einen drahtlosen Gehirn-Computer-Chip bei einem Patienten implantiert. Der Patient erhole sich gut nach dem Eingriff, teilte der Tech-Milliardär und Tesla-Chef auf seiner Online-Plattform X (ehemals Twitter) mit.

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Das Implantat ist mit 1.024 Elektroden ausgestattet, die mithilfe einer äußerst feinen Nadel von einem Roboter mit dem Gehirn verbunden werden. Neuralink suchte für die klinische Studie gezielt nach Patienten mit Tetraplegie. Dabei handelt es sich um eine Form von Querschnittslähmung, die sowohl die Beine als auch die Arme betrifft. Das Ziel der Studie besteht laut der Unternehmens-Website darin, Menschen mit einer Lähmung aller vier Gliedmaßen die Möglichkeit zu geben, Geräte allein durch ihre Gedanken zu steuern.

Wenn Menschen sich in Bewegung setzen, wird ein spezifischer Bereich im Gehirn aktiv. Die Elektroden erfassen dann diese Signale. Dadurch sollen beispielsweise die Cursor-Bewegungen an einem Computer nur durch die Vorstellung daran ermöglicht werden.

Laut Elon Musk sollen erste Ergebnisse vielversprechende Anzeichen für die Erkennung neuronaler Aktivität zeigen. Selbst nach erfolgreichen Operationen kann es mehrere Monate dauern, bis Patient:innen lernen, Computer mithilfe ihrer Gedanken zu steuern. Die klinische Studie von Neuralink ist auf einen Zeitraum von sechs Jahren ausgelegt.

Erst im Mai 2023 wurde dem Unternehmen die Erlaubnis erteilt, ihre Technologie bei Menschen einzusetzen.

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Neuralink-Implantat: Gelungener Test mit Affe "Pager"

Ein Affe spielt mit einem implantierten Hirn-Chip Videospiele - klingt für dich ein bisschen nach Donkey Kong? Tatsächlich handelt es sich dabei um eine wegbereitende Errungenschaft im Neuralink-Projekt.

Genauer geht es um Pager, einen neunjährigen Makaken, dem in beide Hirnhälften ein Neuralink-Chip implantiert wurde. Ohne Joystick, sondern über Hirn-Impulse spielt der Affe "Mind-Pong".

Im folgenden Video kannst du dir selbst ein Bild vom Computer spielenden Makaken machen.

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Neuralink: Erste Test-Erfolge auch bei Schweinen

Erste Erfolge konnten Musk und sein Team bereits im Sommer 2020 nach der Präsentation eines Prototyps des Chip-Implantats im Jahr 2019 vorstellen.

Ein Schwein namens Gertrude trug den Funk-Chip von Neuralink im Hirn. Jedes Mal, wenn Gertrude mit ihrem Rüssel etwas berührte, wurden Signale der Nerven-Impulse über Bluetooth an einen Computer übertragen.

In einem Livestream präsentierte Elon Musk Ergebnisse von Tests an Schweinen.

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Was ist Neuralink und was sind die Ziele?

Neuralink ist ein 2016 unter anderem von Elon Musk gegründetes Tech-Start-up. Langfristig möchte das Unternehmen um den Visionär Musk dazu beitragen, dass der Mensch nicht von Künstlicher Intelligenz (KI) überholt wird.

Ein wichtiges Projekt von Neuralink ist die Arbeit an einem sogenannten Brain-Computer-Interface (BCI), also einer Schnittstelle zwischen menschlichem Gehirn und Computer.

Dazu will das Forschungs-Team mithilfe von OP-Robotern einen Funk-Chip gemeinsam mit feinen, elektrodenbestückten Drähten ins Gehirn verpflanzen. Die sollen neurologische Signale nicht nur messen, sondern durch die Funk-Verbindung zu einem Computer auch übermitteln und empfangen.

Eines Tages soll die Technologie mit dem Arbeitstitel "Link V0.9" etwa Hirn-Erkrankungen, Sehstörungen, Lähmungen oder auch Depressionen abmildern können.

An großen und selbstbewussten Ideen mangelt es ihm nicht: Elon Musk. Hier siehst du ihn während einer Pressekonferenz Anfang 2020.
An großen und selbstbewussten Ideen mangelt es ihm nicht: Elon Musk. Hier siehst du ihn während einer Pressekonferenz Anfang 2020.© picture alliance/AP Photo

Neuralink: Darum gibt es immer wieder Kritik

Ein wirklicher Durchbruch in der Geschichte der Medizin ist Neuralinks Chip allerdings noch nicht. Die BCI-Technologie ist weder die erste noch die derzeit einzige Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer, an der weltweit gearbeitet wird.

Manche Forschenden sehen in Neuralinks Technologie zwar vielversprechende Ansätze, die vor allem innerhalb sehr kurzer Zeit entwickelt wurden. Andere Expert:innen sehen in Musks Versprechungen jedoch bloß einen übertriebenen Hype.

Da Musk eine Reihe von utopisch klingenden Versprechen gemacht hat, wird Neuralink von konventionellen Wissenschaftler:innen skeptisch betrachtet. Dazu zählt auch zum Beispiel die Idee, dass man dank des Chips in der Lage sein könnte, Sprachen durch einen Download direkt ins Gehirn zu erlernen.

Das Lesen und Senden neurologischer Signale verbessere sich zwar. Aber ob damit gelähmte Menschen einen Computer oder Rollstuhl steuern könnten, müssten Tests erst noch klären.

Auch die Tier-Versuche wurden immer wieder kritisiert. Mittlerweile verstarben 16 der Labor-Affen von Neuralink.

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Im Clip: Revolutioniert künstliche Intelligenz bald die Medizin?

Revolutioniert künstliche Intelligenz bald die Medizin?

Das ist in der Medizin bereits möglich

👂 Gegen den Alltag ohne Gehör kann bei Innenohr-Taubheit ein Cochlea-Implantat helfen: Die Kombi aus Mikrofon, Sendespule und Sprach-Prozessor ersetzt das Innenohr.

🦿 Myoelektrische Prothesen funktionieren über einen Mikroprozessor, der Muskel-Impulse im verbliebenen Arm- oder Beinstumpf in Steuersignale für einen elektrischen Motor umwandelt. Dadurch können Patient:innen die Prothesen bewegen.

🦴 Mit sogenannten Exoskeletten können querschnittsgelähmte Menschen wieder laufen lernen. Ein Computer im Körper übersetzt Nervenreize auf der Haut in Bewegungs-Impulse. Voraussetzung: Teile des Nervensystems müssen noch funktionieren.

👀 Zwar noch nicht vergleichbar mit gesundem Sehen, trotzdem beachtlich: Mit dem bionischen Auge Argus II können Blinde wieder einen Teil sehen. Eine Videokamera leitet Bilder über einen Prozessor an eine künstliche Netzhaut weiter.

🩹 Um die Infektionsgefahr durch eine Transplantation von menschlichem oder tierischem Gewebe zu verhindern, arbeiten Forschende an einer pflanzlichen Alternative. Die soll identisch zum menschlichen Gewebe und dank spezieller Reinigung keimfrei sein.

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App, Telemedizin & Co.: Was bringen Alternativen zum Arzt-Besuch?

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Medizin-Technik: Diese Technologien werden erforscht

🦻 Ein Team des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) entwickelt die Hörkontaktlinse: Sie sitzt auf dem Trommelfell, ist dadurch von außen nicht sichtbar und verbessert in den meisten Fällen das Hörvermögen.

💪 Forscher:innen an der Universität des Saarlandes arbeiten an einem robotischen Implantat. Es soll etwa einen Knochenbruch überwachen, sich nach Bedarf automatisch bewegen und so die perfekte Krankengymnastik ermöglichen.

✂ Die sogenannte Gen-Schere räumte 2020 bereits den Chemie-Nobelpreis ab. Mit der CRISPR/Cas-Technologie können DNA-Bausteine verändert werden. Dadurch werden vielleicht sogar Erbkrankheiten heilbar. Aber auch etwa genmanipulierte Babys wären durch die Gen-Schere denkbar. Daher gibt es hier noch ethische und moralische Bedenken. Die EU-Kommission hat einen Prozess eingeleitet, um die Gentechnik-Gesetze in Europa zu reformieren und sie an den aktuellen wissenschaftlichen und technischen Fortschritt anzupassen. Ziel ist es, Innovationen in der Landwirtschaft zu ermöglichen, ohne dabei das hohe Schutzniveau für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zu vernachlässigen. Der Vorschlag der Kommission orientiert sich weitgehend an Empfehlungen wissenschaftlicher Organisationen. Er liegt seit Juli 2023 vor.

Die wichtigsten Fragen zum Thema Neuralink

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