Gruselige Achtbeiner
Nosferatu-Spinnen in Deutschland: Wie gefährlich sind sie wirklich?
- Aktualisiert: 30.10.2024
- 16:09 Uhr
- Claudia Frickel
Sie messen bis zu sieben Zentimeter, springen ihre Beute an und sind auch noch giftig: Die Nosferatu-Spinne wird immer häufiger in Deutschland gesichtet. Fies: Die gruselige Spinne verkriecht sich gern in Wohnungen und kann mit ihrem Biss auch Menschenhaut durchdringen. Aber wie gefährlich sind die Tiere wirklich?
Das musst du über Nosferatu-Spinnen wissen
Die haarigen Nosferatu-Spinnen können bis zu sieben Zentimeter groß werden - und damit so lang wie eine kleine Maus. Die größten Spinnen der Welt sind sie aber nicht.
Die Spinne könnte aus einem Horrorfilm stammen: Sie lauert im Dunklen und springt ihre Beute an. An Glaswänden kann sie problemlos hochklettern, und ihre Giftklauen können sogar Menschenhaut durchdringen.
Die riesige Kräuseljagdspinnen-Art lebt eigentlich im Mittelmeer-Raum. Sie breitet sich aber wie die Wespenspinne und die Ammen-Dornfinger-Spinne immer mehr in Deutschland aus - begünstigt durch den Klimawandel. Mittlerweile wurde sie auch im Saarland oder bei Trier gesichtet. Jeden Tag gehen neue Meldungen bei der NABU ein.
Ihren Namen haben die gruseligen Nosferatu-Spinnen wegen ihrer Zeichnung auf dem Rücken.
Wir erklären, wie du die Nosferatu-Spinne erkennst, wie gefährlich sie ist und was du gegen sie tun kannst.
Die Nosferatu-Spinne im Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Zoropsis spinimana
Ordnung: Webspinnen
Familie: Kräuseljagdspinnen
Lebensraum: westliche Mittelmeer-Region bis zum Südrand der Alpen und Nordafrika; inzwischen auch Deutschland, Österreich und Schweiz
Größe: Männchen 6 Zentimeter, Weibchen 7 Zentimeter inklusive Beine
Farbe: gelblich und ockerfarben, mit weißen und schwarzen Mustern
Lebenserwartung: 1,5 Jahre
Nahrung: Insekten wie Fliegen, Bienen, Wespen und andere Spinnen
Feinde: Vögel, Fledermäuse, Reptilien, Wegwespen, Libellen
Verhalten: Einzelgänger
Aktueller Bestand: nicht bekannt, nicht bedroht
Wie groß wird die Nosferatu-Spinne und wie erkennst du sie?
- Nosferatu-Spinnen sind ganz schön groß: Der Körper von Männchen misst einen Zentimeter, der von Weibchen zwei Zentimeter. Dazu kommt die Bein-Spannweite von bis zu fünf Zentimeter.
- Damit sind die Tiere zwar kleiner als Große Winkelspinnen – allerdings ist ihr Körper viel dicker.
- Du erkennst die Spinnen an ihrem gelblichen oder ockerfarbenen Körper. Auf dem Hinterleib sind weiße und schwarze Flecken zu sehen. Das Vorderteil ist rundlich, das hintere Ende oval.
- Die Nosferatu-Spinnen haben wie alle Spinnen acht Beine. Ihre sind haarig sowie gelblich-grau gefärbt mit schwarzen Ringeln.
- Nosferatu-Spinnen ähneln von ihrem Aussehen her großen Wolfsspinnen. Dabei handelt es sich aber um eine andere Spinnenfamilie.
Nosferatu-Spinne in Bildern: So sieht die Gruselspinne aus
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Wie kommt die Nosferatu-Spinne nach Deutschland?
⛵ Bis vor 20 Jahren lebte die Zoropsis spinimana ausschließlich im Mittelmeer-Raum. Seitdem verbreitet sich die Nosferatu-Spinne immer weiter nach Norden.
📆 2005 wurde die Spinne erstmals in Deutschland entdeckt. Inzwischen ist sie unter anderem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen (NRW), Baden-Württemberg und im Rhein-Main-Gebiet unterwegs. Auch in der Schweiz und Österreich ist sie daheim, und in der Gegend um San Francisco.
🚛 Die ersten Nosferatu-Spinnen in Deutschland reisten wahrscheinlich im Urlaubsgepäck oder in Güter-Transporten ein.
🌡 Weil es bei uns durch den Klimawandel wärmer wird und die Winter milder sind, finden die Achtbeiner bei uns nun gute Lebensbedingungen vor. Durch die höheren Temperaturen siedeln sich auch Insekten neu bei uns an - etwa Zecken wie die Braune Hundezecke, oder die Asiatische Hornisse.
📒 Der Naturschutzbund sammelt Daten darüber, wo die Nosferatu-Spinne gesichtet wurde. Hast du eine entdeckt, kannst du es über die NABU-Webseite melden.
In dem Video siehst du, wie groß eine Nosferatu-Spinne ist
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Wie gefährlich ist der Biss der Nosferatu-Spinne?
Mit ihren Kieferklauen kann die Nosferatu-Spinne beißen - und dabei ein Gift injizieren. Das macht sie allerdings normalerweise nur bei ihrer Beute.
Wenn sie sich bedroht fühlt, kann es passieren, dass die Spinne einen Menschen beißt. Das macht sie aber nicht ohne Vorwarnung: Erst richtet sie ihren Vorderkörper auf, spreizt die Giftklauen - und greift dann an.
Die Mundwerkzeuge der Nosferatu-Spinne sind so stark, dass sie menschliche Haut durchdringen können - anders als bei vielen andere Spinnen wie der Kreuzspinne. Der Biss ist aber in der Regel ungefährlich und höchstens schmerzhaft.
Was passiert nach dem Biss der großen Spinne?
Hat dich eine Nosferatu-Spinne gebissen, kann sich die Haut röten und anschwellen. In der Regel fühlt es sich an wie der Stich einer Mücke, manchmal wie ein Bienen- oder Wespen-Stich. Es hilft meist, wenn du die Stelle kühlst, etwa mit Eiswürfeln.
Nur wenn du allergisch reagierst, solltest du zum Arzt oder zur Ärztin - oder wenn die Symptome nach ein paar Tagen nicht besser werden.
Sind Nosferatu-Spinnen giftig für Katzen und Hunde?
Ein Nosferatu-Spinnen-Biss ist für Hund oder Katze nicht gefährlich, kann aber schmerzhaft sein. Es dringt allerdings kein Stachel ein, so wie bei einem Wespenstich.
Nur an dünnen Hautstellen können Schwellungen oder Rötungen auftreten, beispielsweise in der Leistengegend. Diese klingen aber schnell wieder ab.
Was tun gegen Nosferatu-Spinnen in der Wohnung?
🛋 Nosferatu-Spinnen kannst du hinter Vorhängen oder Bildern, an Fenster-Rahmen oder unter Schränken und Sofas finden. Die Tiere verstecken sich an dunklen Orten, ein Netz weben sie nicht.
🏠 Wahrscheinlich entdeckst du die Spinne eher drinnen als draußen: Sie ist ein "Stubenhocker", wie der Naturschutzbund (NABU) erklärt.
⬆ Auch an sehr glatten Wänden kannst du sie finden: Dank spezieller Hafthaare an den Beinen krabbelt sie ohne Mühe hoch.
🥛 Weil die Nosferatu-Spinne giftig ist, solltest du sie nicht mit der Hand einfangen. Stülpe ein Glas über sie, schiebe Pappe darunter und bringe das Tier in den Garten.
☠ Töten solltest du die Spinne nicht - auch nicht mit dem Staubsauger einsaugen. Der Grund: Sie ist nützlich. Der NABU weist darauf hin, dass alle Spinnen Ungeziefer fressen. Dazu zählen etwa lästige Fruchtfliegen oder Kakerlaken.
Mit diesen Hausmitteln vertreibst du die Kräuseljagdspinne
🪰 Fliegengitter vor den Fenstern halten nicht nur Nosferatu-Spinnen davon ab, ins Zimmer zu kriechen. Auch andere Spinnen, Insekten und Ungeziefer bleiben draußen.
🧴 Spinnen mögen bestimmte Gerüche nicht, zum Beispiel Lavendel-Öl oder Essig. Du kannst eine der Flüssigkeiten mit Wasser verdünnen und mit einer Sprühflasche verteilen, etwa an Fenster-Rahmen oder unter Möbeln.
🤢 Ob das wirklich hilft, ist allerdings unklar. Vor allem Essig riecht außerdem auch für Menschen unangenehm.
☠ Greife lieber nicht zu giftigen Mitteln, denn die können für menschliche und tierische Mitbewohner eine Gesundheitsgefahr sein.
Der Lebensraum der Nosferatu-Spinne: So hausen die Tiere
🌙 Nosferatu-Spinnen mögen es gern warm, darum findet man sie meist drinnen, also in Haus oder Schuppen. Sie gehen nur nachts auf die Jagd. In Südeuropa hausen die Tiere in lichten Wäldern. Tagsüber verstecken sie sich dann unter Steinen, Ästen oder Rinde.
🕸 Die Kräuseljagdspinnen sind in der Welt der Spinnen etwas Besonderes: Sie gehören zwar zu den Webspinnen und können darum Fäden aus Spinnenseide produzieren. Aber damit bauen sie keine Netze.
🥚 Ihre Kräuselfäden brauchen sie trotzdem: Die Weibchen bauen mit deren Hilfe nämlich Kokons, in denen sie ihre Eier ablegen.
🕷 Ihre Beute fangen Nosferatu-Spinnen auf spezielle Weise: Sie lauern, bis ein Opfer vorbeikommt, und überwältigen es, indem sie darauf springen. Dann beißen sie mit den Giftklauen zu. Bei der Jagd sind die Spinnen so geschickt, dass sie auch größere Feinde erwischen - so wie andere Hausspinnen.
Fortpflanzung der Nosferatu-Spinnen: So entstehen die Jungspinnen
- Nosferatu-Spinnen sind wie fast alle Spinnen Einzelgänger. Männchen und Weibchen treffen sich in der Regel nur zur Paarung im Herbst.
- Das Weibchen legt wenig später 20 bis 50 Eier in einem Gespinst aus Kräuselfäden ab, dem Kokon. Der ist ungefähr so groß wie ein 2-Euro-Stück. Eine Spinne kann mehrere Kokons produzieren.
- Die Mutter bewacht die Kokons, bis die Jungspinnen nach rund sechs Wochen schlüpfen.
- Nach fünf bis sieben Monaten ist der Spinnen-Nachwuchs ausgewachsen und kann sich ebenfalls vermehren. Bis dahin häuten sich die Tiere mehrmals.
- Die Männchen werden maximal ein Jahr, die Weibchen höchstens 1,5 Jahre alt.
Warum heißen Nosferatu-Spinnen so?
🧑⚖️ Offiziell hat "Zoropsis spinimana" noch keinen deutschen Namen. Inoffiziell wird sie aber als "Nosferatu-Spinne" bezeichnet.
🖼 Diesen gruseligen Namen hat sie nicht wegen ihrer Fähigkeiten verpasst bekommen. Ursprung ist eher ihre charakteristische Zeichnung auf dem Hinterleib.
🧛 Wenn du viel Fantasie hast, kannst du darin das Gesicht eines berühmten Vampirs erkennen: das von Nosferatu. Die Figur stammt aus dem gleichnamigen Stummfilm von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922. Es handelte sich um die erste "Dracula"-Verfilmung.
💡 Übrigens wird die Spinne manchmal synonym als Kräuseljagdspinne bezeichnet. Sie ist aber tatsächlich nur eine von 160 Arten dieser Spinnenfamilie - wenn auch die in Europa am weitesten verbreitete.
Nosferatu aus dem Film: Namensgeber für die Nosferatu-Spinne
Häufige Fragen zu Nosferatu-Spinnen
Die Nosferatu-Spinne ist nur für ihre Beute giftig - also etwa für Insekten. Menschen haben nach einem Biss nichts zu befürchten, außer sie sind allergisch. Auch Hunden und Katzen macht das Gift wenig aus.
Nosferatu-Spinnen sind groß: Männchen werden einen Zentimeter lang, Weibchen zwei Zentimeter. Das ist aber jeweils nur der Körper. Dazu kommt die Beinspannweite von bis zu fünf Zentimeter.
Nosferatu-Spinnen machen Jagd auf Insekten, beispielsweise Fliegen, Bienen, Wespen oder Kakerlaken. Sie vertilgen aber auch andere Spinnen, etwa die größere Große Winkelspinne.
Eigentlich sind Nosferatu-Spinnen im Mittelmeer-Raum und in Nordafrika daheim. 2005 wurde aber die erste Spinne in Deutschland entdeckt. Inzwischen leben sie auch in Österreich und der Schweiz und breiten sich immer mehr aus.