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Rausschmiss der Hetzer: Was bringt Deplatforming gegen Hass im Netz?

  • Veröffentlicht: 08.08.2020
  • 14:45 Uhr
  • Galileo
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© picture alliance/Federico Gambarini/dpa

Verwarnen, löschen, blockieren: Die Maßnahmen sozialer Netzwerke gegen Online-Hetze sind vielfältig. Was aber bringt das sogenannte Deplatforming wirklich?

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Das Wichtigste zum Thema Deplatforming

  • Facebook, YouTube, Instagram und Co. verzeichnen jeden Tag viele Millionen Nutzer. Accounts mit zahlreichen Abonnenten oder Followern haben dementsprechend eine riesige Reichweite, um ihre Meinungen zu verbreiten.

  • Leider nutzen Menschen und Gruppen mit extremen Ansichten diesen Wirkungskreis auch, um Hass und Gewalt in Umlauf zu bringen.

  • Aus rechtlicher Sicht müssen soziale Netzwerke solchen Hasspredigten nachgehen. Eine kompromisslose Maßnahme scheint die Verbannung zu sein. Deren Wirksamkeit ist aber strittig.

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Was heißt "Deplatforming"?

Der Begriff bezeichnet eine Strategie gegen Hetzer und Trolle in sozialen Netzwerken. Sie beinhaltet den Ausschluss einer Person oder Gruppe von Plattformen wie Facebook, Twitter oder YouTube.

Das Ziel: Hassprediger von ihren Followern und Abonnenten abschneiden. Ohne ihre Reichweite können die Krawallmacher ihre Fake-News und unflätigen Posts online nicht verbreiten. Gleichzeitig geht der Draht zu möglichen Geldquellen verloren.

Also kurz gesagt: Wer schwer gegen die Regeln eines sozialen Netzwerks verstößt, fliegt!

Galileo vom 2020-06-30

Kampf gegen Hass im Netz: Social Media wacht auf

Die sozialen Medien sind für Menschen mit extremen Ansichten noch immer Plattformen, in denen sie ihre Hetze und Fake-News verbreiten können. Doch es scheint, als würden Internet-Riesen wie Twitter oder Facebook langsam aufwachen und reagieren. Was sie tun, sehen Sie im Video.

  • Video
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  • Ab 12
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So meldest du Hatespeech

Nach gesetzlichen Vorgaben legen soziale Netzwerke Regeln für ein respektvolles Miteinander fest. Bei deren Verletzung droht je nach Ausmaß die Löschung eines Posts oder sogar die Sperrung des Accounts.

Falls du den jeweiligen Nutzungsbedingungen zwar zugestimmt, sie aber nicht gelesen hast, hier nochmal ein Überblick:

🐣 Twitter

In Twitters Regeln findest du eine Richtlinie gegen hassschürendes Verhalten. Stößt du auf regelwidrige Tweets oder Profile, kannst du die mit einem Online-Formular melden.

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▶ YouTube

Bei YouTube liest du in den Community-Richtlinien, was in Videos, Playlists, Kanälen oder Streams erlaubt ist. Wie du auf Clips mit kriminellen oder gewalttätigen Inhalten aufmerksam machst, erklärt dir die Google-Tochter auf einer gesonderten Webseite.

🔵 Facebook

Auch Facebook verbietet mit seinen Gemeinschaftsstandards in den Nutzungsbedingungen diskriminierendes, anstößiges und kriminelles Verhalten. Im Hilfebereich macht die WhatsApp-Mutter deutlich, wie du potenziellen Missbrauch bekanntmachst.

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📷 Instagram

Das Facebook-Tochter-Unternehmen macht in seinen Gemeinschaftsrichtlinien in den Nutzungsbedingungen klar, wo die Grenzen sind. Verstöße dagegen kannst du mit deren Online-Formular melden.

🎶 TikTok

Das chinesische Videoportal kannst du ebenfalls über ein Online-Formular auf Verstöße gegen seine Community-Richtlinien in den Nutzungsbedingungen aufmerksam machen.

Sind soziale Netzwerke zu lasch?

Grundsätzlich gehen soziale Netzwerke für manche Menschen und auch Konzerne noch nicht strikt genug vor. Rassistische Kommentare und Hatespeech zu entfernen, dauere oft zu lange. Auch gelten die beschriebenen Formulare und Verfahren teilweise als zu kompliziert.

Aus Protest gegen Facebooks 'passives' Vorgehen im Kampf gegen Hass im Netz trugen sich zur Jahresmitte 2020 über 1.000 Unternehmen in eine Online-Liste ein, die zum Werbe-Boykott bei Facebook aufrief.

Klare Ansage gegen Hass: Starbucks, Adidas, Honda und Co. schalteten keine Werbung mehr bei Facebook.
Klare Ansage gegen Hass: Starbucks, Adidas, Honda und Co. schalteten keine Werbung mehr bei Facebook.© picture alliance/ZUMA Press

Wie effektiv ist der Online-Rauswurf gegen Hass im Netz?

Die Wirksamkeit der Lösch-Strategie ist umstritten. Befürworter heben den schnellen Effekt hervor: Wer keine Plattform habe, könne keine Hassrede verbreiten.

Kritiker hingegen sehen darin eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Außerdem könne Deplatforming auch nach hinten losgehen: Ein öffentlichkeitswirksamer Rausschmiss schaffe womöglich (zusätzliche) Aufmerksamkeit, die ja gerade vermieden werden soll.

Auch wegen ihrer Kurzlebigkeit steht die Maßnahme in der Kritik. Nicht selten suchen sich Ausgeschlossene alternative Portale. Womöglich wandern sie in abgeschlossene Räume und Gruppen ab, wo sich Prozesse der Radikalisierung beschleunigen können. Langfristig helfe daher eher eine nachhaltige Debatte.

Willst Du noch mehr über Deplatforming erfahren?

Rogers, Richard (2020): Deplatforming. Following extreme Internet celebreties to Telegram and alternative social media

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