Extreme Überlebenskünstler: Diesen Tieren wachsen Körper(teile) nach
- Veröffentlicht: 09.07.2021
- 19:00 Uhr
- Chris Tomas
Stell dir vor, du verlierst einen Zahn - und schon wächst dir ein neuer. Das ist aber noch gar nichts gegen die Schnecke, die sich selbst köpft - und der danach ein neuer Körper wächst. Im Clip: das Wunder-Tier Axolotl.
Das Wichtigste zum Thema Regeneration
Bei Laboruntersuchungen verlor eine Meeresschnecke der Art "Elysia marginata" buchstäblich ihren Kopf - und lebte munter weiter. Binnen kurzer Zeit wuchs ihr ein neuer Körper. Die "kopfgesteuerte Schnecke" ist vermutlich die Königin der Selbstheilung, doch auch andere Tiere sind wahre Überlebenskünstler.
Verlorene Körperteile oder beschädigte Organe wachsen bei manchen Arten einfach nach. Biologen bezeichnen das als Regenerationsfähigkeit.
Besonders gut darin sind einfach organisierte Tiere wie Rippenquallen oder Seesterne. Sie stellen sich selbst sogar dann wieder her, wenn sie in der Mitte zerteilt wurden - fast wie Pflanzen.
Auch einige Reptilien, Amphibien und Fische sind Regenerations-Künstler und können sich Gliedmaßen, Organe oder Zähne nachwachsen lassen. Doch je höher entwickelt die Tiere sind, desto mehr nimmt die Fähigkeit ab.
Hautverletzungen heilen auch noch bei Menschen, selbst Leberschäden repariert unser Köper bis zu einem gewissen Grad.
Mit zunehmendem Alter gehen die Selbstheilungs-Fähigkeiten aber meist verloren. Es gibt nur wenige Tiere, die sich offenbar unendlich oft regenerieren können. Wie sie das machen, erfährst du unten.
Körperteile neu bilden - wie funktioniert das eigentlich?
Bis heute rätseln Wissenschaftler, welcher Mechanismus hinter der unglaublichen Regenerationsfähigkeit mancher Tiere steckt. Um ihm auf die Schliche zu kommen, werden vor allem Axolotl erforscht. Diese Wunder-Tiere lernst du unten im Clip kennen.
Bei den Schwanzlurchen entwickeln sich Bindegewebszellen zum Beispiel nach dem Verlust eines Beins zu sogenannten Vorläuferzellen zurück. Die haben stammzellartige Eigenschaften und lassen ein neues Bein entstehen.
Zwar haben auch Menschen solche Bindegewebszellen. Allerdings können die sich nicht zurückprogrammieren, stattdessen entstehen Narben. Warum das so ist, untersuchen Forscher noch.
Die Schnecke, die sich selbst köpft
Eigentlich wollten die Wissenschaftlerinnen der japanischen Frauen-Universität Nara untersuchen, wie die Meeresschnecken-Art "Elysia marginata" Energie durch Algen gewinnt. Die Schnecken betreiben eine Art Photosynthese. Doch dann verlor eine Schnecke im Labor ihren Kopf - ohne äußere Einwirkung. Und es wurde noch seltsamer: Der abgetrennte Körper starb, doch der Kopf lebte weiter.
„Wir dachten, dass dieses Stück ohne Herz und andere wichtige Organe bald sterben würde. Aber zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass der Kopf schließlich den ganzen Körper regenerierte", so Forscherin Sayaka Mitoh.
Diesem kopflosen Beispiel folgten während der Untersuchung noch 5 weitere Schnecken. Binnen einer Woche wuchs aus den Köpfen jeweils ein komplett neuer Körper. Die Forscherinnen fanden heraus: Schnecken dieser Art können sich mehrmals im Leben "köpfen", verlieren aber nach rund 480 Tagen ihre Regenerationsfähigkeit.
Wie machen die Schnecken das - und warum?
Da die Schnecken ihre Energie über eine Art algenreicher Photosynthese gewinnen, brauchen sie keine Verdauungsorgane. Die "Hauptzentrale" kann sich also auch ohne Körper versorgen. Wie Stammzellen neue Körperteile bilden, liest du weiter unten.
Kopf voraus: Als Grund wird eine Art "medizinische Amputation" vermutet. Bei Parasitenbefall etwa können die Schnecken sich einfach mit ihrem Kopf davonmachen. Ein Ablenkungsmanöver wie bei Eidechsen schließen die Forscherinnen aus: Hierfür köpft sich die Schnecke noch immer zu langsam.
Hai: Das Ersatzteil-Lager
Zahn kaputt? Macht Haien nichts aus: Hinter jedem verlorenen Beißer steht schon ein neuer bereit. Und dahinter wieder einer. "Revolvergebiss" heißt diese Nachlade-Vorrichtung. Bis zu 30.000 Zähne kann ein Hai in seinem Leben verschleißen.
Eidechse: Die Wegwerf-Spezialistin
In der Not werfen Eidechsen ihren Schwanz ab. Der bewegt sich dann sogar noch einige Minuten - ein Ablenkungsmanöver für Feinde. Bis ein neuer gewachsen ist, dauert es 2 Monate. In dieser Zeit sind die Tiere aber nicht so fit und flink wie sonst.
Winkerkrabbe: Der Tausch-Profi
Mit ihrer großen Schere winken sich männliche Winkerkrabben eine potenzielle Partnerin heran. Büßen sie die Schere beim Duell mit Rivalen ein, wird aus ihrer zweiten, kleinen Schere eine große - und aus dem Stumpf wächst eine neue kleine.
Regenwurm: Der Überlebenskünstler
Regenwürmer leben selbst dann weiter, wenn sie in zwei Teile getrennt werden. Allerdings überlebt nur das Vorderende mit dem Zentralhirn - und auch bloß dann, wenn der Darm lang genug ist. Für die Nachbildung braucht der Regenwurm etwa eine Woche.
Seestern: Der Verdoppler
Anders manche Seestern-Arten: Werfen sie einen Arm ab, entsteht nicht nur ein neuer. Aus dem abgestoßenen Stück wächst auch gleich noch ein komplett neuer Seestern.
Zebrafisch: Das Reparier-Wunder
Wenn der Zebrafisch seine Schwanzflosse verliert, produziert er innerhalb von 3 Wochen Ersatz. Und das ist noch nicht alles: Auch Herz, Sehnerv und Rückenmark kann der Zebrafisch nach Schäden reparieren.
Regeneration: Der Schlüssel zu ewigem Leben?
Einige Tiere haben so gute Regenerationsfähigkeiten, dass sie als unsterblich gelten - wenn sie keinen Fressfeinden zum Opfer fallen:
- Süßwasserpolypen ersetzen sich konstant selbst und zeigen keine Spur von Alterserscheinungen. Alle 5 Tage sind sie wie neu.
- Wenn die Mittelmeerqualle Turritopsos nutricula in die Jahre kommt, verwandelt sie sich zurück in einen Stammzell-Haufen - um daraus verjüngt wieder aufzuerstehen.
- Auch die Quallenart "Turritopsos dohrnii" ist durch eine Besonderheit in ihrem Lebenszyklus praktisch unsterblich.
Weitere geniale Fähigkeiten, die wir uns auch wünschen
⚡ Selbst Strom erzeugen: Nimm das! Zitter-Aale haben elektrische Organe, mit denen sie ihren Feinden heftige Stromstöße verpassen.
🔍 Gegen Krebs immun sein: Nacktmulle besitzen ein eingebautes Krebs-Warnsystem. Es verhindert, dass den Nagetieren Tumore wachsen.
💡 Im Dunkeln leuchten: Glühwürmchen, Leuchtquallen, aber auch viele Tiefseetiere haben diese Fähigkeit. Chemische Prozesse im Körper machen die sogenannte Biolumineszenz möglich.
👣 An der Decke laufen: Geckos scheinen an Wänden regelrecht festzukleben. Das klappt durch eine elektrostatische Aufladung zwischen den Härchen an ihren Füßen und dem Untergrund.
😇 Nach dem Tod auferstehen: Der Eisfrosch lässt sich im Winter einfrieren. Herzschlag und Atmung setzen aus - näher kommt dem Tod kaum ein anderes Lebewesen. Im Frühling taut er wieder auf.