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Schmierinfektionen und Corona: Ist Händeschütteln wieder erlaubt?

  • Veröffentlicht: 07.02.2022
  • 11:45 Uhr
  • Nicole Lemberg

Seit 2 Jahren begrüßen wir uns per Ellenbogen - aber ist das überhaupt noch notwendig? Denn das Corona-Virus überträgt sich nicht über Schmierinfektionen, sondern über die Luft. Warum die Behörden trotzdem weiterhin auf Händewaschen und Desinfizieren beharren.

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Das Wichtigste zum Thema Schmierinfektionen und Corona

  • Hände waschen, desinfizieren, den Ellenbogen zur Begrüßung ausstrecken: Seit Pandemie-Beginn sind diese Vorgänge Routine.

  • Durch diese Vorsichtsmaßnahmen schützen wir uns vor potenziellen Krankheitserregern - einer Corona-Infektion beugen wir dadurch aber nicht vor.

  • Denn das SARS-CoV-2-Virus überträgt sich nachweislich über die Luft durch Tröpfchen oder Aerosole. Warum Behörden die Hygiene-Maßnahmen trotzdem weiter vorschreiben, erklären wir dir weiter unten.

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Keine belegte Übertragung durch Schmierinfektionen

Oberflächen desinfizieren im Akkord-Tempo, keine Speisekarten aus Papier, Bezahlung nur mit Karte möglich: In allen Lebensbereichen haben wir uns mittlerweile an strenge Hygiene-Vorschriften gewöhnt, um potenzielle Corona-Infektionen zu vermeiden. Auch Berührungen wie Händeschütteln sind seit Pandemie-Beginn größtenteils aus unserem Verhaltens-Katalog verschwunden.

Richtig ist: Schmierinfektionen sind ein häufiger Übertragungsweg für Krankheitserreger - zum Beispiel für Adenoviren. Für das Corona-Virus gibt es aber mittlerweile andere Erkenntnisse: „Eine Transmission von SARS-CoV-2 über kontaminierte Oberflächen wurde außerhalb des Gesundheitswesens bisher nicht belegt", heißt es auf der Übersichtsseite des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Heißt übersetzt: Im Alltagsleben - außerhalb von Krankenhäusern und Co. - ist den Expert:innen also noch kein einziger Corona-Fall durch eine Schmierinfektion bekannt. Für eine Übertragung durch den Kontakt mit Produkten, Bedarfsgegenständen oder Lebensmittel gibt es nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand keine Belege, schreibt das RKI weiter.

Übertragung durch Schmierinfektionen: Eine lange Reise für die Viren

🧳 Damit Viren via Schmierinfektion ansteckend bleiben, müssen sie eine ganz schöne Tortur auf sich nehmen.

🛒 Auf einer Oberfläche, beispielsweise einer Türklinke oder am Einkaufswagen, müssten die Erreger im ersten Schritt so lange überleben, bis eine weitere Person sie durch eine Berührung aufnimmt.

Jede Minute kann dafür entscheidend sein. Denn je länger sie auf der Oberfläche haften, desto mehr Viren vertrocknen.

✋ Danach müssten sie von der Hand des neuen Wirts so lange überleben, dass sie in die Schleimhäute gelangen.

👁 Beispielsweise vom Auge über den Tränenkanal zur Nasenschleimhaut.

😮‍💨 Die Infektion über Aerosole oder Tröpfchen in der Luft verläuft für die Viren hingegen wie ein First-Class-Flug. Durch einen einzigen Atemzug gelangen die Erreger dort hin, wo sie sich unbeschadet vermehren können.

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So verläuft die Ansteckung mit dem Corona-Virus

Das Corona-Virus überträgt sich laut dem RKI hauptsächlich über das Einatmen von virushaltigen Partikeln. Das kann über Tröpfchen oder kleinste Schwebeteilchen in der Luft - sogenannte Aerosole - passieren.

Während Tröpfchen schnell zu Boden sinken, können Aerosole über einen längeren Zeitraum in der Luft schweben. Wie schnell und wie lange sich die infektiösen Partikel in der Luft verteilen ist von der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und der Belüftung des Raumes abhängig.

So kann sich eine Person mittels Tröpfchen in der Luft mit Corona anstecken.
So kann sich eine Person mittels Tröpfchen in der Luft mit Corona anstecken.© Galileo

Können Infektionen durch Oberflächenkontakte ganz ausgeschlossen werden?

Warum raten Gesundheitsämter also trotzdem zum Desinfizieren und stellen weiter strenge Hygiene-Vorschriften auf?

So einfach ist es dann doch nicht. Eine US-Studie hatte bereits zu Beginn der Pandemie bewiesen, dass das Virus 24 Stunden lang auf Karton und sogar 2 bis 3 Tage auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann. In der Theorie kann es deshalb sehr wohl passieren, das Virus beim Anfassen der Milch-Packung im Supermarkt aufzunehmen, wenn sie zuvor von einem Infizierten berührt wurde.

Deshalb schreibt auch das RKI in ihrer Übersicht: „Eine Übertragung durch kontaminierte Oberflächen ist insbesondere in der unmittelbaren Umgebung der infektiösen Person nicht auszuschließen."

Trotzdem ist eine solche Ansteckung bisher nicht nachgewiesen. Das liegt vermutlich daran, dass das Virus sehr schnell austrocknet und sonnenempfindlich ist. Ein Forschungs-Team der Universität Bochum hatte schon 2020 Studien-Ergebnisse veröffentlicht, in der untersuchte Corona-Viren schon nach einer Stunde auf einer trockenen Oberfläche 100-mal weniger ansteckend waren.

Die wenigen Viren, die durchhielten, blieben aber zum Teil über 180 Stunden aktiv. Somit bleibt ein minimales Restrisiko - die Wissenschaftler:innen können also nicht ausschließen, dass die verbleibenden Erreger nicht übertragbar sind.

„Wenn man das nicht vollständig ausschließen kann, können wir auch nicht proklamieren, dass es überhaupt kein Risiko gibt", erklärt der Virologe Johne Reimar vom Bundesinstitut für Risikobewertung in einem Interview der FAZ.

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Galileo vom 2018-11-07

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Was heißt das für dich?

✋ Die Corona-Faust zur Begrüßung oder das Desinfizieren deiner Einkäufe schützt dich zwangsläufig nicht vor einer Corona-Infektion.

🧫 Gleichzeitig gilt aber auch: Die Hygiene-Maßnahmen haben uns vor einer Ladung weiterer Krankheitserreger geschützt, die durch den obligatorischen Handschlag und Co. von einem Träger zum nächsten wandern.

🚫 Manche Wissenschaftler:innen, wie der US-Virologe Anthony Fauci, fordern sogar, komplett auf das Händeschütteln zur verzichten, um beispielsweise saisonale Grippewellen einzudämpfen.

🤝 Soziologisch sind aber Rituale wie der Händedruck fest in uns verankert. Sie symbolisieren Vertrauen und Offenheit. Der Psychologie-Professor Martin Grunwald hatte schon vor einem Jahr in einem Interview prognostiziert: "Bei den ersten Anzeichen dafür, dass der Kontakt zum anderen nicht mehr gefährlich ist, werden wir wieder zu unserem alten Verhalten zurückkehren."

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