Nagetiere
Schneehasen: So überleben die Tiere in eisiger Kälte
- Veröffentlicht: 03.01.2024
- 17:00 Uhr
- Claudia Frickel
Schneeweiß im Winter, grau-braun im Sommer: Schneehasen wechseln ihre Fellfarbe, um sich besser zu tarnen. Die Tiere haben noch mehr Tricks für die kalte Jahreszeit auf Lager.
Schneehasen: Das Wichtigste in Kürze
Schneehasen gehören zur Familie der Hasen. Die Tiere leben in eher kalten Regionen der Nordhalbkugel, beispielsweise in Sibirien und Skandinavien.
Eine Besonderheit der geselligen Nager ist ihr Fellwechsel: Genau wie Polarfüchse sind sie im Winter weiß und im Sommer braun-grau.
Das weiße Winterfell tarnt die kleinen Hasen nicht nur perfekt im Schnee. Die Beschaffenheit der Haare hilft in der kalten Jahreszeit zudem bei der Isolierung.
Schneehasen hoppelten schon während der letzten Eiszeit herum. Anders als damals ebenfalls weitverbreitete Tiere wie Mammuts gibt es die Nager immer noch. Allerdings sind sie durch den Klimawandel bedroht.
Alles zu Schneehasen auf einen Blick
Der Schneehasen-Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Lepus timidus
Ordnung: Hasenartige
Familie: Hasen
Lebensraum: Skandinavien, Schottland, England, Irland, Alpen, Baltikum, Osteuropa, Sibirien, Mongolei, Nord-China und Hokkaido in Japan
Größe: 40 bis 60 Zentimeter
Farbe: Im Sommer grau-braun, im Winter weiß; einige Arten sind immer grau-braun oder immer weiß
Lebenserwartung: 8 Jahre
Nahrung: Gräser, Kräuter, Zweige, Rinde, Triebe, Knospen, Blätter
Feinde: Greifvögel wie Adler und Uhus, Raben, Luchse, Füchse und Hermeline
Verhalten: nachtaktiv
Aktueller Bestand: Alpenschneehasen sind gefährdet, andere Arten nicht
Ein Alpenschneehase hoppelt im Schnee
Externer Inhalt
Schneehasen, Polarhasen, Alpenschneehasen: Was sind die Unterschiede?
- Schneehasen gehören zur Familie der Hasen - so wie rund 55 andere Arten, etwa Kaninchen und Feldhasen.
- Alpenschneehasen (Lepus timidus varronis) zählen zu den 15 Unterarten des Schneehasen. Sie leben am weitesten im Süden und sind von den anderen geografisch isoliert.
- Diese Gruppe gelangte in der letzten Eiszeit in die Bergregion. Als die kalte Periode vor rund 10.000 Jahren endete, blieben die Nager dort.
- Polarhasen und Alaskahasen galten früher als Unterarten von Schneehasen. Heute werden sie als zwar verwandte, aber eigenständige Arten angesehen. Diese Tiere leben in Nordamerika. Der Polarhase ist im nördlichen Kanada und in Grönland daheim, der Alaskahase in Alaska und Sibirien.
Schneehasen und Feldhasen: So sehen die Nager aus
Schneehasen sind etwa 40 bis 60 Zentimeter groß und damit meist etwas kleiner als ihre Verwandten, die Feldhasen. Zudem wirkt ihr Körper gedrungener.
Die Ohren mit der typischen schwarzen Spitze messen rund zehn Zentimeter, beim Feldhasen können es 14 Zentimeter sein.
Im Sommer ist es trotzdem schwer, die beiden Arten zu unterscheiden, denn beide tragen ein grau-braunes Fell.
Im Winter sind Schneehasen in der Regel weiß - wie lange, hängt von der Region ab, in der sie leben. Nur irische Schneehasen bleiben immer grau-braun. Wenn sich die Haare weiß färben, bleiben die Ohrenspitzen trotzdem schwarz.
Ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Schnee- und Feldhasen ist der Schwanz, ebenfalls Blume genannt: Bei Schneehasen ist er immer weiß, auch im Sommer. Feldhasen haben dagegen einen Schwanz, der oben schwarz ist.
Schneehasen: So gut sind sie für den Winter gerüstet
Wenn sich das Fell des Schneehasen im Winter weiß färbt, hilft das nicht nur, um sich vor Feinden zu tarnen.
Die Haare dienen zudem der Isolierung: Sie bestehen in den kalten Monaten aus einer dichten Unterwolle und längeren Grannenhaaren. Diese sind hohl und mit Luft gefüllt und sorgen so für eine Isolierung. Im Vergleich zum Sommerfell reduzieren die Winterhaare den Energieverlust um knapp ein Viertel.
Hasen regulieren die Blutzirkulation mithilfe der Ohren und können so den Verlust von Wärme ausgleichen. Weil Schneehasen in kühleren Umgebungen leben, sind ihre Ohren eher kurz - genau wie die von Polarhasen, die in der Arktis daheim sind.
Obendrein besitzen Schneehasen breite Pfoten, die an der Unterseite behaart sind. Die Hinterpfoten sind lang und können gespreizt werden. Dadurch sinken die Nager weniger tief im Schnee ein - fast, als hätten sie Schneeschuhe an.
Im Video: Ein ganzes Haus voller Nager
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Der Lebensraum von Schneehasen: Wie und wo die Tiere herumhoppeln
- 🌍 Schneehasen wohnen nur auf der nördlichen Halbkugel der Erde - vorwiegend in der Tundra, in Wäldern oder Mooren von Europa und Asien.
- 🏔 Alpenschneehasen leben in Höhenlagen ab 1.300 Metern überall in den Alpen. In Deutschland sind das die Bayerischen Alpen.
- 🌙 Die Hasen sind vorwiegend nachts und in der Dämmerung aktiv. Das ist eine Strategie, um Feinden wie Adlern zu entkommen - die machen tagsüber Jagd auf die Nager.
- 🐇 Müssen sie dennoch fliehen, sausen sie mit einem Tempo von bis zu 80 Kilometern pro Stunde und hakenschlagend über den Schnee. Menschen kämen da nicht mit: Wir schaffen maximal 13 Kilometer pro Stunde.
- ❄ Ihre Tage verbringen die Tiere in Gruben im Schnee oder im Erdboden. Manchmal lassen sich die Hasen einschneien, der Schnee dämmt dann die Kälte. Ein Luftschacht sorgt für die Zufuhr von Sauerstoff.
- 🧑🧑🧒🧒 Anders als andere Hasen sind Schneehasen sehr gesellig. Sie leben oft in Gruppen mit Dutzenden Tieren zusammen, manchmal sogar mit 100 oder mehr Artgenossen. Mit den anderen verständigen sie sich über Laute und durch Bewegen von Ohren und Schwanz in verschiedene Richtungen.
Was fressen Schneehasen?
- 🍽 Schneehasen ernähren sich ausschließlich von Pflanzen. Was sie genau fressen, hängt von der Jahreszeit und ihrer Umgebung ab.
- 🌿 Auf dem Speisezettel der Nager stehen Gräser, Kräuter, Beeren sowie Pilze.
- 🍃 Im Winter halten sie sich an Blätter, Moose und Flechten, oder sie nagen an Zweigen, Rinde, Knospen und Wurzeln.
- 🦠 Schneehasen können ebenso wie viele andere hasenartige Tiere schwer verdauliche Teile von Pflanzen im Blinddarm aufarbeiten. Dort befinden sich spezielle Mikroorganismen.
- 💩 Die Nager produzieren zwei Arten von Kot - und können so ihre Nahrung sehr effizient verwerten. Neben harten Kugeln scheiden sie weichen Kot aus dem Blinddarm aus. Den schlecken sie anschließend ab und nehmen so die Nährstoffe auf, die die Mikroorganismen aufgespalten haben.
Wie sich Schneehasen fortpflanzen und die Babys aufwachsen
Zwei- oder dreimal pro Jahr treffen sich Männchen und Weibchen von Schneehasen zur Paarung. Die Rammler suchen schon vorher die Nähe der Häsinnen.
Sieben bis acht Wochen lang ist das Weibchen jeweils trächtig. Dann bringt es zwei bis fünf Jungtiere in einer geschützten Umgebung zur Welt, etwa in Felsspalten oder unter Bäumen. Die Kleinen haben bereits Fell und offene Augen.
Die Mutter kehrt nur einmal pro Nacht zu den Babys zurück, um sie zu säugen. So vermeidet sie, dass Feinde auf die Jungen aufmerksam werden.
Die Junghasen wachsen schnell und werden schon nach vier bis sechs Wochen entwöhnt. Anschließend sind sie auf sich allein gestellt.
Nach einem Jahr sind Schneehasen geschlechtsreif. Die Nager können bis acht Jahre alt werden.
Wie bedroht sind die Hasen?
Schneehasen gelten laut IUCN im allgemeinen als nicht bedroht. Anders ist es allerdings bei der Unterart der Alpenschneehasen: Sie werden in der Roten Liste Deutschlands als "extrem selten" aufgeführt.
Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für den Nager. Weil es immer wärmer wird, verliert er seinen Lebensraum oder konkurriert mit dem größeren Feldhasen darum. Auf andere Regionen ausweichen können die Tiere nicht, weil sie räumlich isoliert sind.
Liegt weniger und weniger lange Schnee, hilft dem Schneehasen die weiße Färbung nicht bei der Tarnung - im Gegenteil, er fällt dann im Frühjahr mehr auf als mit braunem Fell.
Zu schaffen macht den Tieren obendrein der Tourismus im Winter und Sommer.
In Deutschland dürfen Schneehasen nicht gejagt werden. Österreich macht in der Jagdstatistik keinen Unterschied zwischen Feld- und Schneehasen. In der Schweiz ist die Jagd erlaubt. 2015 wurden dort ungefähr 1.500 Alpenschneehasen jährlich abgeschossen.