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Finanzen

Die Schufa: So kommt die umstrittene Firma an deine Daten

  • Aktualisiert: 07.12.2023
  • 15:24 Uhr
  • Sven Hasselberg

Das Urteil der Schufa beeinflusst Kredite, Miet- und Kaufverträge. Wir erklären, wie dieses Unternehmen funktioniert und warum es immer wieder kritisiert wird. Im Video: So wird der Schufa-Score berechnet.

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Das Wichtigste zum Thema Schufa

  • Die Schufa Holding AG ist eine Aktiengesellschaft und arbeitet gewinnorientiert. Sie weiß von 68 Millionen Deutschen, wie es um deren Bonität - also Kreditwürdigkeit - steht.

  • Sie sammelt Daten über Privatpersonen oder Unternehmen und errechnet einen Score. Der soll beurteilen, ob diese einen Kredit oder Ratenvertrag abbezahlen können.

  • Unter anderem bezieht die Schufa frühere Kredite, Mahnbescheide, Kreditkartenschulden oder Privat-Insolvenzen in die Berechnung ein. Wie der Score aus diesen Daten genau berechnet wird, ist aber geheim.

  • Banken, Handy-Anbieter, Online-Händler und andere können vor Vertrags-Abschluss Auskunft einholen. Bei negativer Beurteilung können sie einen Kredit oder Kaufvertrag verweigern. 21 Prozent der deutschen Bürger:innen hatten schon Probleme mit falschen Schufa-Einträgen.

  • Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshof darf der Schufa-Score nicht mehr das entscheidende Kriterium dafür sein, ob eine Person einen Vertrag mit einem Unternehmen schließen kann. Der Score kann als zum Beispiel nicht allein darüber entscheiden, ob jemand einen Kredit oder günstigen Stromvertrag bekommt.

  • Das Urteil des EuGH sollte auch das Verhältnis der SCHUFA zur Datenschutzgrundverordnung generell beurteilt. Danach sei eine automatisierte Daten-Verarbeitung, wie sie bei der Schufa passiert, nicht zulässig, wenn die Ergebnisse rechtliche Folgen für die Privatpersonen haben. Das Verwaltungsgericht in Wiesbaden muss jetzt klären, wie das Urteil umgesetzt werden kann. 

So bewertet dich die Schufa

Die Schufa: So kommt die umstrittene Firma an deine Daten

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Schufa: Positiver Einfluss auf den Score

Schufa: Positiver Einfluss auf den Score

Schufa: Unklarer Einfluss auf den Score

Schufa: Unklarer Einfluss auf den Score

Schufa: Negativer Einfluss auf den Score

Schufa: Negativer Einfluss auf den Score

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Die Schufa - das Geschäft mit den Daten

Pro Tag erteilt die Schufa gut 320.000 Auskünfte. Sie ist eine "Auskunftei". Davon gibt es auch noch andere, aber die Schufa ist die mächtigste.

Der Jahresumsatz der Schufa beträgt 200 Millionen Euro. Ihr Wert wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt. Anteile halten Banken, Handelsunternehmen, Dienstleister:innen und andere.

Die Daten erhält die Schufa unter anderem aus öffentlichen Quellen wie Zwangs-Vollstreckungen oder Insolvenz-Registern. Nach dem "Gegenseitigkeits-Prinzip" speisen viele Banken oder Kreditinstitute die Schufa mit Daten ihrer Kund:innen und können auch Daten abfragen. Die Kund:innen werden zum Beispiel in Kredit-Verträgen über die Weiterleitung der Daten informiert.

Andere Parteien, die "berechtigtes Interesse" an einer Auskunft nachweisen, zahlen für die Daten. Die Schufa darf unter anderem keine Daten zum EinkommenVermögen, Kaufverhalten oder dem Arbeitgeber speichern.

Zu mehr als 90 Prozent der erfassten Verbraucherinnen und Verbraucher liegen laut Schufa nur positive Informationen vor. Dennoch misstraut jeder Fünfte der Schufa.

Hast du schon mal eine Schufa-Auskunft bekommen?

Der Schufa-Score unterteilt die Kund:innen in Risikoklassen. Je höher dein Score ist, desto geringer ist demnach das Risiko, dass du eine Zahlungsaufforderung oder einen Kredit nicht zurückzahlen kannst.
Der Schufa-Score unterteilt die Kund:innen in Risikoklassen. Je höher dein Score ist, desto geringer ist demnach das Risiko, dass du eine Zahlungsaufforderung oder einen Kredit nicht zurückzahlen kannst.
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Schufa-Basisscore per App checken

Seit Kurzem bietet die Schufa in Kooperation mit dem 2022 aufgekauften Start-up "Bonify" eine App an, mit der du deine Bonität kostenlos und digital abrufen kannst. Damit will Deutschlands größte Auskunftei für mehr Transparenz und Kontrolle sorgen.

Noch handelt es sich dabei um eine Web-App - offenbar mit Startschwierigkeiten: Nach einem Datenleck war der Dienst zeitweise offline. Über die Stores von Google und Apple soll die App im Laufe des Augusts verfügbar werden.

Zur Nutzung musst du dich mithilfe eines Uploads deines Personalausweises oder über dein Bankkonto registrieren.

Mit der App kannst du deinen Schufa-Basisscore checken, der der eigenen Einschätzung dient. Er wird alle drei Monate aktualisiert. Demnächst sollen auch Bezahldienstangebote wie Mieterauskunft oder IdentSafe über die App abgewickelt werden.

Willst du lieber eine postalische Eigenauskunft über deine Daten anfordern, ist das auch weiterhin auch per Telefon oder auf dem Postweg möglich. Zur Nutzung der Web-App bist du also nicht verpflichtet.

Ohnehin ersetzt der Basisscore nicht die offizielle Schufa-Bonitätsauskunft, die derzeit 29,95 Euro kostet.

Galileo vom 2018-02-19

Die größten Geheimnisse der Schufa

Wenn sie nicht will, bekommt keiner von uns einen Handy-Vertrag oder eine Wohnung. Die Rede ist von der Schufa. Galileo hat für euch die größten Geheimnisse des Datensammlers entschlüsselt und zeigt euch, wie ihr bei der Schufa besser aussehen könnt.

  • Video
  • 10:21 Min
  • Ab 12
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Fünf Kritikpunkte an der Schufa

🚧 Datenschutz: Verbraucherschutz-Organisationen warnen, dass die Schufa Daten speichert, die mit der Bonität nichts zu tun haben. So kritisierten sie 2021 das Speichern von Handy-Vertragsdaten "unbescholtener" Bürgerinnen und Bürger. Hier ging es lediglich um den Wechsel von Anbietern oder das Wahrnehmen von Einstiegs-Angeboten. Diese könnten falsch interpretiert werden. Außerdem hagelt es immer wieder Kritik daran, wer welche Daten einsehen dürfe - selbst der Bundesbeauftrage für Datenschutz warnte schon davor.

🔎 Transparenz beim Scoring: Der genaue Modus des Scores ist nicht bekannt. Niemand weiß, welche Infos wie genau einberechnet werden. Deshalb forderte 2018 selbst die damalige Justizministerin Katarina Barley: Jede Bürgerin und jeder Bürger müsse das Recht haben, zu wissen, welche Daten bei der Berechnung der Bonität wie gewichtet werden. Doch das Erstellen des Scores bleibt eine Blackbox. Der Bundesgerichtshof urteilte, dass die Berechnung einem Geschäfts-Geheimnis gleichzusetzen ist.

🗂 Mangelnde Daten: Fachleute bemängeln, dass die Schufa auch oft zu wenig oder veraltete Daten zu einer einzelnen Person habe, um sich überhaupt ein reales Bild zu deren Bonität machen zu können.

📱 Soziale Medien: Gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut der Uni Potsdam wollte die Schufa in einem Forschungsprojekt im Jahr 2012 social media nach Infos durchsuchen. Dazu könnten Äußerungen über Finanzen, aber auch Umzüge gehören. Die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kritisierte dies. Zudem sprach die damalige Verbraucherschutz-Ministerin Ilse Aigner von Big-Brother-Methoden. Das Institut kündigte daraufhin den Vertrag.

💳 Kontoauszüge: Das Pilotprojekt "Check now" sollte dazu dienen, Menschen mit schlechter Bonitäts-Bewertung eine "zweiten Chance" zu geben. Indem sie der Schufa Einblick in ihre Kontoauszüge gewähren, sollten sie beweisen können, dass es besser um ihre Finanzen steht. Nach heftiger Kritik stellte die Schufa das Projekt 2021 ein.

Die Deutschen und ihre Kredite

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Häufige Fragen zur Schufa

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