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Super trendy und super billig: Darum ist die Ultra-Fast-Fashion von Shein umstritten

  • Veröffentlicht: 24.06.2022
  • 20:45 Uhr
  • Heike Predikant

Was heute Trend ist, gibt's morgen bei Shein: Der Online-Händler aus China fährt mit seiner Ultra-Fast-Fashion Umsätze in Milliarden-Höhe ein - und auch reichlich Kritik. Die Hintergründe zeigt dir unser Clip.

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Das Wichtigste zum Thema Shein

  • Der Hauptsitz des Online-Händlers (gegründet 2008) befindet sich in der Stadt Guangzhou im Süden Chinas. Kund:innen hat das Unternehmen in mehr als 150 Ländern.

  • Bei Shein gibt's angesagte Mode und Accessoires zu Billig-Preisen. Abgerundet wird das XXL-Sortiment durch Beauty- und Lifestyle-Produkte.

  • Mit seiner Ultra-Fast-Fashion macht der Global Player Milliarden-Umsätze. Die Strategie dahinter: Trends aufspüren und die Kleidungsstücke sehr schnell und sehr günstig produzieren - mithilfe von Nähereien, Zulieferern und Sub-Unternehmen.

  • Doch genau dafür steht Shein in der Kritik (siehe unten). Bemängelt werden unter anderem unfaire Arbeitsbedingungen, schlechte Qualität und mangelnde Nachhaltigkeit.

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Shein in Zahlen

  • Nach Angaben des US-Finanz-Dienstleisters Bloomberg soll Shein einen Wert von umgerechnet knapp 100 Milliarden Euro haben und damit wertvoller sein als H&M und Zara zusammen.
  • 2021 stieg der Jahresumsatz des Unternehmens um 60 Prozent auf rund 15 Milliarden Euro.
  • Zu jeder Zeit umfasst das Sortiment um die 600.000 Artikel, täglich kommen laut dem Unternehmen mehr als 1.000 neue dazu.
  • Ein Produkt ist maximal 90 Tage online verfügbar.
  • Der Fashion-Gigant hat über 2.000 Zulieferer, mehr als 300 davon sind nicht weiter als zwei Stunden vom Lieferzentrum in Guangzhou entfernt.
  • Die Produktion und Bereitstellung eines Kleidungsstücks kann das Unternehmen innerhalb von drei bis vier Wochen abwickeln. 
  • Fashion gibt's bei Shein schon für "unter 5 Euro" (selbst Kleider, Pullover und Bikinis), der Durchschnittspreis liegt bei 9,20 Euro.
  • Der Online-Händler beschäftigt weltweit über 10.000 Mitarbeiter:innen, von denen 58 Prozent weiblich sind.
  • Auf Instagram hat #sheinofficial derzeit mehr als 25 Millionen Follower:innen, auf Facebook sind es knapp 27 Millionen Follower:innen.
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Nicht alles eitel Sonnen-Shein: Wofür der Fashion-Gigant kritisiert wird

Unfaire Arbeitsbedingungen: Shein verspricht eine "sichere, faire und angenehme Arbeits-Umgebung". Die Non-Profit-Organisation Public Eye allerdings fand heraus, dass Angestellte der Sub-Unternehmen oft 75 Stunden pro Woche arbeiten müssen - für weniger als 1.500 Euro im Monat, ohne Arbeitsverträge und Sozialleistungen. Zudem haben die Werkstätten häufig verbarrikadierte Fenster und keine Notausgänge. Das kann beispielsweise im Fall eines Brands Menschenleben kosten. 

Schlechte Qualität: Auf trustpilot.com wird Shein mit zwei Sternen (von fünf) bewertet - schlechter als die meisten Konkurrenten. 41 Prozent der Kund:innen vergaben für die gelieferten Waren ein "ungenügend".  

Mangelnde Nachhaltigkeit: Das Portal "Good on you" beschäftigt sich mit der Nachhaltigkeit von Mode-Firmen und meint zu Shein: "We avoid". Es gebe keine Belege dafür, dass das Unternehmen sinnvolle Maßnahmen zur Reduzierung oder Beseitigung gefährlicher Chemikalien ergriffen hat. Und auch nicht dafür, dass die CO2- und andere Treibhausgas-Emissionen in seiner Lieferkette reduziert werden.

Produkt-Piraterie: Es soll immer wieder vorkommen, dass der Fashion-Gigant Urheberrechte verletzt und Designs anderer Mode-Labels kopiert. Verklagt wurde Shein unter anderem von Levi's und Dr. Martens.   

Förderung von Kaufsucht: Laut Expert:innen wird mit der Shein-App versucht, aus jungen Menschen treue Kund:innen zu machen - zum Beispiel durch Rabatt-Aktionen oder Belohnungen. Zudem stößt man auf sogenannte "Dark Patterns", manipulative Oberflächen-Designs oder Prozesse, die User:innen zu übermäßigem Konsum anregen sollen. 

Shein und die Haul-Videos

Shop till you drop! Der englische Begriff "Haul" steht für "Ausbeute" oder "Fang". Ein Haul-Video zeigt die Ausbeute einer Shopping-Tour oder das "Unpacking" bestellter Ware. Manchmal gibt's dazu Infos zum Ort des Kaufs, zum Produkt und zum Preis. Veröffentlich werden die Clips auf Video-Plattformen wie YouTube und TikTok.

Die Videos drehen Privatpersonen oder auch Influencer:innen, die offiziell oder "unter der Hand" von Unternehmen dafür engagiert und bezahlt werden. Der Fashion-Gigant Shein nutzt "Hauler" und ihre Videos für Werbe- und Marketing-Zwecke. Allein auf TikTok verzeichnet der Hashtag #sheinhaul inzwischen Milliarden von Views.

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#sheinhaul

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Berge von Billig-Klamotten - in der Wüste

In der Atacama-Wüste tut sich eine neue Hügelkette auf: Berge von Billig-Klamotten türmen sich über mehrere Kilometer. Im Hafen von Iquique im Norden Chiles kommen jedes Jahr rund 59.000 Tonnen Fast-Fashion an, die in China, Bangladesch oder Indonesien produziert wurden und in Europa oder den USA nicht verkauft werden konnten. Was davon in Chile und den Nachbarländern nicht weiterverkauft werden kann, landet in der südamerikanischen Wüste.

Die Müll-Deponien zwischen den kargen Dünen wachsen jährlich um etwa 39.000 Tonnen Textilien - mit fatalen Folgen für die Umwelt. Die Stoffe sind durch das Färben, Bleichen oder Bedrucken oft so giftig wie Plastik oder Reifen. Nach Angaben von Greenpeace werden in der Textil-Industrie über 70 gesundheits- und umweltgefährdende Chemikalien eingesetzt. Zudem braucht das häufig verwendete Polyester bis zu 200 Jahre, um sich abzubauen, und dann bleibt immer noch Mikroplastik übrig.

Fast-Fashion von Unternehmen wie Shein, Primark, Asos, Boohoo oder Forever 21 gilt schon lange als "Klima-Killer". Der Anbau konventioneller Baumwolle etwa geht mit dem Einsatz großer Mengen an Pestiziden und Düngern einher. Für den Betrieb der Textil-Fabriken kommt die Energie nicht selten aus Kohle-Kraftwerken. Und allein um ein T-Shirt herzustellen, benötigt man rund 2.700 Liter Wasser, bei einer Jeans sind es um die 7.000 Liter Wasser. 

So sieht Überproduktion aus: In der Atacama-Wüste im Westen Chiles landen jährlich rund 39.000 Tonnen ausrangierter Fast-Fashion.
So sieht Überproduktion aus: In der Atacama-Wüste im Westen Chiles landen jährlich rund 39.000 Tonnen ausrangierter Fast-Fashion.© picture alliance/dpa | Antonio Cossio
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