Südfrüchte essen und die Umwelt schonen - so funktioniert's
- Veröffentlicht: 14.09.2021
- 16:45 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
Wusstest du, dass nur 20 Prozent unserer Früchte aus Deutschland stammen? Der Rest wird importiert - teils quer über den Globus. Aber vielleicht nicht mehr lange. In unserem Clip besuchen wir ein tropisches Gewächshaus in Bayern.
Das Wichtigste zum Thema Südfrüchte aus Deutschland
Südfrüchte wie Bananen, Kiwis, Mangos oder Avocados sind für uns selbstverständlich. Der Selbstversorgungsgrad an Obst beträgt in Deutschland nur rund 20 Prozent! Es stammt also nicht mal ein Viertel unserer Früchte aus dem eigenen Land.
Exportschlager: Die wichtigste und beliebteste Südfrucht der Deutschen ist die Banane. Die meisten unserer Bananen stammen aus Costa Rica. Der Import von Südfrüchten bringt auch Probleme mit sich.
CO2-Schleuder: Tropische Früchte sind weit gereist. Die Bananen aus Costa Rica etwa legen rund 10.000 Kilometer Luftlinie zurück, bis sie in Deutschland eintreffen. Für diese Strecke könnte man 17 Mal mit dem Auto von Berlin nach München fahren.
Weitere Minuspunkte: Pestizid-Belastung, die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und Arbeiter:innen. Nur jede 10. Banane ist fair gehandelt.
Avocado-Pflanzen sind sehr durstig. Für 1 Kilo Avocados - das sind nur circa 3 Früchte - werden rund 1.000 Liter Wasser verbraucht - so viel wie 5 volle Badewannen.
Und jetzt - nie wieder Südfrüchte essen? Es geht auch anders. In unserem Clip besuchen wir ein ökologisches Tropen-Gewächshaus in Bayern. Und auf unserer Seite geben wir dir Tipps, wie du exotische Früchte nachhaltiger genießen kannst.
Tropen-Klima durch Industrie-Abwärme: "Klein Eden", das nachhaltige Gewächshaus
Dieses Gewächshaus macht es möglich tropische Früchte mitten in Deutschland anzubauen - und das nachhaltig: Das Wasser für die Mangos, Papayas und Co. ist zu 100 Prozent Regenwasser. Gelagert wird es in einem Fischbecken. Die Tiere fressen Pflanzenreste und ihr Kot kommt als Dünger zum Einsatz - ein perfekter Kreislauf. Geheizt wird mit der Abwärme einer benachbarten Fabrik. Statt in der Atmosphäre zu verpuffen, schafft sie optimales Klima für Tropenfrüchte.
Ist das die Zukunft?
Das Pilot-Projekt wird von der EU gefördert. Die Idee hat großes Potenzial - und europaweit gibt es rund 200 weitere Standorte, an denen Industrie-Abwärme weitere Gewächshäuser beheizen könnte. Hat "Klein Eden" Erfolg, könnten wir bald einen Teil unserer Südfrüchte auf lokaler Ebene anbauen. Bis es soweit ist, geben wir dir Tipps für einen nachhaltigeren Konsum.
So snackst du Tropenfrüchte umweltfreundlicher
🥝 Achte darauf, ob die Früchte aus dem Ausland gerade Saison haben. Bestenfalls stammen sie aus nahegelegenen Ländern. Es gibt zum Beispiel Kiwis aus Italien oder Avocados aus Südeuropa. So müssen die Früchte nicht um den halben Globus reisen.
🌱 Achte auf das Bio-Siegel. So schützt du nicht nur deinen Körper vor Pestiziden, sondern auch die Insektenarten und das Grundwasser in den Anbauländern.
🍒 Im Sommer und Herbst gibt es auch in Deutschland viele frische Früchte wie Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Kirschen, Weintrauben, Äpfel oder Birnen. Kauf lieber saisonal und regional ein, bevor du zu Südfrüchten greifst.
🍓 Tipp: Beeren kannst du während der Saison super auf Vorrat kaufen und einfrieren. Ein heißer Schuss Wasser oder Milch, zum Beispiel im Müsli, taut sie blitzschnell wieder auf.
🥭 Du hast trotzdem Lust auf Südfrüchte? Dann gönne sie dir in Maßen. So schonst du die Umwelt - und genießt das Obst dafür umso mehr.
Saisonal einkaufen im Supermarkt: Das steckt hinter dem grünen Trend
Wann hat welches Obst und Gemüse Saison? Das erfährst du hier in unserem Saison-Kalender.
Heimische Alternativen für weitgereistes "Superfood"
💪 Quinoa, Chiasamen, Goji-Beeren und Co. - um exotisches "healthy food" entstand ein wahrer Hype. Aber Superfood muss überhaupt nicht importiert werden - bei uns wachsen längst heimische Doppelgänger. Wir zeigen sie dir:
🥄 Leinsamen statt Chiasamen: Chiasamen werden mit ihrem hohen Gehalt an Protein und Omega-3-Fettsäuren angepriesen. Leinsamen toppen die Gehalte jedoch noch. Und auch ihre Ballaststoffe sättigen genauso gut wie die der exotischen Variante.
😋 Schwarze Johannisbeeren und Sanddorn statt Goji-Beeren: Goji-Beeren gelten wegen ihres hohen Vitamin C-Gehalts als Wunderfrucht. Doch Schwarze Johannisbeeren oder Sanddorn-Beeren enthalten nicht nur mehr Vitamin C - sie sind auch deutlich günstiger als die importierten Goji-Beeren.
🥑 Walnüsse statt Avocado: Avocados gehören wegen ihres hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren zum Superfood. Walnüsse haben aber sogar noch einen höheren Gehalt davon. Die Nüsse gedeihen sehr gut in Deutschland und sind besonders lange lagerfähig.
🥣 Hirse statt Quinoa: Quinoa ist wegen seines hohen Eiweiß- und Eisen-Gehalts beliebt und außerdem glutenfrei. Da kann die heimische Hirse aber locker mithalten - ebenfalls ohne Gluten.
🍇 Blaues Obst statt Açai-Beeren: Die exotischen Açai-Beeren enthalten besonders viele Anthocyanen. Das sind blaue Pflanzen-Farbstoffe, die den Körper vor schädigenden Oxidationsprozessen schützen können. Aber heimische blaue Früchte - wie Heidelbeeren, Holunderbeeren, blaue Trauben oder Rotkohl - stehen dem Superfood in nichts nach.
Diese Tomaten gedeihen in Vulkan-Wärme - Islands geothermale Tomaten-Farm
Tomaten mögen es sonnig und warm. Vermutlich nicht gerade das erste, das dir bei Islands Klima in den Sinn kommt. Trotzdem genießen die Inselbewohner:innen ganzjährig saftige Tomaten. Die kühle Insel heizt nämlich schon seit 1924 Gewächshäuser mit Erdwärme. Dank der vulkanischen Aktivität gibt es davon mehr als genug. In der Tomaten-Farm "Friðheimar" reifen 12 Monate im Jahr Tomaten heran. Im Sommer kriegen sie besonders viel Licht - denn da wird es in Island kaum dunkel. Im Winter beleuchtet grüner Öko-Strom aus Wasserkraft- und Geothermie-Kraftwerken das gläserne Gewächshaus. Weitere Features der Gewächshäuser: Verbesserte Photosynthese durch geothermalen Dampf, extra dünnes Glas für maximale Sonneneinstrahlung und gute Tomaten-Qualität dank mineralischem Gletscherwasser - das Gemüse besteht immerhin zu rund 90 Prozent aus Wasser.