Peregrine-Mission vor dem Aus
Erstem Lieferdienst zum Mond geht der Sprit aus
- Aktualisiert: 09.01.2024
- 11:05 Uhr
- Peter Michael Schneider
Die private Lande-Fähre Peregrine sollte im Februar auf dem Mond landen und ihn für die NASA auszukundschaften. Doch schon einen Tag nach einem Traumstart gibt es Probleme - offenbar verliert der unbemannte Roboter Treibstoff. Das steckt hinter der Mission.
Das Wichtigste in Kürze zur Peregrine-Mission zum Mond
Am Montagvormittag sah alles noch nach einem Traumstart für die kleine Mond-Lande-Fähre Peregrine aus. Um 8:18 Uhr war sie vom US-amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral abgehoben.
Doch nachdem sie sich planmäßig von der Trägerrakete getrennt hatte, tauchten die Probleme mit dem Antrieb auf (siehe unten). Laut Hersteller Astrobotic steht nun die gesamte Mission auf dem Spiel.
Peregrine sollte am 23. Februar aufsetzen. Es wäre die erste erfolgreiche, private Landung auf der Mond-Oberfläche. Zudem wäre es der erste US-amerikanische Landeversuch seit mehr als 50 Jahren.
Die Mission ist ein Novum: Der unbemannte Roboter ist von einem privaten Unternehmen gebaut worden, das gegen Geld wissenschaftliche Instrumente befördern will. Bisher ist es allerdings nur wenigen staatlichen Raumfahrtagenturen gelungen, auf der Mond-Oberfläche weich aufzusetzen.
Der Mond ist derzeit ein gefragtes Ziel in der Raumfahrt. Ursache dafür ist unter anderem, dass die NASA plant, wieder Astronauten auf die Mond-Oberfläche zu schicken - um für eine künftige Mars-Mission zu üben.
Das erste Bild von Peregrine aus dem All
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Missions-Disaster: Peregrine geht der Sprit aus
- Peregrine hat sich offenbar erfolgreich von der Rakete getrennt und begann auch, Daten zu senden. Doch dann gelang es dem Fahrzeug nicht, sich mit Hilfe seiner Triebwerke stabil zur Sonne auszurichten, um Solar-Energie zu gewinnen
- Dabei lief die Bord-Batterie offenbar so leer, dass dem Roboter der Strom auszugehen drohte. Den Missions-Analyst:innen gelang es im letzten Augenblick, die Solarpanelen Richtung Sonne zu drehen. Die Batterie ist mittlerweile wieder geladen.
- Das entscheidende Problen: Offenbar verliert Peregrine Treibstoff. Gelingt es nicht, das Leck zu stopfen, wird das Fahrzeug laut Astrobotic schon in nur 40 Stunden nicht mehr in der Lage sein, zu manövrieren.
Sternwarte Bochum hört Peregrine laut und deutlich
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Der Peregine-Lander: Mond-Lande-Fähre mit Sponsor
Das steckt hinter der Mission von Peregrine
- Es ist kein Zufall, dass so viele Missionen zum Mond führen: Für ihre künftigen bemannten Artemis-Missionen möchte die NASA die Bedingungen auf dem Mond vorerkunden. Sie hofft, dass private Unternehmen solche Missionen preiswerter abwickeln als ihre eigenen Forschungsinstitute.
- Setzt Peregrine intakt auf, soll er zehn Tage lang vor allem den Mond-Boden untersuchen. Dabei soll das nur mannshohe Gerät messen, ob und wie viel Wasser er enthält. Wasser gilt als wichtiger Rohstoff, um längere Zeit im All leben zu können (hier erfährst du das Wichtigste über den Erdtrabanten).
- Jahrzehntelang dachten Wissenschaftler:innen, dass der Mond komplett trocken sei. Neuere Messungen aus der Umlaufbahn deuten darauf hin, dass es an den Polen im Mondboden womöglich doch Wasser gibt.
- Zudem hat Peregrine noch Experimente anderer Kunden geladen. Kosten pro Kilogramm: umgerechnet etwa 1,1 Millionen Euro. Insgesamt kann der Lander 90 Kilogramm zum Mond transportieren.
- Wirklich billig dürfte die Mission auch für die NASA nicht sein. Der Hersteller Astrobotic erhält für die Mission umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro.
Die Bucht der Klebrigkeit: Hier soll Peregrine eigentlich aufsetzen
Jungfern-Flug: Brandneue Träger-Rakete Vulcan-Centaur fliegt das erste Mal ins All
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Peregrine startete auf der Spitze einer Vulcan-Centaur. Das Besondere: Die 61 Meter lange und 500 Tonnen schwere Rakete ist brandneu. Ihr Erst-Flug wurde von ihrem Betreiber ULA, einem Gemeinschafts-Projekt der Raumfahrt-Riesen Boeing und Lockheed-Martin, sehnsüchtig erwartet, denn sie startete mit jahrelanger Verspätung.
Besonders gespannt dürfte Amazon-Gründer und Supermilliardär Jeff Bezos den Start beobachtet haben. Denn die Vulcan wird von Raketen-Motoren seines Raumfahrt-Unternehmens Blue Origins angetrieben, die auch bald seine eigene Riesenrakete New Glenn ins All befördern soll. Das Erbe der neuen Rakete wog schwer: Ihr Vorgänger, die Delta IV, stürzte bei 44 Starts kein einziges Mal ab.
Mond-Landungen: Space-Manöver der Meisterklasse
Mond-Lande-Missionen gelten in der Raumfahrt als Meisterstück, das nur den USA, Russland, China und zuletzt Indien gelungen ist, als es im August 2023 seinen Roboter Chandrayaan-3 am Südpol des Monds landete und sogar einen kleinen Rover absetzte.
Der ersten privaten Landeversuche hingegen misslangen. Die Mond-Fähre Beresheet der israelischen Firma SpaceIL stürzte 2019 ab, die japanische Fähre Hakuto 2012. Solche Missgeschicke passieren heute allerdings auch erfahrenen staatlichen Raumfahrtbehörden. Zuletzt zerschellte die russische Mond-Fähre Luna 25, im August auf dem Mond - nur Tage vor dem indischen Erfolg.