Unsere Bäume verdursten! So trocken ist es in deiner Region
- Veröffentlicht: 25.07.2022
- 08:45 Uhr
- Alena Brandt
Blätter fallen - oder gleich ganze Bäume. Es gibt ein neues Waldsterben! Erfahre, wie trocken deine Region ist, was du für den Baum vor deiner Tür tun kannst und warum es Hoffnung für den Wald gibt.
So durstig sind die Bäume
🌳 Etwa ein Drittel von Deutschland ist von Wald bedeckt. 80 Prozent der Bäume sind laut Waldzustands-Bericht 2019 geschädigt.
☀️ Das Frühjahr 2020 war laut Deutschem Wetterdienst sonnig, heiß und trocken. Mehrere Jahre Dürre hintereinander lassen die Bäume verdursten.
🌲 Stark betroffen sind Fichten. Ihr Feind Nr. 1 ist der Borkenkäfer. Dem spielt die Trockenheit noch in die Karten, da die Bäume bei Dürre keine Schutzschicht aus Harz bilden können.
🍂 Aber auch Laubbäumen wie Eichen und Buchen geht es schlecht. Woran du das erkennst? Ihre Blätter wirken welk, färben sich braun und fallen teils schon im Sommer ab.
💡 Dabei haben Bäume clevere Anpassungs-Mechanismen: Sie warnen sich über Duftstoffe vor Schädlingen. Und sie geben Informationen über Trockenheit sogar an folgende Generationen weiter.
🏞️ Hoffnungsschimmer: Zwischen 1.000 und 1.200 gab es eine ähnliche Trockenperiode in Europa. Damals wuchs sogar Wein in Schweden - und es gab trotzdem gesunden Wald. Die Studie dazu findest du weiter unten.
Das passiert, wenn Bäume zu wenig Wasser bekommen
Unsere Bäume verdursten! So trocken ist es in deiner Region
Bei Dürre siehst du rot
Diese Boden-Karte von Deutschland zeigt die Bodenfeuchte bis zu einer Tiefe von 1,80 Meter. Das ist der Bereich, aus dem Bäume mit ihren Wurzeln Wasser saugen. Besonders im Osten und Westen gibt es extrem trockene Gebiete. Sie sind dunkelrot.
Der Dürremonitor Deutschland liefert täglich aktuelle Infos. Du findest auf der Webseite zudem detaillierte Karten für jedes einzelne Bundesland. Das Monitoring betreibt das Heimholtz-Institut für Umweltforschung.
Wie schlimm steht es um die Bäume? Interview mit dem Landschafts-Ökologen Dr. Tobias Scharnweber
❓ In trockenen Gebieten wie Berlin gießen Bürger die Bäume in der Stadt, um sie zu retten. Bringt das wirklich etwas?
💬 Ja, das ist ein gutes Projekt für Hitze-Perioden. Stadtbäume haben ohnehin schon erschwerte Lebensbedingungen. Der verdichtete Boden und Asphalt erschweren es, Wasser zu ziehen. Auch Luftverschmutzung macht ihnen zu schaffen. Vor allem bei jungen Bäumen lassen sich Dürreschäden noch aufhalten.
❓ Warum spielt das Alter der Bäume eine Rolle?
💬 Junge Bäume wurzeln noch nicht so tief in den Boden. Deshalb erreicht sie das Wasser noch gut. Beim Gießen werden ja hauptsächlich die oberen Bodenschichten befeuchtet.
❓ Welche Bäume im Wald leiden besonders unter der Trockenheit?
💬 Fichten sind in den vergangenen Hitze-Sommern bereits flächendeckend abgestorben. Diese Nadelbäume sind an hohe Niederschlagsmengen angepasst - die ausbleiben. Zudem stehen sie häufig in Monokulturen, was sie anfälliger für Schädlinge macht.
❓ Das heißt, Mischwälder wären gesünder für die Bäume?
💬 Genau. Und man sollte wachsen lassen, was von sich aus wächst - zumindest gebietsweise. Totholz hilft dabei: Es speichert Wasser, und im Schutz der abgestorbenen Bäume siedeln sich neue Pflanzen an. Zuerst wachsen meist Birken und Kiefern. Dann folgen Ahorn, Buchen und Eichen. Studien zeigen: Haben Wälder sich selbst entwickelt, sind sie beständiger.
❓ Gibt es dafür ein Beispiel?
💬 In den 90er-Jahren gab es ein dramatisches Baumsterben im Bayerischen Wald. Heute zeigt sich Besuchern dort ein üppiges Waldbild: Es ist alles grün, der Wald hat sich regeneriert - und es gibt vielgestaltigen Lebensraum mit hoher Bio-Diversität.
❓ Klingt nach einem Hoffnungsschimmer …
💬 Und es gibt sogar noch einen! Laubbäume nutzen teils bis in den Juli hinein Niederschläge aus den Wintermonaten. Und Prognosen sagen, dass es in Teilen Deutschlands zukünftig im Winter mehr regnet. Das könnte trockenere Sommer-Bedingungen etwas abmildern.
👨 Zur Person: Dr. Tobias Scharnweber forscht an der Uni Greifswald am Institut für Botanik und Landschaftsökologie
Vor 1.000 Jahren gab es ähnlich trockene Sommer - die Bäume passten sich an
Wie waren die Sommer wohl vor rund 1.000 Jahren? Das rekonstruierten Wissenschaftler von der Uni Greifswald. Anhand von Jahresring-Kurven lebender Buchen und archäologischer Bauhölzer ermittelten die Forscher die klimatischen Bedingungen.
Sind die Jahresringe schmal, spricht das für ein trockenes Jahr. Sind sie breit, waren die Wachstumsbedingungen gut für die Bäume.
Das Ergebnis der Studie: Im Mittelalter zwischen 1.000 und 1.200 gab es teils Trockensommer wie heute. "Es war so warm, dass in Schweden Wein wuchs", sagt Dr. Tobias Scharnweber.
Trotz Dürren gab es Wald. Die Bäume passten sich den klimatischen Bedingungen an. Buchen beispielsweise waren deutlich kleiner - was bei Trockenheit ein Vorteil für sie bedeutete.