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Vogelschlag: Warum Vögel gegen Fensterscheiben fliegen

  • Veröffentlicht: 31.05.2023
  • 08:33 Uhr
  • Christian Stüwe

Schätzungsweise sterben in Deutschland jährlich 100 Millionen Vögel durch den Aufprall auf Fensterscheiben und Glasfassaden von Gebäuden. Warum passiert das und was kann man dagegen tun? Im Video zeigen wir dir, wie Vögel vor Windrädern geschützt werden könnten.

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Das Wichtigste zum Thema Vogelschlag

  • Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) schätzt, dass in Deutschland 100 Millionen Vögel im Jahr durch den Zusammenprall mit Scheiben und Glasfassaden sterben.

  • Vögel erkennen im Flug Glas nicht als Hindernis. Der Aufprall bei hoher Geschwindigkeit führt zu Genickbrüchen, schweren Gehirnerschütterungen und inneren Verletzungen.

  • Vögel werden von Lichtquellen angezogen, weshalb auch die Beleuchtung von Gebäuden bei Vogelschlag eine große Rolle spielt.

  • Betroffen sind fast alle heimischen Vogelarten wie Sperlinge, Amseln, Meisen und Tauben, aber auch Greifvögel und Störche. Besonders junge Vögel kollidieren oft mit Scheiben.

  • Es gibt wirksame Gegenmaßnahmen, um Vogelschlag zu verhindern. Die weitverbreiteten schwarzen Aufkleber in Greifvogelform gehören allerdings nicht dazu.

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Warum Vögel gegen Scheiben fliegen

Ein Kernbeisser ist mit der Scheibe einer Bushaltestelle kollidiert.
Ein Kernbeisser ist mit der Scheibe einer Bushaltestelle kollidiert.© Imago Images/blickwinkel

Wenn Vögel mit Objekten wie Scheiben, Häuserfassaden, Autos, Flugzeugen, Stromleitungen oder Windrädern zusammenstoßen, spricht man von Vogelschlag. Besonders verhängnisvoll für die ohnehin sinkende Population der Vögel sind große Fensterscheiben und Glasfassaden.

Der NABU schätzt, dass bis zu 100 Millionen Vögel im Jahr durch Kollisionen mit Glas ihr Leben verlieren. Das entspricht etwa fünf bis zehn Prozent der Gesamtpopulation. Die Dunkelziffer bei Vogelschlag ist hoch, da sich manche Vögel trotz schwerer Verletzungen noch vom Unglücksort entfernen, um dann später von Katzen, Mardern, Füchsen oder Raubvögeln gefressen zu werden.

Die Kollisionen passieren, weil Vögel Probleme haben, von Menschen geschaffene, durchsichtige Hindernisse wie Glasscheiben zu erkennen. Die Vögel nehmen das Glas nicht wahr, prallen mit voller Geschwindigkeit dagegen, was oft zu tödlichen Verletzungen durch Genickbruch, schweren Gehirnerschütterungen oder inneren Verletzungen führt.

Die Transparenz der Scheiben täuscht den Vögeln einen freien Flugweg vor, teilweise verwechseln die Tiere auch die Spiegelungen von Himmel und Wolken, Bäumen oder Sträuchern im Glas mit der Umwelt. Je größer die Scheibe ist, umso riskanter wird es für die Vögel. Weshalb große Glasflächen wie zum Beispiel Schaufensterscheiben, die Fassaden von Büro- und Verwaltungsgebäuden, Sporthallen oder Schwimmbädern besonders für Vogelschlag gefährdet sind.

Natürlich spielt auch der Standort eine Rolle. Vögel kollidieren häufig mit frei stehenden Gebäuden, die sich in der Nähe ihres natürlichen Lebensraums wie Wäldern, Wiesen oder Parkanlagen befinden.

Diese Rolle spielt die Beleuchtung von Gebäuden bei Vogelschlag

Der erleuchtete Post-Tower in Bonn zieht in der Nacht Zugvögel an.
Der erleuchtete Post-Tower in Bonn zieht in der Nacht Zugvögel an.© Imago Images/Marc John

Schon seit Jahrhunderten ist bekannt, dass Lichtquellen wie Leuchttürme in der Nacht Vögel anziehen, die dann oft in großer Zahl mit den Gebäuden kollidieren. Über die Gründe dafür wurde lange gerätselt. Mittlerweile weiß man, dass Zugvögel das Magnetfeld der Erde zur Orientierung nutzen.

Wissenschaftler:innen nehmen an, dass Moleküle auf der Netzhaut den Vögeln einen Magnetsinn verschaffen, mit dem sie das Magnetfeld sehen können. Da dieser Magnetsinn lichtempfindlich ist, werden die Tiere in der Nacht von Kunstlicht angezogen – mit fatalen Folgen. Besonders stark beleuchtete Hochhäuser gelten als regelrechte Vogelfallen. Auch weil es den Vögeln schwer fällt, den erleuchteten Bereich wieder in Richtung der Dunkelheit zu verlassen. Weshalb sie oft lange um Lichtquellen kreisen, was sie viel Kraft kostet.

Für eine Studie wurden am "Post-Tower" in Bonn, einem stark beleuchteten, 162,5 Meter hohen Hochhaus, die Opfer des Vogelschlags sechs Jahre lang jeweils im Herbst zur Zugzeit dokumentiert. Insgesamt 1.478 verunglückte Vögel zählten die Forschenden um den Biologen Heiko Haupt, sie kamen zu einem klaren Ergebnis: Nur die Reduzierung der Beleuchtung konnte die Opferzahlen reduzieren. Als die Beleuchtung am "Post-Tower" heruntergefahren wurde, sank auch die Zahl der verunglückten Vögel. Aber selbst die schwache Notbeleuchtung in den Treppenhäusern lockte immer noch Zugvögel an.

An vielen Orten der Welt wird mittlerweile versucht, die Lichtverschmutzung zu verringern. Die Spitze des Empire State Buildings in New York wird nur noch außerhalb der Zugzeiten beleuchtet, auch am "Post-Tower" wurde in Vogelschutz investiert und die Beleuchtung zu den Zugzeiten reduziert.

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Diese Vogelarten sind von Vogelschlag betroffen

Auch seltene Vögel wie der Eisvogel werden Opfer von Kollisionen mit Fensterscheiben.
Auch seltene Vögel wie der Eisvogel werden Opfer von Kollisionen mit Fensterscheiben.© Imago Images/Wirestock

Grundsätzlich sind alle Vogelarten unabhängig von ihrer Größe durch Vogelschlag gefährdet. Am häufigsten verunglücken natürlich die Vögel, die in Deutschland den größten Bestand haben: Amseln, Meisen, Sperlinge, Tauben, Rotkehlchen, Krähen. Häufig sterben Jungvögel durch Vogelschlag, die sich in ihrer Umgebung noch nicht so gut auskennen. Aber auch ältere Tiere prallen immer wieder gegen Scheiben.

Insgesamt mindestens 80 verschiedene Vogelarten sind in Deutschland von Vogelschlag betroffen, vom winzigen Wintergoldhähnchen bis zum Turmfalken oder anderen größeren Vögeln wie Störchen. Auch seltene Arten wie Sperber oder Eisvögel werden immer wieder Opfer von Vogelschlag.

Was kannst du gegen Vogelschlag tun?

👀 Die Fenster sichtbar machen: helle Gardinen, Rollos, Jalousien, blickdichte Fensterfolien oder Fensterfarben machen Fenster für die Vögel als Hindernis erkennbar.

🪰 Ein von außen angebrachtes Fliegengitter hat den gleichen Effekt.

Die Scheibe markieren: In engem Abstand außen auf der Scheibe angebrachte Quer- oder Längsstreifen können Vögeln das Leben retten.

🧼 Verzicht auf Fensterputzen: ein blitzblank geputztes Fenster hat das größte Risiko für Vogelschlag. Durch Staub und Schmutz wird das Glas für die Vögel sichtbarer, der Spiegeleffekt nimmt ab.

💡 Licht ausschalten oder Beleuchtung reduzieren: Natürlich können auch Privataushalte zu Verminderung der Lichtverschmutzung beitragen, indem unnötige Beleuchtung ausgeschaltet wird. Vor großen Fenstern sollte man in der Dunkelheit die Rollläden herunterlassen, um zu verhindern, dass Vögel angelockt werden.

💯 Schon bei der Bauplanung sollten Vogelschutz-Aspekte berücksichtigt werden. Zum Beispiel, dass große Glasflächen durch Sprossen unterteilt oder Durchsicht-Situationen von einem zum anderen Fenster vermieden werden.

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Greifvogel-Silhouetten schützen nicht gegen Vogelschlag

Die weitverbreiteten Aufkleber mit Silhouetten von Greifvögeln verhindern Vogelschlag leider nicht.
Die weitverbreiteten Aufkleber mit Silhouetten von Greifvögeln verhindern Vogelschlag leider nicht.© Imago Images/Eckhard Stengel

Was nicht hilft, sind die weitverbreiteten Aufkleber mit den Silhouetten von Greifvögeln. Die Vögel erkennen die Sticker zwar als Hindernis, versuchen diese aber zu umfliegen und prallen häufig direkt neben der Greifvogel-Silhouette gegen die Scheibe. Auch UV-Stifte zum Markieren der Fenster erzielen nicht die erhoffte Wirkung und verhindern Vogelschlag nicht effektiv.

Was unternimmt der Gesetzgeber gegen Vogelschlag?

Nach einem Vogelschlag klebt Federstaub an einer Fensterscheibe.
Nach einem Vogelschlag klebt Federstaub an einer Fensterscheibe.© Imago Images/Fotostand

In Deutschland gibt es keine Rechtsvorschriften, um die vogelsichere Gestaltung von Gebäuden und Glasflächen zu regeln. Es gibt bislang auch keine Richtlinien für die Maximalwerte nächtlicher Beleuchtung - im Gegensatz zu Tschechien und Slowenien, die Vorreiter bei Gesetzen gegen Lichtverschmutzung in Europa sind.

Hat sich allerdings ein Gebäude als Todesfalle für Vögel erwiesen, stellt es einen Verstoß gegen Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes dar. Das Gesetz besagt, dass besonders geschützte Arten, zu denen auch Vögel gehören, nicht verletzt oder getötet werden dürfen.

Allerdings muss dafür zunächst nachgewiesen werden, dass von einem Gebäude tatsächlich ein deutlich erhöhtes Risiko für Vögel ausgeht – zum Beispiel durch eine Studie, die die Zahl der verunglückten Vögel erfasst.

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FAQ: Die häufigsten Fragen zu Vogelschlag

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