Ernährung
Werden vegane Ersatzprodukte irgendwann günstiger als Fleisch?
- Veröffentlicht: 13.10.2023
- 12:02 Uhr
- Sophia El Mangalify
Immer mehr Menschen verzichten auf den Fleischkonsum und greifen zu Alternativprodukten. Fleischersatzprodukte sind im Supermarkt aber oftmals doppelt so teuer wie Fleisch. Wie kann es sein? Die Antworten darauf gibt es hier.
Das Wichtigste in Kürze
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Menschen in Deutschland, die sich vegetarisch ernähren oder weitgehend auf Fleisch verzichten, zugenommen. Im Jahr 2023 haben sich laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse 8,12 Millionen Menschen als Vegetarier:innen bezeichnet.
Der übermäßige Konsum tierischer Erzeugnisse ist nicht nur schlecht für die eigene Gesundheit, es hat auch Auswirkungen auf das Klima.
Supermärkte stocken ihr Sortiment regelmäßig mit neuen Produkten und Produktlinien auf und bringen viele vegane Ersatzprodukte auf den Markt – diese sind aber zum Teil sehr teuer. Der Discounter Lidl hat angekündigt, vegane Lebensmittel auf den gleichen Preis zu senken, wie vergleichbare tierische Produkte.
Zwölf Prozent der Deutschen kaufen regelmäßig (ca. jede Woche) pflanzenbasierte Fleischersatzprodukte.
Der durchschnittliche Preis von Fleischimitaten lag im Erhebungszeitraum 2020/21 und 2021/22 laut Statista bei 10,80 Euro pro Kilogramm. Im Vergleich dazu kostet Schweinefleisch 7,29 Euro und Geflügel 6,49 Euro pro Kilo.
Gründe für die hohen Preise von veganen Ersatzprodukten
Derzeit sind Fleischersatzprodukte in den Supermärkten teurer als tierische Produkte. Das hat mehrere Gründe:
1. Produktions- und Rohstoffkosten
Die Herstellung von Ersatzprodukten ist meist aufwendiger und auch Rohstoffe wie Sojabohnen oder Hafer können in einigen Regionen teurer sein.
2. Forschung und Entwicklung
Fleischimitate gibt es in Deutschland erst seit wenigen Jahren. Die Produkte müssen erst entwickelt und optimiert werden, daher fließt sehr viel Geld in die Forschung und Entwicklung.
3. Trend
Der Trend, sich fleischlos zu ernähren, gewinnt immer mehr an Popularität. Die hohe Nachfrage in den Supermärkten beeinflusst somit auch den Preis. Die Lebensmittelindustrie muss die Ersatzprodukte nicht zu einem günstigeren Kaufpreis anzubieten, denn sie werden auch trotz des hohen Preises gekauft.
4. Höherer Steuersatz
Für Fleisch gilt ein vergünstigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, wohingegen auf pflanzenbasierte Fleischersatzprodukten wie Sojaschnitzeln der reguläre Steuersatz von 19 Prozent fällt.
5. Fleischersatz ist noch ein Nischenprodukt
98 Prozent des Fleisches in Deutschland stammt aus der Massentierhaltung und kann daher günstig verkauft werden. Die Bevölkerungsgruppe, die zu vegane Produkte greift, ist deutlich kleiner als die, die tierische Produkte kauft. Ein kleinerer Markt bedeutet für Konsument:innen oft ein höherer Preis.
Milch- und Milchersatzprodukte
Nicht nur beim Fleisch: Auch Milch- und Milchersatzprodukte unterscheiden sich preislich deutlich voneinander.
Milch, Joghurt, Käse sind oft in verschiedenen Preisklassen erhältlich. Bio- und Markenprodukte sind tendenziell teurer als konventionelle Milchprodukte. Ein Liter Kuhmilch kann je nach Region und Marke zwischen 0,70 Euro und 1,50 Euro kosten. Spezialmilchprodukte wie laktosefreie oder fettarme Milch sind meist etwas teurer.
Vegane Alternativen wie Mandel-, Soja- oder Hafermilch, pflanzlicher Joghurt und veganer Käse sind oft teurer als tierische Produkte. Ein Liter Mandelmilch kann zwischen 1,50 Euro und 3,00 Euro kosten, abhängig von der Marke und Qualität. Pflanzlicher Joghurt kostet oft mehr als herkömmlicher Joghurt, wobei die Preise auch hier stark variieren können. Auch veganer Käse ist auch in der Regel teurer und kann zwischen 2,50 Euro und 5,00 Euro pro 100 Gramm kosten.
Ist fleischlos gleich gesund?
Fleischlos ist nicht automatisch mit gesund gleichzusetzen. Es ist wichtig, auf eine abwechslungsreiche Ernährung zu achten und alle benötigten Nährstoffe über die Nahrung zu sich zu nehmen.
Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, müssen darauf achten, genügend Eiweiß aus Quellen wie Hülsenfrüchten oder Nüssen zu essen. Ebenso ist eine ausreichende Aufnahme von Eisen wichtig, da pflanzliche Eisenquellen weniger effizient vom Körper aufgenommen werden als tierische.
Spartipps beim fleischlosen Einkauf
🍐 Kaufe saisonal und regional: Saisonale und regionale Produkte sind oft günstiger, da sie lokal angebaut werden und keine langen Transportwege haben.
🥜 Nutze Hülsenfrüchte: Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen sind eine günstige Proteinquelle und können vielseitig eingesetzt werden.
⏱ Plane deine Mahlzeiten: Indem du deine Mahlzeiten im Voraus planst, kannst du gezielt einkaufen und vermeidest Lebensmittelverschwendung.
🍔 Vermeide verarbeitete Produkte: Fleischimitate können teuer sein. Versuche stattdessen, auf natürliche, pflanzliche Lebensmittel zu setzen.
🍅 Kaufe im Großhandel oder auf dem Markt ein: Großhandelsmärkte oder Wochenmärkte bieten oft günstigere Preise für Obst, Gemüse und andere vegetarische Lebensmittel.
🍴 Bereite Mahlzeiten selbst zu: Selbstgemachte vegetarische Gerichte sind oft günstiger als Fertiggerichte oder Essen in Restaurants.
Fleischersatz in Zukunft günstiger?
Der Discounter Lidl hat angekündigt, vegane Lebensmittel auf den gleichen Preis zu senken wie vergleichbare tierische Produkte. Damit reagiert Lidl nicht nur auf einen aktuellen Trend, sondern zielt auch darauf ab, Flexitarier:innen anzusprechen - Menschen, die ihren Fleischkonsum reduzieren möchten, aber dennoch nicht vollständig auf Fleisch verzichten wollen.
Folgende Faktoren können dazu beitragen, dass Fleischersatz in Zukunft für Konsument:innen in allen Lebensmittelgeschäften dauerhaft günstiger angeboten werden:
- Nischenmarkt wird zum Massenmarkt: Wenn die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten weiter steigt und die Produktion zunimmt, wird aus einem kleinen Markt ein Massenmarkt und Produkte können kostengünstiger hergestellt werden.
- Politische Entscheidungen: In der Regierung könnten Regelungen und Anreize geschaffen werden, damit die Bevölkerung eher zu nachhaltigen Produkten greift. Ein Schritt könnte beispielsweise die Senkung der Mehrwertsteuer sein, wie es bei konventionellem Fleisch der Fall ist.
- Rohstoffe: Werden in der Landwirtschaft mehr Pflanzen für Fleischersatzprodukte angebaut, so sinken die Rohstoffkosten.
- Technologische Fortschritte: Die Forschung und Entwicklung stehen noch am Anfang. Wenn Herstellungsverfahren automatisiert werden, können hier auch Kosten eingespart werden.
Ob Fleischersatzprodukte dauerhaft günstiger sein werden als Fleisch, hängt von der Entwicklung dieser Faktoren ab. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die Preise für Fleischersatzprodukte aber mit der Zeit sinken könnten, insbesondere wenn die Nachfrage weiterhin steigt und die Entwicklung der Produkte in der Lebensmittelindustrie voranschreiten.