Inflation, Lebensmittelknappheit, Demos: Das perfekte Urlaubsland, oder?
- Veröffentlicht: 19.02.2020
- 19:45 Uhr
- Franziska Schosser
Trotz Reisewarnungen fahren Menschen in "Failed States" - wie Venezuela. Im Clip: Wir schicken unsere Reporterin in den Gescheiterten Staat. Worauf du bei einem Urlaub im Krisenland achten musst erfährst du weiter unten.
Das Wichtigste zum Thema Failed State und Urlaub
Gescheiterte Staaten (englisch "Failed States") sind Staaten, die nicht mehr funktionieren. Sie können nicht umfangreich für die Sicherheit und das Wohlergehen der Bevölkerung sorgen. Auch Rechtsstaatlichkeit ist nicht gegeben.
Das Leben in einem "Failed State" ist extrem schwierig. Häufig leiden die Menschen unter Armut, Gewalt und einer schlechten Infrastruktur.
Die Regierung in diesen Ländern ist meist schwach oder instabil. So auch in Venezuela. Dort kämpfen aktuell zwei Politiker um die Macht. Seit Mai 2016 herrscht der Ausnahmezustand.
Hinzu kommt eine schwere Wirtschaftskrise. Weltweit hat das Land die höchste Inflationsrate. Für 2020 soll das Preisniveau (laut IWF) um 500.000 Prozent steigen. Zum Vergleich: In der EU liegt die Inflation bei etwa 2 Prozent.
Weil alles ständig teurer wird und das manchmal in nur wenigen Stunden, können sich viele Menschen die Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten.
Klar, dass da auch der Tourismus zurückgeht, seit Mai 2013 hat Venezuela in diesem Sektor rund 80 Prozent Einbußen zu verzeichnen. Es kommen aber weiterhin Urlauber. Gleiches gilt für Länder wie Syrien, Irak oder Afghanistan. Manche Reiseagenturen sind sogar auf Reisen in Krisengebiete spezialisiert.
Mit dieser App bist du auch auf das Krisenland gut vorbereitet
Generell gilt: Die Entscheidung in ein Krisenland zu fahren, solltest du nicht leichtfertig treffen. Sich aus reiner Abenteuerlust in Gefahr zu begeben, ist keine gute Idee.
Wäge genau ab, ob der Besuch wirklich sein muss, er sich lohnt und du womöglich Einheimische kennst, die die Lage vor Ort genau kennen.
Plus: Beachte unbedingt die Hinweise des Auswärtigen Amtes. In der App "Sicher Reisen" vom Auswärtigen Amt gibt es gesammelt alle Infos.
Urlaub im Krisenland: So bereitest du dich am besten vor
📺 Behalte vor der Abreise die aktuellen Nachrichten und die Lage vor Ort im Blick. Schließe zudem eine Reiserücktrittsversicherung und Reisekrankenversicherungsschutz ab.
⚕ Stelle dir eine umfangreiche Reiseapotheke zusammen, viele Standard-Medikamente könnten vor Ort nicht vorrätig sein.
💵 In vielen "Failed States" kannst du nicht einfach mit deiner Kreditkarte zahlen oder Geld abheben. Im Zweifel solltest du immer Bargeld dabei haben - am besten US-Dollar.
🇩🇪 Notiere dir die Bereitsschaftsnummer der Deutschen Botschaft im Reiseland. Hier erreichst du immer jemanden, der dir im Notfall weiterhelfen kann.
🚉 Wie komme ich zum Flughafen? Wie buche ich einen Zug? Fahren Busse noch regulär? All diese Fragen solltest du vor Reiseantritt klären.
Vor Ort im Krisenstaat: Darauf musst du achten
🗣 Bist du in einem "Failed State" angekommen, ist weiterhin Vorsicht geboten. Sei nicht leichtfertig, meide Demonstrationen oder Menschenansammlungen.
🎒 Trage alle wichtigen Dokumente (Ausweis, Geld, Flugtickets etc.) immer bei dir.
💍 Achte auf Taschendiebe und nimm keine Wertgegenstände mit, die du nicht wirklich brauchst.
🤐 Im Falle eines Überfalls solltest du keinen Widerstand leisten.
👜 Flüge sollten im Vorhinein nochmal bestätigt werden. Kontrolliere den Inhalts deines Gepäcks. So wirst du nicht versehentlich zum Schmuggler.
Nicht nur in Venezuela läuft gerade einiges schief
Kein Fail: So schaffen es "Failed States" aus der Krise
Beispiel Burma: Das Land in Südostasien ist zwar immer noch unter den Top 30 der Gescheiterten Staaten, hat dank seinem Reformkurs aber einige Plätze gut gemacht.
Nach Jahrzehnten der Militärherrschaft schlägt der neue Präsident einen neuen, freieren Weg ein: So wurden zum Beispiel Demonstrationen erlaubt und die Medienzensur.
Ausländische Investoren wurden ins Land gelassen und bringen wirtschaftlichen Aufschwung.
Für die Frage, wie "Failed States" geholfen werden kann, gibt es aber keine Musterlösung. Interventionen von außen sind umstritten.